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Redaktioneller Teil. /lk 273, 24. November 1916. Anders steht es in Wien, wo dank der Fürsorge des Öster reichischen Roten Kreuzes gleichfalls die Möglichkeit geboten ist, die einzelnen Gefangenen mit Lesestoff zn versehen. Jedoch wer den dort keinerlei Bücher, sondern lediglich Aufträge zur Be sorgung solcher entgegengenommen. Für die Wahl der Bücher werden in Wien folgende Gesichtspunkte zugrunde gelegt: a) In erster Linie wird zu wissenschaftlichen und Studienbücher!! geraten. t>) In zweiter Linie werden gern auch Bücher belletristischen In halts sowie Zeitschriften besorgt, ansgenomme» solche, die po litische Tendenzen verfolgen. Als Einschränkung hierbei ist zu beachten, daß keinerlei Bücher oder Zeitschriften in Frage kommen, die nach dem 31. De zember 1813 herausgegeben wurden. Bestellungen sind an das Gemeinsame Zcntralnach- wcisebüro — Ausknnftsstellc für Kriegsgefan gene, Abteilung H., Wien I., L a n d s! r o n g a s s e 1, schriftlich oder mündlich zu richten. Rach Eingang der Bestellung wird zur Bezahlung derselben ein mit dem Kostcnprcis der Bücher ausgeslllltcr Postlagerschein portosrci zugesteilt. Geldsendun gen im voraus oder mittels Postanweisung, Geldbriese ufw. gehen ausnahmslos als »nicht angenommen» zurück. Der Besteller hat die Titel der Bücher und die Namen der Versasscr, ferner die Adresse des Kriegsgefangenen sowie seine eigene anzugebcn. Anschaffung und Versendung der gewünschten Bücher erfolgen ansschlicstlich durch das Gemeinsame Zentralnachwcijebüro — Auskunftsstelle für Kriegs gefangene, Abteilung li. Der Vorgang ist also folgender: Die Bestellung hat schriftlich oder mündlich zu erfolgen; der Besteller erhält dann in einigen Tagen den mit dem Anschaffungs preis ansgcsllllten Postlagerschein, mittels dessen er die Bücher zn bezahlen hat. Die Bestellscheine des Zentralnachwcisebüros sehen folgendermaßen aus: Gemeinsames Zentralnachwcisebüro für Kriegsgefangene, Abtlg. 8., Büchcrstclle. Wien I., Landskrongassc 1. Ich bestelle für den Kriegsgefangenen Name: Charge: Regt.: in folgende Bücher Schriftsteller Benennung des Buches Name und Adresse des Bestellers: Dem Besteller wird nach Erhalt dieses Bestellscheines der Anschaffungspreis der bestellten Bücher bckanntgegcbcn. Datum: Ich hätte diesen Ausführungen nur noch hinzuzuftigen, daß sowohl in Berlin und Kopenhagen als auch in Wien Vorkehrun gen getroffen sind, die verhältnismäßig größte Sicherheit der Versendung bieten. Eine Gewähr für richtiges Eintreffen kann aber selbstverständlich nirgends übernommen werden. Es ist mir bekannt, daß viele Buchhändler in dem Wiener Verfahren eine Bevormundung erblicken wollen, und ich verstehe ihre Bedenken vollkommen. In meiner Doppeleigenschaft als Angehöriger des deutschen Buchhandels sowohl als auch des Ro ten Kreuzes nehme ich in dieser Frage aber einen neutralen Standpunkt ein und kann auf Grund sehr reiflicher Überlegung und vielgestaltiger Erfahrungen nur sagen, daß das Vorgehen Wiens zweckmäßig und angebracht erscheint. Es wäre zu be grüßen, wenn der Gesamtbuchhandel sich dieser Überzeugung anschlösse und dann in Deutschland sowohl als auch in Österreich- Ungarn mit den in Frage kommenden Stellen auf vorher genau 1442 feslgelegter Grundlage Hand in Hand arbeitete. Alsdann wäre jedes Gefühl der Benachteiligung oder Zurücksetzung meines Er achtens ausgeschlossen, und die angebahnten Wege würden noch weit mehr geebnet werden. So sehr und dringend ich zu Bücher sendungen nach Rußland rate, so nachdrücklich möchte ich aller dings nochmals davor warnen, den Bogen zu überspannen. Die Eisenbahnen haben natürlich hier sowohl wie in Feindesland in > der Hauptsache dem Kriege unmittelbar dienende Aufgaben zu erfüllen, und ein versuchtes Zuviel könnte die gebotenen Mög lichkeiten leicht unterbinden. Heinrich Minden, Dresden. Konkurs-Statistik. III. Vierteljahr 1916. <1. u. 2. Vierteljahr 1918, siehe Nr. 131 u. 214.) Die Anzahl der Konkurseröffnungen ist in den Monaten Juli—September wiederum erheblich zurückgegangen. Nach einer Zusammenstellung der Finanzzeitschrift »Die Bank« sind im 3. Vierteljahr im ganzen deutschen Handels- und Wirtschafts leben insgesamt nur 480 Konkurse eröffnet worden, während es im gleichen Vierteljahr 1915 noch 981 waren und 1914 tm gleichen Zeitraum sogar 1608. Wenn man aus diesem Rückgang der Konkurseröffnungen auch den erfreulichen Schluß ziehen darf, daß Handel und Industrie sich immer besser den durch den Kriegszustand veränderten Verhältnissen anzupassen gelernt haben, so ist doch auch nicht außer acht zu lassen, daß bei allen leichteren Zahlungsstockungcn der Konkurs durch die Kriegsein richtung der »Geschäftsaufsicht« ersetzt wird. Ein weiterer wich tiger Umstand, der die Menge der Konkurseröffnungen ganz we sentlich beeinflußt, ist darin zu finden, daß die Zahl der neu er- öffneten Geschäfte während des Krieges naturgemäß ganz er heblich abgenommen hat. Gerade von den Neugründungen aber verschwindet ein gewisser Zeit immer sehr bald wieder von der Bildfläche und bereichert die Konkursstatistik, weil viele Geschäfte mit ganz unzureichenden Mitteln — nur in der Hoffnung auf meist trügerische Glücksumslände — begonnen werden. Bei un serer buchhändlerischen Konkursstatistik haben wir durch Hinzu- sügung der Gründungsjahre der Geschäfte, die wir nur zu diesem Zweck stets festzustellen suchen, wiederholt Nachweisen können, daß neugegründete Geschäfte einen verhältnismäßig großen Anteil an den Konkurseröffnungen haben. Wenn nun, wie festgestellt worden ist, im 1. Halbjahr 1915 wie im 1. Halbjahr 1916 nur etwa 2400 Geschäfte von Vollkaufleuten neu in die Handelsregister eingetragen worden sind, während im letzten Friedenshalbjahr die entsprechende Zahl der Geschäftseintra- gungen noch 5664 ausmachte, so wirkte diese ganz bedeutende Ver minderung der Gefchäftseröffnungen natürlich auch entsprechend auf die Zahl der Konkurseröffnungen. . Genau der allgemeinen Konkurs-Statistik entsprechend, war im 3.. Vierteljahr 1916 die Zahl der im Börsenblatt gemeldeten Konkurseröffnungen buchhändlerischer Betriebe auffallend ge ring; sie betrug nur 7, während sie in den gleichen Vierteljahren der Vorjahre stets höher war: 1915: 11 — 1914: 8 — 1913: 15 - 1912: 14 - 1911: 13 — 1910: 20 — 1909: 18. Die 7 in Konkurs geratenen buchhändlerischen Firmen waren sämtlich der buchhändlerischen Organisation angeschlossen ge wesen und dementsprechend auch im Adreßbuch des Deutschen Buchhandels verzeichnet. Sie betrafen: 5 regelrecht geführte Sortimentsbuchhandlungen (zum Teil mit den üblichen Nebenbranchen), 1 reines Musikalien-Sortiment, verbunden mit Instrumenten handlung, 1 Nachlaß eines im Felde (1914) gefallenen Fachzeitschriften verlegers. Der Buchverlag ist im vergangenen Vierteljahr bei den Konkursen gar nicht vertreten. Als Gründungs- bzw. Übergangsjahre an die letzten Be sitzer der in Konkurs geratenen Firmen wurden ermittelt: 1892 - 1900 — 1905 — 1910 <2 mal) — 1914 — 1915. Also auch hier