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keinen Grund sehe, die Gella-Gesellschaft anders zu behandeln als die übrigen Gesellschaften, obwohl gewisse Unterschiede vor handen seien. Er sehe sich auch jetzt noch nicht veranlaßt, irgend etwas von seiner Warnung zurückzunehmen. Als Sachverständiger wurde der von dem Aeltesten-Kollegium benannte Kaufmann Geschäftsführung der Gella-Gesellschaft absolut einwandsfrei sei, in wirtschaftlicher Beziehung aber das System im höchsten Grade unheilvoll für unsere gesamten wirtschaftlichen Verhältnisse werden könne. Durch die verlockenden Ankündigungen würden Leute, die cs nicht übrig haben, verleitet, eine Urkunde im Betrage von 14 zu erstehen und, wenn sie das Geld nicht verlieren wollten, unter Umständen Waren in Höhe von 84 zu kaufen, und zwar in besonders hierzu bestimniten Geschäften. Da die Gella-Gesellschaft für die 84 ^ von diesen Geschäften Provision erhalte, so liege darin eine wirtschaftliche Gefahr, denn wenn dieses System sich weiter verbreitete, so würden bald sämtliche Geschäftsleute der Gella-Gesellschaft tributpflichtig werden. Das Polizeipräsidium und die Presse hätten alle Veranlassung, vor solchem Geschäftssystcm zu warnen. — Die Voraussetzungen des Gutachtens wurden von dem Privatklägcr als unzutreffend be- ^n gleicher Weise vor diesen Systemen gewarnt ^haben. — Der Gerichtshof erkannte auf Freisprechung. Der Angeklagte habe die Interessen des Publikums und eigene Interessen gewahrt, Gutachten des Sachverständigen das System ein derartiges sei, daß es die wirtschaftlich geringer Stehenden schädigen könne. Wenn sich die Gella-Gesellschaft in ihren Prospekten an die Minder begüterten wende und in ihren Reklamen mit fetter Schrift ver künde, daß man für 2 ^ eine Nähmaschine, für 4 eine Klassiker- Bibliothek, für 6 ein erstklassiges Fahrrad und andere Gegen stände -für einen minimalen Bruchteil des Werts» erwerben könne, so spekuliere sie auf die Leichtgläubigkeit des nicht ge- schäftsgewandten Publikums, und die Presse sei berechtigt, davor zu warnen. Post. Unbestellbare Sendungen. — Im Jahre 169!) sind nach der Poststatistik, aus der im Leipziger Tageblatt berichtet wird, 2 022 912 Postsendungen aller Art als zunächst unbestellbar sich 1 253 023 Briefe, 657 352 Postkarten, 103307 Drucksachen rc.., 772 Wertsendungen und 84s8 Pakete. Bei nahezu der Hälfte dieser Sendungen konnten durch den bei jeder Ober-Postdircktion bestehenden Ausschuß zur Oeffnung der unbestellbaren Brief sendungen die Absender ermittelt und die Sendungen zurück- gegeben werden. Es blieben schließlich 51,3 Prozent (im Borjahre 46,6 Prozent) der vorbezeichneten Sendungen cnd- giltig unbestellbar. So blieben 97,4 Prozent der erstbezeichneten Postkarten und 95,8 Prozent der Drucksachen endgiltig un bestellbar. 640 560 Postkarten sind scheinbar verloren gegangen, weil die Absender nicht ermittelt und von der Unbestellbarkeit nicht benachrichtigt werden konnten. Die Ursache der cndgiltigen Unbestellbarkeit war bei 57,8 Prozent der Sendungen un genaue Adresse, bei 15,7 Prozent Annahmeverweigerung durch den Empfänger, bei 9.1 Prozent Nichtabholung postlagernder Sen dungen und bei 17,4 Prozent irgend eine andere Ursache (Tod, Auswanderung u. s. w.). Im Verhältnis zur Gesamtzahl der einzelnen Postsendungen zählte man auf je eine Million Briefe 248 (263), Postkarten 952 (848), Drucksachen, Warenproben rc. 180 (159), Briefe und Kästchen mit Wertangabe 2 (3) und Paket sendungen 5 (6) als endgiltig unbestellbar. Die in Klammern beigefügten Zahlen geben an, wieviel unbestellbare Sendungen im Vorjahre auf eine Million gekommen sind. Die vorstehenden Zahlen richten eine sehr eindringliche Mahnung an die Absender 1. um möglichst genaue und deutliche Angabe des Empfängers, 2. um ebenso genaue und deutliche Angabe des Absenders. Interessante Zeitungsartikel. — Beim Scheiden des Jahrhunderts wiederholte die Londoner -Times- zur Erinnerung an eine bewegte Vergangenheit die interessantesten Artikel, die im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts in diesem Blatte erschiene x sind, und zwar den Artikel vom 5. November 1805 über die Schlackt von Trafalgar, den ihres ersten Spezialkorrespondenten über den Vertrag von Tilsit vom 13. Juni 1807, einen weiteren Artikel vom 22. Juni 1815 über die Schlacht bei Waterloo, end lich den vom 5 Juli 1821 über den Tod Napoleons. Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler: Der Kampf um die deutsche Schulschreibung im Jahre 1900. Urkundliche Beiträge zu einem nicht unwichtigen Kapitel der Geschichte unserer Muttersprache. 8". 32 S. Leipzig 1900, Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Das Vorwort gicbt einleitend mit wenigen Zeilen eine knappe Schilderung der Lage der deutschen Rechtschreibung, wie sie sich von 1876 bis 1899 gestaltet hat, und knüpft au den Beschluß der 45. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner vom 29. September 1899 an, der die Einführung der deutschen Schulorthographie in den amtlichen Gebrauch raschende Kunde von der beabsichtigten Einführung einer neuen Rechtschreibung von Reichswegen auf der Grundlage der Schreibweise des neuen Bürgerlichen Gesetzbuches und von dem befremdenden Vorgehen der Reichspostoerwaltung in dieser in den zunächst betroffenen Kreisen wird gebührend Erwähnung gethan. Den verschiedenen Zwcigvereinen des deutschen Sprach vereins, die ihre Anregung von Stuttgart empfangen hatten, Mittelung über die fast allgemeine Anwendung der Falk-Putt- kamerschen Schulschreibung seitens der deutschen Verleger, wird Anerkennung gezollt. Im weiteren ist das Heft mit -llr- und übrigens alle im Börsenblatte nachgelesen werden können. Sie sind wie folgt überschrieben: 1. Die drohende Verschlimmerung des Rechtschreib-Elends im Deutschen Reiche, ^in Mahnwort von Gymnasial- der Deutschen Buchhändler. Leipzig am 13. Mai 1900; 18^Ji!li 1900;^'" p"ußlschen Herrn Kultusminister am 5. Bemerkenswerte Aufsätze über die deutsche Nechtschreibungs- li" -V ^^1 t . t' . l I)' l II 0 b t LolröllinSÜ in 03oa.drüolc. 8". 64 8. 1429 I§ro. IrrrnclluvA (L. ^asSols) in 8tutt8a.it. 1826—1901. 8". ' VI, 121 8. 8tuttAai-t 1901. Icaarten, 6v2. lleiäon, -V ^V. 8ijtllokk^ 1900, ^r. 12, 31. Ds- Lvmbsr 1900. 81.-8». 8. 97- 104. krrbrilr 'I'^poArapii, 0. m. d. H., io Uorlin 8>V. 61. tlr. 3. 'Woilioa.obtso 1900. 4". 16 8. mit Liläsro. Verein -Berliner Presse» — Das Progamm der dies jährigen Vortragsreihe des Vereins -Berliner Presse- ist nunmehr festgesetzt. Die National-Zeitung berichtet darüber folgendes: Am 10. Januar beginnt der bekannte Breslauer Kunsthistoriker Richard Muther mit einem Vortrag über die moderne französische Kunst. Es folgt am 17. Januar ein humoristischer Abend mit Julius Stinde und tikern gewidmet: Rudolf Huch (dem Verfasser von-Mehr Goethe-), Rudolf Presber und Erich Schlaikjer. Am 21. Februar werden drei beliebte Münchener Autoren das Podium betreten: Ludwig Am 28. Februar^findet ein Erzählerabend statt, ausgefülll durch den Freiherrn Georg v. Ompteda, den Freiherrn Karl v. Perfall und Paul Oskar Höcker. Den Schluß bildet ein Damenabeud, an dem, neben Anna Ritter und Klara Viebig, Gabriele Reuter zum ersten Male als Vorleserin vor dem Berliner Publikum erscheinen wird. Eintrittskarten sind zu haben in den Buchhandlungen von Amelang, Potsdamerstr. 126; Lazarus, Friedrichstr. 66; Speyer L Peters, Unter den Linden 43; Trautwein, Kurfürstenstr. 88; Woyte, Potsdamerstr 13. — Das Ballfest des Vereins wird am 26. d. M. in der -Philharmonie- stattfinden.