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Fertige Bücher. ^ 253, 2g. Oktober 1908. Verlag Etzold <8r Co., München Llber diese drei Bücher schreibt: l)r. Castelle im Münsterischen Anzeiger u. a.: Von einer nordischen Schriftstellerin soll hier die Rede sein, von einer starken, edlen Frau. Alles, was Frau Selmer geschrieben hat, ist über und für die Kinder und die Familie geschrieben, und gerade die besten ihrer Bücher liegen auch in einer guten deutsche» Übersetzung und in vornehmer Aus führung vor, nämlich: „Die Doktorssamilie im hohen Norden", „Als Mutter klein war" und „Damals". Das Wesen der Dichterin wird uns vornehmlich erschlossen in dem letztgenannten, Januar 1908 in deutscher Sprache aufgelegten Buche. Denn dieses erzählt uns die ganze Werdegeschichte dieser interessanten Frau, die bis acht Tage vor der Kochzeit auf der Bühne Triumphe feierte, dann auf einem Frachtdampfer mit dem jungen Gatten die — Hochzeits reise nach Balsfjord antrat und nun plbtzlich für neun zehn lange Jahre au« der Welt verschwindet. And jede junge Frau lese einmal das letzte Kapitel des Buches „Der erste Schmerz", um einmal so recht die Tiefe und Inbrunst zu fühlen, die in ihrem gott begnadeten Berufe als zukünftige Mutter verborgen ruht, um so recht in innerster Seele zu verstehen, was es heißt: dem Leben dienen! Mitten hinein i» dieses Leben versetzt uns Frau Gjcms-Selmcr dann in ihrem ersten Jugendbuch, „Die Doktorssamilic im hohen Norden". Mit einer von eigenartiger, sein gcschlifsenerSPrache ge tragene» prächtigen Schilderung des einsamen Gebirgslandes hebt das Buch an und bereitet die Stimmung in »ns vor (folgt ausführliche Be sprechung des Buches). Im zweiten Jugendbuch der Dichterin: „Als Mutter klein war," sind Skizzen wie „Aus der Festung" oder das humorvolle Einlcitungs- kapitcl „In der Schule bei Jungscr Bakkc" kleine Kunstwerke. Wir sitzen mit den Kleinen »m die erzählende Mutter herum und lausche» andächtig den seinen, schlichten Worten. Und vor unserer Seele tut sich eine ferne, ferne Vergangenheit ans: unsere eigene Kindheit, das schöne Jugendland un serer Hoffnungen und „»gestörten Freuden. Bücher, die solche Wirkungen auf unser Gemüt auSzuübcn vermögen,sollten wir gerade im rastlosen zwanzigste» Jahrhundert hoch- schktzen und immer gern zur Hand nehmen. Tann erstarkt in uns das echte urdeutsche Gefühl für Heimat und Familienleben, diese beiden gesündesten Elemente der christlichen Gesellschaft, diese beiden kräftigste» Wurzel», ans denen stets neues Leben in Geist »nd Körper strömt. Dann wächst aber auch vor allem in uns die Achtung vor der Frau »nd Francnwürdc, die in de» Büchern von Agot Gjc,ns - Selmer so anspruchslos, so anmutig und doch so achtunggebietend uns entgegentritt M. Gilling im Dresdner Anzeiger in einem 5°- Spalten langen Essay: „Das große künstlerische Empfinden dieser Frau, ihre warme Begeisterung für alles Schöne und Gute, ihre Liebe zum Familienleben, dem nach ihrer Ansicht dies Gute und Schöne entstammt, verlangte nach Aus druck. Im eigenen Kinderkrcis bildete sie sich zur Er zählerin, hier fand sic ein begeistertes Publikum. Sie ist die Auserwähltc unter den vielen, die sich dazu berufen glaubten ... Ihre Dichtungcu sind geeignet, besonders in unserer Zeit, jung und alt für das Wesentliche im Lebe» zu bc geistern, das nur durch Liebe und Selbstauf- vpserung gewonnen werde» kann. Möchte» ihre Bücher in viele Hände gelangen . . . Die Ausstattung, Druck und Papier sind vortreff lich, der Preis sehr mäßig. Hamburger Nachrichten: Keine erdichtete, sondern eine wirkliche Lebens geschichte, und zwar ihre eigene, erzählt in diesem Buche eine begabte, mit Kraft und Seelenwärme ausgcstattete Frau. Nngesucht und echt quellen alle Stim mungen und Gefühle aus dem Herzen der Bersasscrin, sodaß sie nicht verfehlen, wieder zum Herzen des Lesers zu dringen »ud das schlichte Buch zu einem edlen Genüsse z» ge stalte». Deutsche Tageszeitung (Rudolf Krauß): Aus jeder Zeile der Bücher spricht ein warmes Gemüt »nd ein starkes Herz, zugleich auch ein poetisch beschwingter Geist, dem der eigentümliche Zauber der nordischen Natur Nahrung spendet. Neue Freie Presse (Hermann Dahl): Wie die Eidervögcl des Nordens schwingt sie sich hoch empor und singt ihr Lied vom Leben, vom Lieben und vom Opfern . . . ein Psalmgcsang, ein Hymnus. „Der Eidervogel kann liebe» und opfern, darum ist sein Gesang so schmelzend zärtlich, so ergreifend und sehnsuchtsvoll . . ." Änd das ist auch die Geschichte von Gjems-Selmers Leben hoch droben im Norden . . . Lind auf dieser Palette hat auch die Autorin die feinsten und reichsten, die zarteste» und kräftigste» Farben- nüancen gemischt. Sie zaubert ei» Gemälde vor unsere Angen voll hinreißender Kontraste, die düstere Gewalt der schneebedeckten Bergriesen, der kantigen Schären und Felsen, der brausenden Fjorde, in Nebel und Dunkelheit gehüllt.