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2845 2846 >09 lern, giebt ein Käufer dem andern die Thüre in die Hand? Rasseln die Holländer 10 Guldenstücke und das Gefolge der kleinen Münze auf den Tischen der Sortimenter? Weiß kei ner wo Zeit hernehmen, um alle Büchersuchcnden zu bedie nen? springt das Heer der Gehülfen im schönen Lokale, fliegen die Ausläufer mit schweren Packen durch die Straßen ? Ach nein! leider von allem diesem weiß der Sortimenter dort nichts! Freilich hat er sein Lokal geschmückt, sein Gas brennt Helle, er und seine Gehülfen stehen bereit, um zu sehen welchen Erfolg ein allenfalls mühsam entworfenes Wcihnachts- Verzeichniß, das auch für gutes Geld geschaffen, bringen wird, aber vergebens, alles was Bücher zuWeihnachten kaufen will, geht nicht zu ihm, sondern zu den Antiquariatsbnchhandlungen, wie solche jetzt genannt werden; von ihnen füllen sich die Spal ten der Zeitungen, bei ihnen bekommt man alles halb umsonst. — Der arme Sortimenter! Zeit hat er genug, nun so studirt er in jenen Inserat-Phalanxen, die seinem Debit ein Ziel fetzen; und was findet er da? Ach so manchen Ladenhüter, Genossen seiner Lehrzeit, die er als Gehülfe noch verkaufte, die ihm aber später kaum mehr möglich war abzusetzen, weil sie im Innern und Aeußern veraltet, trotz allem Vorzeigen stets bei Seite gelegt wurden; aber neben diesen auch so manches gewichtige Werk, welches bei ihm schön gebunden zu redlich bezahltem höhern Preise steht, mit achtbarer Firma auf dem Titel, er begreift cs nicht, er staunt und dennoch ist es so: — die Verlagsorte Leipzig, Halle, Stuttgart, Meißen, ach, sie alle beweisen, daß der Buchhandel jetzt ein andrer werden soll! — Wenn früher hin und wieder ein Verleger en bloc los schlug, so geschah dies aus Noth und seine Firma litt darunter gar sehr. Ist auch der Grund noch wohl öfter derselbe, so wird jetzt darnach nicht mehr gefragt; Scham und Scheu scheinen zu fehlen. Welche Folgen die Zukunft dem Sortimenter und zu letzt dem Verleger bereiten wird, überlegt wohl keiner von ihnen, bringt doch der Moment einige hundert Thaler baac, leeren sich doch die Gewölbe, um neuen Sachen Platz zu machen; ja es kommt schon vor, daß neue Auflagen ver anstaltet werden, während die noch nicht verkaufte den Anli- quariatsbuchhändlern zuflicßt; selbst Anzeige der alten Aufl. neben der neuen in demselben Blatte fand schon statt! Eon sequenz im Geschäft, ruhiges Fortbaucn und gelegentliches stilles Ertragen des Verlustes einer verfehlten Spekulation, wie selten kommt das noch vor! — Aber das Publikum? Je nun das lacht über die Bemü hungen Aller, kauft gelegentlich mancherlei Schund, denn er ist wohlfeil und kostet jetzt soviel Kreuzer als früher Gul den. Und diejenigen, welche kaum noch zu Ladenpreisen ge kauft haben? —nun, die besinnen sich etwas neues zu kaufen oder warten geduldig. Uud endlich der Sortimenter, nach dem wie billig die neue Praxis zuletzt fragt? O der kaut an den Nägeln, summirt sein für Frachten ausgcgebcnes Geld, denkt der Sorgen, Mühe und Kosten, welche seine Ausbildung seiner Zeit gekostet, und findet, daß sein Fleiß, seine Arbeit eine vergebene war; hat er noch zu brechen und zu beißen, so brockt er es wohl in seine bescheidene Suppe, denkt an frühere bessere Tage, sicht mit betrübtem Auge auf sein früheres gesegnetes Wirken, gedenkt mit Sorge seiner Kinder, hofft aber von der Zukunft im Buch handel nichts mehr! — Literatur. E. F. Wurm. Der Lchuy dc« Bcrlag»rccht» gcaen «»»ivarti- ge» Nachdruck rc. <Lchluß.> „Wenden wir uns nach Frankreich.'— Schon die Com mission von 1829 hatte ein Gesetz in Vorschlag gebracht, um den Schutz, dessen National-Wcrkc genießen, auch auf Werke auszudehncn, die in solchen Staaten erscheinen, welche dem Schrift-Eigenthumc gleichen Schutz gewähren würden, (p. 295.) Im Jahre 1839 (!) ward dieser An trag der Pairs-Kammer vvrgelegt und verworfen. Eousin meinte, kein Recht werde durch den Nachdruck fremder Werke verletzt ; dem Ausländer sei man nichts schuldig; das Na- tional-Jntcressc werde durch den Nachdruck ausländischer Werke begünstigt. (;>. 296.) Am 1. und 2. April 1841 ward die Ncciprocitäts-Clausel bei den Deputaten discutirt. Die Debatte war lang und lebhaft; man fand Interesse dar an, von der königlichen und von der parlamentarischen Präro gative zu reden. (z>. 297.) Aber die ganze Discussion war ver geblich. Nachdem alle einzelnen Artke des Entwurfs — zum Theil in sehr veränderter Fassung — angenommen waren, ward über das ganze Gesetz abgcstimmt und dasselbe mit 158 gegen 108 Stimmen verworfen. Also steht man j wieder wo man früher stand." (;>. 298.) Nicht weiter ist man in andern Neichen vorgeschritten. .Selbst in England hat man nichts, auch gar nichts, gelhan, die Gültigkeit des Schrift-Eigcnthums über Großbrittanicns Grenzen hinaus zu führen. — Denn alles was auch nur einem Schatten solcher Anerkennung ähnlich sieht, beschränkt sich auf Beliebung der Befugniß, wegen solcher Anerkennung mit andern Staaten Uebereinkvmmcn zu treffen. „Seit bald drei Jahren besteht dies Gesetz und noch hat es keine Früchte getragen, noch hat Gcoßbrittannien mit keinem fremden Staate eine Vereinbarung getroffen." (>>-293—95.) Deutsche Staaten sind es, die weiter geschritten, die an's Ziel gedrungen sind, die dem Rechte der Schriftsteller und Verleger Anerkennung, die ihm unbedingte Gültigkeit verschafft haben; wie cs deutsche Schriftsteller waren, die i zuerst und zumeist diese Rechte vertreten haben. „Der Bundes-Beschluß — vom 6. Sept. 1832 — ist eben ein solcher Rcciprocitäts-Vertrag zwischen sämmtlichen Bundes-Staaten, der mit Bezug auf den Nachdruck den Ausländer dem Inländer gleichgestellt. — Es war Preußen, dem man diesen Fortschritt verdankte. Als die Sache beim Bundestage nicht vorwärts kam, schloß Preußen in den j Jahren 1827—29 mit allen Bundes-Staaten, bis auf fünf, > Separat-Eonventioncn über die Gleichstellung der beidersei tigen Schriftsteller und Verleger. Nachdem die Angelegen heit so weit im Einzelnen vorbereitet war, stellte Preußen in der 24. Sitzung des Jahres 1829 den Antrag auf den in Rede stehenden allgemeinen Bundes-Beschluß, und es dauerte nur noch drei Jahre, bis der Beschluß wirklich zu Stande kam." 286.) „Während in Frankreich die Zeit mit Redensarten ver loren wird und in England der Grundsatz zwar dasteht, aber noch keine Frucht getragen, hat Oesterreich gehandelt. Am 24. Mai 1840 hat Oesterreich mit Sardinien einen Staats- ^ vertrag geschlossen", dem die übrigen Negierungen Italiens