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2843 109 2844 Durch eine solche Darstellung würde auch naher bekannt werden, daß das Blatt, eben wie das Buchhändler-Börsenge bäude, Eigenthum des Vereins ist, und von diesem die Leipziger Deputation die Ausführung übernommen hat; daß darüber ein Vertrag geschloffen worden ist, mit der Berechtigung zu beiderseitiger Aufkündigung. Es ist nicht zu wünschen, daß dies vyn der einen oder andern Seite geschehe, weil das B.-Bl. in Leipzig doch eigentlich an seinem Orte ist. * Stimmen für oder wider in dieser Angelegenheit des B.-Bl. an den Vorstand abzugcben, forderte ich auf — aber wohl möchte angemessen sein, damit bis 14 Tage vor Jubi late anzustchen, da man bis dahin noch mehr - und vielseitige Erörterungen zu erwarten hat und billig ist, diese vor Abschlie ßen des Urthcils erst zu vernehmen. * Es befremdet, daß die zur Ueberwachung der Redaction des B.-Bl. in Leipzig niedergesehtc Eommission bisher unter lassen hat, den Redacteur zu vertreten. Somit ist anzuneh men, daß dieselbe die Artikel billigt, die uns Bcsorgniß cinflößen. Es befremdet, daß die Erklärung des Hrn. Bädekcr, welcher ich beistimmte, bisher nur anonyme Gegenredner gefunden hat (Nr. l06 ist das letzte mir vorliegende Blatt). Halten die Herren ihre Namen zu hoch, als sie preisgcben zu wollen, wie wir mit den unsrigen gcthan haben? Oder fürchten sie sich? weshalb? vor wem? (Der Anonymus 8->-8 in Nr. 105 hat uns nicht verstanden; auf briefliche Anfrage werde ich demselben freundschaftlich gerne Auf schluß geben.) * * * Mein Auftreten geht gegen die Richtung, die im B.-Bl. übcrzugreisen'schcint, nicht gegen die Person des Rcdactcurs. Herr de Marke als junger Mann näherte sich mir vor Jah ren mit Vertrauen, das ich erwiederte. Als derselbe die Redaction des B.-Bl. übernahm, begrüßte ich ihn freund schaftlich. Herrn de Marke halte ich sehr geeignet für diese Redaktion, die er gewiß mit Sorgsamkeit und Eifer verwal ten wird. Rücksicht ist zu nehmen auf das Mißliche dieser Beamtung, die unausweichlich mit empfindlichen Berührun gen verbunden ist. — Gleiche freundliche Gesinnung wird auch Herr Bädeker für Herrn de Marie hegen. Erfreut haben mich die, den Zweck des B.-Bl. ganz erfül lenden ersten Aufsätze in Nr. 106. Wenn nicht immer so einsichtsvolle im Vorrath sind, so ist deshalb nicht nöthig, Skandal mit „weißen Blättern" zu geben. Einen Bogen weniger die Woche, wird Vielen angenehm sein. * * * , Sei es vergönnt noch Einiges hier bcizufügen; — dem Manne, der am Schluß seiner Geschäfts-Laufbahn steht, geziemt cs wohl zur Einigkeit zu ermahnen, besonders zu einer Zeit, wo große Umwandlungen vorliegen, wie jetzt z. B- die des Sortimenthandels durch die Eisenbahnen. Nicht erspricslich ist die widerwärtige Gesinnung gegen die Leipziger Verhältnisse. Wahr ist, daß von dort für den Svrtimenthändlcc außerhalb viel Nachteiliges ausgeht, — dazu giebt der Stapelplatz die Gelegenheit; an welchem Orte dieser auch sei, immer werden dieselben Uebcl cin- treten. — Gilt es dem Eommissionsgeschäst, so allerdings, daß in alten und neuen Zeiten Leipziger Commissionäre zu Wohlhabenheit gelangt sind; — wollen wir sie aber wegen dieser mühselig erworbenen beneiden? Ich meines Theils möchte lieber mit Abschrciben oder harter Arbeit das Brod verdienen, als wie Jahr für Jahr ohne Rast und Ruhe die Geschäfte Anderer besorgen. Leipzig ist noch immer, wenn nicht die rechte, doch unsere linke Hand. Unrecht ist das statrsindende Gegeneinanderstreben des deutschen Buchhandels zwischen Nordost und Südwest, was sich in unfern Blättern in starker Reizbarkeit aus spricht. Wenn Nordost seine Festung sich zu bewahren sucht, wenn Südwest sich eine Feste auf eigene Hand er bauen will — wer kann's verargen? Wenn's in der Zeit liegt, daß das Bestreben, einen zweiten Stapelplatz zu gründen und fest zu ordnen, gelinge, sodann ist der Wille, das Gestimmt-Band der Literatur Deutschlands, in fester Einheit des Buchhandels, auch in neuer Gestaltung fest zu bewahren, heilige Pflicht. Ich würde dann Südwest eben so angehören wie Nordost. Wir Alten haben volles Recht in dem Bemühen zu be wahren und zu erhalten, doch darf nicht vergessen wer den, daß auch wir früher vorwärts bewegten; sind unsere Gegner offnen, freien Antlitzes in Redlichkeit, und wenn sie wissen was sie wollen und wollen was sie wissen, so haben wir sie zu ehren. — In Zeiten großer Entwickelung gewäh ren die jugendlichen Vorwärtstceiber den steifen Alten eben keine besondere Beachtung — aber auch bedarfs von den Alten nur einiges Abwarten, um übermüthige Bewegter schach und matt werden zu sehen. Soll unser Verein bestehen, so müssen wir, Alt und Jung, unsere Bestrebungen innerhalb der Verhältnisse unseres chrenwcrthen Handels-Geschäfts beschränkt halten — uns vor dem Uebergceifcn hüten. Gotha, d. 12. Dccember 1841. Friedrich Perthes. Der literarische Verkehr in Frankfurt am Main. Heisa, Juchheisa Dudeldumdei Das geht ja hoch her, bin auch dabei! So kann man wohl jetzt jeden Tag bei Anblick der Frank furter Blätter ausrufen. Eines solchen Flors im Bücher- Verkchr kann sich wohl keine Stadt rühmen ; seit Ende No vember bringt beinahe jede Nr. des deutschen Journals oder der Ober-P.-A.-Ztg. Bücher-Anzeigen von zwei, drei auch vier Foliospalten; selbst der nüchterne Kaufmann denkt, und Manche sprechen es sogar aus: Ja im Buchhandel, da muß noch Geld verdient werden, denn solche Anzeigen, die 30 bis 50 fl. kosten, öfter wiederholt werden, welcher Gewinn muß abfallen, um solche Spesen zu decken! Und noch ist's nicht zu Ende, mit dem Decembcc erst beginnt der rasende Galop, Jeder drückt, treibt und sucht nach dem günstigsten Platze, und jene kolossalen Inserate gehen im Rossinischen clrescencko bis zum 24. Decbr., der so ziemlich den Sturm beschwichtigt. Und die nähere Untersuchung hinter den Eonlisscn, wel ches Resultat bringt diese? — Ist denn wirklich in Frank furt a/M. ein so enormer Verkehr bei den Buchhänd-