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^ 117, 25. Mai 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 6213 würde, bei dem höchst interessanten Inhalt, den ich Ihnen ver sprechen kann, gewiß starke Nachfrage finden. Der Druck könnte und müßte sogleich beginnen und mit Eile gefördert werden. Über die Honorierung würden wir uns leicht einigen; 2 Louis d'ors für den Bogen, nur ein wenig splendider ge druckt als im Zodiakus; etwa so, wie der Knebel. Meine hiesigen Freunde sind sehr eifrig auf dies Unternehmen, da sie sich mit der Absicht dafür vereinigt haben, mir unter den gegenwärtigen Umständen einen neuen Anhalt zu gewähren, da man mir Alles genommen hat und noch mehr zu nehmen beabsichtigt. Dies Buch, dessen Titel ich Ihnen angeben würde, könnte fortgesetzt und noch in demselben Jahre ein zweiter Band, immer im Umfange ven 20 Bogen, geliefert werden. Sowie ich Sie kenne, zweifele ich nicht, daß dieser Plan auch in Ihnen anklingen wird, und sehe ich daher mit freudiger Er wartung Ihrer demnächstigen Zustimmung entgegen. Die Wahl eines passenden Titels könnte noch Gegenstand unserer besonderen Rücksprache werden. Der Verleger war jedoch ängstlich geworden und äußerte gleich seine Bedenken gegen den neuen Plan. Dies geht aus einer Schlußbemerkung des nächsten Mundtschen Briefes vom 5. Januar hervor, der über das noch ungewisse Schicksal des »Literarischen Zodiakus< noch folgendes enthält: Gestern ist auch mir die Bescheidung vom hiesigen Ministerium geworden, die ich Ihnen zur Ansicht schicke, wo- nach allerdings das Verbot für den Augenblick unaufgehoben bleibt, worin sich aber der Minister zugleich geneigt erklärt, späterhin, wenn von dem neuen Jahrgang mehrere Hefte vor gelegt werden könnnen, die Maßregel zu ändern. Wenn das von Ihnen befürchtete Verbot in Sachsen eintritt, so wäre es uns freilich unmöglich gemacht, die verlangte Bewährung unseres Journals zu zeigen. Ich kann es mir aber kaum denken, daß Sachsen nachträglich ein solches Verbot veranlassen sollte, und wenn Ihnen dasselbe binnen 8 Tagen noch nicht zugegangen sein sollte, so kann man wohl annehmen, daß Sie unrecht berichtet worden sind. Es wäre alsdann dennoch das Gerathenste, das Journal noch ein halbes Jahr zu liefern, weil wir dann darauf rechnen können, daß wir den ausgedehnten Debit in Preußen wiedererhalten, wonach sich auch die Maß- nahmen in den übrigen Staaten ändern würden; und was kann sich nicht überhaupt in einem halben Jahre ändern! Die Befürchtung des Verlegers sollte aber nur zu recht behalten: unterm 8. Januar 1836 wurde ihm vom sächsischen Ministerium die Konzession zur ferneren Herausgabe der Zeitschrift genommen, während der erste Jahrgang, der doch nur der Anlaß dieser Maßregel sein konnte, von keinem Verbot betroffen wurde, sondern ruhig weiterverkauft werden durfte, wie der Verlag im Börsenblatt vom 22. Januar 1836 ausdrücklich anzeigte. Auch Mundt erhielt sofort Wind davon; am 10. Januar schrieb er an Reichenbach: »Durch einen Brief aus Leipzig erfahre ich nun auch, daß es mit dem Reskript gegen den Zodiacus seine Richtigkeit hat, und die Concession zum Verlag dieser Zeitschrift ist Ihnen in diesem Augenblick vielleicht schon genommen. Wenn wir es auch aufgeben müssen, vor Ablauf eines halben Jahres diese ganze Angelegenheit wieder in Ordnung zu bringen, so scheint et mir doch Ihre Ehre zu erheischen, daß Sie eine Appellation an das Gesamt-Ministerium richten, selbst wenn Sie die Über zeugung haben, daß Sie damit für den Moment nichts aus- richten. Nützlich ist es immer, wenn Sie auch nur gezeigt haben, daß Sie sich nichts nehmen lassen, ohne nach den Gründen zu fragen. Man nimmt dann das künftige Mal mehr Rücksicht auf Sie. Dagegen richte ich wiederholt, und nach reiflicher Über legung und Überzeugung, daß nur Gutes dabei herauskommen kann, den Antrag an Sie: eine Sammlung der höchst interessanten Aufsätze, die sich in meinem Besitz befinden, in einem Umfange von ungefähr 20 Bogen, zu veranstalten. Mein Name braucht dabei gar nicht genannt zu werden, somit ist es unverfänglich und hat überall freien Paß; auch wird das Ansehen einer journalistischen Schrift gänzlich vermieden. Es soll zum Frühjahr, womöglich noch vor Ostern erscheinen, und auch den Titel führen: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 77. J-chrgang. Frühlingsgabe für 1836. Eine Reihe von Aufsätzen und Skizzen von Leopold Schefer, Gans, Varnhagen, Rosenkranz, Carovö, Henriette Otten- heiner, Kühne, dem Verfasser der Briefe eines Verstorbenen, von Strombeck, und dem Verfasser des Erwin von Steinbach. Elegant ausgestattet, dürfte es vielfach zu Geschenken, benutzt werden, und überhaupt ein ziehender Artikel sein, auf den jeder Buchhändler eingehen kann. Sie wissen, daß ich Ihnen nie etwas aufrede, was nicht auch seine praktischen Seiten hat. Daß man Sie deshalb von irgend einer Seite her beargwöhnen könnte, davon ist die Menschenmöglich keit gar nicht abzusehn, da ich ja gar nicht dabei bin; und Ihre Behörde kann u. wird es Ihnen nicht im Geringsten verdenken, wenn Sie gleich wieder Unternehmungen zu machen suchen, die, durch die Namen der dabei Betheiligten ehrenvoll, Ihrem Wirkungskreise gemäß sind und dem Bereich Ihrer Geschäfte nicht abgesprochen werden können. Ich hoffe deshalb auf eine freudige Zusage von Ihrer Seite, die ich je eher je lieber empfange llL. Im Hamburger Correspondenten, in der Allgemeinen Zeitung, in den in Frankfurt erscheinenden Blättern rc. haben wir eine ungehinderte Stätte, um unsere Sachen anzuzeigen; es wäre daher nützlich, wenn Sie den fertigen Jahrgang des Zodiacus doch noch ausbieten, er wird gewiß vielfältig noch ge fordert, und dabei auch meine übrigen Sachen mitankündigen. Hinsichtlich der Ihnen oben angetragenen »Frühlingsgabe« ist noch zu bemerken, daß wir, wenn Sie dieselbe ins Werk setzen, dadurch in stricter Verbindung mit allen diesen Männern bleiben, und sie nachher, zu günstiger Zeit, leicht wieder für eine Zeitschrift vereinigen oder sonst Ihrem Verlag nutzbar machen können; während es unser Schade wäre, wenn wir uns jetzt auf Einmal aller dieser Verbindungen entäußern müßten. Mündts Rat, gegen die Konzesstonsentziehung Einspruch zu erheben, scheint der Verleger auch befolgt zu haben, aber gerade deswegen zögerte er offenbar, sich über den von Mundt vorgeschlagenen Ersatz des »Zodiakus« mit der Eile schlüssig zu werden, die Mundt für nötig hielt, der mehrfach um Entscheidung mahnte. So schrieb er am 29. Januar: Was Sie mir über unsere Angelegenheit schreiben, scheint mir nicht aus dem richtigen Gesichtspunkt, auch Ihren eignen Vortheil betreffend, aufgefaßt, und derselben Meinung ist unser Freund Hr. v. Varnhagen. Gerade je günstiger sich wieder in Berlin Alles zu gestalten anfängt, da man das Unausführbare der Maßregel höheren Orts eingesehen, je weniger sollten Sie den Mut verlieren! Daß Sie mit der Entscheidung über unsere »Frühlingsgabe für 1836« so lange warten wollen, bis Sie eine Bescheidung aus Dresden hinsichts der möglichen Wiedererlangung der Concession erhalten, erscheint nicht zweckmäßig. Erhalten wir die Con cession wieder, und dazu die Erlaubnis des freien Eingangs nach Preußen, so beginnen wir mit dem zweiten Semester d. I. das Journal von Neuem; um so wünschenswerter und wirksamer wäre es aber dann, wenn eine solche Sammlung, wie ich sie Ihnen unter dem Titel: »Frühlingsgabe für 1836<. vorgeschlazen, ein erfreuliches Zwischenspiel bis dahin bildete, indem Sie das Publikum fortwährend in einer Verbindung mit diesem Schriftstellerkreise erhalten. Die besten Aufsätze, von den anerkanntesten Schriftstellern, liegen zum Abdruck be- reit, und ich habe Ihnen schon in früheren Briefen aus einandergesetzt, wie jede Beargwöhnung, die Sie deshalb treffen könnte, unmöglich wäre. Zöge Ihnen ein solches Unter nehmen Unannehmlichkeit zu, so müßten Sie dies überhaupt bei jeder Fortsetzung Ihres Geschäfts zu fürchten haben. Ich hoffe daher, daß Sie sich noch zu der Ihnen angetragenen Samm lung entschließen werden, denn es sollte mich wahrhaft schmerzen, wenn ich die bedeutenden Verbindungen, die ich einmal an Ihre Firma gefesselt halte, entweder aufgeben, oder zu einem andern Verleger hinüberführen müßte, was uns dann überhaupt in unfern fernern gemeinsamen Unternehmungen kreuzen und stören würde. Die Klugheit möchte uns also schon gebieten, in diesem schlimmen Moment zusammenzuhalten, damit wir, nachdem das Terrain wieder gesichert, mit unverlorener Kraft zusammen weiter wirken können. Denn daß diese ganzen 803