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5642 182, 8. August 1899. Nichtamtlicher Teü. Kleine Mitteilungen. Sonderbesteuerung der Warenhäuser. — Bezüglich der Besteuerung der Warenhäuser hat sich Finanzminister I)r. v. Miguel in einer Unterredung mit dem Vorsitzenden des -Centralverbandes deutscher Kaufleute», wie in dem Organ dieses Verbandes mit geteilt wird, dahin ausgesprochen, daß -er sich bis in das kleinste Detail für die Angelegenheit einer Warenhausstcucr interessiere, und daß die Regierung an dem Grundsatz festhalte, daß zwischen den gerechten Interessen der Detaillisten und der eigenartigen Geschaftspraxis des großen Detailbetriebs irgend eine ausgleichende Maßregel gefunden werden müsse». Association littorairo st artistigus internationale. — Wie wir schon früher mitgeteilt haben, wird der 21. Kongreß der -Association littsrairs ot artistiguo internationale» am Sonnabend den 23. September in Heidelberg eröffnet werden. Das Programm der Verhandlungen ist folgendes: I. Das moralische Recht des Urhebers an seinen Schöpfungen. a) Das Recht des Urhebers eines Geisteswerkes, seine Eigen schaft als Urheber zur Anerkennung zu bringen und gegen jeden gerichtlich vorzugehen, der sich das Verdienst des Werkes aneignen sollte. l>) Das Recht, die Vervielfältigung seines Werkes zu unter sagen, die unter irgend welcher Form ohne seine Zustim mung erfolgen sollte. Können die Gläubiger des Urhebers das Vervielfäl tigungsrecht des Werkes verkaufen? c) Das Recht des Urhebers, der sein Werk abgetreten hat, seiner Eigenschaft als Urheber Geltung zu verschaffen und dagegen aufzutreten, daß der Uebernehmer das Werk in geänderter Form vervielfältigt oder ausstellt oder davon einen durch den Vertrag nicht vorgesehenen Gebrauch macht. ck) Die Rechte des Testamentsvollstreckers oder der Erben, um das moralische Recht des Urhebers zur Geltung zu bringen. Gerichtliche Machtmittel, um den Schutz des Werkes zu sichern, selbst im Hinblick auf die Erben und auch dann, wenn das Werk frei geworden ist. Berichterstatter: Die Herren Mack, Maillard, Vaunois, Lermina. II. lieber den Schutz der Werke der angewandten Kunst. Bericht erstatter: Herr Sole au. III. Berichterstattung über die Rechtsprechung, die geistigen Ver hältnisse und die gesetzgebende Bewegung in den verschiedenen Ländern: a) Vortrag über die Vorbereitung eines neuen deutschen Gesetzes. Untersuchung der hauptsächlichen wünschens werten Reformen. Herr Osterrieth. b) Stand der vorbereitenden Arbeiten des englischen Ge setzes. Herr Jselin. c) Reform-Entwurf des italienischen Gesetzes. Herr Amar. cl) Der russische Gesetzentwurf. Herr Halpsrine-Ka- minsky. s) Das litterarische Eigentum in Rumänien. Herr G. Djüvara. t) Das litterarische Eigentum in den Vereinigten Staaten. Herr Paul Oeker. Zulassungskarte zum Kongreß für die Herren Mitglieder der Vereinigung: 20 Frcs. Diejenigen Schriftsteller und Künstler, die sich an dem Kongreß zu beteiligen wünschen, müssen durch zwei Mitglieder der -Asso ciation» empfohlen sein und für die Zulassungskarte 40 Frcs. entrichten. Der Kongreß wird bis zum 30. September dauern. Zuschriften an den ständigen Sekretär, Herrn Jules Lermina, Hotel clss Loeiötss savantss, 28, ras 8srponts, l?aris. Gestohlene Bücher. (Vgl. Börsenblatt Nr. 177.) — Im Anschluß an die Mitteilung in Nr. 177 d. Bl. bringen wir nach stehend eine weitere Mitteilung des Leipziger Polizeiamts über gestohlene Bücher zur Kenntnis des Buchhandels: Gestohlen worden sind seit Oktober 1898 nachstehend ver- zeichnete Bücher: 1. Achelis, Grundriß der prakt. Theologie. 1893. 2. Buhl, Geographie des alten Palaestina. 1896. 3. Delitzsch, Messianische Weissagungen. 2. Ausl. 1899. 4. Hering, Unsere persönl. Stellung zum geistl. Beruf. 1893. 5. Harnack, Grundriß der Dogmengeschichte. 2. Ausl. 1893. 6. Hilty, Glück. 3 Teile. 1899. 1899. 7. Heinrich theol. Encyklopädie. 1893. 8. Juluser, Einleitung ins Neue Testament. 1894. 9. Kant, Religion innerhalb der Grenzen. (Neclam.) 10. Krüger, Geschichte der altchristlichen Litteratur. 1896. 11. Müller, Symbolische Bücher. 5. Ausl. 1882. 12. Pascal, Gedanken. Deutsch. Reclam. 13. Schmidt, Die Geschichte Jesu. 1899. 14. Schürer, Geschichte des jüdischen Volkes. 3 Bde. 1898. 15. Uhlhorn, Kämpfe und Siege. 1898. 16. Zahn, Einleitung in das Neue Testament. 2 Bde. 1897—98. 17. Wellhausen, Geschichte Israels, l. 1878. Auf dem Titelblatt eines jeden Buches hat sich der Stempel -Theologische Studenten - Bibliothek» befunden. Die Stempel könnten beseitigt worden sein. Der größte Teil der Bücher fehlt erst seit April d. I. Wir bitten um Nachricht für den Fall, daß gestohlene Bücher verkauft worden sind oder man solche zum Kauf nngeboten hat. Leipzig, den 7. August 1899. Die Kriminal-Abteilung des Polizciamtes. Die revidierte Lutherbibel. — Von unterrichteter Seite wird der Leipziger Zeitung folgende Uebersicht gegeben: -—r.Die letzte evangelisch-lutherische Landessynode hat inSachen der Lutherbibel mit -durchgesehenem- Texte bekanntlich keinen end- giltigen Beschluß gefaßt, es vielmehr dem hohen Kirchenregiment anheimgestellt, den Zeitpunkt zu bestimmen, ob und wann sie ein zuführen oder wenigstens zur Einführung frei^ugcben sei. Nunmehr scheint man der Beantwortung dieser Frage näher treten zu wollen, denn das evangelisch-lutherische Landeskonsistorium hat sie für dieses Jahr zur Behandlung bei den Pastoralkonferenzen ausgeschrieben. Es dürften deshalb einige orientierende Mitteilungen über den Stand der angeregten Sache von allgemeinem Interesse sein.—In Sachsen arbeiten zwei Bibelgesellschaften, die Leipziger und die Sächsische Hauptbibelgesellschaft. Erstere verbreitet in ihrem kleinen Arbeits gebiete der zivei Ephorieen in den Bibeln nur den bisherigen Cansteinschen, in den Neuen Testamenten den -durchgesehenen« Luthertext! letztere führt sowohl in den eigenen wie angetansten Vollbibeln wie Neuen Testamenten beiderlei Texte und verabfolgt sie je nach Wunsch, im Jahre 1898/99: 8273 Bibeln mit alteni, 23550 Bibeln mit durchgesehenem, 61 Neue Testamente mit altem, 9805 Neue Testamente mit durchgesehenem Texte. (1893/94 d. i. im ersten Jahre der Ausgabe solcher Exemplare wurden nur 72 Stück und noch 321 Neue Testamente mit bis herigem Texte begehrt.) Cs ist eben wie anderwärts wahrzu- nehmen, daß die revidierte Bibel ganz in der Stille in die Schule und durch die Schule Angeführt wird. Der Central-Bibelverein für die protestantische Kirche in Bayern bestätigt diese Erfahrung. Er bezeugt, daß die revidierte Bibel -vorgezogen» wird und die Bibel forthin mit durchgesehenem Texte zum Druck gelangt. Die kleine Bibelgesellschaft zu Greiz bezieht von der Sächsischen Haupt bibelgesellschaft nur den alten Text. Die anderen Bibelvereine Mitteldeutschlands decken ihren Bedarf durch Ankauf aus Halle. Die dortige Cansteinsche Bibelanstalt lieferte 1898 aus: 18069 Vollbibeln mit altem, 16 390 dergleichen mit durchgesehenem, 290 Neue Testamente mit altem, 1967 Neue Testamente mit durchgesehenem Texte. Die Preußische Hauptbibelgesellschaft zu Berlin führt ebensalls beide Luthertexte, veranstaltete aber bereits drei verschiedene Ausgaben mit durchgeschenem und eine weitere wird demnächst vollendet. Bei einem Gcsamtabsatze von 112 381 Bibeln, 62035 Neuen Testamenten und 268 Psaltern wurden im letzten Jahre 86 549 Bibeln, 61 224 Neue Testamente und 268 Psalter mit revidiertem Texte verbreitet. Letzerer ist auch in die neue Agende und das Perikvpenbuch ausgenommen. Die beiden Mecklenburg und die Provinz Hannover lehnen den neu gewonnenen Luthertext gänzlich ab, vermögen aber nicht zu ver hindern, daß die Boten der britischen und ausländischen Bibel gesellschaften ihn ins Land bringen und daß er gekauft wird. Nach Hannover wie Oldenburg bezieht man ihn gern von Dresden aus. Bremen versorgt sein Arbeitsgebiet auch mit neuem Texte, und Hainburg druckte ein Neues Testament in ihm. Die große Bel gische Bibelgesellschaft führt nur den durchgesehenen Text und vertrieb im letzten Geschäftsjahre 30615 Bibeln, 65336 Neue Testa mente und 5280 Vibelteile. Die größte deutsche Bibelgesellschaft, die privilegierte Wiirttcmbergische Bibelanstalt zu Stuttgart druckt und verbreitet ausschließlich den durchgesehcnen Luthertext. Sie versorgt die hohenzollernsche Lande, Baden, den Elsaß und den gesamten deutschen Buchhandel, soweit er die Beziehungen pflegen will. Es wurden verabfolgt 84307 Bibeln, 191706 Neue Testa mente und 21683 Bibelteile. Aus dieser kurzen Uebersicht ergiebt sich wie von selbst, daß dem durchgesehenen Luthertexte in Deutsch land die Zukunft gehört.« Aus der Vatikanischen Bibliothek. — Die »Vvssische Zeitung- schreibt: -War die Vatikanische Bibliothek vor einigen Jahrzehnten noch in vielen Stücken eine der Wissenschaft gänzlich entrückte Sammlung der bedeutendsten handschriftlichen Schätze der Welt, so ist nun in der letzten Zeit eine Schranke nach der andern