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ptr ISO, 16. AugustISir. Mchtamtlicher Teil. »IrINliIal, I. ». »tl«». »UN-ird-I. 9417 Buchhandel mindestens in den größeren Betrieben freiwillig im Sommer vielfach einen Urlaub im Ausmaße von 8 bis 10 Tagen. Nun sollte auch diese Frage durch ein Überein kommen mit der Vertretung der Hilfsarbeiter geregelt werden, und der Vorstand hatte den Antrag eingebrachl, nach dem jeder Hilssarveiler, wenn sein Dienstverhältnis ununterbrochen bereits 14/2 Jahre gedauert hat, jährlich sechs Arbeitstage und Weiler je nach der Dauer des Dienstverhältnisses bis zu 12 Arbeitstagen Urlaub erhalten sollte. Bei den kleineren Betrieben, die nur einen Hilfsarbeiter beschäftigen, erregte dieser Antrag Widerspruch. Sie können sich, sagten sie, für die Urlaubswoche schwer einen vertrauenswürdigen Ersatz verschaffen. Sie müssen es ja ohnehin tun, meinte die Vor- slehung, wenn der Hilfsarbeiter ertrankt. Non einer Unmög lichkeit könne da nicht die Rede sein. Aber auch Vertreter größerer Betriebe waren der Meinung, man solle die frei willige Gewährung nicht in einen gesetzlichen Zwang um ändern ; so war auch in diesem Punkte die Gefahr einer ufer losen und resultallosen Debatte vorhanden, und man zog es vor, auch diese Frage einem Komitee zur Berichterstattung zu überweisen. Kürzlich sind die Rechenschaftsberichte der Hilfsarbeiter kranlenkasse und der Gehilfenkrankenkasse für das Jahr 1911 erschienen, aus denen ich wiederum, wie im vorigen Jahre, einige bemertenswerteDatenzusammenstelle. Daß für die Dienst geber neben der oben erwähnten Einschränkung der Arbeits zeit und der Einführung der Urlaube auch die direkten sozialen Abgaben eine Rolle spielen, ist aus folgenden Ziffern zu er sehen: Die Beiträge der Arbeitgeber betrugen bei der Kranken kasse der Gehilfen 9064 L, bei der Hilssarbeiterkrankenkasse 15 083 1< laut Bericht — in Wirklichkeit waren sie höher, da in manchen Geschäften die Beiträge der Hilfsarbeiter (aus gewiesen mit 30167 L) kulanterweise und ohne gesetzliche Verpflichtung vom Chef geleistet werden. Die Krankenkasse der Gehilfen umfaßte am Ende des Rechnungsjahres 783 Mitglieder (darunter 77 weibliche), gegen 765 im Vorjahre (darunter 98 weibliche). Auf diese 783 Mitglieder entfielen 193 Erkrankungen, somit 24 Prozent der Gehilfen, also etwa jeder vierte Gehilfe. Diese 193 Er krankungen nahmen 3881 Krankhcitslage in Anspruch, es währte somit jede Krankheit durchschnittlich 20 Tage, und in Anbetracht der Gesamtzahl von 783 Mitgliedern resultiert für das Jahr eine durchschnittliche Krankheitsdauer von rund 5 Tagen für jeden Gehilfen. In der statistischen Tabelle der einzelnen Erkrankungen fallen folgende Ziffern auf: 7 Hysterie (männlich, weiblich 0, obwohl doch Hysterie meist betmweiblichenGeschlecht Vorkommt)mit281 Tagen, 18 Zellengewebsentzündungen (Furunkel) mit 402 Tagen, 8 Herzklappensehler mit 141 Tagen, 23 Akuter Katarrh der Bronchien mit 160 Tagen. Die größte Ziffer weist wiederum die Tuberkulose auf: 19 Fälle mit 1375 Krankheitstagen (3 Sterbefälle). Die Hilfs arbeiterkrankenkasse umfaßte zu Ende des abgelaufenen Jahres 1421 Mitglieder (darunter 401 weibliche — meist Schreib maschinenfräulein), gegen 1390 im Vorjahre. Auf die 1421 Mitglieder entfielen 504 Erkrankungen, somit erkrankten 35 Prozent der Hilfsarbeiter, also etwa jeder dritte Hilfs arbeiter. Man sieht, daß Erkrankungen bei den Hilfsarbeitern, die sich in der Regel mehrere Stunden des Tages auf der Gasse aufhalten und den Unbilden des Wetters ausgesetzt sind, häufiger Vorkommen als bei den Gehilfen, die im Laden oder Kontor arbeiten. Diese 504 Erkrankungen nahmen 10 480 Krankheitstage in Anspruch; es währte somit jede Krankheit durchschnittlich 20 Tage, und in Anbetracht der Gesamtzahl von 1421 Mitgliedern resultiert für das Jahr eine durch- BörsenblaU sür dm Deutschen Buchhandel. 7S. Jahrgang. schnittliche Krankheitsdauer von 7 Tagen — also eine Woche — für jeocn Hilfsarbeiter. Aus der statistischen Tabelle der einzelnen Erkrankungen sind zu erwähnen: 52 Fälle akuter Katarrh der Bronchien mit 510 Tagen, 46 Akuter Rheumatismus mit 737 Tagen, 57 Influenza mit 456 Tagen. Die größte Rolle spielt wiederum die Tuberkulose mit 25 Fällen, mit 1850 Krankheitstagen (5 Sterbefälle). Man sieht also wieder, wie im Vorjahre, daß es für den Hygieniker, Kliniker und Volkswirt kaum ein wichtigeres Problem gibt als die Verhütung und Heilung der Tuberkulose. Im Kursblatt der Wiener Börse umfaßt die Abteilung »Papier und Druck« im ganzen acht Zeilen. Nicht mehr als 8 Aktiengesellschaften, deren Aktien an der Börse zugelassen sind, befassen sich in Österreich mit der Papierfabri kation und Druckindustrte. Sieht man die Liste genau durch, so findet man darunter 7 Papierfabriken, von Venen zwei auch einen ausgedehnten Zeitungs- und etwas Buch verlag haben, und nur eine einzige Gesellschaft befaßt sich aus schließlich mit der Druckinduslrie und dem Verlagshandel. Diese Firma, die in den Tagesblättern jetzt häufig genannt wurde, ist die Druckerei und Verlags-Aktiengesellschaft vormals R. von Waldheim und Jos. Eberle L Co. Als Anfang der 90er Jahre die Etablissements der Firme» Waldheim und Eberle unter Einbeziehung einer Tageszeitung in eine Aktiengesellschaft mit einem Aktienkapital von 4,8 Millionen Kronen umgewandelt wurde, wußte man in informierten Kreisen, daß die Firma Waldheim nebst einer leistungsfähigen Druckerei einen ansehnlichen Verlag mit einigen sehr erfolgreichen Werken betrieb und daß Eberle über eine vortrefflich eingerichtete und sehr stark beschäftigte Noten- druckerei verfügte. So waren denn alle Auspizien für günstige Erfolge der Aktiengesellschaft, die ja ihr Kapital weit be scheidener als die privaten Firmenchefs zu verzinsen haben, gegeben. Aber es kam wieder einmal ganz anders. Die Ver bindung mit dem Verlag der erwähnten Tageszeitung, deren Abonnentenzahl im Sinken begriffen war, erwies sich als ein Fehlgriff. Das Blatt, der eigentliche Ursprung der Aktien gesellschaft, hatte zunächst die Firma Jost Eberle und kurz darauf die Firma Waldheim erworben und zur »Ersten Wiener Zeitungs-Gesellschaft« bereinigt. Unter der neuen Ära sank das Blatt noch tiefer, und die Gesellschaft mußte froh sein, es nach Jahren wieder abstoßen zu können. Daß dies nur mit großem Verluste geschehen konnte, erfuhren die Aktionäre aus der betrüblichen Mitteilung, daß von jeder Aktie 50 K, also der vierte Teil des Kapitals abzustempeln sei. Bald darauf zeigte sich wieder der Unternehmungsgeist der Verwaltung, die sich entschloß, den insolvent gewordenen Modejournalverlag F. anzukaufen. Das Resultat dieses glänzenden Einsalles ist aus einer Notiz zu ersehen, die kürzlich an die Tageszeitungen versandt wurde und in der die Verwaltung der Gesellschaft erklärte, daß die Bilanz des Jahres 1911 mit einem Verluste von 1055 578 L abschlietzt und auch für das lausende Jahr ein namhafter Betriebs verlust zu erwarten ist. Zur Deckung der Verluste ist eine Reduktion des Aktienkapitals notwendig. Es müssen also für jede Aktie 100 L, in Summa 2,4 Millionen Kronen ab gestempelt werden. So ist denn binnen wenigen Jahren aus einem Aktienkapital von 4,8 Millionen Kronen ein solches von 1,2 Million geworden. Für geraume Zeit dürfte es seine Schwierigkeiten haben, im Publikum Schwärmer zu finden, die bereit wären, sich mit Kapital an Aktiengesellschaften zu beteiligen, die Druckerei oder Verlagsgeschäste betreiben. 1228