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Zusammenwirken neuerlich eine Besserung unserer Ver hältnisse. Bevor ich zum eigentlichen Berichte unserer Tätigkeit während dieser letzten zwei Jahre schreite, möchte ich jener gedenken, die der Tod aus unserer Reihe gerissen hat. Es sind dies die Herren: Bernhard Schneider in Asch, Kornelius Siegel in Villach, Theodor Sturtzel in Wien, Anton Fröhlich in Wien, August Götz in Marienbad, Heinrich Pfeifer in Rumburg. Ferner verloren wir in dieser Zeit zwei frühere Kollegen Künast und Teufen und außerdem mußten wir den schweren Verlust bedauern, den der gesamte deutsche Buch handel durch das Hinscheiden unseres hochverehrten Nestors Kröner, des Chefs der Cottaschen Buchhandlung, erlitten hat. Lassen Sie uns zum Zeichen der Trauer uns von unseren Sitzen erheben. Andrerseits feierte in dieser Zeit eine Anzahl Mitglieder unseres Vereines schöne Jubiläen, zu denen wir sie auf das herzlichste beglückwünscht haben. Es sind dies: I. Otto in Prag, I. L. Kober in Prag und Heinrich Gusek in Kremsier. Außerdem möchte ich bei dieser Gelegenheit auch des 25jährigen Jubiläums seiner Selbständigkeit gedenken, das der erste Vorsitzende des Börsenoereins der Deutschen Buchhändler Herr Kommerzienrat Karl Siegismund im ver gangenen Sommer zu feiern in der Lage war. Eine seltene Feier wird demnächst die Firma unseres Kassierers, Mayer L Co,, begehen. Sie wird auf den 10V jährigen Bestand der Firma in ein und derselben Familie, durch vier Generationen vom ältesten Sohne geführt, zurückblicken, und ich bin überzeugt, daß der gesamte österreichische und ungarische Buchhandel lebhaften Anteil an dieser Feier nehmen wird. Leider muß ich Ihnen noch berichten, daß mehrere Funktionäre unseres Vereins von ihren Ämtern zurück- getreten sind, reils aus Gesundheitsrücksichten, teils durch Verhinderung, an unseren Sitzungen tcilzunehmen. Es sind dies die ehemaligen Kammerpräsidenten Herren von Schumacher und RwnLi, sowie die Herren Gustav Neu gebauer und Kommerzialrat von Hölder. Alle vier Herren haben uns vielfach unterstützt und waren begeisterte Vorkämpfer für unseren Stand und seine Interessen. Der Vorstand und der Ausschuß unseres Vereins haben ihnen bereits den Dank unseres Vereins schriftlich ausgesprochen, und ich kann nicht umhin, dies auch von dieser Stelle aus mündlich zu tun. Wie Ihnen erinnerlich sein wird, stand unsere letzte Hauptversammlung hauptsächlich unter dem Eindruck der materiellen Schädigung, die uns das Schulbüchergeschäft bereitete. Sie haben sich damals sehr energisch gegen die Firma Tempsky ausgesprochen und eine entsprechende Resolution gefaßt. Sie wissen, daß Ihr Vorstand hierauf in Verhandlungen mit der Firma Tempsky getreten ist, und daß diese Verhandlungen sich leider zerschlagen haben. Er sah sich daher genötigt, die ganze Angelegenheit in Form einer Broschüre der Öffentlichkeit zu übergeben und auch außerhalb unseres Berufs stehende Kreise auf das beschämende Abhängigkeitsverhältnis des gesamten Sortimcnterstandes von der Willkürherrschaft eines einzelnen Verlegers aufmerksam zu machen. Da Sie aus dem Protokoll unserer Ausschuß- sttzungen über alle Phasen dieser Angelegenheit gut unter richtet sind, so brauche ich mich über sie heute wohl nicht sehr ausführlich zu verbreiten. Leider sind uns in der letzten Zeit auch gegen andere Schulbllcherverleger einzelne Klagen zugekommcn. Ihr Vorstand hat daher auch öfter mit den Schulbücherverlegern Fühlung genommen und ihnen nahegelegt, daß eS in ihrem eigenen Interesse gelegen sei, so kulant als möglich gegen die Sortimenter vorzugehen. Dies gilt insbesondere von jenen Verlegern, die nicht nur reine Schulbücher. Verleger sind, sondern die die Mitarbeit des Sortiments auch für ihre anderen Artikel zum Teil sehr notwendig brauchen. Aber auch aus einem anderen Grunde muß sich der Verlag mit dem Sortiment gut stellen, denn er kämpft doch einen schweren Kampf gegen die staatliche Konkurrenz, in der ihm die Unterstützung des Sortiments von großer Wichtigkeit ist. Ich meine die Konkurrenz des Schulbücher verlages. Ihr Vorstand hat wiederholt im Ministerium vor gesprochen, eine Broschüre dortselbst überreicht und durch Deputation um Einstellung der den Verlag schädigenden Ausbreitung der Schulbücherverlagstätigkeit gebeten. Wenn auch unsere Eingabe nicht eine ganz befriedigende schriftliche Erledigung gefunden hat, so haben wir doch Hoffnung ge schöpft, daß der staatliche Schulbücherverlag insbesondere unter seiner neuen Leitung künftig in jenen Schranken bleiben werde, die ihm das Gesetz zieht. Der staatliche Schulbücherverlag hat den Zweck, dort einzugreifen, wo der Privatverlag nicht genügt. Unter den jetzigen Verhält nissen sind die Lücken nicht mehr groß, und bei der hervor ragenden Entwicklung unseres Pcivatverlages wäre es dem Staate doppelt zu verargen, wenn er diese Entwicklung stören wollte. Leider werden unsere diesbezüglichen Bemühungen dadurch erschwert, daß einzelne Schulbücherverleger es noch immer an der nötigen Rücksicht auf den Sortimenter fehlen lassen und sich nicht entschließen können, ganz die gleichen Bezugsbedingungen zu gewähren wie der Schulbücherverlag. Während wir also einerseits Schritte gegen den Schulbücher- oeilag unternehmen, beklagen sich andrerseits die Sortimenter über die Rücksichtslosigkeit einzelner privaten Schulbücher verleger und ziehen den Verkehr mit dem Schulbücherverlag jenem mit den Privatverlegern vor. DasWahrwort: »Mann mit zugeknöpften Taschen, dir tut keiner was zu lieb, Hand wird nur von Hand gewaschen, wenn du nehmen willst, so gib» scheint diesen Herren völlig fremd zu sein. Sie haben andrerseits in der letzten Hauptversammlung selbst erkannt, daß die vielen Mißstände, die das Schul büchergeschäft mit sich bringt, nicht ausschließlich durch die Verleger verschuldet werden. Aus Ihrer Mitte ist ein sehr dankenswerter Antrag gestellt, den Ihr Vorstand mit Freude aufgegriffen hat, und wir haben ganz im Sinne der damaligen Ausführungen des Referenten Herrn Ber- mann an das Ministerium eine Eingabe gerichtet. Auch die Erledigung dieser Eingabe hat uns nicht ganz befriedigt, aber wir haben durch weitere Fühlungnahme die Über zeugung gewonnen, daß die bedauerlichen Zustände des Schul büchergeschäftes im Jahre 1909 denn doch außergewöhnliche waren und nur durch Zusammentreffen mehrerer ungünstigen Zufälle und die Überstürzung, mit der der neue Lehrplan eingcführt wurde, verursacht worden sind. Unter diesen Umständen haben wir uns auch nicht entschließen können, eine neuerliche offizielle Eingabe zu machen, wir haben aber die Angelegenheit wiederholt beim Ministerium urgiert und hoffen, daß die Grundsätze, die wir in jener Eingabe auf gestellt haben und die eigentlich ja nur eine Erinnerung an bestehende Verordnungen waren, künftig genauere Beachtung finden werden. Im übrigen behalten wir uns vor, mit dem neuen Minister für Kultus und Unterricht in dieser Ange legenheit und in der Schulbücherfrage überhaupt noch in Verbindung zu treten. Wie der Staat dem Verlag eine bekämpfenswerte Kon kurrenz bereitet, so müssen Verleger und Sortimenter leider jetzt mehr denn je über die zunehmende unberechtigte Kon kurrenz der Nichtbuchhändler klagen. Eine Reihe von Berufsständen wirft sich auf den Buchhandel, um den regulären Buchhandel so viel als möglich ausznschalten und den Bllcherbedarf billiger zu erhalten. Der Vater dieses sorti- 41S«