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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel wieder nach oben zu bewegen. Der aus Produktionsmenge und Gesamtladenpreis sich errechnende Einzeldurchschnittsprcis erreicht seinen Höhepunkt im Jahre 1930, um dann Plötzlich unter den Vorkricgsprcis abzuglciten. Aus der allgemeinen Betrachtung er gab sich die Behauptung, daß in den letzten Jahren die billigeren Bücher in größerer Anzahl auf den Markt gebracht worden sind, womit eine Anpassung an die gesunkene Kaufkraft durchgeführt wurde. Unbedingt gültige Schlüffe daraus ziehen zu wollen, ist gefährlich, da die allgemeinen Zahleneingaben zu stark nivellieren. Es ergibt sich schon ein anderes Bild, wenn die Preisentwicklung bei einzelnen Büchcrgruppcn betrachtet wird. Die Frage nach dem -gerechten Preis» ist leichter gestellt als beantwortet. Zudem kann nicht immer gefolgert werden, daß ein Buch mit einem Preis, der wcltmarktmäßig als gerecht angesehen werden muß, tatsächlich auch die nötigen Käufer findet. Bei den Vergleichen mit den Büchcrpreisen des Auslands müssen auch andere Faktoren, wie Sprachverbreitung, die doch bestimmend für die Auflagen höhe ist, sowie Buchausstattung und Honorarzahlung Beachtung finden. An die Ausführungen schloß sich ein Diskussionsabcnd an, bei dem weiter untersucht wurde, wie sich der deutsche Bnchpreis im Auslande entwickelt hat. Da es sich bei den Vergleichen mit anderen Ländern meistens um das wissenschaftliche Buch handelt, wurde die Preisentwicklung einmal ausschnittsweise an der Gruppe der medizinischen Bücher herausgestellt. Wenn für solche Berech nungen natürlich zunächst der Kurs des betreffenden Landes maß gebend ist, so muß bei genaueren statistischen Erhebungen aber auch die Binnenkaufkraft in Rechnung gesetzt werden. Erst daraus würde sich eine Zahlenreihe ergeben, die das subjektive Teuerungs- cmpfinden ausdrückt. Die Vergleiche ließen erkennen, daß die bei dem allgemeinen Durchschnittspreis zutage getretene Tendenz des sinkenden Buchprciscs, der das Mittel aus einem großen Streuungsbercich darstellt, durchaus nicht mit der Entwicklungs linie für eine Buchgruppe übercinstimmen muß. Das Ausland spürt die Preisentwicklung anders als das Inland, da es nicht die gesamte deutsche Literatur aufnimmt, sondern nur Teilgebiete, besonders also wissenschastliche Literatur. Selbst hier gibt es keine allgemeine Linie, da das Ergebnis von Land zu Land verschieden ist. Jedenfalls ergibt sich, wenn man der Preisstatistik nachgeht, die Tatsache, daß die Dinge sehr verschieden liegen. Dazu müßten bei solchen Vergleichen noch Erscheinungen wie Währungsverfall, echte Teuerung, Inflation, in Rechnung gesetzt iverdcn. Bei all gemeinen Berichten sollte man sich daher vor zu schnellen Schlüs sen und Verallgemeinerungen hüten. Für eine weitere Besprechung war Grundlage das statistische Zahlenmaterial über die Betriebsergebnisse zweier Verlage. Die Auswertung war in einigen Schalt bildern wiedergegeben. Betriebsvergleiche beim Verlag sind außer ordentlich schwierig, da die einzelnen Betriebe erhebliche Eigen heiten aufwcisen, sodaß spezifische Momente die Gestaltung oft sehr beeinflussen. Es muß dazu auch die Frage, was von außen an die Betriebe hcrangekommen ist, beachtet werden. Diese ein zelnen Momente muß man kennen, um nicht zu Fehlschlüssen zu gelangen. Bevor man zum allgemeinen Vergleich schreiten will, muß eine Analyse des Einzelbetriebes crsolgt sein. Jminerhin ließen sich Feststellungen machen, die allgcmeingültiger Art sind und die zahlreiche interessante Schlüsse für die Betriebsgestaltung zulasscn. Für den Einzelbetrieb ergibt das Zahlenmaterial Nach- prüsungsmöglichkeiten über die Richtigkeit der Kalkulation, die schließlich Änderungen in der Betriebssührung veranlassen können. In das Gebiet der Käufer- und Leserkunde führte das Referat über das Buch »Tausend Hörer antworten». Diese Marktstudie beruht auf direkten Befragungen der Rund- funkhörcr. Wenn man sich bei der Kritik auch immer vor Augen halten muß, daß alle solche Betrachtungen problematischer Natur sind, daniit man sich vor fehlerhaften Schlüssen hütet, so ergibt sich doch daraus die Möglichkeit, zu gewissen Klarheiten zu ge langen. Es kommt auf eine besonnene Auslegung solcher Stati stiken an. Die hier gemachten Angaben interessieren den Buch händler zunächst nur mittelbar, und doch geben sie wichtige An- satzpunl.e für die praktische Buchwerbung. Die Frage nach der 792 Konkurrenz zwischen Rundfunk und Buch tritt hervor, wobei sich sofort auch wieder die Sonderlage des Buches hcrauskristallisiert, die notwendig macht, daß für die Werbung des Buches eigene Maßnahmen entwickelt werden, die der Eigenart der Ware Buch entsprechen. Immer stärker schiebt sich das Problem der Organi- sationsarbcit für den Absatz des Buches in den Vordergrund. In das gleiche Gebiet führte ein Diskussionsabcnd mit dem Thema »Was las der deutsche Arbeiter«. Der Übung wurde eine Veröffentlichung der Presse gleichen Titels zugrunde gelegt. Die dem Aufsatz beigegebcne statistische Übersicht sollte zeigen, wie groß die Zahl der Arbeiter sei, die Bücher lesen und welcher Lesestoff bevorzugt werde. Die Unterlagen stellten freie Äußerungen dar, was für die Beurteilung eine Schwierigkeit er gibt, da die Angaben erst vergleichsfcrtig geinacht werden müssen. Bei solchen statistischen Erhebungen zeigt sich immer wieder, daß man mit lückenhaftem Material nicht allzuviel erreichen kann. Das Zahlenmaterial als Ganzes war weniger aufschlußreich als gewisse Einzelstimmen, aus denen sich die Motive für das Lesen und Kaufen der Bücher viel klarer erkennen ließen. Ersichtlich ist dabei der Einfluß der Erwachsenenbildung. Für den Buchhändler bleibt deshalb die Notwendigkeit bestehen, sich mit der Er wachsenenbildung zu beschäftigen, weil erst dann der Einsatz der Büchwcrbung wirklich möglich wird. Man muß die Menschen kennen, die man umwerben will. Die in dem Aufsatz gestellte Forderung, für einen Berussstand besondere Bücher hcrzustellcn, ist sehr gefährlich. Es müssen schließlich alle an dieselben Bildungs inhalte herangeführt werden. Die verlagskundlichen Darstellungen wurden fortgesetzt durch ein Referat über den Eugen Diederichs Verlag und den Insel- Verlag. Als Unterlage war das Buch von Johann »Die deutschen Buchverlage des Naturalismus und der Neuro ni antik« verwendet worden. Die Persönlichkeit Eugen Diederichs wurde besonders herausgestellt. Er hat von vornherein sein Verlags-Programm nach einer bestimmten Idee ausgerichtet. Das Erzieherische seiner Vcrlagsarbeit kommt be sonders in seinen Sammlungen zum Ausdruck. — Die Gründung des Insel-Verlages geht ans die Kunstzeitschristen mit biblio philer Einstellung zurück. Der Verlag ist daher eine Pflegstätte des schönen Buches, dessen Führung der Bekenner Kippenberg übernimmt. Auch bei diesen Darstellungen muß, wie bei einem ähnlichen Referat im vergangenen Semester, fcstgcstcllt werden, daß die Lebensarbeit einer Verlegerpersönlichkeit nicht von einem zu engen Standpunkt aus betrachtet werden darf. Die kulturelle Verflechtung mit der Zeit ist eine starke Bindung, die anderer seits wiederum die Basis abgibt für eigene Arbeit und Aus richtung. Die Anforderungen, die an eine Verlegerpersönlichkeit zu stellen sind, wurden an diesen Beispielen klar herausgcarbcitct. Die Arbeiten über den Antiquariatsbuchhandcl wurden fort gesetzt in dem Referat »DieGrundlagen derVertriebs- mittel und ihre Einsatzmöglichkeiten im Anti quariatsbuchhandel-. Aus der Praxis heraus bearbeitet, sollte das Thema über den heutigen Stand orientieren. Am An fang wurden die verschiedenen Betricbsformen gegenübcrgestcllt und der Begriff »antiquarische Bücher« abgegrenzt. Sodann wur den die einzelnen Vertriebsmittel gekennzeichnet, ihre Einsatznot- wcndigkeit und Einsatzmöglichkcitcn. Aus der Fülle der Betriebs- Maßnahmen waren einige grundsätzliche Methoden ausgcwählt. Bei der Darstellung nahm naturgemäß der Antiquariatskatalog einen breiteren Raum ein, aber auch Schaufenster, schriftliches Angebot, Listenangebot, Fachpresse und Versteigerungen wurden in ihrer Bedeutung als Werbemittel charakterisiert. Die diesjährige öffentliche Sitzung des Seminars wurde gemeinsam mit der Abteilung für Wirtschafts-Jour nalismus an der Handels-Hochschule abgehalten. Da hierfür ein besonderer Bericht in Nr. l4l des Börsenblattes vom 20. Juni 1036 vorliegt, sei in diesem Zusammenhang nur aus das Wich tigste hingewiescn. Herr Greeven aus Berlin, Schriftleiter der Zeitschrift »Die deutsche Werbung- sprach über das Thema: »Typographie und Zeitschrift». Von der Definierung des Begriffes Typographie ausgehend, behandelte er besonders das Thema »Der Typograph als Persönlichkeit». In der Praxis spiele die Pcrsoncn- frage eine entscheidende Rolle, da von ihr aus die Arbeit ge-