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222,22. September 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. IV. Aus dem Programm für Krühfahr 1928. Lichtbild-Vortrag Professor C. Blecher, Leipzig: Neu« Ncproduktions- und Drucktcchniken. Zwei bis drei Abende: Das evangelisch! Schrifttum. Zwei bis drei Abende: Das katholische Schrifttum. Drei Abende: Was verrät die Bilanz? Seycrkurs II für Verlagshersteller. Arbeitsgemeinschaft für Jungbuchhändler: Lebensfragen des Buches und des Buchhandels. Freizeit aus der Comburg: Buch und Presse. Prinzipale und Gehilfen schuft werden ge beten. sich an den Veranstaltungen recht rege zu beteiligen. Die Gcschästsleitungen melden ihre Firmenangehörigen gesammelt an. In Sondcr- sällen kann das Kursgeld nachgelassen werden. Wünsche jeder Art nimmt der Kortbtlduugslciter Herbert Hoff mann, Stuttgart, Paulinen st raste 44, Fernsprecher 82341, gerne entgegen. Beteiligung nichtwiirttcmbergischer Buchhändler wirb je nach Platz auf Anfrage gerne gestattet. H. H. Das Wintcrprogramm der Gesellschaft für antike Kultur in Görlitz (Geschäftsstelle: C. RemerscheBuchhandlung (Alfred Mcistnerjj wird voraussichtlich folgende Veranstaltungen bieten: Oktober: Ltudienrat Goell: Der Prometheusmythos von Heslod bis Goethe: November: Oberstudicndircktor vr. Müller: Das huma nistische Gymnasium und die Gegenwart: Dezember: Theater- aufsührung des »Philoktetes« von Sophokles, übersetzt von Wilamo- witz-Moellendorff. Spielleiter: vr. Gondolatsch: Januar: vr. Hage dorn: Die Heilkunde, insbesondere die Chirurgie, in der griechischen Antike: I-ic. vr. Reichert: Reformation und Humanismus: Februar: Pastor Horst: Gerasa, das Pompeji des Ostens (mit Lichtbildern): März: Studlenrat Voigt: Aus dem Alltagsleben der Antike (mit Lichtbildern). vr. Eugen Dicdcrichs über den Verlcgerberus. — Am Dienstag abend der vergangenen Woche hatten einige Bevorzugte — d. h. 'in sofern bevorzugt, als sie das unliebenswürdigc Wetter nicht scheuten und »ach Potsdam fuhren — bas Vergnügen und den Gcnust, einem Vortrag Eugen Dicdcrichs', betitelt überienVerlegerberus, im Saal der Aünstlergilde lausche» zu dürfen. Ein Strom geistigen Wohlbehagens, gespeist von den Quellen lebhafter Geistigkeit, posi tiven Lebenswillens, schöpferischer Vielseitigkeit und innerer Wahr haftigkeit, ergost sich in Herzen und Sinne der Zuhörer. Man hätte dem Redner mit dem humorvollcn Lächeln tagelang gcgenllbersitzen mögen, um seine Begriffe von Leben uni Sterben so recht gründlich erkennen zu können. Auf den Vortrag näher cinzugchen, erübrigt sich wohl, da die Kenntnis der Sclbsidarstcllung Diederichs' vorausgesetzt werden darf und seine Ausführungen nur den Extrakt des Buches darftellen, die das Bekenntnis seiner Lebensauffassung sind. Seine Persönlich keit verstärkte nur noch den liebenswerten Eindruck, den der emp- faugswillige Leser durch das Buch sowieso von ihm bekommt. Man sieht einen Mann, erfüllt von den höchsten Idealen und — wie er selbst sagt — ebenso von bunter Abenteuerlust, die ihm vielfache Kenntnis von noch Unerforschtem brachte und dadurch die Freude am Leben aufs höchste steigerte. Was wiederum zu einer ungebändigten Lust an der Arbeit führte. Leider wurden im Vortragssaal von den Berliner Buchhändlern viele, sogar sehr viele gesehen, die nicht da waren. Sic dürfen dieses Fehlen getrost aufs Verlustkonto buchen! Denn diese Stunde bei Eugen Diederichs gehörte zu den seltenen in unserer dunklen und verworrenen Zeit, die dazu angetan war, in wunderbar klarem Ltcht zu zeigen, was bemühtes Leben eigentlich ist: das Streben zur höchsten Judividualitä oder, wie Eugen Diederichs wörtlich sagt: »Das Mit-Bewußtsein-Ieben führt zu dem gesunden fröhlichen Men schen, dessen eigenes Leben ein unbewusttes Kunstwerk ist!« G. Eichstaedt. Auszeichnung. — Die Firma F. E. Wachs muth, Leipziger Schulbilderverlag, erzielte auf der Turiner Ausstellung »I.a ckonua ecl il damdinv nel loro rego«, März bis Juli 1927, einen bedeuten den Erfolg. Ihren Bildern wurde die höchste Auszeichnung, der »Graste Preis«, zucrkannt. »Hauss«, Verein jüngerer Buchhändler in Stuttgart. — Aus Anlaß des hundertsten Todestages Wilhelm Hauffs hat Prof. Wil helm Kempss, Leiter der Wiirttembergischen Hochschule sür Musik in Stuttgart, die Trauerrede von Ludwig Uhland, die seinerzeit unter dem Eindruck der Nachricht von Hauffs frühem Hinscheiden entstand. sür Männcrchor und großes Orchester komponiert. Das Werk wird im November dieses Jahres durch den Stuttgarter Lehrergesang- vcretn und das Orchester der Wiirttembergischen Landestheater unter Leitung von Generalmusikdirektor Pros. Carl Leonhardt zur Ur- aussllhrung gelangen. Tie Anregung hierzu entstammt der Hauss- Gedächtnis-Stistung, einer im »Hauss« Verein jüngerer Buchhändler E. V. in Stuttgart eingerichteten Stelle zur Pflege des persönlichen und literarischen Andenkens an Wilhelm Hauss. Aus den Niederlanden. — Wie all« Sprachen sich zwischen Wort und Schrift auseinanderentwick«lt habe», so geschah dies auch bei den Niederländern. In der letzten Zeit gibt es eine Reihe jüngerer Schriftsteller, die iongerecht (phonetisch) schreiben: sie solgten wohl dem Vorbilde der Südafrikaner, die ihre vom Niederländischen schon sehr abiveichcnde Sprache so schreiben, wie sie ausgesprochen wird. Jetzt will sich die Regierung dieser Bestrebungen annehmen und durch vereinsachtc Rechtschreibung unausgesprochen« Buchstaben ver schwinden lassen (z. B. »mens« schreiben, wie es gesprochen wirb, und nicht mehr: »Mensch«, wie man es bisher schrieb). Es waren bisher nur Gerüchte, aber der Verlegerbund hat sich sofort an den Unterrichtsminister gewandt, sich aus diese Gerüchte berufend. Die Verleger sagen, daß mit einer solchen Neuordnung sehr langsam vor gegangen werden müsse, damit nicht der große Bestand von in der bisherigen Schreibweise gedruckten Büchern entwertet würbe. Ter Verlegcrbund schlägt z. B. vor, in den unteren Klassen der Schulen nicht vor 1928 mit der neuen Rechtschreibung, in den höheren Klassen nicht vor 1929 mit ihr beginnen zu lassen und erst vom Jahre 1931 an die schriftlichen Prüfungen in der neuen Rechtschreibung anzuordnen. — Wie weit der Weg zur Buchhandlung auch in anderen Ländern sein kann, darüber schreibt die Verlegerzeitschrist, der »vitgever«, ein ergötzliches Stück: wir geben es wörtlich wieder: »Eine Papiergrost- handlung schreibt uns, daß ein Heft über die Fenerwehr von dem und dem Versasser in unserer Zeitschrist besprochen worden sei, sie sragt dann, wo es wohl zu haben sei und ob wir ihr nicht so «in Heft bestellen könnten, mit Tank im voraus usw. Tja! — wo kann man wohl in einer Stadt wie Amsterdam Druckschristen bestellen? — das ist ein schwieriger Fall, und wir gaben der Fragestellerin den Rat, einmal die Feuerwehr anzuklingeln«. Sch. Au« den Vereinigten Staaten von Amerika. — Aus Anregung eines Prosessors der Universität von Wisconsin haben 222 Schrift steller, Geschäftsleute und Lehrer einen Ausruf erlassen zur Rettung der guten englischen Sprache. Nach Auftastung dieser maßgebenden Leute ist die englische Sprache stark verwildert, sie ist geradezu miß handelt worden und ihrem Zusammenbruch nahe. Di« Heilung soll in den Schulen beginnen, wo viele Redensarten eingebürgert sind, die der guten englischen Ausdrucksweise Hohn sprechen, auch in Schulbüchern wird darin gesündigt. Die Verlegerzeitschrist weist die Sortimenter daraus hin, von der dadurch einsetzenden Bewegung Nutzen zu ziehen und Bücher über »Sprachkunst«, -»Gutes Englisch« usw. in ihren Schaufenstern auszulegen. Die öffentliche Bücherei des Vorortes von New Port: »Mont- clair« gibt im September einen »lorrn Inckex« heraus. Dies ist ein Verzeichnis der Unterrichtsgelegenheiten, der Veranstaitungen aller Vereine, Kirchen, der Bibliothek selbst usw. Der Index ist zum Dienst des Gemeinwesens bestimmt, und er wird allen anderen Ge meinwesen der Staaten zur Nachahmung empsohlen*). Es handelt sich hier in der Hauptsache wieder um die großzügigen Bestrebungen der Volksbildung, oder wie es auch heißt, der »Erwachsenen-Erziehung«. Die Lmericao lZoolcoeliers' Lssvoiation hatte zur dicssommerlichen Ferienzeit zum erstenmal ein Verzeichnis von Büchern herausgegeben, das von den Sortimentern, mit deren Namen bedruckt, in 49VUV Stücken bezogen wurde: sür das zweite Verzeichnis sür Herbst- und Winter lesen sind schon SV OVO Stücke vorbestellt worden. Es wird nur an die Mitglieder der rl. 8 L. abgegeben und das Tausend mit z 3,50 berechnet. In Boston wurde wieder ein Buch verboten. Es ist von dem angesehenen Verlag Boni zusammen mit der Literarischen Gilde, einer Buchgemeinschast, herausgegeben worden und heißt: »Lirous karacke« von Jim Tully. Ter »Ausschuß zur Bekämpfung unver antwortlicher Zensur» hat sich des Falles angenommen. Unter dem Titel »Das deutsche Echo« gibt die Firma B. Wester mann in New Kork eine illustriert« Zeitschrist heraus, die, wie ähn liche in Deutschland herausgegebene Blätter, dazu bestimmt ist, Eng lischsprechenden das Studium des Deutschen zu erleichtern. »I-earn Oerman va«ilz:» steht als Motto in der ersten Nummer, die Nach richten aus Deutschland, ein Preisausschreiben, kurze Aussätze über Flugsport, VolkSbräuche, Hans Sachs »sw. enthält. Sch. *> Etwas noch Ausführlicheres besitzt München in seinen »Münch ner Mitteilungen«, die der Verlag Ernst Heimeran herausgibt. 1147