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13192 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 2L1, 26. Oktober 1912. etwas früher gehabt hätten. Also nochmals sei es gesagt: ich will nicht, daß das Grosso- und Barsortiment derartig eingeschränkt wird, daß es nicht existieren kann oder daß es gar wcggefegt wird, sondern ich wünsche, daß die Inhaber dieser Geschäfte sich darauf besinnen, daß sie selbst absolut etwas tun müssen, um die Zustände zu ändern, die ihre Geschäftstätigkeit hervorgerufen hat. Wenn das nicht ge- schieht, dürfen sie sich nicht Wundern, wenn der deutsche Buch handel es versucht, Wandel zu schassen, auch gegen ihren Wunsch und ohne ihre Mitwirkung. Vorsitzender: Ich wollte Herrn Schöningh nicht unterbrechen, aber er wird mir zugeben, daß das, was er ausgeführt hat, nur sehr lose mit dem Thema zusammenhängt. Es handelt sich hier im Gegenteil um Firmen, die nicht im Adreßbuch stehen, während das, was Herr Schöningh ausgeführt hat, sich aus Firmen bezieht, die im Adreßbuch stehen. Ich möchte im Interesse unserer Zeit bitten, daß wir uns mehr an das tiibma probanclum halten. Herr Hermann Strcller, Leipzig: Meine Herren, ich gehe auf die Ausführungen des Herrn Vorredners auch nicht näher ein, weil ich der Ansicht bin, daß die Adrcßbuchfrage uns hier nicht näher berührt, und durch die sonstigen Dinge, die mit der Wiederberkäuferord nung Zusammenhängen, ja gerade die Mißstände, die bestehen, beseitigt werden sollen. Es wird also ge nügen, wenn ich in eine kurze Betrachtung dessen eintrete, was uns hier gedruckt vorliegt. Wenn ich die Reihenfolge etwas anders wähle, so tue ich es deshalb, um Ihnen meine Bedenken und unsere Bedenken — ich stehe hier als Vertreter der Vereinigung der Grossobuchhändler — etwas verständlicher zu machen, da es sich großenteils um geschäft liche Verhältnisse handelt, die Ihnen ja ziemlich fremd sind. Ich kann zunächst mit Vergnügen konstatieren, daß wir in dem, was gewünscht wird, eigentlich einig sind. (Bravo!) Es sind das zwei Punkte, und ich darf Sie da an meine Worte in Eisenach erinnern: erstens Ihr Wunsch, den Kreis der Wiederverkäufer zu beschränken, und zweitens Ihr Wunsch, diese Leute nicht in den vollen Genuß des Verleger rabatts oder des Rabatts, den das Sortiment hat, zu setzen. Ich habe in Eisenach ausgeführt, daß uns an den Leuten, die vielleicht als Zigarrenhändler oder sonstwie plötzlich auf die Idee kommen, nebenbei ein paar Bücher zu verkaufen, nichts liegen kann. Wir sind Großkaufleute, die ohne weiteres wis sen, daß man nur etwas verdienen kann, wenn man mit Leuten in dauernden Verbindungen steht, und das sind die jenigen, die Sie hier in Ihrem Verzeichnis unter Nr. 2 aus geführt haben. Ich möchte hierzu nur im einzelnen be merken, daß ich den »Buchbinder« vermisse, und ich hätte ihn gern hinein, weil er doch schließlich auch ein wichtiger Faktor für den Schulbüchervertrieb ist und seit dreißig Jah ren zum guten Teil das Volksschulbüchergeschäft in Händen hat. Wenn Sie wegen der Fabrikbetriebe Bedenken tragen, das Wort »Buchbindereien« hineinzubringen, so sind wir da mit auch einverstanden, wenn Sie hinzusetzen: Buchbinder mit Ladengeschäft. — Es wäre vielleicht empfehlenswert, im Hinblick auf unsere alte Kundschaft die Bestimmung noch einfacher zu fassen: Um nicht unnötige Suchereien nötig zu machen, würde ich also Vorschlägen, einen Minimalbetrag cinzusetzen, den der Betreffende bisher an Büchern bezogen haben muß, damit er als gewerbsmäßiger Händler betrachtet wird. Der zweite Punkt für meine Betrachtung ist die Nummer 3, die Preisbemessung dem Wiederverkäufer gegenüber. Wir würden uns mit den 5 Prozent, die hier vorgeschlagen wer den, mit einer kleinen Änderung einverstanden erklären kön nen, und zwar wünschen wir aus bestimmten Gründen, wie sie auch Herr Ritschmann aussührte, daß die Kolportageartikel hiervon nicht betroffen werden. Ich darf an die Ausführun gen des Herrn Maier erinnern, der Ihnen seinerzeit in Eisenach darzulegen versucht hat, daß der Kolportagebuch. Handel Sie wenig berührt, daß dieses Geschäft seit langen Jahren neben dem Sortimentsgeschäft eigentlich für sich blüht und daß Sie die Konkurrenz der Kolporteure auch nicht wei ter interessieren kann. Es wäre uns nun sehr erwünscht, wenn man von dem Aufschläge die Verlagsartikel derjenigen Verleger ausnehmen könnte, die selbst ohne Aufschlag an die Wiedcrverkäufer liefern, und zwar erstens deshalb, weil wir — gerade auch im Hinblick auf das Zeitschriftengeschäft — oftmals an die Nettopreise von den Verlegern gebunden wer den, die diese Preise wieder mit Rücksicht auf ihre eigene Konkurrenz vorschreiben, und zweitens weil, wenn der Wie derverkäufer vom Verleger ohne Aufschlag bezieht und wir ihm da nicht entgegenkommen können, er sich der Kontrolle, die Sie an anderer Stelle wünschen, gänzlich entziehen wird. Ich komme nun zu dem zweiten Teil, das ist der Weg zur Durchführung. Dazu gehört meiner Ansicht nach das, was Sie hier unter a bis c> aufsühren. Ich kann wohl, um nicht allzu weitläufig zu werden, mich zunächst auf Punkt e beschränken, der wahrscheinlich der schwierigste sein wird. Wir haben verschiedentlich ausgeführt, daß uns das Wieder- verkäuferverzeichnis unangenehm ist, und zwar nicht unan genehm sachlich, sondern seinem ganzen Charakter nach. Wir haben das peinliche Gefühl, daß man uns und unserer Auf richtigkeit nicht recht traut und eine gewisse Sicherheit haben will. Auf der andern Seite verkennen wir nicht, daß bei einem Novum, wie es die Wiederverkäuferordnung ist, von beiden Seiten natürlich mit einer gewissen Reserve an die Sache herangegangen werden muß, und sind auch bereit, Ihnen Garantien zu geben, aber in einer Form, wie sie unter Kaufleuten üblich ist. Wir halten nämlich erstens von dem Vorschlag deshalb nicht viel, weil er eine wahnsinnige Arbeit machen wird — Sie glauben nicht, was es für Kosten machen wird, dieses Verzeichnis ä jour zu halten —, und weil wir zweitens glauben, daß das Verzeichnis nicht voll erfüllen wird, was davon erhofft wird. Sie werden stets nur die Leute darin finden, die mit einem Zwischenhändler in regelmäßiger Ge schäftsverbindung stehen; Sie werden aber niemals die Leute darin finden, die gelegentlich irgendwoher etwas beziehen, und das sind meist diejenigen, auf die es ankommt. Sie werden nach Absatz l auch nicht die Leute darin finden, die vom Verlage beziehen. Auf Grund der Erfahrung, daß, wenn bisher bei unserer Vereinigung angefragt worden ist, wir jederzeit bereitwillig alle Lieferanten genannt haben, so wie auf Grund der Erfahrung, daß dadurch ganz gute Erfolge gezeitigt wurden, möchten wir Ihnen Vorschlägen, auf diesem Wege weiter zu gehen, indem wir Ihnen eine Sicherheit bieten, daß das, was wir bisher freiwillig taten, wir auch ferner wirklich durchführen wollen. Ich schlage also anstatt dieses Wiederverkäuferverzeichnisses vor, daß aus irgendeinem Wege — es braucht nicht wie früher durch unsere Vereinigung zu geschehen — der Lieferant einer be stimmten Firma öffentlich aufgesordert werde, sich zu melden, und daß jeder von uns, der sich nicht meldet, 1000 ^ für jeden Fall zahlt. Ich glaube nicht, daß irgendein Zwischen händler, der seine fünf Sinne beisammen hat, wegen eines solchen Kleinhändlers 1000 ^ aufs Spiel setzt. Ich glaube, meine Herren, daß Sie damit alles erreichen, was Sie beab sichtigen. Sie sparen auf der einen Seite kolossale Arbeit und ersparen uns die Unannehmlichkeit, die das Wiederver käuferverzeichnis mit sich bringen muß. Zum Schlüsse aber noch etwas, was hier nicht steht. So gut wie Sie eine Garantie für unseren guten Willen