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Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. ^ 190, 18. August 1909. theken ganz ausgeschlossen, dagegen sucht man auf die Kinder einzuwirken, daß sie erbauliche und belehrende Bücher lesen, und auf Bilder wird großes Gewicht gelegt; es gibt in diesen Biblio theken umfangreiche Bildersammlungen, die nach denselben Grund sätzen wie die Bücher geordnet sind. Oberbibliothekar Grundtvig, Aarhus (Staatsbibliothek), sprach über die Ausbildung von Bibliothekaren, und Oberbibliothekar H. O. Lange, Kopenhagen (Kgl. Bibliothek), hielt einen Vortrag über Provinzbibliotheken. Er entwarf den Plan zu einer Bibliotheksordnung der Zukunft mit einer großen Zentralbibliothek in jedem von Dänemarks 18 Ämtern. Auch Bibliothekar Victor Madsens Darlegung, wie ein dänischer Zeitschriftenindex (Inhalts übersicht über alle Zeitschriften) einzurichten wäre, erregte viel Aufmerksamkeit. Der Verein »vannurrlrs kolkeboAZainlivAsr« (Dänemarks Volks büchereien) hielt im Anschluß daran seine Hauptversammlung. Man hat in den letzten Jahren etwa 200 neue Volksbibliotheken in Dänemark gegründet und auch verschiedene Rittergutsbüchereien angelegt. G. Bargum. * Strafrechtliche Preiöaufgabe. — Die Juristische Gesell schaft in Berlin hat für das kommende Jahr eine Preisaufgabe, betreffend den strafrechtlichen Schutz jugendlicher Personen, aus geschrieben: Auf Grund einer eingehenden rechtsvergleichenden Darstellung sind Vorschläge für die Gesetzgebung zu machen. Die in deutscher Sprache abzufassenden Arbeiten sind bis zum I. Juli k. I. bei dem Schriftführer der Gesellschaft, Justizrat vr. jur. Seligsohn (N^v., Prinz Louis Ferdinandstr. 1), unter den üblichen Förmlichkeiten einzureichen. Der Preis beträgt 2000 -F; Preisrichter werden fünf Mitglieder der Gesellschaft sein, von denen zwei der juristischen Fakultät der Berliner Universität an gehören müssen. Die Verkündigung der Entscheidung der Preis richter wird in der Aprilsitzung 1911 erfolgen. PostscheÜverkehr. — Uber den Umfang des Postscheckver kehrs meldet die Deutsche Verkehrs-Ztg.: Die Zahl der Konto inhaber bei den Postscheckämtern im Reichspostgebiete hat Ende Juli 30 407 betragen gegenüber 29 064 Kontoinhabern Ende Juni. Davon entfallen auf das Postscheckamt Berlin 6890, Breslau 2628, Köln 6729, Danzig 1141, Frankfurt (Main) 3035, Ham burg 2440, Hannover 2024, Karlsruhe (Baden) 2240, Leipzig 5380. Der Gesamtumsatz hat sich in den ersten sieben Mo naten auf 4 394 422 699 -// belaufen; er setzt sich zusammen aus Gutschriften in Höhe von 2 222 607 383 (6 645 762 Einzahlungen mit Zahlkarten 1 245 607 215 903 754 Übertragungen von anderen Postscheckkonten 962 965 941 ^L) und Lastschriften im Betrage von 2 171916 216 -k (178 998 Aus zahlungen durch die Zahlstellen der Postscheckämter 619 513 073 -//, 1452 856 Auszahlungen durch die Postanstalten 590 564 106 -//, 907 343 Übertragungen auf andere Postscheckkonten 960 267 584 -//). Von den Rückzahlungen wurden 44,21 v. H. durch llberschreibung vom Konto des Zahlenden auf das Konto des Zahlungs empfängers bewirkt. Das Gesamtguthaben der Kontoinhaber hat sich Ende Juli auf 50 592 168 -//, das durchschnittliche Gesamt guthaben im Juli auf 58 106 904 -// belaufen. (Nach: »Deutsche Verkehrszeitung«.) Personalnachrichten. Otto von Bollinger 1-. — Am 15. August ist im Sanatorium Neuwittelsbach in München der bedeutende Anatom und Patholog, insbesondere ausgezeichnet durch seine erfolgreiche Erforschung der Tierkrankheiten und der Seuchen, derzeitige Rektor der Uni versität München, Geheime Oberregierungsrat Professor 1)r. Otto NittervonBollinger im 67. Lebensjahreunerwartet gestorben. Ge boren am 2. April 1843 in Altenkirchen (Nheinpfalz), studierte er in München, Berlin und Wien, habilitierte sich 1870 in München, wo er 1880 ordentlicher Professor der allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie wurde. 1888 wurde er zum Ober medizinalrat ernannt. — Von seinen Werken seien hier folgende genannt: Die Kolik der Pferde und das Wurmaneurysma der Ein geweidearterien — Zur Pathologie des Milzbrandes — Uber animale Vaccination — Zur Ätiologie der Infektionskrankheiten — Uber Pilzkrankheiren niederer und höherer Tiere — Uber Fleischvergiftung, intestinale Sepsis und Abdominaltyphus — Uber Vererbung von Krankheiten — Uber eine seltene Haargeschwulst im menschlichen Magen — Atlas und Grundriß der pathologischen Anatomie. — Zahlreiche Aufsätze von ihm erschienen in Virchows Archiv, im Deutschen Archiv für klinische Medizin und in der Deutschen Zeitschrift für Tiermedizin und vergleichende Patho logie, deren Mitbegründer und Mitredakteur er war. Er gab heraus: Arbeiten aus dem pathologischen Institut zu München und bearbeitete für Ziemssens Handbuch der speziellen Patho logie: Infektionen durch tierische Gifte und Zoonosen. Sprechsaal. Reinigung des Adreßbuches. — Fortfall des Rabatts für die Privat-Kundschaft. In Nr. 185 des Börsenblatts veröffentlicht Herr Horn einen Artikel, in dem er — wie schon oft zuvor — einen Aufruf an das Sortiment richtet, mit dem Rabatt oder Skonto endgültig aufzuräumen und den Ladenpreis zur Geltung zu bringen. Es ist nicht zu verkennen, daß sich kaum je wieder eine so günstige Gelegenheit finden wird, in diesem Sinne vorzugehen, wie gerade jetzt. Fast alle Bedarfsartikel werden für das Publikum im Preise erhöht unter Hinweis auf die gewaltig gestiegenen Herstellungskosten und neuerdings auch mit Vorliebe unter Hinweis auf die neu geschaffenen Steuerbelastungen. Nur der Buchhandel ist im großen und ganzen diesem Beispiele seither nicht gefolgt, vielleicht abgesehen von einigen schüchternen Ver suchen größerer Verlagsbuchhandlungen, die »Fortsetzungen« im Ladenpreise zu erhöhen oder aber den Rabatt auf diese zu verringern. So ist zurzeit die Lage, obwohl auch im Buchhandel die Produktions- sowie die Regiekosten gewaltig gestiegen sind, worauf das Publikum so leicht hingewiesen werden könnte in dem Moment, wo man ihm mitteilt, daß der Buchhandel im allge meinen an den seitherigen Preisen trotz Ungunst der Zeiten fest- halten werde, unmöglich aber noch Abzüge von den festgesetzten Ladenpreisen gestatten könne. Eine Prämie für Barzahlung (ein Prozent bis zwei Prozent) würde allerdings bei größeren Verkäufen zweckmäßig beibehalten, und ebenso wäre es zu über legen, ob es nicht zweckmäßig sein würde, an dem erst kürz lich abgeschlossenen Vertrage mit den größeren Bibliotheken vorläufig festzuhalten und größeren Instituten, Schulen und Pensionaten nach wie vor ein Skonto von 5 Prozent zu be willigen mit Rücksicht auf das Risiko, das von diesen tatsächlich übernommen werden muß. Das Pro und Contra hier zu erörtern würde zu weit führen. — Jedenfalls erstrebt die neue Verkaufsordnung die Aufrechterhaltung des Ladenpreises, und der Vorstand des Börsenvereins hat gewiß mit Recht den dringenden Wunsch, daß die Orts- und Kreisvereine ihre Verkaufs bestimmungen nach Möglichkeit in Einklang bringen mit den Bestimmungen der neuen Verkaufsordnung. Zum Zwecke der Beratung dieser Angelegenheit hat die letzte Generalversammlung des Kreisvereins Rheinisch - Westfälischer Buchhändler eine eigene Kommission gewählt, die auch gleichzeitig die sehr schwierige Frage der »Reinigung« resp. »Reinhaltung« des Adreßbuches beraten soll. In der betreffenden Generalver sammlung wurde von dem Unterzeichneten angeregt, die be stehenden Ortsvereine gründlich zu reorganisieren und durch An gliederung geeigneter Firmen in benachbarten kleineren Städten zu verstärken, da es auf diese Weise vielleicht möglich sein wird, brauchbares Material für die schwierige Frage der Adreßbuch- reinigung zu erhalten. Daß auf eine gewisse Vollständigkeit des amtlichen Adreß buches 'unter keinen Umständen verzichtet werden kann, ist für mich nicht fraglich; aber anderseits bin ich der Ansicht, daß man durch typographische Änderung des Buches diesem eine Gestalt geben kann, die den Wünschen der verschiedenen Parteien entspricht. Münster i/W. Heinrich Schöningh.