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Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. b Dtschn. Buchhandel. 9969 ptk 202, SO. August ISIS. scharf macht schartig« kommt nirgends treffender zum Aus druck, als in solchen Fällen. Erfahrungsgemäß zahlen alle Antiquare fast gleiche Preise mit nur kleinen Variationen. Daraus fugend, wäre cs nur natürlich, datz die Preisansätze der Antiquare auch im Verlauf, mit nur geringen Variationen, die gleichen wären. Daß sie aber grundverschieden sind, habe ich an dem vorstehenden Beispiel gezeigt, das übrigens jeder Antiquar beliebig vervielfältigen kann. Was der eine für 1.50 offeriert, bietet der andere als Ausgabe mit den guten scharfen Bildern für 7.50 an; bei seltenen und vergriffenen Büchern sind die Preisunterschiede noch krasser. Die einzelnen Ansichten sind grundverschieden. Darüber läßt sich nicht streiten. Wenn aber jemand einen an sich wertlosen einzelnen Band, der 75 -A, ord. kostete, nur aus dem Grunde für 1.20 osferierl, weil ihn der andere gerade zur Komplettierung benötigt, so erachte ich das für nicht korrekt, denn das Buch soll den geforderten Preis tatsächlich wert sein. Ein zweiter Umstand, warum einlaufende Offerten oft gegcnstandlos werden, ist der, daß noch immer viele Firmen, der Portoersparnis halber, über Leipzig offerieren und die Offerten in vielen Fällen nach 14 Tagen bis 4 Wochen, manch mal auch noch später, in jedem Falle post ksstuoa, an den Bestimmungsort gelangen. Wenn feste Bestellungen vorliegen, so ist der Erfolg, falls die Voraussetzungen hierzu gegeben sind, schon ein wahrscheinlicher, aber in vielen Fällen entstehen die Gesuche im Börsenblatt aus den Anfragen des Publikums, und wenn es zum Abschluß kommen soll, so versagt das De- finitivum, und der Buchhändler hat das Nachsehen. Kosten und Mühe waren umsonst. Anders verhält es sich mit den Gesuchen für Sammler, die alles noch nicht Vorhandene kaufen, die die ganze einschlägige Lileratur zu koinplettieren suchen und gute Preise zahlen. Diesbezügliche Offerten sind stets von gutem Erfolge begleitet. Weil aber der Erfolg der Börsen blatt-Offerten zumeist einem Loiteriespiel gleicht, aus dem nur selten ein Treffer gezogen wird, so haben sich viele Anti quare, der ewigen Arbeit müde, vom »Offerieren« zurückge zogen und suchen ihre Bücher direkt an den Mann zu bringen. Sind dafür genügend Absatzquellcn vorhanden, so ist dies der gesündere, weil lukrativere und natürlichere Weg. Trotzdem braucht der Buchhandel nicht besorgt zu sein, daß diese alte, im Buchhandel wurzelnde Institution der Börsen blatt-Gesuche verschwinden werden. Im Gegenteil, ihre Spal ten mehren sich zeitweise erschreckend, und wer ein Buch drin gend braucht, kennt doch immer nur einen Weg, der durch die Sachlage klar vorgezeichnet ist — den Weg zum Börsenblatt. Wien. Gottlieb Leichter. Kleine Mitteilungen, tibe» die 32. tzaxptversanimlung de» RreiSvereinS Ost- und Westpreotzischcr «»chhä»dler bringt das »Memeler Dampsboot» vom 27. August folgenden Bericht, der, wie wir er fahren, auch in dem größten Teil der oft- und westpreußischen Tagespreise Ausnahme sandt Zu der am Sonntag, den 2». d. M., nach Memel einbe- rusenen Hauptversammlung des Kreisvereins Ost- und West- preußischer Buchhändler, des Provinzialverbandes jener im Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig machtvoll zusammengeschlossenen Organisation de» deutschen Buchhandels, waren eine im Hinblick aus die ungünstige Lage Memels an sehnliche Reihe von Vertretern aus unseren beiden Provinzen erschienen. Man hatte sich am Sonnabend abend im Sandkrug begrüßt. Der Sonntag Vormittag war, während die Damen eine Rundsahrt durch die Stadt und Umgebung unternahmen, der Hauptversammlung unter dem stellvertretenden Vorsitz des Herrn Kriedtc-Graudenz gewidmet. Aus dem vom Schriftführer Herrn Paetsch-Königsberg eistatteten Jahresbericht sei hervorgehoben, daß die Existenz- bedingungen sür den deutschen Sortimentsbuchhandel sich ständig Börsenblatt sllr den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. verschlechterten. Die Gewerbesreiheit hat trotz ihrer Wirtschaft- lichen Notwendigkeit nicht nur Segen gestiftet, sondern auch Ver hältnisse gezeitigt, die sich als verderbliche Auswüchse bemerkbar machen. Darunter, daß Freiheit vielfach zu Schrankenlosigkeit und anständiger Wettbewerb zu wilder Konkurrenzjagd ausartet, leidet der Buchhandel, von Einzelsällen in den Groß städten abgesehen, nicht so sehr als unter einem ganzen Heer von Eindringlingen aus anderen Berusszweigen. Geistliche, Lehrer, Arzte, Juristen, Techniker und viele andere haben sich zu Vereinen zusammengeschlossen, die neben der Ver folgung der berechtigten eigenen Interessen auch den Vertrieb von Büchern sür ihre Mitglieder vermitteln. Sie alle zehren am Marke de» Buchhandels. Lus der anderen Seite bedeutet der Bücherhandel vieler Warenhäuser, Spielwarenhandlungen, Papier, geschälte, Buchbindereien usw. nicht allein einen Schaden sür den Buchhandel, sondern auch sür unsere Volkskultur, den» in diesen Handlungen wird nahezu nur wertlose Ramschware ver trieben und daneben jene Art Literatur verbreitet, die man als »Schmutz und Schund« in weiten Kreisen zu bekämpsen sich bemüht und von deren Vertrieb sich der reguläre Buch handel serngehalten hat und auch in Zukunst scrnhalten wird. Ihm bleibt, da ihm die sogenannten Biotartikel entrissen sind, heute nahezu nur noch die Ausgabe, nach Absatzwegen sür den Vertrieb wissenschaftlicher Literatur zu suchen, ein Bemühen, das mit unverhältnismäßig hohen Unkosten verbunden ist und daher nur einen ganz unzureichenden Gewinn übrig läßt. Unter solchen Wirtschastsverhältnissen ist die Ausgabe jeden Rabatts an da» Publikum nur eine Frage der Zeit, und es darf damit gerechnet werden, daß weite Kreise der Bücherkäuser und nicht zuletzt die staatlichen und städtischen Behörden der Notlage de» Buchhandels mehr als bisher noch Rechnung tragen und den zu seiner Er haltung notwendigen Maßnahmen durch wohlwollende Ausnahme Entgegenkommen zeigen werden. Denn nur dann kann die Er füllung der dem Buchhandel obliegenden großen Kulturausgaben gewährleistet werden. Daß bei so unzureichenden Lebens bedingungen der Sortimentsbuchhandel unserer Provinz, sernab von allem literarischen Leben, einen besonders schweren Stand hat, bedarf keiner besonderen Betonung, und diese Lage lystematisch zu verbessern, wird die wichtigste in Zukunft zu eistendc Vereinsarbeit sein. Es ist Pflicht, die weitesten Kreise da für zu interessieren. Die vom Berichterstatter aus der diesjährigen Leipziger Tagung gegebene Anregung, durch Schaffung einer Zeitungskorrespondenz mit der Tagespresse engere Fühlung zu nehmen als bisher, hat beim Vorstand des Börsenverein» der Deutschen Buchhändler sreundliche Ausnahme gesunden, so daß gehasst werden dars, daß aus diesem Wege manche» falsche Urteil über den Buchhandel allmählich beseitigt wird. Den Buchhandel verkümmern zu lassen, wäre ein Unrecht der Gesellschaft, denn der englische und französische Buchhandel sind ein warnendes Beispiel. Es müßte allgemein sür die Erhaltung eines leistungs fähigen Sortimentsbuchhandels eingetreten werden, denn es ist zweifellos, daß das Sinken des moralischen und intellektuellen Niveau» des Buchhändler» die geistige Gesundheit breiter Volks schichten ungünstig beeinflussen würde. Der weitere Teil des Jahresberichts beschäftigte sich mit mehr oder minder internen Berufs- und Organisationssragen. Er fand einstimmige Annahme, ebenso die durch den Kassierer Herrn Heinrich-Königsberg vorgenommene Rechnungslegung und der Voranschlag sür das nächste Vereinsjahr. Die vom Vorstand be- antragte Statutenänderung wurde genehmigt und seiner der Neudruck der Verkaussbestimmungen beschlossen. In der als dann vorgenommenen Vorstandswahl wurde Herr Otto Paetsch- Königsberg zum Vorsitzenden, Herr Arnold Kriedte-Grau- denz zum Stellvertreter, Herr Grunwald - Königsberg zum Schriftführer, Herr Danehl-Allenstein zum Stellvertreter Herr H-inrich-Königsberg zum Kassierer und die Herren John und Boenig-Danzig als Beisitzer gewählt. Als Ort der nächst jährigen Hauptversammlung wurde Osterode bestimmt. Ein gemeinsames Mittagessen mit Damen, bei dem ver schiedene Trinksprüche und Tasellieder eine frohe Feststimmung auslösten, fand im »Viktoria-Hotel« statt, und eine Fahrt nach Seebad Försterei beschloß den Tag. Der Besuch Schwarzort» hielt den größten Teil der Teilnehmer auch noch am Montag zusammen. 1300