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Nichtamtlicher Teil. 3, 4. Januar 1900. 100 Carl Hcymanns Vcrr.ig in Berlin. 111 Jsenbart u. Spielhagen, das Jnvalidenversicherungsgesetz. 1. Abteilung. 5 Kühne, die Steuererklärung der Kaufleute. Kart. 1 ^6. Altsmann, die Nebengesetze des B. G.-B. u. die Preußischen AusfÜhrungsbestimmungen. Heft 1. 3 Wilhelm Knapp in Halle a/S. 110 Franz C. Mickl in München. 116 M. «L H. Schapcr in Hannover. 115 Veröffentlichungen z. niedersächsischen Geschichte. Heft 3. 1 ^6. Bernhard Tauchnitz in Leipzig. 109 6sr8.rä, v., Ons ^sn-r. (l'Lueünitri Lä. vol. 3402.) 1 ^ 60 -Z. Veit L Comp, in Leipzig. 115 Me^scheld^er. ^dle^letzwilUgmr Verfügungen nach dem B. G. G. Nichtamtlicher Teil Neuere Bewegungen iin dänischen Buchhandel. Am 12. September 1898 waren 156 Jahre verflossen, seitdem der 1722 zu Königsberg i. Pr. geborene Buch- bindcrgeselle Johann Fr. Milo infolge eines Lausschreibens der Buchbindermeisterswitwe Junge nach Odense kam. Schon am 23. Januar 1749 zeigte er sein Meisterstück vor, wurde Meister der Buchbinderzunft, und am 13. Februar heiratete er seine Prinzipalin. Seitdem hat die Familie Milo ununter brochen ihren Sitz in Odense gehabt, wo Angehörige derselben einuudachtzig Jahre lang die Würde eines Aeltermannes innegehabt haben. Odense war damals die zweitgrößte Stadt Dänemarks und auch die gelehrteste nach Kopenhagen. Daß es seine Bedeutung auf geistigem Gebiete behaupten konnte, selbst nachdem es an Volkszahl zurücktreten mußte, verdankt es zum nicht geringsten Teile der Wirksamkeit der Miloschen Familie. 1827 gründete diese neben der Buch binderei und der damit verbundenen Buchhandlung auch einen eigenen Verlag, der in erster Linie religiöse Schriften aus den Kreisen der Grundtvigianer bevorzugte. Der gegenwärtige Inhaber, Carl Christian Milo, führt im dänischen Provinzial- Buchhändlerverein seit Jahren den Vorsitz.*) Das Jubiläum der Miloschen Firma hat dem Professor C. Nyrop, dem besten Kenner der Zunftvcrhältnisse Dänemarks, Anlaß gegeben, in einer (s. Z. hier besprochenen) Festschrift, die leider nicht im Buchhandel zu haben ist, wertvolle Bei träge zur Geschichte der dänischen Buchbinderzünfte, des dänischen Buchhandels und der Organisation desselben zu liefern. — Der Schlnßabschnitt Uber »neuere Bewegungen- dürfte auch in Deutschland größeres Interesse beanspruchen. 1874 hatte Otto Borchsenius in der Wochenschrift »klau- ox b'jssru- den Plan erörtert, durch gute populäre Lektüre eine unpolitische Volkserziehung hervorzurufen. Dem ersten Artikel folgten mehrere andere, in denen nachgewiesen wurde, welche schrecklichen Produkte durch gewissenlose Aus beuter unter dem Volke kolportiert würden. Die Artikel wurden im Jahre 1877 zu einer kleinen Schrift »Ln 8-uuknu<Zsopgs.re« vereinigt, und die so hervorgerusene Bewegung erregte endlich die Aufmerksamkeit des Justizministeriums, das durch Cirkular vom 31. August 1877 die geltenden Kolportagebestimmungen einschärste. Auf Grund derselben war es ohne besondere Genehmigung, »die nur in seltenen Fällen gewährt wird«, verboten, Bücher, Zeitschriften u. dergl. im Umherziehen zu kolportieren, und selbst den Subskriptionssammlern war die Mitführung von Probeexemplaren verboten. So lagen die Verhältnisse zur Zeit der vierten skandinavischen Buchhändler- Versammlung, die im Jahre 1884 in Kopenhagen stattfand und auf deren Programm auch die Verhandlung über die brennend gewordene Kolportagesrage stand. Das einleitende Referat hatte Gustav Philipsen, Mitinhaber des Ver lages P. G. Philipsen, früher Volontär im Justizministe- *) Ausführliches hierüber vgl. Börsenblatt 1898 Nr. 216. rium, übernommen. Die geschilderten Verhältnisse erregten Staunen bei den norwegischen und schwedischen Teilnehmern; jedoch bemerkte Albert Bonnier aus Stockholm, daß Borch senius hätte schweigen sollen, da die Lebenskraft der schlechten Romane verschwindend sei. Mit Rücksicht hierauf änderte Philipsen seinen ursprünglichen, einschränkenden Resolutions antrag, so daß er jetzt dahin lautete, daß die Versammlung eine möglichst freie Berechtigung zum Verkauf durch Kolpor tage als im Interesse des Buchhandels und der Litteratur liegend ansehe, und der abgeänderte Antrag wurde »mit überwiegender Stimmenmehrheit- angenommen. In dieser Angelegenheit entstand später eine lebhafte Diskussion. Namentlich die Sortimentsbuchhändler in den Provinzen fühlten sich durch die angenommene Resolution beunruhigt, die ihnen mahnend ankllndigte, daß eine Aenderung im Vollzüge begriffen sei, und daß es in Zukunft nicht mehr genügte, im Laden auf die Kunden zu warten. Die ent sprechende Stimmung kam auf der Versammlung des Provinziac-Buchhändlervereins in Roskilde1893 zum Ausdruck, wo über die Frage: »Wie wird der Handelsverkehr zwischen den städtischen Buchhändlern und den Bllcherkäusern aus dem Lande am besten aufrecht erhalten?« verhandelt wurde. An der nach der skandinavischen Versammlung entstandenen Diskussion nahm Philipsen eifrigen Anteil. Sein Ideal war die Freigabe der Kolportage für die örtlichen Handels- bcrechtigten innerhalb eines begrenzten Umkreises, damit der Bücherabsatz auf immer weitere Kreise reflektieren könne, wenn Aufklärung und Leselust wachsen. Der Wunsch von Otto Borchsenius ist für Dänemark im Begriff in Erfüllung zu gehen, und zwar eher im Bunde als im Kampfe mit der Kolportage. Als im Jahre 1895 Ludwig Philipsen starb, wurde der umfangreiche Verlag von dem bereits mehrfach erwähnten Bruder in eine Aktiengesell schaft umgewandelt. Der so am 1. Januar 1896 gegründete Nordische Verlag besteht aus einer Buch- und einer Musik- Abteilung. Mit dem Buchverlage wurde derjenige Ernst Bojesens vereinigt und Ernst Bojesen zum Direktor der Buchabteilung bestellt. Fast gleichzeitig vollzog sich noch eine andere Ver schmelzung, indem der Reitzel'sche Verlag an die Gyldendal'sche Buchhandlung überging. Jetzt bestehen in der kleinen dänischen Bücherwelt zwei große Centren, die in eifriger Konkurrenz Bücher in Auflagen erscheinen lassen, deren Höhe vor kurzem für dänische Verhältnisse als unmöglich bezeichnet worden wäre. Noch 1754 wurde die Zahl 666 als Maximum einer aus Dänemark und Norwegen berechneten Auslage betrachtet. Bischof Balle soll zwar Ende des achtzehnten Jahrhunderts 36 660 Pränumeranten für seine Bibelstunden erzielt haben, und ein Mormonentraktat soll bald nach 1850 in 121060 Exemplaren verbreitet worden sein. Diese Zahlen nähern sich nun ihrer Verwirklichung durch solide buchhändlerische Thätigkeit. Das erste von Henrik Ibsens Büchern, das 1866 im Gyldendal'schen Verlag erschien, wurde in 1250 Exemplaren