Volltext Seite (XML)
223, 24. September 4SI 2 Künftig erscheinende Bücher. SSis,nbI»U f. d. D»chn. vllch-»nd-l. 11241 Verlag für Litteratur und Kunst Albert Langen München (K Von mehr als vierzig Bühnen bereits erworben! Anfang Oktober, rechtzeitig zur Premiere in Berlin, München, Stuttgart usw., gelangt zur Ausgabe: Ein Volksstück in drei Aufzügen Geheftet 2 Mark; gebunden 3 Mark 'ie war für die Landarbeit zu schwach; deshalb ließen Vater und Mutter sie schließlich in die Stadt gehen. Dort arbeitete ' sie zuerst, wie sich's gehört, verdiente sich ihr Leben und ersparte sich einige Mark. — Sie war jung und dumm und glaubte alles. Es kam einer, der ihr das Heiraten versprach und ihr die paar ersparten Mark abnahm und sie dann sitzen ließ. Da verlor sie den Mut und den Kopf; von nun an war sie zu jeder Arbeit zu schwach. Sie verkaufte sich, billig genug. Die Polizei nahm die Magdalena schließlich fest. Sie saß ihre Strafe ab und wurde als Minderjährige auf dem Schub ins Heimatsdorf zurückgebracht. Die Mutter konnte es nicht verwinden; sie starb bald nachher. Der Vater nahm die Schande wie eine ungeheure Last auf sich; und blieb und stand. Aber die Last war zu schwer. Der Knecht ging ihm davon, weil er nicht in einem solchen Hause sein wollte, die Tochter selbst war zur Arbeit nicht geeigneter als vordem, und die Verachtung schlug von allen Seiten über bas kleine Haus zusammen Das Mädchen wollte wieder weg. Um wieder in die Stadt zu kommen, ließ sie schließlich den Nächstbesten zu sich auf die Kammer und bat ihn nachher um einige Mark zur Reise. Der erzählte es am Morgen darauf den anderen Burschen. Es gab einen furchtbaren Sturm in der Gemeinde. Man forderte den Vater auf, seine Tochter sogleich wieder wegzujagcn oder Haus und Boden zu verkaufen und mit ihr fortzuziehen. So eine dürfe nicht im Dorf bleiben. Da packle den Alten, der sich bedrängt und im eigenen Haus von den anderen genötigt, der sich allein und verlassen, dem Spotte preisgegeben sieht, ein wildes Mitleid mit der Tochter: er sticht sie nieder. — Dies ist ein grober Umriß des neuen Stückes von Thoma. Als vor Jahresfrist sein Roman „Der Wittiber" erschien — ein Buch voll herber, schlichter Großartigkeit, voll innerster Notwendigkeit im künstlerischen Aufbau, voll tiefster Volkstüm lichkeit, ja Volks weis heit; in einer Sprache geschrieben, die ans Herz greift, aber nie sentimental wird, in einer Sprache, die „keine Worte macht" in ihrer männlichen und beherrschten Kargheit, kurz: wahrhaft in der Sprache des Volkes geschrieben, für dessen Literatur es auf alle Zeiten Denkmal und Ehre sein wird —, als dieses Buch erschien, hatte man zu gleich das unausgesprochene Gefühl von der absoluten Einmaligkeit des Werkes. — „Magdalena" gibt nun jetzt den Be weis, daß es sich beim „Wittiber" durchaus nicht um etwas außerordentlich „Gelungenes" handelt, sondern vielmehr, daß der Dichter auf einem menschlichen und künstlerschen Niveau angelangt ist, wo von bloßem „Gelingen" keine Rede mehr sein kann, sondern wo die Maße für sein g a n z e s Schaffen und für alle seine Werke auf immer vorgezeichnet zu sein scheinen; er kann sich jetzt nichts mehr „vergeben", alles ist, wie es ist, und kann auch nicht mehr anders gemacht werden. — Man darf es sich daher erlassen, alle die herrlichen Details aus dem neuen Werk noch besonders herauszustellen, die in der Höhe und Tiefe der Grundstimmung von selbst ihre Erklärung finden. Und dies ist auch das Geheimnis der unvergleichlich ge steigerten Wirkung, die das Werk im Sprachlichen wie im Dramatischen erreicht. — Aber eines darf noch gesagt werden: daß Thomas neues Werk von unendlich warmem christlichen Geist ganz und gar durchdrungen, ja gleichsam durchleuchtet ist von einer souveränen Sonne der Güte und Versöhnlichkeit, wie wir sie im Leben aus den Augen jener seltenen Menschen leuchten sehen, die tapfer genug sind, auch ein schweres Leid und harte Unbill milden und gerechten Auges sich vollziehen zu sehen, ohne sogleich nach der einen oder anderen Seite Schuldige zu suchen und zu bezeichnen. Bezugsbedingungen: In Kommission mit 25"/«, bar mit 33'/»"/«, Partie 7/6. Wir bitten beim Bestellen auf den zu erwartenden starken Bühnenerfolg Rücksicht zu nehmen. Albert Langen, Verlag. München, 21. Septenber 1912.