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230, 3, Oktober 1016. Redaktioneller Teil. DSrl-nAoU f, d, T:lchri, Buchhandel. i»Lüc« in erweiterter Form im Druck herausgegeben (66 S. 1.25 Xr. Gyldendal). — Prof, der Theologie V. AINundsen verfaßte ein Buch »Kriegführende Christen« (Gad. 270 S. 4 Xr.). — Georg Brandes' z. T. polemische Aufsätze über den Weltkrieg erschienen in Buchform (»VsrcionskriMn«. 5.50 Kr. mit 30"/»; Gyldendal)^ es sind 28 Zeitungsaufsätze, von denen die ältesten bis in die Jahre 1881 und 1888 (Kaiser Friedrichs Tod) zurllckgchen. Brandes bespricht darin Deutschlands iso- lierte Stellung und weist auf den kommenden Krieg hin, wkh- reud die neuesten eine Erwiderung auf G. Clcmeuceaus und Wm. Archers Angriffe wegen seiner Ansichten darstellen. Ratio, nale Schilderungen aus Frankreich enthält Johan Bojers »Den kransko Xane« (1.25 Xr. Gyldendal). — Eine objektives Handbuch über russische Politik und soziale Verhältnisse gab Chr. Neventlow (Gad) heraus. Erwähnt seien auch das erste dänisch - russische Taschenwörterbuch von dem britischen Gesaudtschaftspfarrer in Kopenhagen, Stchelkunoff (»Ilansk' russislc Xvwms - OrckdoA«. 4 Xi. Hagerup), und der Zolltarif Rußlands für den Handel mit Europa von dem von der Regierung entsandten Russen K. Leites in dänischer Sprache (3.50 Xr. Gad). Der 100. Geburtstag des am meisten gelesenen dänischen Romanschriftstellers Carit Etlar (Pseudonym für Carl Brosböll, st 1900) wurde am 7. August durch eine Feierlichkeit an seinem Grabe begangen. Gleichzeitig erschienen aus diesem Anlaß drei bisher ungedruckte, zurzeit vom Kgl. Theater zur Ausführung angenommene Schauspiele Etlars (»Hasting«, »Der Mönch« und »Hochlandsleute«, je 2.50 Xr. V. Pios Boghandel) sowie seine von der Witwe des Dichters herausgegebenen Er innerungen (»dlinäer«. Pio). Vier seiner Bücher sollen vom 1. Oktober an als Gratisbeilage für Jahresabonnenten zu der Familienzeitschrist »Lus oZ Xjem« geliefert werden. Ein anderer Hundertjahrestag, nämlich der des Bestehens der großen Irrenanstalt »St. Hans Hospital« bei Ros- kilde, die von der Kommune Kopenhagen unterhalten wird, gab ihrem Oberarzt Aug. Wimmer Veranlassung zu einer Jubiläums- schrift (9 Xr. Gad). Zur Reisezeit erschienen »Billige Ferierejser« (Otto Grön, Kopenhagen. Je 0.35 Xr.), die von Lehrern durchgeführte billige Reisen in Dänemark und Nachbarländern kurz darstellen. Mit der Geologie Bornholms, das jetzt anstelle der ausbleibenden Deutschen seine eigenen Landsleute als Sommer gäste in größeren Scharen an sich ziehen möchte, befaßt sich ein Werk des Staatsgeologen V. Milthers <126 S. u. 3 Karten. Geb. 2.50 Xr. Reitzel in Komm.). Zwölf große Bilder von Hauptplätzen und malerischen Stelle» Kopenhagens, die in »Neumanns graphischem Kabinett« in Berlin als Lithographien in Mappe erscheinen sollen, führt hier zurzeit der deutsche Maler Richard Wagner aus. Dem Museum der Hirschsprungschen Gemäldesammlung wurde ein Legat von 25 000 Xr. zur Vermehrung seiner Biblio thek durch Skizzen, Tagebücher u. dgl. dänischer Künstler des 19. Jahrhunderts gestiftet! es besitzt schon mehrere Briefsamm lungen, so P. S. Kröyers von 3600 Nummern. Der Jahresbericht der »XoroninZ kor Loglumnckvürk« für 1915—16 enthält diesmal in der Reihe Lebensabrisfe dänischer Buchgewerbler einen Artikel über den verstorbenen Graveur Chr. Joh. Severin Danielsen und einen reich illustrierten Aufsatz über ältere dänische kunstvolle Einbände. Eine Heftchen über neuere dänische Exlibris mit Abbildungen gab Otto Wang heraus (20 S. 2 Xr. Hasselbalch). Von der Staatsbibliothek in Aarhus liegt eine zweite, ver mehrte Ausgabe ihres Katalogs von Schriften über Dänemark und dänische Verhältnisse (etwa 2500 Bllchertitel mit kurzen Inhaltsangaben) vor. — Auch Dänemark soll jetzt ein Verzeichnis seiner Zeitschristen-Literaiur er halten, indem die Bibliothekare S. Lange und Th. Dössing einen »VLN8Ü Hclsslrrikt-Inäex« über den Inhalt von 165 dänischen Zeitschriften alljährlich im Juni und alle fünf Jahre ein Autoren- und Schlagwortregister dazu herausgeben wollen. Der erste Jahrgang für 1915, mit etwa 4500 Aufsatztiteln <12 Bogen Postillformat), liegt vor und wird, dank der Unterstützung des Carlsbcrgfonds und des Clasenschen Fideikommisses zum Preise von 3 Xr. geliefert (mit 25 7». 246 S. I. L. Lübeckers Forlag). Zur Kartothek-Verwendung in Bibliotheken werden einseitig ge druckte Exemplare auf dünnem Papier zu 8 Xr. (mit 25 7») ab gegeben. Besonders interessant ist die Gruppe »Verclcmsicrixen«, die alle über den Weltkrieg in Zeitschriften handelnden Ver öffentlichungen verzeichnet, sowie die Gruppe »Personal- gcschichte« mit ihren Nekrolog-Nachweisen usw., und die große Abteilung »Landwirtschaft« <52 Seiten), die u. a. 20 Artikel nachweist, die sich mit dänischer Landwirtschaftspolitik während des Weltkrieges beschäftigen. Eine systematische, aber mit Sach- und Namenregistern ver sehene Übersicht über die dänische Sportslite ratur von 1906 bis 1914 gab Bibliotheksassistent I. Weinberg heraus (Gad. In Komm.); Schriften über Jagd sind darin jedoch nicht verzeichnet, da hierüber schon eine Biblio graphie Pon Obcrbibliothekar Grundtvig (Aarhus) vorhanden ist. Kopenhagen. G. Bargum. Die Feinde des Schriftstellers. Von Emil Sandl.*) Sie meinen, ich denke an die Polizei, die die Bücher verbietet; oder an den Kritiker, der sie hcrunterreißt; oder an den Banausen, der sie überhaupt nicht liest, — — Bewahre! — Die Polizei ist im Recht; der Kritiker hat recht; und der Banause hat, über das Recht hinaus^ die Pflicht, keine Bücher zu lesen; sonst wäre er kein Banause und würde seine Raturgeschichte Lügen strafen. Wer bleibt nur noch? — — Der Wurm, der die Bücher frißt^ Bewahre! — Das Buch, das er frißt, ist meistens schon vorher tot^- Sie werden es nicht erraten. Und ich wünsche nicht, durch Rätsel' Ihren Kopf zu zerbrechen; denn sonst könnten Sie sich nicht mehr bessern. Ich will Ihnen eine Szene schildern, welche hier auf dem Pa pier nicht annähernd so heftig aussieht, wie sie sich in Wirklichkeit zu- getragcn hat. Eine Villa in einer Villenstratze. Bau: Paul Schultzc-Naumburg; Einrichtung: Bureau für Ästhetik und Raffinement in der Innenkultur. Der Herr des Hauses sitzt an seinem Schreibtisch. Keine Röllchen; keine Bügelfalten, — aber Knöpfstiefel und granseidene Gamaschen. Er hat sich eben mit einer herzlichen Verbeugung und einem Handkuß von sei ner Frau verabschiedet. Einen Kuß auf den Mund — was übrigens auch nicht so fein ist — — konnte er ihr nicht geben; denn die Zofe hatte ihr bereits den Hut auf das ü frisierte Haar hinauf balanciert; und sein Hals war zu dick, als daß er ihm noch hätte das Voltigieren zumuten dürfen. Immerhin hatte sie ihn noch in einer edlen Haltung, die deutlich von ihrem Gefühl für Linien und Plastik sprach, über die Schulter znriickgcfragt: »Und womit wirst du dich inzwischen beschäftigen, mein Lieber?« »Ach«, hatte er freundlich erwidert, »es ist mir endlich gelungen, heute an der Börse von Kommerzienrat Merker das neue Buch zu er wischen.« »Welches? Von wem ?« »Von ; ja, wie heißt er doch ?« Er hatte das Buch aufgeschlagen. »Nichtig — ,Der Krenzgang in der Liebe* von Schäfer; Gerhard Balduin Schäfer.« »Ah! Das ist ja ganz reizend. Das wollte ich ja gerade von Cousine Emily holen. Die hat sich's von Mehrings geliehen. — — Nun, dann brauche ich ja mit dem Auto den Umweg nicht zu machen. Adieu, mein Teurer. —« »Auf Wiedersehen!« Noch ein symbolischer Handkuß: und die Kombination von Schneider, Friseuse und Hautpflege war hinausge schwebt. Der Herr setzte sich vor seinen Schreibtisch, zündete die Im portierte an und versank ins Lesen. Nach wenigen Minuten wurde ihm gemeldet, daß ihn jemand zu sprechen wünsche. ->Ein Herr. — Ein Monn « »Wer? — — Der Name oder die Karte!« »Eine Karte gab er nicht.« Der Diener zuckte etwas verächtlich mit den Schultern. »Er heißt Schäfer.« »Schäfer? Kenne ich nicht. — — Was wünscht er?« »Ich weiß es nicht.« »Nun gut. Führen Sie ihn herein!« befahl er verdrießlich. Herr Schäfer kam. Wirklich ganz anständig angezogen; aber auch nicht mehr als anständig. Mit bemerkenswertem Freimut setzte er sich in den nächsten Sessel und sah sich im Zimmer um. *) Ans dem demnächst im Quickborn-Verlag, G. m. b. H. in Ham burg erscheinenden Buche »Das Karussell des Lebens«. 1263