Volltext Seite (XML)
vvrsenbl"'t f. d. Dtschn. Buchhandel. Rcdaktioncller Lei!. ,l-f 286, 9. Dezember I9l6. zur Gründung einer eigenen Aktiengesellschaft geführt hat. Im Generalgouvernement Lublin sind jetzt ebenfalls Feldbuchhand lungen errichtet worden. Es gereicht mir zur besonderen Freude, neuerlich diese Ge legenheit benützen zu können, um dem Kommando des Kriegs- pressequartiers, an dessen Spitze Herr Generalmajor von Hoen, der verdienstvolle Direktor des Kriegsarchivs steht, unseren ver bindlichsten Dank für die Förderung, die es uns direkt und indirekt als unser Vermittler beim Armeeoberkommando an gedeihen läßt. Sehr bedauerlich ist, daß es in unserer Monarchie den Buch händlern nicht gestattet ist, wie im Deutschen Reiche, Bücher an Kriegsgefangene direkt zu liefern. Ein solcher direkter Ver kehr ist aus militärischen und politischen Gründen unstatthaft. Dagegen hat das Kriegsministerium eine Abteilung des Zen tralnachweisbureaus zur Vermittlerin in diesem Verkehr ge macht. Wir haben dieser »Stelle H« das Recht eingeräumt, die Bücher, die sie für Kriegsgefangene braucht, mit 197° zu be ziehen, respektive wir haben den Sortimentern gestattet, dieser Stelle einen 10 7»igen Rabatt zu gewähren. Die Gründe, die uns dazu bewogen, haben wir in der damaligen Bekannt machung mitgeteilt. Leider hat sich aber das Zentralnachweis- bureau auch an die Verleger gewendet und wollte von diesen höhere Rabattsätze erlangen, wodurch der reguläre Sortimenter sland zu großem Schaden gekommen wäre. Wir haben gegen dieses Vorgehen Einspruch erhoben, und wir hoffen, daß, zu mal dieser ganze Verkehrsdienst einer Neuregelung unterzogen werden soll, demnächst neue, im Einvernehmen mit uns fest gelegte Grundsätze in Kraft treten werden. Wie Ihnen bekannt ist, versieht noch eine andere Stelle die Kriegsgefangenen mit Lektüre. Es ist dies das Fürsorgekomitee des Roten Kreuzes für Lektüre für Kriegsgefangene an der Wiener Technik. Diese Institution sendet an Kriegsgefangene gratis und aus rein Hu manitären Gründen Bücher, die durch freiwillige Spenden ge kauft werden. Wir haben keinen Anstoß genommen, dieser In stitution das Recht einzuräumen, ihren Bedarf direkt bei den Verlegern mit Buchhändlerrabatt zu beziehen, da wir von dem Standpunkt ausgegangen sind, daß diese Bücher nicht gekauft würden, wenn nicht durch die Tätigkeit dieser Institution die freiwilligen Gaben für die Beschaffung dieser Bücher aufgebracht werden würden. Im übrigen besteht in Deutschland eine ana loge Institution, die ebenfalls den vollen Buchhändlerrabatt erhält. » Am 1. Oktober sind zwei einschneidende Neuerungen ins Leben getreten, die speziell auch unseren Stand sehr in Mit leidenschaft gezogen haben. Es ist dies die neue Postvorschrift und die kaiserliche Verordnung betreffend den Rechnungsstempel. Was die Postordnung anbelangt, so sind ja in derselben einige anerkennenswerte Neuerungen und Fortschritte zu verzeichnen, wie insbesondere die Einführung der Geschäftspapiere und der Postauftragskarten für Beträge unter 20 Kronen. Im großen Ganzen bedeutet jedoch diese Postordnung eine neuerliche starke Belastung der Handelswelt, und die betreffenden Vereinigungen sowie die unsere werden Wohl gegen einzelne Bestimmungen Stellung nehmen müssen, um eine Revision dieser Verordnungen herbeizuführen. Sehr drückend sind auch die Bestimmungen der neuen Rechnungsstempelordnung, zumal der Wiener Korporation das bisherige Übereinkommen mit dem Finanzärar, das vorbild lich war für verschiedene Abmachungen in unseren Kronländern, gekündigt worden ist. Wie Sie aber wissen, hat die Korporation gegen diese Kündigung einerseits rekurriert, anderseits hat sie bereits beim Finanzministerium angesucht, daß möglichst rasch Verhandlungen beginnen mögen, damit ein neues Übereinkom men zustande käme, das dann jedenfalls wieder vorbildlich für den ganzen Verkehr der Buchhändler werden würde. Wir bitten die Leitung der Korporation, dieser Angelegenheit ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken, und wünschen ihr zu diesen Ver handlungen Glück. Allerdings wird vielleicht diese neue Ver ordnung Anlaß geben, manche allzu schwerfällige überkommene zeit« und papierverschwendende Usance in unserem Verkehr ab zuschaffen. Beratungen über diese Gegenstände sotten demnächst aufgenonnnen werden. i486 Zu diesem Bericht ergreift niemand das Wort. Der Vor sitzende erklärt ihn daher für angenommen. ! Es kommt sodann die Herabsetzung des Rabatts an die ! großen Bibliotheken von 7)4 auf 57» zur Sprache. Es ist näm- ^ lich von einer Seite angefragt worden, ob, wenn eine Univer- ! sitätsbibliokhek ein Budget von über lO OVO Kronen hat und ! daher einen Rabatt von 57° beziehen kann, auch die anderen Bibliotheken, die im Rahmen dieser Universität bestehen (Semi- ^ nar-, Jnstitutsbibliotheken usw.), diesen Rabatt auch für sich in ! Anspruch nehmen können. Der Ausschuß erklärt, daß das Be streben vorwallen müsse, den Rabatt soviel als möglich zu ver ringern, und daß nur die großen, selbst über ein Budget von 10 000 Kronen verfügenden Bibliotheken den 57»igen Rabatt ge nießen können, nicht aber andere an derselben Anstalt befindliche, mit eigenem Budget versehene kleinere Bibliotheken. Die Liste der Bibliotheken, denen der 5 7°ige Rabatt eingeräumt werden darf, soll einer genaue» Revision unterzogen werden. Es wird ferner beschlossen, das Unterrichtsministerium und das Mini sterium für öffentliche Arbeiten von den geänderten Rabattbe stimmungen, die für die betreffenden Bibliotheken mit l. Ja nuar 1917 in Kraft treten, in Kenntnis zu setzen. Im Anschluß hieran wird auf Grund einer Zuschrift in Erwägung gezogen, ob mit Rücksicht aus die stets steigenden Spesen nicht ein allgemeiner Kriegsaufschlag bei Büchern in ! Betracht gezogen werden solle. Über diesen Gegenstand ent- j spinnt sich eine lebhafte Debatte, die zu dem Schluffe führt, die Frage vorläufig noch zu vertagen, doch wird der Vorstand er sucht, sie im Auge zu behalten und insbesondere für den Fall, daß der Kurs der Mark weiter steigen sollte, einen derartigen Kriegszuschlag als die einzig mögliche Ar! der Hereinbringung der großen Verkehrs- und Regiespesen zu beantragen. Der Vorsitzende bespricht sodann sowohl die neu erflossene Postordnung als auch die Stempelvorschriften und erbittet sich aus der Mitte des Ausschusses und eventuell der Mitglieder des Vereins Vorschläge über jene Punkte der Postordnung, die in der »Buchhändler-Correspondenz« veröffentlicht worden sind, wie etwa einzelne besonders drückend empfundene Bestimmungen abgeändert werden sotten. Er teilt mit, daß er in der Handels und Gewerbekammer entsprechende Anträge einbringen werde, und daß der Verein sich mit anderen großen industriellen und gewerblichen Korporationen diesbezüglich in Verbindung setzen werde. Was die neuen Stempelgebühren anbelangt, so ist die Hoff nung vorhanden, daß die Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler schon in kürzester Zeit ein neues Abkom men mit dem Finanzministerium treffen werde, wodurch die der zeit notwendig gewordene Stempelung der Fakturen im internen Verkehr wieder pauschaliert werden könne. Im Anschluß daran kommt noch die Frage der Verein fachung des Verkehrs zur Sprache, und es sollen, wie im Be- ! richte des Vorsitzenden erwähnt, Beratungen hierüber demnächst stattfinden. ! Schluß der Sitzung 7 Uhr. Carl Junker, Protokollführer. Weihnachts-Geschenke? Als wir im Frieden noch im Überfluß lebten, war fiir manche die Frage »Was schenke ich zu Weihnachten?« auch eine Sorge. Und seien wir ehrlich, an oft recht unnützen Geschenken wurde des Guten manch mal zuviel getan-. Es mußte eben doch allen möglichen Verwandten und § Bekannten etwas geschenkt werden, und es war nicht leicht, fiir jeden endlich das Passende zu finden. Ganz von selbst wird nun dies Jahr die Zahl der Geschenke etwas klein werden: der Krieg wird die schöne Weihnachts-Sitte ans ein vernünftiges Maß beschränken. ^ Jeder hat zuerst an unsere Soldaten gedacht, damit jeder unserer Be- ! schützer sein Wcihnachtspaketchen erhält, sei er in der Front, im ! Lazarett oder in der Gefangenschaft. Erst in zweiter Linie denken ! wir an uns und dabei wohl auch nur an diejenigen, die uns am ! nächsten stehen. Freilich mit dem sonst so beliebten Stilleben aus ! Schweinskopf, Frankfurter Würstchen, altem Kognak, Rot- und Süb- > weinen ist's jetzt »Essig«. Manch einer würde sich ebensosehr au dem sonst verachteten »Limburger« oder einer Flasche Rüböl und Schmier-