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8080 VSrl-nilaU >. d. Dtschn. Buchhand-I. Nichtamtlicher Teil. 153, 4 Juli 1912. finden allgemeinen Anklang bei den englischen Bücherkäusern, da sie gebunden sind. Der englische Buchhandel fühlt sich durch die Ernennung des Verlegers George Thompson Hutchinson in den Ritlerstand sehr geehrt. Sir George Hutchinson ist der Chef der Firma Hutchinson L Co. in Paternoster Row; unter andern sehr wichtigen Werken verlegte er auch die Übersetzung von Schillings' »Mit Blitzlicht und Büchse«. Er ist auch der Direktor der Firma Hurst L Blocket!, Ltd., in London. Die Firma Hutchinson legt besonderen Wert aus die gute Ausstat tung ihrer Verlagsunternehmungen. Der Buchhandel, besonders der Antiquariatshandel, ist mit dem neuen Gesetz, daß die Ladengeschäfte einmal die Woche um ein Uhr nachmittags schließen müssen, durchaus nicht zufrieden und hat an das Londoner »6ouutz- Oounail«, als die Vorgesetzte Behörde, eine Petition gerichtet, daß man den Buchhändlern erlaube, die ganze Woche bis acht Uhr aufzuhabcn, wenn solche Einrichtungen seitens der Ladeninhaber getroffen würden, daß jeder Angestellte ein mal die Woche um 1 Uhr nachmittags einen Ausgangs tag habe. Auf die Antwort der Behörde ist mau sehr gespannt. Auch herrscht eine große Unzufriedenheit unter den Chefs und Angestellten über die am 15. Juli in Kraft tretende Zwangs-Krankenversicherung. Das englische Gesetz ist dem deutschen nachgeahmt, berücksichtigt aber die vom Staat anerkannten bestehenden Versicherungs gesellschaften und erlaubt den Angestellten, sich nach freier Wahl bei einer derselben zu versichern. Wer keiner solchen Gesell schaft angehört, kann sich bei der Postsparkasse versichern. Die meisten Versicherungsgesellschaften bieten größere Vor teile, als die staatliche Postversicherung. Verschiedene größere Firmen, auch solche, die dem Buchhandel angehören, sollen sich an die Regierung gewandt haben und um Ausnahme von der Unterstellung unter das Gesetz ersucht haben, da sie sich verpflichten wollen, ihren Angestellten während Krankheiten den vollen Gehalt auszuzahlen. Im Interesse der Allgemein heit und der Wirksamkeit des Vcrsichcrungsgcsetzcs wünschen die verschiedenen »Gesellschaften der Angestellten«, daß die Regierung solchen Gesuchen nicht nachgeben möge. Das Exemplar von »l?oxs'8 üoolc <>k Llnrtz-rs«, das ver mutlich das Eigentum Bunyans, des Verfassers von »IUI g'i'iin's lUogrsss«, war, wurde neuerdings von dem ameri kanischen Millionär Pierpont Morgan erworben. Pierpont Morgan bezahlte 2000 Pfd. Sterl. für das antiquarische Werk, dessen Echtheit noch sehr angezweifelt wird. Das Erscheinen des zweiten Supplcmentbandes des »victionaix ok national LioAraxbz-« brachte eine unge ahnte Sensation. Sir Sidney Lee veröffentlichte in diesem Bande die erste wahrheitsgetreue Biographie des verstorbenen Königs Eduard VII. In cingeweihten Kreisen wird be hauptet, daß der jetzige Hof nicht nur die Veröffentlichung dieser Biographie gestattete, sondern auch dem Verfasser das notwendige Material zur Verfügung gestellt habe. Im großen ganzen gewinnt König Eduard: er lvar nicht der Macchiavcl, wie viele Schriftsteller und Leitartikelschrcibcr uns glauben machen wollten. Auch war König Eduard nicht der große Staatsmann, wie seine Schmeichler cs behaupteten! er war ein Mann, der das Vergnügen über alles liebte, und zu seinen Re- gierungsgeschäftcn einen gesundenMenschenverstand mitbrachte. Gegen Deutschland hatte er eine instinktive Abneigung, die durch feiner Mutter, der Königin Victoria, Sympathie für alles Deutsche hervorgerufen worden war. Auch wurde diese Ab neigung durch die Königin Alexandra, seine Frau, die Däne marks Demütigung durch Preußen nie vergessen konnte, be ständig genährt. So war es nicht zu verwundern, daß König Eduard sich zu der liebenswürdigen französischen Nation, in deren Hauptstadt Paris er so viele angenehme und vergnügte Stunden verlebt hatte, hingezogen fühlte. Eine Übersetzung dieser unübertrefflichen Biographie ins Deutsche wäre im Interesse der Wahrheit zu wünschen. Eine Bücheranzeige, die auch die vielen deutschen Ver ehrer des Buchillustrators Arthur Rackham interessieren dürste, veröffentlicht die rührige Verlagsfirma Wm. Heinemann. Im Herbst wird eine neue englische Übersetzung von Äsops Fabeln erscheinen, und zwar mit vielen farbigen Illustrationen von Arthur Rackham. Ein Tausend Exemplare der auf handge schöpftem Papier gedruckten Ausgabe im Preise von 25 Schil ling werden hergestellt werden und wahrscheinlich bei der großen Popularität des Zeichners von dem Buchhandel schon vor Erscheinen ausgekauft sein. Eine billigere 8/-Aus- gabe wird später, wahrscheinlich gegen Weihnachten, erscheinen. Herr Sidneh Calvin, der Direktor des »krint-Ikoom« des Britischen Museums, hat eine große Ausstellung der Zeich nungen und Skizzen alter und neuer Meister, die von dem Britischen Museum zwischen 1904 und 1912 erworben wurden, veranstaltet. Die Ausstellung findet in der »Lsramie Onlloiz-« statt und hat für alle Kunstkenner und -Liebhaber großes Inter esse. Die italienische Schule ist mit Meistern wie Zoppo, Credi, del Sarto, Mantegna, Tintoretto, vertreten. Die deutsche Schule zählt Namen wie Dürer, Schäufselein, Huber, Holbein, Menzel, die niederländische und flämische Schule: van der Wehden, Brueghel, Goltzius, van Dyck, Jordaens, Ostade, Rembrandt, Cuyp, Potter usw. Die französische Schule ist be sonders reich vertreten! Namen wie Fragonard, Delacroix, Troyon, Millei, Guys Fantin-Latour, Rodin sind weltbekannt. Den Löwenanteil hat die britische Schule alter und neuer Meister in der Ausstellung: Burgers, Coole Palmer, Hart, Watts, Dante Gabriel Rossetti, Kecne, Burne-Jones, Brabazon, W. C. Symons, Phil May sind mit guten Leistungen in der Ausstellung vertreten. — Der von den Trustees des Museums herausgegebene Katalog mit Vorrede von Mr. Sidney Colvin zum Preise von 4 <1.-32 H ist in bewunderungswürdiger Weise angcscrtigt. Leider wird Herr Sidneh Colvin von der Verwaltung des »krink-Ikooin« zurücktreten, da er sich nach den Vorschriften des Museums pen sionieren lassen mutz. Sein Weggang wird allgemein bedauert, da Mr. Colvin Wohl die größte lebende britische Autorität in Kunstfragen ist. Zum Schluß dieses Artikels sei noch erwähnt, daß die jährliche Hauptversammlung der »Vssoelntoä üoolrssllErs ok lireat llritnin and lreland« am 8. Juli in Dublin in Irland stattfindcn wird. Ein äußerst interessantes Vergnügungs- Programm ist für die Teilnehmer zusammengestellt worden, und es wird den Gästen vom 6.-9. Juli Gelegenheit gegeben werden, die vielen Naturschönheiten der grünen Insel kennen zu lernen, über die zur Diskussion gelangenden geschäftlichen Fragen wird, wie gewöhnlich, das strengste Geheimnis ge wahrt. London, Juni 1912. W m. von Knoblau ch. Kleine Mitteilungen. Mahnkosten deS Anwalts. — Die Frage, ob Mahnkosten, die ein mit einem Mahnschreiben beauftragter Anwalt seinem Mandanten gegenüber liquidiert, von der Gegenpartei, also dem Schuldner, erstattet werden müssen, wird von den Gerichten regelmäßig verneint. Sie war auch jetzt wieder Gegenstand eines Prozesses in zwei Instanzen bei dem Amts- und Land gericht in Frankfurt a. M. und wurde in demselben Sinne ent schieden. Die Buchhandlung I. in L. hatte eine kleine Forderung an die Firma X. in F., die von letzterer durch Verrechnung mit einer Gegenforderung getilgt werden sollte. Nachdem aber I. die Gegenforderung anderweitig erledigt hatte, forderte sie X. auf. den fraglichen Betrag von 7.50 -F innerhalb einer gewissen Frist zu zahlen, mit dem Bemerken, daß sie nach Ablauf dieser Frist den Betrag durch Postnachnahme erheben werde. Noch vor