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^ 14, IS Januar 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 737 Nichtamtlicher Teil Mittel zur Erleichterung der Bücher Ausfuhr. Ein dem 6. Internationalen Verleger-Kongreß, Madrid, 26.—30. Mai 1908, erstatteter Bericht*) von Jose Gallach (Barcelona). Der Gedanke, mich unter sehr schätzenswerten Kollegen zu befinden, und der Wunlch, soweit es meine schwachen Kräfte erlauben, zu dem großen Nutzen beizutragen, den dieser Kongreß sicherlich für das Verlagsgewerbe haben wird, haben mich veranlaßt, der Einladung meiner werten Kollegen Folge zu leisten und an Ihren Verhandlungen tätigen Anteil zu nehmen. Obgleich mich besondere Umstände in die Lage versetzt haben, ein Vcrlagshaus in Barcelona zu leiten, sind meine Kenntnisse doch sehr begrenzt, und» meine Erfahrung ist sehr gering, um so mehr, als ich diese einem ganz be sonderen Zwecke widmen mußte, nämlich der Entwicklung der Elemente, die mir anoertraut waren. Das ist eine der Schwierigkeiten, gegen die ich zu kämpfen habe, wenn ich versuche, die Regeln und Methoden zum allgemeinen Verständnis zu bringen, die ich für eine be stimmte, konkrete Handlung angewandt habe. Da Ihr Wohl wollen aber hoffentlich ebenso groß ist wie mein guter Wille, so werde ich mich bemühen, Ihnen alle Gedanken zusammen fassend vorzutragen, die ein so verwickelter Gegenstand mir eingegeben hat, der meiner Meinung nach ebenso schwierig ist, wie es die Mittel sind, die den Bücherexport erleichtern sollen. Welches sind nun diese Mittel? Diejenigen, welche die den früheren Kongressen vorgelegenen und von ihnen angenommenen Berichte und Schlußfolgerungen geprüft haben, werden sich besonders durch die ausführlichen Arbeiten in Mailand von Emile Bruylant über Buchhändler-Fach schulen, von Hoepli über Bücher - Ein- und -Ausfuhr und über den von Otto Sperling so geschickt behandelten Gegen stand »Der Reise-Buchhandel« genau unterrichtet und die Überzeugung erlangt haben, daß alle diese Arbeiten und die ihnen gefolgten Beschlüsse in vielen Punkten übereinstimmen und so eng mit dem mir übertragenen Thema verknüpft sind, daß sie für den von uns verfolgten Zweck und das von mir angedeulete Thema eine große Bedeutung haben müssen. Nach dem Ausspruch Brurflants soll der Buch handel sich nicht auf den Verkauf des Buches beschränken; sondern er soll als ein Beruf von höherer Bildungsstufe zahlreiche und mannigfaltige Kenntnisse von denjenigen fordern, die sich ihm widmen. Wenn ich alle Betrachtungen wirt schaftlicher Art beiseite lasse, glaube ich und bin ich überzeugt, daß man suchen muß, das geistige Niveau des Personals zu heben, das den Verkehr zwischen Publikum und Verleger vermittelt und ein sehr wichtiger Faktor beim Verkauf von Büchern ist. Ich will nicht auf die wirksame und wichtige Rolle eingeheu, die der Sortimenter in seiner Eigenschaft als Zwischenhändler spielt; dieser ist infolge zahlreicher und mannigfaltiger Umstände auf die Grenzen eines passiven Handels angewiesen. Ich will von dem Bücherreisenden sprechen, dessen geistiges Niveau im allgenieinen, wenigstens in Spanien, nicht derart ist, daß es seiner Mission als Herold der Literatur und Wissenschaften entspräche. *1 Bgl. 1908 Nr. 147 (v.-. Ludwig Volkman», Leipzig); 1909 Nr. 16, 17, 19, 22, 26 (Alfred Voerster, Leipzig); 1910 Nr. 1 (Alexandre Jullien, Genf; Paul Orrier, Madrid); Nr. 2 (P. Bar- bsra, Florenz); Nr. 3 (Lucien Layus, Paris); Nr. 7 (Gustavo Gili, Barcelona). Börsenblatt filr den Deutschen Bnchhanöcl 77. Jahrgang. Ich glaube nicht nötig zu haben, auf die durch meine obigen Bemerkungen veranlaßten Betrachtungen einzugehen, um so weniger als die daraus abzuleitenden praktischen Folgerungen die auch meinem Thema innewohnen, in den von mir erwähnten Arbeiten der Herren Hoepli, Bruylant und Sperling enthalten sind. Indem ich in eine andere Betrachtungsreihe eintrete, muß ich vor allem dem Umstande Rechnung tragen, daß in Anbetracht der Mannigfaltigkeit der Produktion, der Herkunft und der Bestimmung es beinahe unmöglich ist, in einem Beschluß die Mittel zusammenzufassen, die man in gleicher Berücksichtigung aller Verhältnisse zur An wendung bringen könnte. Jedenfalls wäre das für die Bedürfnisse der Ausfuhr englischer und deutscher, nach den spanisch-amerikanischen Staaten bestimmter Werke nicht möglich, und auch die in Spanien, in spanischer Sprache verlegten Bücher bieten keine solchen Bedingungen wie die für die Ausfuhr nach den nördlichen und mitteleuropäischen Ländern bestimmten Werke. Wenn man nun die nach Herkunftsland, Sprache und Natur der Werke entstehenden Unterschiede beiseite läßt, so ist es nötig, auf die Art und den Charakter der Erzeugnisse Rücksicht zu nehmen, auf Einzelheiten, die auf den ersten Blick keine Bedeutung zu haben scheinen, die aber doch sehr wesentlich sind und nach ihrem richtigen Werte eingeschätzt werden müssen. Behufs Erreichung des ins Auge gefaßten Zieles ist meiner Ansicht nach der erste Faktor alles das, was auf die Herstellung des Buches Bezug hat, d. h. alles, was mit seinem Druck in Verbindung steht, ebenso auf alle die ver schiedenen Stoffe, die zu seiner Herstellung dienen, und diese müssen den Bedürfnissen der Zeit angepaßt sein, in der wir leben. Beim Verlag eines Buches sollten sich die Verleger bewußt sein, daß sie nicht nur eine gewerbliche Arbeit leisten, sondern auch eine sehr edle Mission erfüllen; sie entwickeln die bei der Produktion mitwirkenden Künste und tragen weiter zur Verbreitung der Kenntnisse und zur Reinigung des guten Geschmacks bei, indem sie die Leser unwillkürlich so weit bringen, alles das zu lieben, was schön ist und das künstlerische Gefühl weckt, ob nun das Buch für das Studium oder für die Unterhaltung bestimmt ist; auf diese Weise werden die Verleger einen heilsamen Einfluß ausüben nnd dem Geiste Genüsse verschaffen. Es ist klar, daß der Fortschritt gleichen Schritt mit einer Ermäßigung des Bücherpreises halten muß. um sie auch den wirtschaftlich schwächeren Klassen der Gesellschaft zugänglich zu machen, d. h. denen, die aus Humanitären Rücksichten nicht des Vergnügens beraubt sein sollten, ein Buch zu besitzen und aus den darin enthaltenen Lehren Nutzen zu ziehen. Demnach kann dieser Teil meines Vorschlages in folgende Worte zusammengesaßt werden: »Verbesserung der materiellen Bedingungen der Verlagserzeugnisse und Er mäßigung der Preise in dem Grade, daß elftere der Masse des Volkes zugänglich werden, die Produktion vergrößern und die allgemeine Bildung fördern.« Die verschiedenartige und willkürliche Feststellung der Preise durch die Sortimenter und Wiederoerkäufer ist eine der Schwierigkeiten, die der Entwickelung der Ausfuhr hinderlich sind, da der übertriebene Preis der Bücher notwendigerweise die Anzahl der Käufer zum Nachteile der Produktion und folglich des Verkaufes beschränkt. Der Vorwand der Kurse dient im allgemeinen den Buchhändlern Amerikas, das heißt den berufsmäßigen 97