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Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 97, 28. April 1916. Barzahlung bei Einkäufen in Buchhandlungen. — Aus dem Leser kreise wird uns die nachstehende Anzeige zur Verfügung gestellt: Infolge der schwierigen Lage, in welcher sich die Geschäfte in der Kriegszeit durch die fortgesetzten Preis steigerungen und die Erschwerung der Lieferungsbedin gungen befinden, sehen sich die Unterzeichneten genötigt, die Käufer frdl. zu ersuchen, bei Deckung ihres Bedarfs in den Geschäften möglichst sofort Zahlung zu leisten. Hochachtungsvoll! Buchhandlungen, Buchbindereien und Schreib warengeschäfte Zweibrückens. Unterstützt wird diese Anzeige von einem Hinweis im redaktionellen Teile, der anscheinend ans derselben Quelle stammt: ^ Z w e i b r ü ck e n, 19. April. (Mehr Bar-Zahlung.) Wie aus dem Anzeigenteil ersichtlich, sind infolge der recht schwierig gewordenen Geschäftsverhältnisse (u. a. der darauf zurückzuführenden Erschwerung der Lieferungsbedingungen) auch die Buch- und Pa piergeschäfte, um n. a. ihre eigenen Zahlungsverpflichtungen gegenüber den auf ordnungsgemäße Zahlung sehenden Lieferern ge wissenhaft zu erfüllen, genötigt, die Kanfwelt zu ersuchen, bei ihren Einkäufen sofort zu zahlen. Jeder, der nur einigermaßen über die schwere Not der Kriegszeit nachdenkt, wird diese Bitte leider nur zu gerechtfertigt finden; wird doch bei Säumigkeit in den Zahlungen das Betriebskapital der Geschäfte wesentlich gemindert, und der ferner damit verbundene Zinsverlust, der den Verdienst nach und nach auf- sangt, kann von der gediegenen Geschäftswelt auf die Dauer nicht getragen werden. Warnung vor Musikalienbettel. — Herr Heinrich Friedrich, Mitbesitzer der Fa. Bohm, Friedrich L Heymann in Kairo, z. Zt. Kriegsgefangener in Malta, schreibt uns: Aus dem Kriegsgefangenen lager Malta bestürmt ein Musiker namens Halm die Verleger mit Bittgesuchen um »Liebesgaben« von Orchestermusik unter der Vor gabe, er sei Kapellmeister des Kriegsgefangenenorchesters. Diese An gabe ist unzutreffend. Die Herren Verleger, die bereits Gaben für das Kriegsgefangenenorchester gestiftet haben, werden daher freund- lichst gebeten, Mitteilung an Heinrich Friedrich, Buchhändler, z. Zt. Kriegsgefangener in Malta (Mitglied des Gefangenenorchesters), gelangen zu lassen, damit die Spenden ihrem Zwecke Angeführt werden können. Eine deutsche Tuberkulose-Ausstellung in Brüssel. — Auf An regung des Generalgouvernenrs von Belgien, Generalobersten von Vissing, soll in Brüssel eine Tuberkulose-Ausstellung veranstaltet werden. Die Vorarbeiten dazu hat das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose übernommen. Die Ausstellung wird voraussichtlich im Mai eröffnet werden und außer Brüssel auch einige andere belgische Städte besuchen. Sie wird ein vollständiges Wander- »insen», des Deutschen Zentralkomitees und zahlreiche Ausstellungs gegenstände enthalten, die vom Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin, von einer Reihe von Landesversicherungsanstalten und den größeren Tuberkulosevereinen Deutschlands bcigesteuert wurden. PttsMSltiüchriHttil. Jubiläum. — Am heutigen Tage sind 60 Jahre verstrichen, seit Herr Ernst Steiger in New Aork als Mitglied Nr. 2001 in den Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig eingetreten ist. Ein seltenes und schönes Jubiläum, namentlich wenn es sich um einen Mann handelt, der im fernen Westen für deutsche Kultur und den Absatz des deutschen Buchhandels gewirkt hat. Herr Steiger steht gegenwärtig im 84. Lebensjahre — er ist 1832 in Gestcwitz bei Oschatz geboren — und leitet noch heute als Präsident einer Korporation die Geschäfte seines Hauses. Er hat seine erste Ausbildung in Leipzig bei Bernhard Hermann empfangen und ging von hier zu Woldemar Türk in Dresden. Hier erging an ihn der Ruf, eine Stelle bei Westermann K Co. in New Aork anzunehmen, dem er freudig folgte. Am 21. Februar 1855 langte er in New Aork an, das ihm zur zweiten Heimat werden sollte. Beinahe 11 Jahre blieb er bei Westermann; seit 1859 als stiller Teilhaber. Aber schon während dieser Zeit legte er den Grund zur eigenen Selbständigkeit, indem er das kleine Zeitnngsgeschäft von Josef Wieck erwarb. Am 1. Januar 1860 übernahm Steiger persönlich die Leitung dieses Ge schäfts, das 1864 auch die Firma seines Namens angenommen hatte, und brachte cs mit dem deutschen Buchhandel in direkte Verbindung. Durch die in jener Zeit zahlreiche Einwanderung von Deutschen der gebildeten Klassen nach den Vereinigten Staaten waren die Aus sichten für eine deutsche Buchhandlung gut, und Steiger nutzte sie weid lich aus, sodaß sich sein Geschäft schnell hob. Er konnte große Kon- rinuationen von deutschen Lieferungswerke» und Zeitschriften aus- weisen; so setzte er von dem Generalstabswerk über den ktrieg 1870/71 860 Exemplare ab, und seine Kontinuationsliste wies die stolzen Zif fern von 12 000 Gartenlaube, 3000 Daheim, 2500 Bazar, 4000 lieber Land und Meer auf. Neben seinem Importgeschäft deutscher Literatur betrieb Steiger auch einen Schulbücherverlag für deutsche und ameri kanische Lehranstalten, der ebenfalls schöne Erfolge erzielte. Am 26. September 1880 übergab er sein Geschäft einer Korporation, deren Präsident er blieb, während ihm als Vize-Präsident sein Sohn Ernst zur Seite steht. Möge dem wackeren Pionier des deutschen Buch handels noch ein frenndlicher Lebensabend in ersprießlicher Tätigkeit, die für ihn Leben heißt, beschicken sein! Gestorben: am 23. April der ehemalige Verlagsbuchhändlcr B r u n o M e y e r in Rudolstadt in Thüringen. Am 6. Juni 1831 in Ostpreußen geboren, widmete er sich mit Eifer dem Buchhandel und übernahm am 1. Januar 1880 die Verlags buchhandlung von H. Hartung L Sohn, die er von Leipzig nach Rudol stadt verlegte und die nach einer Reihe von Jahren in andere Hände überging. Meyer war ein Mann von großer imposanter Erscheinung und von reichem Wissen; er hatte viel erfahren und wußte im Be kanntenkreise geistvoll über alles, was er erlebt und beobachtet hatte, zu plaudern. Als Schriftsteller hat er sich mehrfach meist in vegetarischen Blättern betätigt. Ein jetzt leider vergriffenes kritisches Ver zeichnis der Literatur des Vegetarismus und verwandter Gebiete hat ihn zum Verfasser. Wer dem liebenswürdigen Mann je im Leben näher- getleten ist, wird mit lebhaftem Bedauern die Kunde von seinem Tode vernehmen. K. Lentze. G e st o r b e n ferner im Alter von 55 Jahren der Verlagsbuchhänd ler Gabriel Hendclsohn in Berlin, der einen ausge dehnten Verlagsbetrieb unter den Firmen G. Hendelsohn, Th. Knanr Nachf., Schreiter'sche Verlagsbuchhandlung und Verlag Jugendhort Walter Bloch Nachf. ansübte. Besonders hervorzu heben sind die aus dem Verlag Knaur hervorgegangenen bil ligen Klassikerausgaben und die Jugcndschriften des Verlags Jugendhort. SyreWal. Wie im Auslande deutsche Bücher fabriziert werden. <VgI. Nr. 86.» In ruhigen, urteilsfesteren Zeiten würde mich die sonderbare Auslegung meines Briefes jeder Notwendigkeit einer Erwiderung entheben. Der Unbefangene — sofern er wenigstens jemals einen Blick in ein wissenschaftliches Buch getan hat — würde sofort erkennen, daß es mir durchaus fern lag, meinen Namen irgendwie mit fremdem Geistesgut in Verbindung zu bringen, daß ich vielmehr nnr beab sichtigte, in einer selbständigen wissenschaftlichen Arbeit ein paar kleine Abschnitte aus der betreffenden kurzen Broschüre mit den dazu ge hörigen Zeichnungen anzuführen. Eine genauere Kenntnis des deutschen Urheberrechts hätte mir eine Anfrage bei dem Verfasser überhaupt erspart. Die Mitteilung, daß militärtechnische Schriften auch volkstümlichen Stils aus Deutschland nicht ausgeführt werden dürfen, erhielt ich während der Abfassung meiner Arbeit auf Bücherbestellnngen hin von verschiedenen Seiten, z. B. auch von dem Hosbuchhändler Acker mann in Konstanz und C. M. Ebell in Zürich, welche Auskünfte ich in Abschrift beifüge.*) Das bestärkte mich allerdings in der Absicht, die Schrift in einem schweizerischen Verlag heranszugcben, was mir durch meinen Wohnsitz von selbst nahegelegt war. Der deutsche Ver leger hätte sich deshalb nicht aufznrcgen brauchen: eine in der Schweiz erschienene Arbeit würde seinem Vcrlagswerk weniger Abbruch tun, als wenn ich sie in einem deutschen Verlag heransgeben würde. Daß meine höfliche Anfrage aber, ob die durchaus rechtmäßige und bei wissenschaftlichen Arbeiten einwandfreie Benutzung des betreffen den Aufsatzes unter anerkennender Hervorhebung der Quelle gestattet sei, eine derartige Auslegung erfahren konnte, hätte ich nicht für möglich gehalten. Züri ch, 21. April 19-16. Julian Tr eitel, Dipl. Ing. *) Wird bestätigt. Red. Verantwortlicher Redakteur: Emil Thomas. — Verlag: Der Börsenvcrein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches VuchhäudlerhauS. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 sBuchhändlerhaus).