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X: 107, 10. Mai 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. wurde der Kasper wankelmütig und sagte am Morgen des 2S. März ab. Ich hatte aber an die Schüler der Landschulen bereits geschrieben: »Liebe Kinderl Soeben teilt mir Kasperle mit, daß er am Sonntag, dem 8. April, 14 Uhr, bei mir spielen will. Es kostet keinen Eintritt. Mit bestem Gruß Euer Buchhändler Gustav Krause». Auch hatte ich bereits die polizeiliche Genehmigung eingeholt. Enttäuschen darf man aber die Kinder aus keinen Mall. Es gab also kein Zurück mehrt Flugs setzte ich mich aus die Eisenbahn und fuhr nach Leipzig zu Arwed Strauch. Hier fand ich nicht nur Ersatz, sondern etwas weit besseres: Der Geschästsslthrcr Herr Alfred Wille war sofort bereit, bei mir zu spielen. Schnell wurde die Honorarfrage er ledig« und befriedigt eilte ich wieder zur Bahn. Daheim wurde nun tüchtig geworben. Zwei Zeitungsanzeigen und mündliche Einladungen erfolgten. Von mir aus war nun alles geschehen. Um den Launen des Wcttergottes aus dem Weg zu gehen, schloß ich mit einem Wirt einen Eventualvertrag ab: Weun's regnet, dann komme ich mit den Kindern her. »Na da wolln'n mor nur bed'n, daß's »ich reisend« meinten wir beide aus innerster Überzeugung. Er bangte um seine» Saal und ich um mein Geld. Gott sei Dank schickte Petrus das herrlichste Frllhjahrswetter. Als um eis Uhr die Künstler cintrafcn, haben sie sofort die Bühne aufgcbaut, der Zimmermann klemmte eine Latte in die Ladentür, die vorher ausgehängt wurde, die Bvrsenvereins-Plakatc: »Hier gibt's Schulbücher» wurden rechts und links der »Bühne» angebracht, schnell noch einige Kulissen aufgehängt, Licht gelegt, dem Susslör einige Lokalausdrücke anvertraut und nun konnte es losgehen. Gegen 13 Uhr stellten sich die ersten Gäste ein. Kn Scharen kamen sie angc- zogcn. Es mögen wohl 3U> Menschen auf dem Markt gewesen sein, Kinder und Erwachsene. Da so kleine Plappermäuler schwer still stes,en, so ging Kasperl selbst hinaus und gebot Ruhe. Und nun konnte man sehen, wie die Spieler die Zuschauer immer mehr in ihre Hand bekamen, bis Kasperl schließlich sich die gewagte Frage erlauben durfte: Wo hold'n Ihr Eure Schulbücher? Bei Krause auf'n Markt kams im Sprechchor zurück. An den Pausen wurden Bilder und Prospekte verteilt. Die Kritik der Lokalpresse lasse ich auszugsweise folgen zum Zeichen dafür, daß die Reklame im ver nünftigen Nahmen geblieben war: »Gestern herrschte ein Leben auf dem Marktplatz, wie leider nur zu selten. Kasperle, der alte Freund der Kinder, gab eine Vor stellung. Zunächst wurde gespielt: Kasperle kann brauchen, was er gelernt hat. Hier wurde den Kindern unaufdringlich der Bert des Wissens klargemacht Das zweite Spiel: ,Das verlorene Taschentuch' war ein echtes, liebes Kindcrmärchen. Die Prinzessin Elvira hat das sorgfältig verwahrte Erbtaschentuch im Park verloren. Kasper erfährt, daß ein Krokodil das Taschentuch verschlungen hat. Und nun geht er hin zum Krokodil und nach vieler Mühe und Not klemmt er diesem seine Pritsche in den Nachen. Dann langt er allerlei aus dem Rachen heraus: Ohrenwärmer, Schuhe, Hüte, Bilder bücher und wer weiß was noch alles und zu allerletzt das Taschen tuch Eine bessere Darstellung dieses uralten Volksgutes ist wohl nicht gut zu erreichen: Künstlerische Puppen, wertvolle Text« und verständnisvolle Spieler machten den gestrigen Nachmittag zu einem Genuß, für den wir den Veranstaltern, der Buchhandlung Gustav Krause und der Arbeitsgemeinschaft Leipziger Handpuppen spieler Dank sagen müssen.» Der Erfolg? Ach will nur sagen, daß die Abendlosungen der ersten Schulwoche 1832 nur 4,1?? niedriger waren als die der vor jährigen. Ein für heutige Zeiten doch sehr gutes Resultat. * Nach dem Bericht über diese, manchem Kollegen vielleicht sehr ge wagt erscheinende Reklame will ich noch «in paar Worte zu der kon servativsten Werbung im Buchhandel sagen: Der Versand »zur ge neigten Ansicht» ist wohl das älteste Werbemittel in unserm schönen Berufe. Lange Zeit stand ich dieser Werbung sehr skeptisch gegen über. In erster Linie muß man sich vor Augen halten, daß nur hochwertig« Werke zur Ansicht versandt werden können, sog. Popularia sind gänzlich ungeeignet. Als Interessenten kommen vor allem solche Leute in Krage, denen es Ernst NM ihren Berus ist. Sie sehen sich die übersandten Werke gut an und behalten auch heute noch einiges davon. Ich habe vom S. Februar bis S. April die Ansichtssendungen notiert. Von den Beträgen sind 10,Ri?? behalten. Vielleicht kommt dieser und jener Kunde noch nachträglich, so daß das Ergebnis hoffent lich noch etwas günstiger wird. Wenn der unbefangene Leser diese Zeilen gelesen hat, wird er denken, daß mein Geschäft wer weiß wie gut ginge. Daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen, dafür sorgt leider nicht nur der liebe Gott, sondern auch der Herr Kinanzminister. Aber wie ich schon eingangs erwähnte, müssen wir uns heute mehr denn je rühren und arbeiten. Georg Krause. Sür die buchhändlerische Aachbibliothek. Alle für diese Rubrik bestimmten Einsendungen sind an die Schrift leitung des Börsenblattes, Leipzig C 1, Gerichtsweg 26, Postschließ- fach 274/75 zu richten. Vorhergehende Liste s. 1932, Nr. 193. Bücher, Zeitschriften, Kataloge usw. korsclrunZ. 32. k. 4. 1932. Kalle: Id elm Knapp, ^us dem Indalt: 9. 8alanlri: Lin neuer l-'orster-Kinbaud. — ?. Weisse: Von clen Kunslbneddiintern in 8lcanc1inavien. — X. danZe: Lerlin 1932: Otto Inedmann. 54 8. IM. 2.—. Blätter für Bücherfreunde. 32. Jg», H. 3. Aus dem Inhalt: Neue billige Sonderbände von Meyers Neisebüchern. — K. Holm: Frank Wedekind und Albert Langen. Eine Auseinandersetzung zwischen Dichter und Verleger. — Die Frllhjahrsproduktion des Paul Zsolnay Verlages. volle, v., kotterdam: ^anbiedingslijst. Voorjaar 1932. 4 8. 4" Bücherei und Bildungspflege. 12. Jg., H. 2. Kommissionsverlag Otto Harra'ssvwitz, Leipzig. Aus dem Inhalt: N. Buchwald: Die deutsche Volksbildungsarbeit im Zeitalter des Liberalismus. (Schluß.) — E. Sulz: Literarische Kuust und ihre Wirkung. Eine dynamische Kunsttheorie. — G. Maiwald: Zur Frage der privaten Leihbibliotheken. Der Buch- und Zeitschristcnhandel. 53. Jg., Nr. 18. Berlin. Aus dem Inhalt: A. Klein: Das A und O des Zeitschriftenbuchhandels. Der deutsche Buchhandlungsgchilse. Mitteilungen des Allgemeinen Deutschen BuchhandlungSgehilfen-Verbandes, Leipzig. Mit der Beilage: Der Jungbnchhändler. 31. Jg., Nr. 5. Aus dem Inhalt: K. Bruns: Was bedeutet der Umschlag für das Buch- — R. Hop- penheit: Neue Volksausgaben. — A. Hertz: Von der wahren Aktualität im Buchschaufeuster. — E. Starkloff: Aufmarsch der Zahl — Die beste Werbung fürs Buch! — K. Schumann: Die Krise des Bilderbuches. — W. Dettmer: Wo steht der deutsche Jungbuchhandel? Der Einblick. Jg. 1932, Nr. 1. München: Ehr. Kaiser, Verlag. Aus dem Inhalt: Leseproben aus Werken von DH. Ellwein, PH. Bachmann, H. W. Schomerus, K. Frör. kollern, lotin 7V.: Ido vooliman's Olossarzk. 8eeond Ldition, ve- vised and Xnlar^ed. XevvVork 1931: k. k. vorder Oomp. 156 8. Xrvl. K 2.50. Zu b-e-ziehen durch David H. Bond, 407 Bank Chambers, Chancery Laue, London. koepli, klrieo, Mailand: viblioteea seientilieo^politeeniea internario- 1-iro 10.—. laut. 36. dakrg. KeipLiA 1932: 6. X. Peters. 164 8. gr. 8° IM. 5.—. Orapdiseke 9al»rbüelivr. 53. 9§., k. 4. Keipri^: dnlius Bläser, ^us dem Inkalt: X. 6. 8edmidt: OmsatLerkaltunA — das 2iel dv7 rrveelc- und rverbegereedten ^Varenpaekung. — 0. Lelire: Der Kantate-Festgaben Leipziger Vorschau. Jg. 1932/33, 1. Maiheft. Leipzig: Her mann Eichblatt--Verlag. Aus dem Inhalt: Buchhändler-Kantate. — Eule: Die Weltdrnckstadt. Zahlen ans der graphisch-buchge werblichen Industrie Leipzigs. — Lllbstorfs: Vom Leipziger »'Goethe«-Plakat. — Kantate 1932. Gewidmet von der Paul Schettlers Erben A.-G., Köthen. Inhalt: Das Faksimile eines Goethe-Gedichtes im Plana-Druck-Verfahren und vier farbige Tafeln, gr. 8° — Sächsische Heimatbilder 1932. Dresden: Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung. 16 S. 4° — Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Speise- Nummer. Redaktion von Max Weg's Erben, Leipzig. 12 S. — Vier Gesänge für gemischten Chor nach Dichtungen von Goethe. Vorgetragen vom Thomanerchor. Druck von Breitkopf L Härtels Leipzig. IS. 4° 9 i k k voeper: Kunstausstellungen in alter Zeit. Woder stammt die vs- List Verlag, Paul, und Hören-Verlag, Leipzig: Neuordnung und Tradition. Anzeiger aller Neuerscheinungen. 12 S. 4° 381