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13794 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 277, 28. Novembe- 1908. Irl. Oreb. 1 ^ 80 n.; f. Lalovorek. 1 ^ 50 ^ r>. 8". I'i'aris ^Vilckb in Dortmund. ^Vilät, I Nünnsrolwrtz im Vo1Ir8ton. Op. 61. ^IlLsit bei clir. ?ait. u. 8t. 1 ^ 40 c). Op. 63. 8eü1ummer1i6ck. kart. u. 8t. 1 ^ 20 Op. 64. 88.vA6r§ru8s. kart. 15 8". Nichtamtlicher Teil. Bayrischer Buchhändler-Verein und Münchener Buchhändler-Verein. Zur Rabattfrage. Vgl. Nr. 207, 222, 231, 239, 245, 247, 260, 262, 264, 265, 269, 270, 271 d. Bl.) München, 21. November 1908. Von der Überzeugung ausgehend, daß ein friedliches Zusammengehen von Verlag und Sortiment unbedingte Notwendigkeit ist, bringen die Unterzeichneten Vorstände ihre Anschauung in der gegenwärtig schwebenden Rabatt- Angelegenheit und hinsichtlich des Vorgehens verschiedener Orts- und Kreisvereine in dieser Frage in folgender Weise zum Ausdruck: Der Vorstand des Verlegervereins hat die dankenswerten Beschlüsse seiner Hauptversammlung vom 16. Mai 1S08 nicht nur durch Abdruck in seinen Mitteilungen, sondern auch im Buchhändler-Börsenblatt bekanntgegeben. Des weiteren veröffentlichte der Vorstand des Börsen vereins, zu dessen Organen auch der Verlegeroerein gehört, in seiner an die Verlegermitglieder des Börsenvereins gerichteten amtlichen Bekanntmachung vom 1. Juli 1908 diese Beschlüsse, deren Befolgung er mit warmen Worten nochmals empfahl und die Bitte aussprach, »bei künftig erscheinenden Büchern stets zu erwägen, ob es nicht möglich sei, deren Rabatt statt auf 25"/, aus kO"/, festzusetzen, einen Rabattsatz von weniger als 25"/, aber in Zukunft nur auf die zwingendsten Ausnahmefälle zu beschränken . . . .« Wir sind der Überzeugung, daß der Verbands-Vorstand lediglich in pflichtgemäßer Wahrung der ihm anvertrauten Interessen der Sortimenter gehandelt hat, als er mit einem Anschreiben an eine Anzahl von Verlagsbuchhandlungen heran trat, dessen Fassung in einigen Punkten den Widerspruch des Vorstandes des Verlegervereins hervorrief, während ein Teil der angerufenen Verleger auf die in diesem Schreiben aus gesprochenen Wünsche einging. Wenn ein anderer Teil der Verleger zunächst noch mit seinen Äußerungen zuriickhielt, so lag dies wohl in zwingenden Umständen; denn die Notwendigkeit, bei den steigenden Spesen des Sortiments den Rabatt von 25 Prozent bei wissenschaftlichen Büchern nach Möglichkeit zu erhöhen, ist jo wohl anerkannt. Wir geben uns der Überzeugung hin, daß die Auf forderung des Verbands-Vorstandes, sowie der Appell des Börsenvereins-Vorstandes bei den Verlegern im allgemeinen aus einen guten Boden gefallen ist. Wir glauben schließlich aussprechen zu müssen, daß es besser sein dürfte, zur Vermeidung der Verschärfung de: Gegensätze von einer weiteren Behandlung der Angelegen heit in der buchhändlerischen Öffentlichkeit vorerst abzusehen. Der Vorstand des Bayerischen Buchhändler-Vereins. E. Pohl, 1. Vorsitzender. Der Vorstand des Münchener Buchhändler-Vereine. M. Kellerer, l. Vorsitzender. Fritz Krostewitz. Von Adalbert Roeper. Unter den neueren Radierern nimmt Fritz Krostewitz einen hervor ragenden Platz ein. Der Berliner Meister ist einer der fruchtbarsten ttbersetzungskünstler auf dem Spezialgebiete der Landschaft. Sein Ruf als feinsinniger Interpret besonders der intimen Kunst der Barbizon- Schule ist weit über die Grenzen des Vaterlandes gedrungen und hat ihm mehrfach Aufträge auch von englischen Verlegern eingebracht. Das ist als ein seltenes Ereignis auf dem internationalen Kunstmarkt zu bezeichnen und muß bei dem in England hochentwickelten Verständnis für die Schöpfungen der schwarz-weißen Kunst mit als ein Beweis dafür gelten, daß der Künstler Anrecht darauf hat, zu den ersten seines Faches gezählt zu werden. Sein überaus fleißiges Schaffen und die große .Anzahl seiner Blätter lassen es wünschenswert erscheinen, dem Kunsthandel einen Überblick über das Lebenswerk des Meisters, so weit es bis jetzt vor liegt, an dieser Stelle zu geben. Fritz Krostewitz ist am 4. Juli 1860 in Berlin geboren und besuchte hier die Friedrich-Wcrdersche Gewerbeschule, die er 1877 aus der Ober- Sekunda verließ. Im Oktober desselben Jahres trat er als Lehrling in das Atelier der Theater-Dekorationsmaler Gebrüder Borgmann ein, wo er drei Jahre verblieb. Dann besuchte er vom Jahre 1880 bis 1885 die Berliner Kunst-Akademie. Als im Jahre 1884 der Unterricht im Radieren unter Leitung des Professors Hans Meyer neu in den Lehrplan ausgenommen wurde, bezog Krostewitz diese Klasse. 1885 ging der junge Künstler nach Wien, um sich unter William Unger weiter fortzubilden. Im Meisteratelier dieses Vaters der modernen Radierung verblieb er drei Jahre in emsiger Arbeit, die nur durch eine Reise nach Italien unterbrochen wurde, wo er Studien für die große Original radierung »Neapel« machte. Von 1888 an nahm Krostewitz seinen ständigen Aufenthalt wieder in Berlin, um hier als selbständiger Radierer zu schaffen. Von seinem Lehrer Unger hatte er nicht nur die Geheim nisse der Ätzkunst erlernt, auch der unermüdliche Fleiß und die nie ver sagende Schaffenskraft des Altmeisters nahm Krostewitz sich znm Vor bilde. So entstanden in den verflossenen zwanzig Jahren die zahlreichen großen und kleinen Blätter, die seinen Namen bald jedem Kunsthändler und allen Freunden der Ätzkunst bekannt und vertraut machten. Auf größeren Studienreisen nach Paris, Ungarn, der Schweiz usw. schöpfte der Künstler immer wieder neue Anregungen und frische Kraft zu seiner fruchtbaren Tätigkeit. Die Schöpfungen seiner Hand lassen die aufsteigende Linie der künstlerischen Entwicklung deutlich erkennen. Seine Erstlingsarbeit sind zwölf kleine landschaftliche Originalradierungen zu dem 1884 er schienenen und jetzt vergriffenen Werke »Mein Rhein« von Carmen Sylva (Verlag von Adolf Titze in Leipzig). Die eigenschöpferische Tätigkeit hat Krostewitz nie vernachlässigt. Neben seinen fleißigen Ubersetzungsarbeiten fand er immer Zeit und Lust, die Original radierung zu Pflegen nnd seine Meisterschaft in der Bewältigung deli kater Tönungen auch in selbständigen Werken zu zeigen. Nach mehreren kleinen Strand- und Landbildern von der Ostsee wagte er sich 1888 an die große Platte »Neapel«, die einen sichtbaren Fortschritt in der technischen Fertigkeit zeigt. Die harmonische, dabei kräftige Durchbildung und die erzielte Leuchtkraft verleihen dem Blatte einen dekorativen Charakter von angenehmer Wirkung. Andere um jene Zeit entstandene Originalblätter, wie die kleine Ansicht von »Cronberg« mit der fleißigen Detailzeichnung in den Giebeln und Türmchen der Häuser, mit der flotten und sicheren Durchbildung der Luft- und Wolkenpartien, rücken das Geschick und die Empfindung des jungen Künstlers in Helles Licht. Später bevorzugte er beim originalen Schaffen mehr große For mate, wählte aber fast immer solche Motive, die schon an sich durch große Masseneffekte dekorativen und für die Fernwirkung berechneten Charakter tragen, wie »Königssee«, »Nürnberg«, »Heidelberg«, »Nhein- stein«, »Wartburg« usw. Dabei schenkt er sich aber nichts an der Detail ausführung, an der liebevollen, fleißigen Behandlung auch des Neben sächlichen, so daß diese Blätter ebenso als Mappenbilder das geübte