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7840 Börsenblatt f, d, Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 166, 20. Juli 1908. Et« Gedicht aus Büchertitet«. — Dem »Literarischen Echo- (Heft 20 vom 15. Juli 1908) verdanken wir das nach folgende tiefsinnige Gedicht: Der Sinn des Lebens. (Eine Rhapsodie.) Fern ragt ein Land, Hinter Deich und Dünen — Hinter dem Leben, In der Welt verloren . . . Was mir die Tage brachten, Draußen und Daheim, Stunden, die wir nicht vergessen, Im Tau der Orchideen Ich grolle nicht! War' ich geblieben doch Ein fahrender Sänger, von niemand gekannt, Im Tal der Jugend Wie am ersten Tag! Was die Stunde sprach, Als der Berg wanderte, Das hört' ich hell erklingen An Edens Pforten — aus Edens Reich: Lieder, die Euch selber eigen, Jnsichversunkene Lieder im Laub. Der du von dem Himmel bist, Sei so, wie ich! Erst wäg's, dann wag'sl Der Stärkere siegt, Wenn Götter lieben, Stark wie der Tod — Von Sehnsucht, Schönheit, Wahrheit Zum lächelnden Frieden, — Wenn wir Dichter lieben Aus innerstem Erleben, Durch Mitleid wissend, Was aus ihnen wurde, Bis ins dritte und vierte Glied, Wie auch wir vergeben, Was keusche Herzen nicht entbehren können . . . Wenn die Sonne sinkt, Tiefer als der Tag gedacht Gestalten hinter mir, Die im Schatten gehen Vor der eignen Tür (Wege, die du kennst), Die da hungern und dürsten Und nicht müde werden, Die gebrochenen Geistes sind, Menschen im Schatten, Sich selbst im Wege... Auch Eine mit dem Crtzpeschleter? Eine von zu Vielen, Die man nicht heiratet: Sie soll deine Herrin sein. . . Du schönes Leben! Nur nicht heiraten — Nicht doch!! Das »Literarische Echo- bemerkt dazu folgendes, was sicher auch bei unseren Lesern verständnisinnige Zustimmung findet: »Dieses Gedicht, das mit einiger Andacht gelesen sein will, ist ein Unikum, denn es hat nicht weniger als dreiundsünfzig Verfasser. Es ist nämlich gar nichts anderes, als (einschließlich der Überschrift) eine wortgetreue Zusammenstellung einer Anzahl von Büchertiteln, die die Verfasser von Romanen, Novellen und Gedichtbänden ihren Musenkindern auf den Weg gegeben haben, und zwar nur eine Auswahl aus den letzten drei Vierteljahren. Für die mehr oder minder krampfhafte -Titelsucht- unserer Epoche scheint uns die kleine Auslese halb lehrreich, halb ergötzlich.» » Di« Beschaff,«heil der Zeh«markschei«e. — Auf eine Umfrage des Deutschen Handelstages über die Beschaffenheit der Zehnmarkscheine haben sich, nach der Weser-Zeitung, nunmehr fast sämtliche Handelskammern geäußert. Alle unterstützen den Antrag, bei dem Reichsschatzamt dahin vorstellig zu werden, daß zu den Zehnmarkscheinen ein widerstandsfähigeres Papier ver wendet werde. Die Handelskammer Kottbus wünscht, daß festeres, aber nicht dickeres Papier zur Verwendung komme. Die Handels kammer Dessau verlangt, daß die Ziffer 10 eine deutlichere Schrift erhalten und auch für den sonstigen Druck des Scheines bester lesbare Lettern gewählt werden sollten. ^ AUS dem Antiquariat. — Die reichhaltige Bibliothek des im vergangenen Jahre vom Lehramte zurückgetretenen Altmeisters der Gynäkologie, Geheimrats vr. Franz von Winckel, ehe maligen ordentlichen Professors an der Universität München, ist in den Besitz der Buchhandlung Speyer L Peters in Berlin übergegangen. Deutscher Tasche«. Adreßbuch-Verlag, G. m. b. H. i« Leipzig, — Handelsregister-Eintrag: In das Handelsregister ist heute auf Blatt 13 701 die Firma Deutscher Taschen-Adreßb uch-Verlag, Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Leipzig eingetragen und weiter folgendes verlautbart worden: Der Gesellschaftsvertrag ist am 18. Mai 1908 abgeschlossen und am 4. Juli 1908 abgeändert worden. Gegenstand des Unter nehmens ist die Ausnutzung des unter Nr. 322 350 eingetragenen Deutschen Reichs-Gebrauchs-Musters: -Branchen-Adreßbuch zum automatischen Verkauf, in welchem nur verwandte Gewerbe ver zeichnet sind- in und außerhalb des Deutschen Reichs. Das Stamm kapital beträgt 50 000 Zu Geschäftsführern sind die Kaufleute Karl Arthur Hans Froebel in Gera-Untermhaus und Julius Lichtenstein in Göttingen bestellt. Aus dem Gesellschaftsvertrage wird noch bekannt gegeben Der Gesellschafter Kaufmann Julius Lichtenstein in Göttingen bringt als seine Einlage das von ihm erworbene, oben näher bezeichnet« Schutzrecht in die Gesellschaft ein und ist verpflichtet, sämtliche auch noch neu zu erwerbende Erweiterungen dieses Schutzrechts für weitere Staaten einzubringen. Der Wert dieser Einlage wird auf 30000 ^ festgesetzt. Leipzig, den 17. Juli 1908. (gez.) Königliches Amtsgericht, Abt. IIU. (Leipziger Zeitung Nr. 164 vom 17. Juli 1908.) Personalnachrichten. *Lco Berg ff-, — Der Schriftsteller und Kritiker Leo Berg ist am 12. Juli 1908, sechsundoierzig Jahre alt, in Charlotten burg unerwartet gestorben. Leo Berg ist Verfasser von -Henrik Ibsen und das Germanentum in der modernen Literatur- — »Wildenbruch und das Preußentum in der deutschen Literatur- — -Gottfried Keller, oder Humor und Realismus- — -Haben wir überhaupt noch eine Literatur?- — -Das sexuelle Problem in der modernen Literatur- — -Der Naturalismus. Zur Psychologie der modernen Kunst. — -Zwischen zwei Jahrhunderten- — -Der Übermensch in der modernen Literatur- — Gefesselte Kunst- — -Henrik Ibsen-Studien- — »Neue Essays- — »Literaturmacher- — -Deutsche Märchen des 19. Jahrhunderts- — -Aus der Zeit, Gegen die Zeit. Gesammelte Essays- — -Geschlechter-. — Er übersetzte: Zola, der naturalistische Roman in Frankreich- — -Zola, der Ex perimentalroman» — -Zola, kritisch-theoretische Schriften». — Er gab heraus: -Die Kulturprobleme der Gegenwart-, ferner mit W. Lilienthal: -Moderne Lyrik. Sammlung zeitgenössischer Dich tungen». Einige seiner Schriften sind unter den Pseudonymen vr. Pascal und Ludwig Gorel erschienen. Sprechsaal. (Ohne Verantwortung der Rcdaltion; jedoch unterliegen alle Einsendungen den Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblatts.) Bnchhandlungsreisender. Ein Buchhandlungsreisender namens Roth erbat sich bei uns, unter dem Vorgeben, Aufträge an der Hand zu haben, telegraphisch 20 ^ nach einem benachbarten Ort. Er kam aber nicht mehr und blieb mit den 20 verschwunden. Für zweck dienliche Mitteilungen sind wir dankbar. Ravensburg. Dorn'sche Buchhandlung.