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10200 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtaamtlicher Teil. 234, 7. Oktober 1907 schickte er seinem Bruder Karl eine entsprechende Ankündi gung, damit dieser sie in ein paar hundert Exemplaren drucken lassen sollte. »Ich mutz versuchen,- schrieb er an Elise Reimarus, »ob man mich ans meiner alten Kanzel, auf dem Theater wenigstens noch ungestört will predigen lassen.« Das Stück selbst wollte er nach der Subskription bei Voß in Verlag geben. Da er an seinen Bruder Karl schrieb: »Nur mit dem Pränumerieren möchte ich gern nichts zu tun haben,« darf man wohl annehmen, daß er sich durch die Subskription lediglich möglichst schnell ein angemessenes Honorar sichern wollte, im übrigen aber das Werk seinem Freunde Voß in Verlag lassen wollte. In der Ankündigung erklärte er auch ausdrücklich, daß er keine Ursache hätte, mit einem einzigen von den Buchhändlern, mit denen er noch bisher zu tun gehabt habe, unzufrieden zu sein. Seine Freunde sammelten eifrig Bestellungen. So sandte Gleim aus Halberstadt 10 Taler für 15 Exemplare, Herder bestellte 18 Exemplare für Weimar und 6 für Gotha, Elise Reimarus sogar 72 für Hamburg. Im ganzen wurden 2000 Stück bestellt, davon 1000 bei Lessing. Karl Lessing, der sich um die Drucklegung bekümmerte, glaubte, die meisten Subskribenten seien bei den Buchhändlern angekommen; es war auch etwa die Hälfte. Der Preis für das 18 Bogen starke Werk betrug 18 Groschen. Die Kollekteure erhielten durchweg 15»/o Rabatt, die Buchhändler dagegen 33^0/,, wie wir z. B. an folgender Rechnung für den Buchhändler Johann Gottwert Müller in Itzehoe (Holstein) ersehen: Nota in Louisd'or s 5 Rth. 6 Nathans s 18 Gr., Buchhändler-Rabatt stz, bleibt s 12 Gr. 3 Rth. pr. Gotth. Ephraim Lessing. An den Bibliothekar Reichard in Gotha, der Sub skribenten auf den Nathan gesammelt hatte, schrieb Lessing unterm 29. März 1779: -Das Stück wird instehende Leipziger Messe gewiß fertig, und die 20 besprochenen Exemplare sollen von da aus an Ew. Wohl geboren gewiß auf das Fördersamste Übermacht werden. Der Preis ist 18 Groschen. Von dem Betrage der 15 Taler belieben Dieselben für Porto und andere verursachte kleine Kosten 16 pro Cento abzuziehen und mir den Rest nach erhaltenen Exemplaren gelegent lich zu übermachen.- Mitte April sieht Lessing, daß der Druck des »Nathan« knapp vor der Ostermesse fertig wird. Er läßt sich 1000 Stück nach Wolfenbüttel senden und 200 an Voß. Er möchte seine Exemplare eher haben als die Buchhändler auf der Leipziger Messe; er steht aber, daß dies kaum möglich sein wird, da der »Nathan« nicht weit nach Leipzig hat und die Buchhändler alle mit Extrapost nach Hause fahren. Drei echte Ausgaben des Stückes erschienen 1779 (die erste auf Subskription, die zweite mit kurfürstlich sächsischem Privileg bei Voß). Von dem Ertrag konnte Lessing seine letzte Wechselschuld in Höhe von 300 Talern bezahlen. * * * Außer den vorstehenden Angaben, die ich dem fünf bändigen Briefwechsel entnommen und durch einige er klärende Zusätze aus der Schrift von Or. Kundt ergänzt habe, möchte ich noch einige interessante Notizen aus dem Briefwechsel mitteilen. In welch schlimme Lage ein Verleger infolge Papier mangels geraten konnte, ersehen wir aus einem Briefe Nicolais. Am 6. Februar 1761 schreibt dieser nämlich an Lessing im Anschluß an die Mitteilung über einen neuen Mitarbeiter an seinen Briefen über die Literatur u. a.: -Nun muß ich bei Zeiten wissen, ob ich fortsetze oder nicht. Da das Papier alle Tage ungeheuer steigt, so will der Buchdrucker nicht mehr in Vorschuß stehen; will ich also fortsetzen, so muß ich bet Zeiten für Papier sorgen, sonst sitze ich mit einem male im bloßen. Das Papier ist hier außerordentlich rar; ich muß das zu der kleinen Abhandlung vom Tode fürs Vaterland") bei Viertel und halben Riehen von den Materialisten zusammenkausen. Also schreiben Sie mir ja, und das bald.- Auf die Empfehlung in einer Zeitung oder Zeitschrift legte man damals um so größeren Wert, als den Verlegern nur wenig andre Vertriebsmittel zur Verfügung standen. Johann Jakob Reiske bat am 7. Januar 1770 Lesstng, er möchte doch dafür sorgen, daß sein Demosthenes in der Hamburgischen neuen Zeitung angekündigt werde: der zur Ostermesse erscheinende erste Teil werde bei Pränumeration für eine halbe Pistole abgegeben, später aber nicht unter 3 Reichstalern, und eine kleine Anzahl Exemplare auf großes, starkes und schönes Papier würde zum Pränumerationspreis von 3 Reichstalern voll abgegeben. Lesstng besorgte die Empfehlung, aber es meldeten sich anfänglich nur 40 Be steller, und schließlich war Reiske zufrieden, deren 100 ge funden zu haben, so daß ihm seine Kosten annähernd gedeckt wurden. Mendelssohn bat 1758 Lesstng, er möchte den Musikus Kirnberger an Breitkopf empfehlen, damit dieser einige Sachen, vielleicht vorerst nur eine Symphonie, von ihm drucken ließe. »Es sind recht schöne Sachen. Er verlangt 12 Exemplare für seine Freunde und überläßt es im übrigen der Gsnörosits des Verlegers.« Auch in damaliger Zeit gab es schon Bücherliebhaber, die wunderschöne Briefe an Schriftsteller richteten, um ihre Werke geschenkt zu erhalten. Ein Student der Theologie, Johann Gottfried Kirsch, schrieb an Lesstng einen langen Brief, in dem er nach einem weiten Umweg mit der Bitte herausrückte: -Ihr Verleger, Herr Voß, ist allem Vermuten nach ein sehr reicher Mann, und Sie als Autor gelten bei ihm viel, sehr viel — das versteht sich. Wie wäre es, wenn Sie ihn dahin vermöchte!-, daß er mich mit Ihren theatralischen Schriften beschenkte.- Dann folgt noch ein langer Schmus, worin der Student der Theologie seine dürftige finanzielle Lage auseinander setzt, sich darauf beruft, daß er ein Landsmann Lessings sei, daß er künftig vielleicht ein Dutzend Predigten drucken lassen wolle, die Voß in Verlag bekommen könne, und schließlich dem Briefträger, der ihm die Zusage bringen werde, »außer dem gewöhnlichen Porto und seinem Dreier Douceur noch 2 gute Groschen zu einem Glas Danziger« in Aussicht stellt. Wie man sieht, wurde damals der Bücherbettel schon ähnlich betrieben wie heute. Lesstng selbst hat viel Bücher gekauft. 1767 besaß er bereits 6000 Stück, von denen er damals allerdings die meisten verkaufen mußte. Er bedauerte nur, daß er sie an einem Orte veräußern mußte, »wo Bücher ganz und gar nichts gelten« (Berlin!). Besondere Last verursachten ihm seine Journale: das äourvsl äss 8s.vg.nts bis auf 1764 kom- plet in 235 Bänden, der Nsrours äs l?rsncs bis auf 1758 in 254 Bänden, die ^.ots sruäitorum und die /luiütz Iittei-sii'8 von Frsron rc. im ganzen etwa 750 Zeitschriftenbände. »Schade, daß der Graf von Wernigerode nur Bibeln sammelt!« fügte Lesstng wehmütig hinzu. Er hoffte, nach Abzug der Kosten 660 Taler dafür zu erhalten, doch konnte er gerade für die wertvollen Zeitschriftenreihen keine Lieb haber finden. Kleine Mitteilungen. * Bahnhofsumbaute« in Leipzig. Verkehrsstörungen. (Vgl. Nr. 230, 231 d. Bl.) — An die Mitglieder des Vereins der Buchhändler zu Leipzig ist folgendes Rundschreiben ver sandt worden: Leipzig, den 3. Oktober 1907. An unsere Herren Mitglieder! Durch die Verlegung der bisher auf dem Magdeburger Bahn- *) Von Professor Abbt (Abt) in Frankfurt an der Oder.