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13040 Börsenblatt s. v. Dtjchn. «UchhanveL- Mcht-mtlich« LÄl. PV 249, 24. Oktober 1912. Herr vr. Wilhelm Ruprecht, Güttingen: Meine Herren, Herr Nitschmann hat zwei ganz verschie dene Sachen zusammengestellt, die sich gar nicht miteinander in Parallele setzen lassen. Wenn das Kultusministerium den Lehrern den Handel mit Büchern verbietet, so hat es dafür seine guten Gründe. Es weiß, daß es für die Schule nicht gut ist, wenn ein Lehrer am Verkauf der Schulbücher interessiert ist. Es weiß ferner, daß vielfach von Lehrern ganz einseitig die Bücher, die die Lehrer-Vereine zu gunsten ihrer Kassen her- ausgegeben haben, empfohlen und eingeführt sind. So lag also ein ganz erhebliches össentliches Interesse vor, den Lehrern den Handel mit Büchern zu verbieten. Nun soll aber der Börsenverein die Kultusministerien zu bewegen suchen, den Lehrern auch die Verbreitung von Volksbildungsschriften zu verbieten, also — so wird die Sache ausgefatzt werden — die Kultusministerien sollen eine gemeinnützige Tätigkeit der Lehrer unterbinden. Wenn der Börsenverein mit derartigen Eingaben käme, würde er einen so großen Korb bekommen, wie er ihn selten bekommen hat, und meines Erachtens auch von Rechts wegen. Es würde ihm außerdem wahrscheinlich gesagt wer den: wenn dem Buchhandel die Volksliteratur entzogen wird, oder wenn der Buchhandel durch die Tätigkeit der Lehrer ins Hintertreffen gerät, so muß irgendetwas faul im Staate sein. Hilf dir selber, würde man sagen, und zwar auch mit Recht. Darum komme ich auf das hinaus, was Herr Siegismund aus geführt hat: die einzelnen Ortsgruppen müssen in diesem Falle wirken, etwas anderes bleibt uns gar nicht übrig. Darf ich nun als Nichtdelegierter zu der Resolution noch ein paar Worte sagen? Meines Erachtens ist diese Resolution nicht gehauen und nicht gestochen. Wenn Sie eine derartige Resolution annehmen, dann machen Sie ein paar allgemeine Wendungen, aus denen jeder herauslesen kann, was er will. Das einzige Positive, was darin enthalten ist, ist die Billigung der Dietrichschen Rede. Dagegen habe ich an sich nicht das Ge ringste einzuwenden. Wenn man aber weiß, daß Herr Dietrich früher viel schärfer gesprochen hat, so würde eine solche Re solution für Drautzenstehende bedeuten, daß man eine ganz scharfe Stellung zu den Lehrerbesirebungen einnehmen will, und ich glaube, wenn wir irgendetwas Positives erreichen wollen, müssen wir Empfindlichkeit beiseite schieben. Soll überhaupt eine Resolution — Resolutionen haben ja doch nur eine mäßige Bedeutung — gefaßt werden, so würde ich sagen, daß die Ver sammlung die an der Brunckhorstschen Schrift geübte Kritik zu der ihrigen mache, daß sie aber der Ansicht sei, daß der Buch handel trotzdem versuchen sollte, mit den Lehrem zusammen zuarbeiten und auf eine vernünftige Basis zu kommen, und daß cs speziell Sache der Kollegen respektive der Ortsvereinc wäre, in diesem Sinne zu wirken. (Bravo!> solution angenommen wird, und wenn die Versammlung meint, es wäre besser, so ziehe ich die Resolutton zurück. (Sehr gut!) Vorsitzender: Also, meine Herren, die Resolution ist zurückgezogen. Wünscht noch jemand das Wort? — Das scheint nicht der Fall zu sein; dann gebe ich Herrn Dietrich als Referenten das Schlußwort. Herr Georg W. Dietrich, München: Meine Herren, ich danke Ihnen, daß Sie meinen Aus führungen so aufmerksam gefolgt sind, und möchte nur noch kurz ein paar Worte zu den Ausführungen des Herrn Kom- Imerzienrats Siegismund sagen. Herr Kommerzienrat Siegis- I mund sagte, ich hätte mich wesentlich geändert. Nein, ich habe mich in meiner Anschauung nicht geändert. Wenn ich mich ge ändert habe, so ist es höchstens in meinen Worten, aber durch aus nicht in meinen Vorschlägen. Ich habe früher allerdings eine sehr scharfe Klinge gegen die Herren Lehrer geführt, aber ich glaube ruhig sagen zu können: es war im berechtigten Interesse des gesamten Buchhandels. Denn wenn ich nicht in diesen Tönen geredet hätte, hätten wir, glaube ich, hier zu dieser Frage niemals Stellung genommen. Der heutige Er folg ist nach meiner innersten Überzeugung darauf zurückzu- ftihren, daß ich wirklich zeitweise in Tönen gesprochen habe, wie man sie sonst nicht immer anwendet. Aber das war leider nötig, um den Buchhandel endlich einmal zu Wecken, denn der Buchhandel hat tatsächlich geschlafen, während in dieser Frage gekämpft wurde, und obwohl er längst durch das scharfe Vor gehen der Gegner hätte aufgerüttelt werden müssen. Ich kann Sie versichern, daß mich mein Vorgehen in jeder Hinsicht — Sie können das Wort nehmen, wie Sie wollen — genug gekostet hat. Es waren Arbeit, Mühe und auch pekuniäre Opfer, die mir diese Sache verursacht hat, und ich bin um so mehr er freut, als ich endlich einen Erfolg sehe, und daß die Herren inir insgesamt zugestimmt haben. Ich danke Ihnen dafür. (Lebhafter Beifall.) Vorsitzender: Wir können ja wohl alle den Schlußworten des Herr» ; Dietrich beisttmmcn und sind ihm umsomehr zu Dank verpflich- tet, als er durch seinen Vortrag zur Klärung der Sachlage er- heblich beigetragcn hat. Ich denke, meine Herren, daß wir jetzt eine Panse von ^twa einer Viertelstunde machen, um einen kleinen Imbiß zu nehmen, der draußen gegen Erstattung der Auslagen des Wirtes verabreicht werden wird. (Pause.) , (Fortsetzung folgt.) Vorsitzender: Wünschen Sie das, was Sie gesagt haben, als Resolution betrachtet zu sehen? (Herr vr. Ruprecht-Göttingen: Ich bin nicht für Resoluttonen!) Herr Bernhard Staar, Berlin: Ich möchte ein paar Worte zu der Resolution sagen. Ich bemerke, Laß sie nicht aus meinem Hirn allein entsprungen ist, sondern daß sie auf Wunsch verschiedener Kollegen einge bracht wurde; ich habe sie inzwischen gemäßigt. Der Sinn sollte auch nur der sein, wie Herr vr. Ruprecht es zum Aus druck brachte, und der wird klarer, indem ich sage: Die außerordentliche Abgeordnetenvcrsammlung der Kreis- und Ortsvereine erklärt sich mit den Ausführungen des Herrn Referenten einverstanden und wünscht, daß die in denselben gegebenen Anregungen weiteste Berücksichti gung finden mögen, damit dem Buchhandel die ihm ge bührende Mitarbeit eingeräumt wird. Das ist ein Entgegenkommen; ich lege aber nach Rück sprache mit meinen Kollegen keinen Wert darauf, daß die Re- Gestügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutsche» Volkes, gesammelt und erläutert von Georg Büch- man«, fortgesetzt von Walter Robert - tornow, Konrad Weidling und Eduard Jppel. Fünfund zwanzigste Auflage, neu bearbeitet von Bogdan Krieger. Berlin 1912, Verlag der Haube L Spenerschen Buchhandlung, Max Paschke. 8". XXX und 688 S. Preis geb. in Leinen 9.—, in Halbfranz 12.— ord. Fünfundzwanzig Auslagen, einhundertundfiinsundsiebzigtausend Exemplare des »Büchnianu«! Der Raine des Mannes, der den sprachwissenschaftlichen Begriff des »geflügelten Wortes« geschaffen hat, ist längst unserm Volke ein geflügeltes Bort geworden, nennen wir doch einen zitatcnreichen Menschen einen »reinen Büchmann«. Die erste Auflage, die 1864 in kleinem Oktaoformat erschien, zählte 226 Seiten und 7ov Zitate, die dreizehnte und letzte von Büchmann selbst bearbeitete (1882) schon 48S Seiten und 19V0 Zitate; Robert tornow, der die vierzehnte bis achtzehnte Auflage bearbeitete, schloß