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288. 13. Dezember 1910. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. VVrsenblatt f. d. Dlschn. vuchhandel. 15483 kauft würden. Die Angeklagten behaupteten, daß der Verkauf nur an Hotel-, nicht aber auch an Restaurationsgäste stattgefunden habe; letzteres sei schon wegen der örtlichen Lage des Verkaufs standes unmöglich. Auf Grund der Beweisaufnahme kam der Gerichtshof aber zu der Überzeugung, daß beim Verkauf kein Unterschied zwischen Hotelgästen und den Besuchern des Hotel-Restaurants gemacht worden sei, und erkannte daher die Angeklagten für schuldig des Vergehens gegen die Gewerbeordnung. Das Urteil lautete auf Geldstrafen von fünf bis zwanzig Mark. (»Tägliche Rundschau.«) Perrault-Denkmal. — Im Tuileriengarten in Paris wurde am 6. d. M. ohne Sang und Klang ein Denkmal des Dichters Charles Perrault, ein Werk des Bildhauers Pech, enthüllt. Es zeigt auf einer girlandenumwundenen Säule die Büste Perraults, dessen Haupt eine wallende Perücke bedeckt. Die Säule um tanzen Kinder und junge Mädchen, worunter eine ersteren be sonders vertraute Figur: «Der gestiefelte Kater«. Denn in der Tat hat sich Charles Perrault, geboren am 12. Januar 1628 in Paris, nicht nur als Akademiker und Freund Colberts und als Architekt durch seine Louvre-Fassade bekannt und berühmt ge macht. Unsterbliches Verdienst erwarb er sich durch sein Werk »6onts8 äs mrr. wsrs äs I'O/s«, worin er in einfacher, liebens würdiger Prosa die reizenden Märchen von Dornröschen, Blau bart, Aschenbrödel, Rotkäppchen, Däumling und dem gestiefelten Kater erzählt. Er war es auch, der Colbert bat, den Tuilerien garten, nachdem er von Le Notre umgewandelt worden war, den Kindern als Spielplatz offen zu lassen. Daher ist sein Denkmal dort vollständig am Platze. Auffindung von Teilen eines Buches aus dem Besitze von Eduard Vogel oder Gustav Nachtigal im inneren Afrika. — Als die Franzosen Abeschr, die Hauptstadt von Wadai, erobert hatten, kam die Nachricht nach Europa, daß im Palast des Sultans ein Manuskript von Nachtigal gefunden worden sei. In Wirklichkeit wurde, wie Charles Rabot in Paris der »Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin« mitteilt, am 2. Juni 1909 bei der Eroberung von Abeschr von Hauptmann Bourreau ein gedrucktes Werk gefunden. Es ist dies ein Fragment einer Sammlung nautischer Hilfstafeln. Eine Menge Seiten davon sind verschwunden; der Rest beginnt mit Seite 7 mit einer Logarithmentafel und reicht bis Seite 58. Dann folgt Seite 235 Tafel XXVI »Wahre Zeit des Auf- und Unter ganges der Sonne«. Die Tafeln setzen sich bis Seite 394 lücken los fort; die letzte trägt die Nummer XXXXI und hat den Titel' »Hafenzeit«. Daran schließt sich ein Verzeichnis von Ver besserungen. Der Hauptmann Bourreau glaubt, daß das Fragment aus dem Besitz entweder von Vogel oder von Nachtigal herrühre, Charles Rabot glaubt elfteres, da eine Tabelle XXXIV Breite und Länge der merkwürdigsten Seestädte, Küsten, Inseln, Felsen bänke usw. für die Küste von Grönland noch nicht die Angaben von Duner und E. A. Nordenskiöld vom Jahre 1865 enthält. Die »Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin« bemerkt hierzu: Wir teilen Herrn Rabots Ansicht, daß eine Reliquie von Vogel vorliegt, der 1866 in der Nähe von Abeschr ermordet wurde, da die Fragmente, wie uns Herr vr. Wedermeyer von der Nautischen Abteilung des Reichsmarineamts mitteilt, offenbar Teile der fünften, 1850 erschienenen Auflage des Handbuchs der Schiffahrtskunde, im Aufträge der Hamburger Gesellschaft zur Verbreitung mathematischer Kenntnisse verfaßt von C. Rümker, sind,» möglicherweise auch von der schon 1844 erschienenen, mut maßlich gleichlautenden vierten Auflage.« (Vossische Zeitung.) « Re«e Bücher. KataLvse «sw. für D»chhSndler. gsrmLllll Lrüoksr in Krisäens-u. vsi.-8<>. 7 8. Von den vielen »Kisten« die jetzt als Witzsammlungen das menschliche Gemüt erheitern sollen, wird die oben angeführte Auswahl wenigstens in antiquarischen und bibliophilen Kreisen, diese Aufgabe glänzend erfüllen, wenn sie auch nicht so umfangreich ist, wie andere, gleichem Zwecke dienende »Kisten«. Es ist konzentrierter Witz, der die bekanntesten Er eignisse des Büchermarkts ganz vortrefflich in humoristischer Beleuchtung zeigt und kleine Schwächen und Menschlichkeiten unserer bibliophilen Kreise in harmloser Weise dem Lachen der Kollegen ausliefert. Corona Schröter. Briefe und Zeugnisse. Den Teilnehmern an der Generalversammlung der Gesellschaft der Biblio philen in Berlin (4. Dezember 1910) überreicht von M(artin) B(reslauer). Gedruckt bei Poeschel L Trepte in Leipzig. 8°. 24 S. in Umschlag. Alle Personen, die »rings um Goethe« gelebt haben, ge nießen bei der heutigen großen Verbreitung und Ausdehnung der Goethe-Forschung in literarischen Kreisen aufmerksame Beachtung. So wird auch das kleine Heftchen, das einige Briefe von der zu den Frauengestalten des »klassischen Weimar« gehörigen Sängerin Corona Schröter in Faksimile enthält, die nötigen Erläuterungen dazu gibt und sonst noch einiges zu ihrer Lebensbeschreibung bringt, das Wohlgefallen und Interesse der bibliophilen Feinschmecker in hohem Maße erregt haben. Katalog äsr Lueb- unä KuostdsoälunA vlrieb Lubrs k§aeb- tolAsr: vs.ns 6oIt2 in 21 üneben, Lri6nnsr8t.rs.88s 8. 8". 20 8. 6 ^Vs8 ^obenlren nu in äis8srn äsbrs ru IVsibnsebtsn. VsrLsiebnis äsr Ooltr-öLnäs. 4". 4 8. Personalnachrichten. * Professortitel. — Dem Bibliothekar des Reichsmilitär gerichts vr. jur. Maas in Berlin ist der Titel Professor ver liehen worden. * Professor Or. Carl Dunker r. — Der Rektor der Handels hochschule in Berlin Geheimer Regierungsrat Prosessor vr. Carl Dunker ist, erst so Jahre alt, in der Nacht zum 10. Dezember an den Folgen einer Operation gestorben. 1880 in Bremen ge boren, studierte er in Göttingen und Berlin neuere Sprachen, Geschichte und Geographie und war darauf als Lehrer an Ber- liner Lehranstalten tätig. Daneben wirkte er als Dozent für Handelsgeographie in den Kursen, die von den Altesten der Kaufmannschaft von Berlin ins Leben gerufen waren. Von 18SS bis 1903 war er Direktor der von der Korporation der Berliner Kausmannschast geschaffene» kaufmännischen Fortbildungsschulen, trat dann in das Handelsministerium ein, kehrte aber IMS zur Lehrtätigkeit zurück als Prosessor für Handelsgeographie und kaufmännisches Unterrichtswesen an der neugeschaffenen Berliner Handelshochschule. Im Oktober 1909 übernahm er deren Rektorat. Literarisch ist er mehrfach hervorgetreten. Genannt seien hier folgende Werke: Kolonien und Kolonisation. fI898) — Plan einer höheren Handelsschule. <IgvO) — Sollen wir in Berlin obligatorischen kaufmännischen Fortbildungsunterricht einrichten? <1991.) — Der Religions-Unterricht in den Fortbildungsschulen. <1903) — Der deutsche Kaufmann und die koloniale Expansion der Völker West europas. <1910). — Mit Ernst Brandenburg verfasste er: Ddo vngüsd LlorL. <2 Teile. Teil I in 7. Aust. 1910.) Sprechsaal. Zur Erklärung von 47 Verlegern in Nr. 228 d. Bl. vom 1. Oktober 1910. (Vgl. Nr. 228, 257, 264, 266, 267, 270, 271, 273, 274, 275, 276, 279, 280 d. Bl.) Erklärung. In Nr. 228 des Börsenblatts veröffentlichen 47 Verleger eine Erklärung, in der sie 1. dem Vereinsausschusse die Befugnis absprechen, vom Vor stande des Börsenvereins geforderte Gutachten über die Auslegung der buchhändlerischen Gesetze abzugeben, und 2006*