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Überhaupt ist es ja eine Binsenwahrheit, daß vorzugsweise das Neue und Ungewöhnliche in der Reklame sicheren Erfolg ver spricht. Die Mißerfolge liegen stets aus den ausgetretenen Spuren und ausgesahrenen Gleisen. Was hier für das Große gilt, gilt auch für das Kleine und Kleinste. Ein Prospekt mit einem Alltagsgesicht hat die beste Aussicht auf ein unrühmliches Ende in den Tiefen des Papierkorbcs. Darum heißt das Ge bot der Stunde: Nachdenken! Wie mache ich es? In sehr hüb scher Weise hat sich die Kunststube Bickhardt in Bad Eilsen (Schaumburg-Lippef bei ihrem Publikum durch einen Prospekt eingeführt. Es ist eine in schöner Ungcrsraktur ge druckte vierseitige Abhandlung »Vom Wesen und Wert der Ra dierung«. Auf der ersten Seite am Kopfe sind die Firma und darunter die wenigen Schlagworte typographisch gut verteilt an gebracht: »Gute, schöne Bücher« — »Ständige Ausstellungen« — »Besonders gepflegt: Originalradierungen erster Künstler« — »Unverbindliche Besichtigung gern gestattet«. Die Firma teilt mit, daß sie durch die Verbreitung dieser Reklamedrucksache ihren Absatz an Radierungen, aber auch an besseren Büchern wesent lich gesteigert habe. Angesichts der Zunahme der Kongresse und Versammlungen aller Art tritt an den Buchhändler jetzt häufiger die Anforde rung heran, kleine Bücherausstellungen oder Verkaufsstände auf kurze Dauer aufzustellen. Nicht immer stehen hierfür die gecig- neten Möbel zur Verfügung. Infolgedessen dürfte es manchen Berufsgenossen interessieren, daß die Deutsche Gesell schaft für Auslandsbuchhandel einen praktischen, leicht transportablen Ausstellungsschrank unter der Marke »Expreß« herausgebracht hat. Er stellt eine Kombination von Versandliste und Ausstellungsschrank dar. Die Konstruktion ist derart, daß der zu einem Versandbehälter umgewandelte Schrank nicht nur seinen ganzen Oberbau, sondern auch alle Ausstellungs gegenstände in sich ausnehmen kann. Demnach kommt das Ver senden der Gegenstände in besonderen Kisten in Wegfall. Sinn reich angebrachte Verpackungsleisten schützen das Ganze vor Be schädigungen auf dem Transport. Leichte Beweglichkeit ist durch Rollen am Fuße gewährleistet. Die Aufstellung des Schrankes erfordert nur wenige Minuten. Er ist dort am Platze, wo ein weiterer Transport notwendig und für den Bücherverkauf — wie das sehr häufig der Fall — nur geringer Raum verfügbar ist. So ließe sich an der Hand von allerlei Beispielen das Thema der »kleinen Mittel« noch weiter spinnen. Die allgemeine Teue rung, die sich ja leider auch auf alle Gebiete der Reklame erftreckt — man denke nur an die Herstellungskosten von Katalogen und Prospekten —, nötigt geradezu zu tieferem Nachdenken, wie man ohne allzu große Unkosten Zwecke erfüllen und Ziele er reichen kann, für die sonst viel erheblichere Mittel verfügbar waren. Infolgedessen ist die Politik der kleinen Mittel heute gerade für den Buchhändler zu einer ungeahnten Bedeutung ge langt. Wenn aus dem Vorstehenden hervorgeht, daß der Bronnen noch lange nicht erschöpft ist und daß außer den er kennbaren Wegen noch manche andere nach Rom führen, so kann wohl angenommen werden, daß dem Börsenblatt noch weitere zeitgemäße Propagandamittel aus der Praxis heraus gemeldet werden. Kurt Loele. Französische Buchpropaganda. Nach dem Vorbilde der »I7niver8it^ ?re88« in Amerika und ähnlichen Vereinigungen in anderen Ländern hat sich in Frankreich unter der Bezeichnung »I^a 8oeist6 des presses univermtaires äe b'ranee« eine Gesellschaft gebildet, die sich die Aufgabe gestellt hat, den Druck und die Verbreitung solcher Werke zu ermöglichen, die nur mit einer kleinen Auflageziffer rechnen können und deshalb aus finanziel len Gründen bei der gegenwärtigen Preisbildung vielfach nicht veröf fentlicht werden können. Die Gesellschaft, die mit der tatkräftigen Unterstützung durch die Universitäten und weite Kreise der Wissenschaft und Industrie rechnet, will insbesondere auch der Verbreitung des fran zösischen Buches und damit zugleich der Stärkung des französischen Ein flusses im Auslande dienen. Die Einzelheiten über die Organisation und die Ziele der Gesell schaft ergeben sich aus einem Artikel im »?etit .lournal«, den wir nach stehend in Übersetzung wiedergeben (gekürzt): »Das französische Denken ist heute von einer so großen Gefahr be droht, wie cs sie bisher noch nicht gekannt hat. Man hat immer über die Bedrängnis unserer Gelehrten gesprochen, über das Elend unserer Laboratorien, über die Gefahren, die in der Entwicklung und Ver breitung unserer Kultur durchzumachen sind durch die zu hohen Preise der französischen Bücher. Selbst jetzt, wo die Vorteile des Sieges dem fran- zösischen Einfluß gesichert sind, wo die v-evbündeten und alle neu entstandenen Nationen unserer geistigen Richtung angchören, ist die Verbreitung der französischen Ideen stark beeinträchtigt durch die Un möglichkeit, sie unter die Allgemeinheit zu bringen. Um die Heraus gabe der französischen Werke zu erleichtern, die heutzutage Schwierig keiten aller Art begegnet, wäre es angebracht, eine Einigung der Künst ler und literarischen Kreise, der Universitäten und Industriellen zu einer Genossenschaft für Druck und Herausgabe herbeizuführen. Herr Peter Marcel, Professor an der Schule der schönen Künste, einer der zwei Leiter der Gesellschaft, die dieser Sache auf die Beine helfen will, hat uns freundlicherweise von den bisherigen Resultaten Mitteilung gemacht. Er schreibt: Von jetzt ab besteht die 8oeiät6 äea ?re8868 univ6r8itaire8 äs b'ranee. Wir hatten zuerst daran gedacht, sie als 8oci6t6 anonyme zu gründen, Huden uns aber dann für eine 8oei4te kooperative ent schieden, die besser geeignet erscheint, intelligente Leute zu sammeln, die es dann zu organisieren gilt. Die Aufgabe wäre? Die Werke im Volke verbreiten zu können, die, ihre Natur und die Beschränktheit des Absatzes betrachtet, nicht in großer Auflage erscheinen können und deshalb zu hohe Preise bekommen. Zum Beispiel kostet ein Druck, der vor dem Kriege 5 oder 6 Francs verlangte, heute das Dreifache. Eine Anzahl von Schrift stellern kann ihre Werke nicht veröffentlichen, die auf diese Weise auch für die Wissenschaft im allgemeinen, besonders aber für die französische Wissenschaft verlorengehen. Bestehen im Ausland ähnliche Unter nehmen? Gewiß, und sie haben ihre Proben bestanden. In Amerika ist die IInivei-Ztty ?rs88 mit dem Druck aller Werke großer Persönlich keiten und Gelehrten betraut. So ist es auch in England und Rumä nien. Was in den verschiedenen Ländern gelungen ist und so gute Dienste leistet, das muß bei uns doch auch glücken und einen so guten Erfolg einbringen. Das ist eine großartige Idee, und sie ist auch dazu angelegt, alle die anzuspornen, die betrübt darüber sind, die Herrschaft des Geistes bei uns im Lande und im Auslande den Abglanz unseres Gedankens bedroht zu sehem Die Universität von Paris selbst hat uns, als die finanzielle Frage angeschnitten wurde, ihre Mitwirkung ohne Vorbehalt versprochen. Nicht nur ihre bedeutendsten Professoren, ihr Rektor Herr Appell an der Spitze, haben seit Anbeginn ihren Beitritt erklärt, sondern die Universität selbst zählt zu unseren Unterzeichnern. Die 8oci6te äe8 kre^es univer8ltair68 verspricht sich nichts davon, Geschenke zu machen, sondern will nur den Gelehrten und Forschern er möglichen, auf allen Gebieten der Wissenschaft ihr Volk und die ganze Welt aus ihren Werken Nutzen ziehen zu lassen. Einem Unternehmen, an dem so viele Gelehrte, so viele Professoren, so viele u»Leteiligte Schriftsteller interessiert sind, kann nicht der Gedanke des Krämer geistes untergeschoben werden. Die erste Mitwirkung der Universität von Paris soll in unge fähr 14 Tagen praktisch werden. Ihr Verwaltungsrat ist gegründet: er umfaßt die Universitätskreise, die großen Gelehrten, gleichzeitig Kreise der Industrie. Neben diesem Rat hat man noch ein technisches Komitee geschaffen, dessen Aufgabe es ist, die Veröffentlichung der Werke, die einen wirklichen künstlerischen Wert haben, zu bestimmen. Diese Veröffentlichungen werden zum Selbstkostenpreis gemacht werden können, sei es auch nur mit einer Mindestersparnis von 2558 von den gewöhnlichen Preisen. Wird Paris sich allein diesen Vorteil zunutze machen? Nein, glich im übrigen Lande werden ähnliche Wohltätigkeitseinrichtnngen geschaf fen werden, sei cs, daß jede Universitätsstadt eine Sektion unserer Ge sellschaft besitzt, sei es, daß, was vorteilhafter scheint, jede dieser Städte selbsländiger Sitz einer Organisation wird. Diese verschiedenen Grup pen sollen sich dann zu einer »Union äe Eoop6rative8« zusammen- schließen, der die Verwaltung der Druckereien, die die ?i68868 univer- 8itaire8 besitzen, obliegen wird. Die Verbreitung der französischen Bücher im Ausland beschränkt sich mehr und mehr. Finden wir da kein wirksames Mittel, dieser Ge fahr zu steuern? Das hoffen mir doch, und das wird eine unserer wich» tigsten Arbeiten sein. Die Länder mit niedriger Valuta, besonders die von Mittel- und Osteuropa, können unsere Bücher nicht kaufen, da sie zu teuer sind. Was die hochvalntigcn Länder anbetrifft, so scheint der französische Verleger sich nicht genug Mühe gegeben zu haben, dort seine wissenschaftlichen Werke zu verbreiten. Unsere Vereinigung wird sich bemühen, diesem doppelten Übelstand abznhelfen. Gegenüber den Ländern mit niedriger Valuta sollte man im eigenen Lande besondere 1696