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shs? 101, 3. Mai 1SS0. Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchvanbel. in der Zollbehandlung für Einbanddecken, Mappen und dergleichen eingelreten. Nach dem Gesetz über Zolländerung vom 22, Dezember 1829 werden Mappen, Einbanddecken und Schutz hüllen, in welche Bücher, Bilder usw, eingelegt werden oder ein geschoben sind, zollfrei gelassen, wenn sie durch äußerliche Kenn zeichnung unzweifelhaft als zu ihrem Inhalt gehörig erkennbar sind und die Kennzeichnung sich ohne Beschädigung der Um hüllung nicht beseitigen läßt. In der Forderung aus Zollbefreiung des buch händlerischen Katalog- und Ankündigungs- Materials werden wir nicht nachgeben. Eine internationale Regelung dieser Frage in dem von uns vertretenen Sinne er scheint uns nicht unmöglich; wenigstens müßten folgerichtig alle Länder, die auf Bücher und Zeitschriften keine Zölle erheben, auch das zu ihrer Ankündigung erforderliche Prospeltmaterial zollfrei einführen lassen. Nach langen Mühen ist es am 15, Januar 1930 gelungen, die den Absatz deutscher Bücher unendlich erschwerende Behand lung von Leinenbänden in der Tschechoslowakei zu be seitigen, Bis dahin bestand Zollfreiheit für gebundene Bücher nur dann, wenn es sich um Buchbinderleinen handelte. Nunmehr sind alle Leinenbände ohne Unterschied beim Versand in die Tschechoslowakei zollfrei, Pressemeldungen zufolge beabsichtigt Polen, einen Schutz zoll auf außerhalb Polens hergestellte Bücher in polnischer Sprache einzuführen. Da es nicht ausgeschlossen erscheint, daß diejenigen polnischen Interessenten, die schlechtweg einen Zoll auf Bücher und Zeitschriften befürworten, Übergewicht bekommen, haben wir die deutschen zuständigen Stellen aus diese Zusammen hänge aufmerksam gemacht. Besonders Hinweisen möchten wir auf die von Herrn vr, Heß und Herrn Schwarz bearbeitete, im Verlag des Börsenvereins erschienene Übersicht über die internationalen buchhändlerischenZollbestimmungen, Sie ist in Karteiform erschienen, kann daher laufend ergänzt und berichtigt werden. Sie gibt über die Zollsätze von Gegenständen des Buch handels nach allen Ländern erschöpfend Auskunft, III. Organisation. Vorstand, Für die Bewältigung der umfangreichen Aufgaben des Vor standes bewährte sich im verflossenen Jahr die Einsetzung des geschäftsführcnden Vorstandes, der nunmehr auf ein abgeschlos senes Arbeitsjahr zurllckblicken kann, aufs beste. Durch seine Tätigkeit war es möglich, einen wesentlichen Teil der dem Vor stand vorbehaltenen Aufgaben auf schnellste Weise zu erledigen und den Gesamtvorstand wesentlich zu entlasten. Selbstver ständlich unterliegen die Beschlüsse des geschäftsführenden Vor standes der Zustimmung des Gesamtvorstandes, Die Geschäfts führung ist für beide im einzelnen in einer Geschäftsordnung fest gelegt, Es machten sich für den geschäftssührenden Vorstand zehn Sitzungen notwendig, während der Gesamtvorstand nur sechsmal zusammenzutreten brauchte. Mit Ablauf des Wahljahres endet satzungsgemäß die Amtstätigkeit des ersten Vorstehers, Herrn Max Röder, Mül heim (Ruhr). Er hat dieses verantwortungsvolle Amt sechs Jahre bekleidet und gehörte vorher schon von 1918 bis 1921 als zweiter Schatzmeister und von 1921 bis 1924 als zweiter Vorsteher dem Vorstand an, Herr Röder hat somit volle zwölf Jahre seine Arbeitskraft und seine hervorragende buchhändlerische Sachkennt nis in den Dienst des Börsenvereins und der buchhändlerischen Allgemeinheit gestellt. In den Jahren seiner Vorsteherschaft sah sich der Börsenverein vor die Lösung schwerster Aufgaben gestellt; es seien nur die Satzungsreform und die Schaffung der neuen Verkaufsordnung hervorgehoben. Diese Jahre werden in der Geschichte des Börsenvereins mit zu den schwierigsten zählen, die er je durchlaufen hat, Herr Röder hat es stets verstanden, dem Schiff des Börsenvereins den richtigen Kurs zu geben. Dafür gebührt ihm der herzliche Dank seiner Vorstandskollegen und aller Mitglieder, 410 Ausschüsse. Den Mitgliedern der Ausschüsse sprechen wir, ohne im ein zelnen auf deren Tätigkeit einzugehen, für die dem Vorstand ge leistete wertvolle Mitarbeit und die damit verbundene Förde rung der Aufgaben des Börsenvereins wärmsten Dank aus. Der Fachausschuß ist Kantate 1929 in Leipzig zur Beratung der neuen Berkaufsordnung zusammengetreten. Von seiner Ein berufung anläßlich der Herbsttagung in Starnberg konnte abge sehen werden, da Beratungsgegenstände für ihn nicht Vorlagen, Hingegen hat dort der Kreisausschuß getagt. Der Vereinsrechtsausschuß hatte in vier Sitzungen über eine Anzahl Beschwerdefälle gegen Mitglieder wegen Verletzung der Berkaufsordnung Beschluß zu fassen. Er hat dabei gemeinsam mit dem Vorstand in vier Fällen aus Ausschließung erkannt. Für sämtliche Ausschüsse sind im Laufe des Berichtsjahres Geschäftsordnungen fertiggestellt worden, durch welche die Tätig keit der Ausschüsse im einzelnen geregelt wird, Geschäftsstelle. Die Tätigkeit der Geschäftsstelle nahm in erheblichem Maße zu, insbesondere auf dem Gebiete der Beratung in allgemeinen und buchhändlerischen Rechts-, Zoll-, Verkehrs-, Urheberrechts-, Verlagsrechts-, Werbe- und Steuerfragen, Für statistische und betriebswirtschaftliche Fragen bestehen besondere Referate, auf deren Wichtigkeit wir ausdrücklich Hinweisen möchten, da sie zweifellos von vielen Mitgliedern nicht richtig eingeschätzt wer den; andernfalls müßte die Beteiligung noch viel größer sein. Sollte eingewandt werden, daß die Mitarbeit eine zu große Be lastung darstelle, so ist das nicht stichhaltig. Die Fragebogen für die Betriebsstatistik sind derart übersichtlich zusammen gestellt, daß es in einem einigermaßen ordentlich geführten Be trieb nicht schwer fallen dürfte, durch einen zuverlässigen Ange stellten die Angaben ausfüllen zu lassen. Die Statistik wird zu um so furchtbarerer Auswirkung gelangen, wenn sie den Kreis aller Mitglieder erfaßt. Die Einsicht von der Notwendigkeit genauer statistischer Beobachtung der einzelnen Betriebe bricht sich immer mehr Bahn, Auch der Einzelhandel vermag sie nicht mehr zu entbehren, wie die Arbeiten der Hauptgemcinschast des Deutschen Einzelhandels auf diesem Gebiete beweisen. Die Zeiten gefühls mäßiger Einschätzung sind vorbei, Finanz- und andere Behörden wollen zuverlässige Zahlen sehen. Und schließlich ist es für den Leiter eines Unternehmens, gleich welchen Umfanges es sei, wich tig genug, die eigene Entwicklung mit der anderer Betriebe ver gleichen und Fehlerquellen nachgehen zu können. Aus allen die sen Gründen ist Mitarbeit an der Statistik unserer Geschäftsstelle ratsam und geboten. Über die wichtigsten Arbeiten der Geschäftsstelle ist jeweils in den Vertraulichen Mitteilungen berichtet worden, soweit Ver öffentlichung im Börsenblatt nicht tunlich erschien. Die Steuer- Rundschreiben bewähren sich immer mehr als wertvolles Hilfs mittel aus diesem schwierigen Gebiete, Der Personalbestand ist im Laufe des Berichtsjahres weiter hin abgebaut worden. Der Leiter des Sekretariats, Herr Ober- seiretär Paul Runge, ist nach fast zweiundvierzigjähriger Tätig keit in den Ruhestand getreten. Wir sprechen dem bewährten Beamten unsern Dank und beste Wünsche für einen gesegneten Lebensabend aus. Völlig unerwartet verschied der Leiter der Adreßbücher-Redaktion, Herr Arthur Schubert, Auch seines Wirkens gedenken wir dankbar. Aus der sonstigen Tätigkeit der verschiedenen Abteilungen der Geschäftsstelle ist folgendes hervorzuheben. Die Steuer stelle entfaltete, namentlich in der Zeit der Steuererklärungen, eine rege Auskunststätigkeit, Besonders hin zuweisen ist auf die im Berichtsjahr erfolgte Schaffung der Treuhand stelle. Wir beschäftigen uns mit der Frage ihrer Einrichtung schon seit langem, wie sie ja auch bei anderen Ver bänden, beispielsweise beim Deutschen Buchdruckerverein, erörtert wird. Dabei war zunächst festzustellen, daß wesentliche Gebiete treuhänderischer Tätigkeit jetzt schon beim Börsenverein, beim Deutschen Verlegerverein und bei anderen buchhändlerischen Or-