Volltext Seite (XML)
9098 vvrsenblatt f. d. Dtschn. vuchbandkl. Nichtamtlicher Teil. ^ 181, 6. August 1912. der Interessen der Verleger im Zusammenhang mit dem Handelsvertrag einzuberusen. Buchhandel und Buchgewerbe in Deutschland, die sich besonders von den hohen Zöllen auf Halbfranzbände, wor unter fast jeder Bucheinband verstanden wird, und aus Kataloge in russischer Sprache beschwert fühlen, haben daher alle Ursache, auch den nachstehenden Ausführungen ihr Interesse zuzuwenden. Red. Der deutsch-russische Handelsvertrag geht langsam seinem Ende entgegen. Die Regierungen beider Länder treten in Ver handlungen ein, und die Presse, wenigstens die russische, mit der traditionell deutsch-feindlichen Poncho Wrew^a. an der Spitze, hetzt schon jetzt nach allen Regeln der Kunst, um für Rußland und für die junge emporstrebende russische Industrie möglichst viel heraus zuschlagen. Die russische Industrie hat in den letzten Jahrzehnten un- streitig ganz gewaltige Fortschritte gemacht. Trotzdem beruht die Stärke Rußlands auf dem Weltmarkt noch immer in der Ausfuhr landwirtschaftlicher Produkte, und der größte Abnehmer aus diesem Gebiete ist und bleibt für alle Zukunft Deutschland. Ruß land ist mit seinen Erzeugnissen, vor allem Getreide, Felle, Eier, Holz, in erster Lmie aus Deutschland angewiesen, und die deutschen Regierungsvertreter haben hier Trümpfe in der Hand, die sie hoffentlich im Interesse des deutschen Aus- suhrhandelS nach Rußland entsprechend zu verwerten wissen werden. Nach der russischen Statistik betrug der Gesamt-Außenhandel Rußlands im Jahre 1910 rund 2400 Millionen Rubel, hiervon entfallen 60 Prozent auf die Ausfuhr aus Rußland und nur 40 Prozent auf die Einfuhr nach Rußland. Deutschland marschiert an der Spitze der einführenden Staaten; es deckt annähernd die Hälfte der Gesamteinfuhr. Die deutsche Regierung und die deutsche Industrie werden bei den großen Anstrengungen, die die Vertreter der russischen Industrie schon jetzt machen, und bei der animojen Stimmung, die trotz aller osfiziöfen Beschönigungen gegen Deutschland bei der russischen führenden Intelligenz herrscht, bei den kommenden Verhandlungen einen schweren Stand haben. Und nicht zuletzt ist zu berücksichtigen, daß Amerika und nament- lich England in den letzten Jahren ganz gewaltige Anstrengungen machen, um Deutschland in einzelnen Industrien zu verdrängen. Landwirtschaftliche Maschinen kommen z. B. in ganzen Schiffs ladungen aus England in Riga und Petersburg an. Auch das deutsche Buchgewerbe und die deutsche graphische Industrie sind an den Verhandlungen stark interessiert, und beide sollten rechtzeitig Material Zusammentragen, um einer Über rumpelung vorzubeugen. Bei Abschluß des vorigen Handels vertrages, im Jahre IvOü, gelang es z. B. einigen Klischee-An- stalten, die russische Regierung derart zu beeinflussen, daß der Zoll auf Klischees ganz horrend erhöht wurde. Die Einfuhr nach Rußland war damit für einfache Zinkklischees vollständig unterbunden. Dabei konnten und können diese russischen Firmen den Bedarf nicht decken, und Drei- und Vierfarben-Klischees werden noch heute zum Teil im Auslande hergestellt. Die wenigen leistungsfähigen russischen Kunstanstalten wie Golicke L Wilborg, die Manufaktur zur Anfertigung von Staatspapieren, Niwa, Kuschnerew, Soytin, Löwensohn, Grosset hatten sich auf diesem Gebiete damit gewissermaßen ein Monopol für das gro^e russische Reich geschaffen. > Trotzdem diese führenden graphischen Anstalten mit Arbeiten überhäuft sind, werden sie alle möglichen Anstrengungen machen, um den Zollsatz auch für andere graphische Arbeiten in die Höhe zu treiben und die Einfuhr graphischer Erzeugnisse noch mehr zu unterbinden. Bisher unterlagen Reproduktionen (Postkarten aus genommen) nach Originalen von Künstlern russischer Nationalität keinem Einfuhrzoll. Nach Mitteilungen, die mir von interessierter Seite gemacht wurden, sollen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um diesen Paragraphen zu beseitigen. Die oben mit Namen genannten leistungsfähigsten Kunstanstalten Rußlands sind dis heute nicht imstande, alle vollkommeneren Verfahren der Graphik auszuführen. Die einzige wirklich leistungsfähige Anstatt, die aus allen Gebieten der graphischen Kunst tadellose Arbeiten liefert, ist Golicke L Wilborg in St. Petersburg. Und trotzdem soll diese Anstalt, der seinerzeit durch den damaligen Finanz, minister Witte der größte Teil des Gründungskapitalö vorge- geschossen wurde, und die von der kaiserlichen Familie und der Regierung protegiert wird und mit Arbeiten überhäuft ist, immer noch unter Administration stehen. Die »Manusactur zur Anfertigung von Staatspapieren in St. Petersburg«, die auch ganz hervorragende Arbeiten liefert, kommt nicht in Frage, da sie fast nur für die Regierung und die Krone beschäftigt wird. Hier sei eingeschaltet, daß die führenden technischen Leute in diesen beiden großen Betrieben Deutsche und Österreicher sind. Alle anderen genannten Kunstanstalten stellen einen mittelmäßigen Dreifarbendruck und ziemlich ein wandfreie Autotypien her. Die russischen Buchdruckereien leisten relativ Gutes, es ist da in den letzten Jahren entschieden ein großer Fortschritt zu ver- zeichnen. An die polnische Buchausstattung, die allerdings wohl zum größten Teil nicht in Rußland, sondern in Lemberg, Prag und Krakau besorgt wird, reichen sie nicht heran. Der Zoll für Gravüren, Radierungen, Steindrucke, Post karten, also für Zeichnungen überhaupt, beträgt heute 12 Rubel für ein Pud --- 32 deutsche Pfund. Dieser Satz ist erträglich und behindert die Einfuhr nicht. Dagegen müßten Anstrengungen gemacht werden, den Zoll auf Kartenwerke, Noten und Bilder büchern auf Pappe und Leinwand herabzusetzen. Bilderbücher aus Pappe kosten 75 Kop. ----- ^6 1.65 Zoll für ^4 deutsche Pfund. Labei leistet die russische Industrie hierin so gut wie nichts. Broschierte Bücher und Zeitschriften gehen zollfrei ein, gebundene Bücher kosten Rbl. I.bo pro Pud. Es ist wohl kaum anzu nehmen, daß diese letzten Sätze geändert werden, denn die russische Intelligenz und Wissenschaft schöpft nicht zum kleinsten Teile aus dem Born deutscher Kultur. Riga. K. Lenz. Preisangabe aus Besprechungsexempiaren. Erst habe ich geglaubt, daß es nur in meinem Betrieb so ist, dann habe ich mich erkundigt und gesunden, daß es vielen so geht. Und wenn man die Bücherbesprechungen und Bücherlisten der Blätter durchsieht, findet man in der Tat allerlei Lücken, wo die Preise der Bücher stehen sollten. Es fehlt noch an einem Mittel, das dafür sorgt, daß die einlaufenden Rezensionsexemplare mit den Preisen für das broschierte wie für das gebundene Exemplar so versehen sind, daß die Preisangabe nicht verlegt werden kann. Ausdruck oder Aufstempeln ist unschön. Die ein gelegten Karten der Verleger oder die beigesügten Waschzettel gehen leicht verloren. Oft enthält die Karte der Verleger nicht den Preis. Kurz, man kann so sorgfältig sein, wie nur möglich, man kann anordnen, daß sofort bei Einlauf das Buch mit dem Preise notiert wird — es findet sich doch immer wieder ein kleinerer oder größerer Prozentsatz von Büchern, bei denen der Preis schwer zu ermitteln ist. Dann wird das Börsenblatt gewälzt, Volckmar, Koehler oder der Verleger antelephoniert oder, wenn nichts Hilst, der Preis weggelassen. Einer Bucherwähnung fehlt doch aber der reale Untergrund, wenn der Leser nicht gleich die Preisangabe erfährt. Es mag Redakteure geben, die den Preis mit Absicht weglassen, als Ballast; ja die Jnseratenabteilung des betreffenden Verlags mag der Ansicht sein, daß der Preis in gleich- zeitig zu gewinnendem Inserat stehen soll, nicht im Büchereinlauf — allem wer es mit dem Verlag und Sortiment gut meint, der wird in dieser Beziehung sorgfältig sein. Die Lese hat freilich zuerst Erstaunen hervorgerufen, als sie selbst unter Proben, die sie aus Büchern abdruckte, sorgfältige bibliographische Angaben brachte und auch den Preis erwähnte, während andere Blätter nicht verraten, woher sie ihre Stoffe nehmen und selbst bei Ab drucken möglichst so tun, als wenn der Beitrag für sie geschrieben wäre. Unser System hat jedoch so gewirkt, daß unser Publikum wenigstens gewöhnt ist, auch den Preis der Bücher zu erfahren. Daher eine Bitte an die Verleger: daß sie zur Erleichterung der Redaktionsarbeit und zur Schulung der RedaktionSsekretäre auf oder in jedes Rezensions-Exemplar, das hmausgeht, den Preis verzeichnen lassen. Es kann dies mit leichter Bleistlftschrift ge- schehen, ohne daß das Exemplar verdorben wird. Ich halte diese Frage sür wichtiger, als sie aussieht, und würde sie nickt an dieser Stelle aussprechen, wenn nicht in letzter Zeit wieder Bücher ein gelaufen wären, bei denen die Preisangabe fehlte. Georg Muschner, Herausgeber der Lese und des Kulturspiegels.