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3328 Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 74. 30. März 1906 um so größer, da das Exemplar Besonderheiten bietet, die sür das Studium der ältesten Drucktechnik von wesentlicher Be deutung sind. Ein solches Studium ist nicht möglich ohne Vergleichung der verschiedenen Exemplare und der verwandten Drucke. Nun ist der Psalter in derselben Schrift und fast derselben hervorragenden Ausstattung, im übrigen aber ziemlich abweichend, schon zwei Jahre früher, 1457, in Mainz gedruckt worden. Auch von dieser Ausgabe sind nur sehr wenige Exemplare erhalten: wer sie zu sammen mit dem Druck von 1459 sehen und studieren will, der kann es in Paris, in London, Oxford und Manchester tun; aber keine einzige deutsche Bibliothek besitzt beide nebeneinander. Die Königliche Bibliothek in Berlin ist durch die Freigebig keit Friedrich Wilhelms IV. im Besitz eines Exemplars von 1457; an seiner Seite ist der Platz für das jetzt verkäufliche von 1459. Sollte es nicht möglich sein, die amerikanische Gefahr noch im letzten Augenblick abzuwenden und den Schatz für die Königliche Bibliothek zu retten? Man ruft da natür lich zuerst nach dem Staat als dem berufenen Käufer. Aber hat der Staat die Pflicht oder sogar das Recht, in diesem Falle mit dem Gelde der Steuerzahler einzutreten, während noch viele näher liegende und praktische Bedürfnisse seiner Bibliotheken aus Mangel an Mitteln unerfüllt bleiben? Auch in Amerika ist es nicht der Staat, der die Hände nach solchen Kostbarkeiten für seine Biblio theken ausstreckt, sondern es sind Private, die es als selbstverständ liche Pflicht ihres Reichtums betrachten, den öffentlichen Samm lungen beizuspringen. Sollte sich nicht bei uns die gleiche Opfer freudigkeit finden, wo, es gilt ein nationales Besitztum zu erhalten? Es ist ja eine bedeutende Summe, um die es sich handelt, auch wenn, der Verkäufer, um es Deutschland zu erhalten, von dem Katalogpreise noch etwas nachläßt, und es ist nicht zu erwarten, daß ein einzelner den ganzen Betrag zur Verfügung stellt. Aber sollten sich nicht unter der immer mehr wachsenden Anzahl be güterter Bücherliebhaber und Freunde der (Wissenschaft viele finden, die bereit wären, entsprechende Beiträge zu zeichnen, um der Bücher sammlung, die sich immer mehr zur Nationalbibliothek auswachsen wird, dieses Denkmal der deutschen Erfindung zuzuwenden? An die Verwirklichung dieser Hoffnung wage ich zu denken, nachdem mir in diesen Tagen ein hervorragendes Glied des Münchener Antiquariatsbuchhandels den Betrag von 1000 ^ für die Erwerbung des Psalteriums zur Verfügung gestellt hat, in der Voraussetzung, daß andere Spenden Nachfolgen werden. Wenn es gelingt, wenigstens die größere Hälfte der nötigen Summe durch solche Spenden zusammenzubringen, werden sich gewiß Wege finden, den etwa verbleibenden Rest anderweit zu decken. In dem neuen Gebäude der Königlichen Bibliothek, dessen Mauern sich jetzt erheben, wird ein vornehmer, allgemein zugäng licher Schausaal die Schätze der Bibliothek aufnehmen. Wenn dort neben der Gutenbcrgbibel die beiden Psalterdrucke dem Publikum vor Augen führen, in welcher Vollendung die Buchdruckerkunst ans Licht getreten ist, werden die Geschenkgeber sehen, daß sie mit diesem hervorragenden Denkmal der Kunst sich selbst das schönste Gedenken gestiftet haben. Berlin, 20. März 1906. P. Schwenke. * Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H. in Leipzig. — Wie wir erfahren, ist die Gründung einer Akademischen Verlagsgesellschaft mit beschränkter Haftung in Leipzig be absichtigt. Als Geschäftsführer soll Herr Leo Jolowicz in Aus sicht genommen sein. Red. Neue Photographische Gesellschaft in Berlin-Steg litz. — Dem Geschäftsbericht der Neuen Photographischen Gesellschaft in Berlin-Steglitz für 1905 entnimmt das Leipziger Tageblatt folgende Mitteilungen: Zu dem größern Gewinn hat auch der im Vorjahr beschlossene Erwerb der Papierfabrik wesentlich beigetragen. Nach Ab schreibungen von 372 000 (340 000) ist ein Bruttogewinn von 693 000 (601 000) ^ erzielt worden. Die Dividende beträgt wieder 12 Prozent. Im neuen Jahre hat, um das Geschäft mit Öster reich auch nach Inkrafttreten des neuen Handelsvertrags nutz bringend zu gestalten, die Gesellschaft eine kommanditistische Be teiligung bis zu 800000 L an der Gesellschaft Photobrom in Wien übernommen. Zur weitern Entwicklung des Gesamtunter nehmens wird die Aufnahme verwandter Artikel beabsichtigt; es soll eine seit Jahren bestehende gutgehende Fabrik technischer Papiere erworben werden. Der Kaufpreis soll größtenteils durch Hergabe neuer Aktien und Bestellung einer Hypothek beglichen werden. Zu diesem Zwecke, sowie zur Tilgung der Bankschuld, Abstoßung der Steglitzer Hypothek und Schaffung weitrer Betriebs mittel soll die Ausgabe neuer Aktien bis zu 1 Million Mark so wie die Ausgabe einer H^prozentigen Hypothekaranleihe im Be trage von l'/z Millionen Mark vorgcschlagen werden. "Dresdner Journal. — Das amtliche-DresdnerJournal wird vom 1. April d. I. an den Titel führen: »Dresdner Journal, Königlich Sächsischer Staatsanzeiger, Verordnungsblatt für die Ministerien, die Ober- und Mittel behörden.» Steilschrift — Schrägschrift. — Aus Karlsruhe wird der Beilage zur Allgemeinen Zeitung gemeldet: Auf Antrag des Volksschulrektorats hat die städtische Schulkommission vorbehaltlich der Zustimmung des Oberschulrats beschlossen, die im Jahre 1892 an der hiesigen Volksschule eingeführte Steilschrift vom Beginn des Schuljahrs 1906/07 an durch die in den übrigen Schulen ein geführte badische Normalschrift (steile Schrägschrift) zu ersetzen. Der Stadtrat erklärte sich hiermit einverstanden. ' Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. Latalox sinsr KawwIuvA von kswäldsv altsr and nsuor Noistsr, sovis sinsr Lammlunq von ^ntiqnitätsn sie kdiniatursn, ^qaarslls, Handesiobnnnxsso, 8tiolls, Nöbsl, ^rbsitsn in Hol?., Llksndsiu, §waii, Oold, 8iibsr, LrovLS, Lnpksr, Llsssiv^, 2inn und Diesn, Oias, Lorrsllaa, Vaz'svos, 8tsivAnt, IVallsn und röwisobs Antiquitäten. (Lu8 dsw Haolllasss ds8 Herrn ksntnsr Loblösssr in Oöln und ^.ndsrsr.) 4". 34 8. 632 Kirn, und 2 Vaksln Vööitdunqgn. —VorstsiAsruvp:: Oienstax den 10. und Mttvooll don 11. ^prii 1906 bsi Idatll. §swpsrte, Luobllandlun^ und Antiquariat, Inbabor: ?stsr Lanstoin in 6öln. (Sprechsaal.) Wer trägt die Frachtspesen im Antiquariatshandel? Ein Leipziger Antiquariat bestellte bei mir nach einem Zettelkatatalog einen Posten antiquarischer Werke für 46 ^ 50 A Ich sandte dieselben, wie ich es gewohnt bin, «unfrankiert« als Frachtgur und legte der Sendung eine Faktur bei mit der Be merkung: »Betrag netto bar direkt per Postanweisung erbeten». Nachdem ich über acht Tage aus das Geld gewartet hatte (jeder Buchhändler weiß, daß Antiquaria nur gegen Kasse gehen!), er hielt ich auf meine Reklamation eine Anweisung über 45 d. h. der Betrag von 46 ^ 50 -Z war ohne weiteres um 1 ^ 50 ^ für »Fracht- und Portospesen« gekürzt. Die Firma weigert sich, den Betrag wie fakturiert zu erledigen. Es ist doch aber selbstver ständlich, daß der Käufer die Spesen trägt, auch wenn es nicht noch besonders vereinbart ist. Die Bestellerin fügte ihrem Schreiben seinerzeit kein Wort über die Art der Zusendung bei und behauptet jetzt: »Wegen Fracht war nichts vereinbart, folg lich hatten Sie franko Leipzig zu liefernl- Bitte um Aussprache. Dessau. William Claaß. Bemerkung der Redaktion. — Wir haben nicht gehört, daß im Antiquariatsbuchhandel bezüglich der Sendungen nach Leipzig anderes Gewohnheitsrecht maßgebend ist als im übrigen Buchhandel. Auch sür ihn gilt H 18 Absatz a der buchhändlerischen Verkehrsordnung. Der Leipziger Besteller durfte danach erwarten, die Sendung »über den Kommissionsplatz Leipzig- franko zu em pfangen. Direkte Sendung hatte er nicht vorgeschrieben, die direkte Beförderung ist ohne Rückfrage und Vereinbarung ohne weiteres erfolgt; der Besteller durfte sich also mit Recht auf 8 21 der Verkehrsordnung berufen, wonach er die Kosten für direkte Beförderung nur dann zu tragen haben würde, wenn er sie -ausdrücklich vorgeschrieben hat-. — Der Bitte um weitere Meinungsäußerungen schließen wir uns an. Red.