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172, 28. Juli 1909. Amtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dychn. Buchhanocl. 8747 Verzeichnis von Veuigkeitcn, die in dieser Nummer zum erstenmal angelüindigt sind. (Zusammengestellt von der Redaktion des Börsenblatts). * — künftig erscheinend. I) — Umschlag. Akademischer Verlag München in München. 8762 Rud. Bechtold L Comp, in Wiesbaden. 8757 I. F. Bergmann in Wiesbaden 8764 (Sntenberg-Berlag, G. m. b. H. in Hamburg- Grohborstel. 8760 ^'I'iroler VoHrsaukstauä 1809 (öidl. v^srtv. New. Lä. 11). 6 Zsd. 7 .k. Max Hesses Verlag in Leipzig. 8764 *Deutscher Schul-Kalender und Notizbuch 1909 —1910. Michaelis-Ausgabe Georg Müller Verlag in München. 8763 Aöb. 8 : I-ux -^u8§. 20 Rascher L Cie. in Zürich. 8765 F. RetzlassS Verlag in Recklinghausen. 8760 Retzlaff: Vorschriften über den Geschäftsbetrieb der Pfand leiher, Gesindevermieter, Theateragenten, Trödler, Rechts berater, Immobilienmakler, Versteigerer sowie Feuer versicherungs-Agenten. 1 Jos. Scholz in Mainz. 8666/67 Volks- u. ^ugonädüoller Lcl. VIII.) 6e.b. 3 .tt. Speyer ä- Kaerner, Universitätsbuchhandlung in 8756 Freiburg i. B. Ullstein ä- Co. in Berlin. 8761 Ilgkt 11. 50 H. ^ Veit ä: Comp, in Leipzig. 8760 Verlag der ev.-luth. Mission in Leipzig. 8768 Gutmann: Dichten und Denken der Dschagga-Neger. 2 geb. 2 50 H. Nichtamtlicher Teil. Zur Fünfhundertjahrfeier der Universität Leipzig. Die Universität Leipzig, das Reis, entsprungen aus der böhmischen Wurzel in der fernen Zeit, in der es noch keinen Handel mit gedruckten Büchern gab, und emporgeblüht durch die Jahrhunderte in der Hauptstadt des deutschen Buch handels zu einer der glänzendsten Pflegstätten der Wissen schaften, sie begrüßt auch der deutsche Buchhandel an den Tagen einer großen und erhebenden Feier, an denen sie Bücher, Karten und Papiere beiseite legt und Mikrotom, Mikroskop und Reagenzglas bei Seite stellt, um sinnenden Auges, unter der Anteilnahme der ganzen gebildeten Welt, zurückzublicken auf fünf Jahrhunderte ihres Bestehens. Fünf Jahrhunderte, ein halbes Jahrtausend: wie schrumpfen vor den fünfhundert Jahren die Jahrfünfte, vor der Wucht und Würde eines Halbjahrtausends deutscher Geistesgeschichte die Verstimmungen eines halben Jahrzehnts zusammen! Lim» MLter; — »Im» Mater lüpsieosis. Wäre es so unrichtig, wenn man das Reich der Universitäten das Reich der Mütter für die Welt des Buchhandels hieße? Gewiß, in immer kräf tigerer Entwicklung, namentlich im Laufe der beiden letzten Jahrhunderte, haben sich neben die Gelehrtenliteratur im strengen Sinne die literarischen Gebiete des freien dichterischen Schaffens gestellt, allgemeiner Bildung, des praktischen Bedarfs, nichtakademischer Erforschung und Lehre daheim und in weitester Ferne. Aber deshalb sind und bleiben, wenn für irgend eines, so für unser deutsches Land seine Universitäten die tiefen und unerschöpften Schachte, in denen zuerst und zuletzt die reinen und ursprünglichen Schätze gewonnen werden, die unmittelbar und in hundert- und tausendfacher Vermittlung, Umschmelzung, Umsetzung der Nation zugute kommen. Den Männern, die in unmittelbarer Weitergabe und in selbsttätiger Anregung, Leitung und Anleitung der Verbreitung der Schätze der Geisteswelt dienen, kann nichts ehrwürdiger und heiliger sein, als die einsame Stätte des Genius, der frei von den Göttern die Gabe empfängt, an der in unveränderter Gestalt die Jahrhunderte sich erheben, und die großen Werkstätten, in denen, in einer rechten -Einheit in der Mannigfaltigkeit«, die Schätze des Geistes in bewußter und systematischer Arbeit geschürft und gefördert werden. Der Buchhandel nennt sich mit Recht den Diener und den Pionier der Kultur. Ohne unsere Hochschulen aber, die reinsten Verkörperungen der Produktion und Tradition der geistigen Güter, was wäre unsere Kultur? Und die Universität, an der ein Wilhelm Wundt lehrt, der größte Gelehrte vielleicht, den heute die Erde trägt, und neben ihm schöpferische Geister lehrten und lehren wie Fechner, Roscher, Ratzel, Lamprecht, Ostwald und wie sie sonst noch heißen, ist einer der köstlichsten Edelsteine im wissenschaftlichen Diadem unseres Zeitalters. Einst, in alter Zeit, erscheint die Beziehung zwischen Universitäten und Buchhandel noch außerordentlich viel enger. Die Professoren, die Studenten, die von ihnen ausgebildet wurden, die Beamten und Gelehrten im engen und weiten Sinne, die sie aus engen Auditorien entlassen hatten auf die weite Schaubühne des Lebens: sie waren es im weitaus überwiegenden Maße, die im regulären Buchhandel dem Ver leger seine Urproduzenten, dem Händler seine Kunden stellten! im siebzehnten Jahrhundert heißen in Leipzig die Kunden- strazzen noch »Studsntenregister«. Allein der außerordent liche Wandel, der sich hierin vollzogen hat, ist im letzten Grunde kein viel anderer, als der Wandel in der Be ziehung der fortschreitenden Kultur zur Natur, den Friedrich Ratzel gelegentlich so ausgedrückt hat: daß die Ketten, die uns mit der Natur verbinden, mit fortschreitender Kultur nicht immer lockerer und loser, sondern nur durch immer mehr Glieder immer mehr verlängert werden. Freilich, es gab auch andere Beziehungen zwischen Uni versität und Buchhandel, die wirklich aufgehoben worden sind. Nimmt man zu den Verhältnissen, die wir erwähnten, diejenigen hinzu, an welche wir hierbei denken: was war doch einst die deutsche Universität für den Buchhändler der deutschen Städte! Sie stellte ihm nicht nur in erster Linie Urproduzenten und Publikum: sie übte die Gerichtsbarkeit über den Buchhändler, sie prüfte mit scharfem und kritischem Auge tlss>