Volltext Seite (XML)
3188 s»rl-n«l°t» I. d. rpch». «uchhE-l. Nichtamtlicher Teil. SS, 11. März 1813 menterfeindlichen Gedankens ist, wie Sie sich erinnern, Pro fessor Bücher in Leipzig gewesen und obwohl seine Bestre bungen ein vielfaches Fiasko erlitten haben, gibt es immer wieder Leute, die seinen Spuren folgen wollen. Vorläufig zeigt sich dieses Bestreben in Österreich hauptsächlich in der Lehrerschaft. Lehrervereinigungen suchen Buchhandlungen in die Hände zu bekommen und größere und kleinere Lehrerver einigungen trachten selbst Schulbücher herauszugeben; letzteres findet hauptsächlich im Gebiete des tschechischen Buchhandels statt und hat sich daher das Gremium der Prager Buchhändler kürzlich in einer sehr beachtenswerten Eingabe an das Ministerium gewendet. Auch wir haben uns mit dieser Frage und jener, inwieweit die Lehrerschaft berechtigt und berufen ist, Buchhandlungen zu führen, ein gehend beschäftigt. Wir haben auch mit den maßgebenden Kreisen der Regierung Rücksprache gepflogen, und ich kann Sie versichern, daß ich bei meinen Besuchen im Handels ministerium die Überzeugung gewonnen habe, daß die be rufenen Organe vollständig von dem Bestreben erfüllt sind, unsere Interessen zu wahren. Sache der Lehrer ist es, die Kinder zu erziehen, Sache der Buchhändler, Bücher zu verkaufen. Zu allen diesen Schädigungen kommt noch die immerzu steigende Teuerung, die uns in doppelter Weise trifft. Sie verringert unseren Absatz und erhöht unsere Regie spesen. Der Teuerung selbst stehen wir natürlich wehrlos gegenüber. Wir müssen aber wenigstens alles zu tun ver suchen, was unsere Lage irgendwie bessert. Wir sollten endlich den ganzen Gewinn, der uns berechtigterweise zu kommt, sür uns in Anspruch nehmen, und Sie werden heute in der Lage sein, darüber zu beraten, wie wenigstens ein Schritt weiter auf diesem Wege gemacht werden soll. Was unsere Regiespesen anbelangt, so hat Ihr Vorstand wiederholt darüber nachgedacht, ob nicht durch gewisse organi satorische Maßnahmen, etwa auf genossenschaftlicher Basis, Reformen geschaffen werden könnten. Andrerseits läßt sich aber nicht leugnen, daß die bestehende buchhändlerische Organisation heute noch immer am besten unseren Bedürf nissen entspricht. In unseren Regiespesen spielen die Ge halte und Löhne eine große Rolle. Mit Rücksicht auf die allgemeine Teuerung ist es unmöglich, diese Posten zu ver ringern. Im Gegenteil. Anschließend an eine Bekannt machung der Wiener Korporation kann ich nur an dieser Stelle ebenfalls unseren Mitgliedern nahelegen, die Ge halte ihrer Mitarbeiter nach Möglichkeit entsprechend der Leistung derselben unter Rücksichtnahme auf die Teuerung zu regulieren. Im eigenen wohlverstandenen Interesse des Chefs liegt es, daß seine Mitarbeiter kraftvoll und freudig sein Werk fördern. Sehr bedauerlich ist, daß der VerwaltungsgerichtShos in der jüngsten Zeit bestrebt ist, sein ursprüngliches, in unseren Interessen gelegenes Urteil betreffend die Pensions- oersichcrungspflicht unserer Angestellten immer mehr und mehr zu restringieren. Wenn es auch keinem Zweifel unter liegt, daß Buchhandlungsgehilfen, sofern sie reine Verkäuser sind, der Versicherungspflicht nicht unterliegen, so haben doch die letzten Entscheidungen des Verwaltungsgerichtshofes uns insofern geschadet, als fast alle jene unserer Angestellten, die Kontordienste verrichten, als versicherungspflichtig erklärt werden. Sie wissen, meine Herren, daß wir uns keineswegs den sozialpolitischen Forderungen unserer Zeit entgegenstellen wollen. Wir würden alle ein Gesetz, daß unsere Mitarbeiter in ihrem Alter schützt und sie im Falle der Invalidität unterstützt, auf das freudigste begrüßen. Wir müssen aber nach wie vor gegen dieser Pensionsversicherungsgesctz Stellung nehmen, da die Laste», die es uns und unseren Mitarbeitern ausbllrdct, in keinem Verhältnis zu den Vorteilen stehen, die sie daraus ziehen können. Wir selbst werden daher stets bestrebt sein, dahin zu wirken, daß dieses Gesetz einer gründlichen Novel lierung unterzogen werde, und ich kann nur Sie alle von dieser Stelle aus bitten, unsere Bestrebungen in dieser Hin sicht zu teilen und, soviel an Ihnen ist, durch Ihre Reichs- ratsabgeordneten auf eine Novellierung dieses total verun glückten Gesetzes und eine Verringerung der Lasten hin zuwirken. In Deutschland ist jetzt auch ein Privatbeamten gesetz angenommen worden, bei welchem die Beiträge nur 8"/, der Gehalte betragen, während bei uns dieselben bei nahe das Doppelte ausmachen. Leider haben meine bisherigen Aussührungen einen wenig erfreulichen Charakter gezeigt. Um so mehr freut es mich, nunmehr eines Lichtpunktes zu gedenken, und das ist die immer strammere Organisation, über die wir verfügen Meine Eingangsworte galten der Notwendigkeit der Organi sation und ihrem Werte, und nun lassen Sie mir meiner Befriedigung Ausdruck gebe», daß dieser Gedanke im deut schen und österreichisch-ungarischen Buchhandel immer mehr durchgreift. Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler steht heute mächtiger denn jemals da, er hat auch in der jüngsten Zeit Großes für unser» Stand geleistet, und wir sind stolz, an seinen Arbeiten teilnehmen zu können. Wir sind in sieter Fühlung mit ihm, und ich selbst versäume keine Gelegenheit, an seinen Beratungen in Leipzig teilzunehmen. Leider kann ich nicht umhin, meinem Bedauern Ausdruck zu geben, daß bei der Ostermesse die Kollegen aus Österreich und Ungarn noch immer lange nicht so zahlreich vertreten sind, als es dem österreichisch-ungarischen Buchhandel und unserem Verein entsprechen würde. Ich möchte daher heute an Sie den Appell richten, so oft es nur irgendwie möglich ist, zur Ostermesse nach Leipzig zu kommen und bei der Hauptversammlung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler nicht zu fehlen. Auch in der Monarchie selbst und in Österreich insbesondere macht die Organisation unseres Standes immer mehr Fortschritte. Der Verein der mährisch-schlesischen Buchhändler, der älteste unserer Kreisvereine, hat eine sehr erfolgreiche Tätigkeit unter der Führung seines bewährten Obmannes Herrn Karafiat entfaltet Seine letzte Hauplversammlung hat reiches Material zutage gefördert, und die Reden, die dort gehalten wurden, haben unsere volle Sympalhie gesunden. Ähnliches gilt von dem jungen Verein der Buchhändler von Nord- und Nordwest böhmen und von der jüngsten Vereinigung innerhalb des österreichischen Buchhandels, vom Verein der Buchhändler von Oberösterreich und Salzburg, der sich erst nach unserer letzten Hauptversammlung gebildet hat. Mit allen diesen Vereinen stehen wir im besten Einvernehmen, wir freuen uns, daß sie unsere Arbeiten unterstützen, und sind nach wie vor bereit, stets auf ihre Vorschläge und Wünsche, soweit es nur möglich ist, einzugehen. Die Notwendigkeit der lokalen Vereinigungen besteht ganz besonders auf dem Gebiete des Schutzes des Laden preises. Mit Rücksicht aus die strengen Bestimmungen des Börsenvereins können wir nur jene Fälle von Schleuderei wirksam verfolgen, die einwandfrei bewiesen sind. Dies können wir natürlich nicht in allen Fällen von Wien aus machen. Hier müssen die Kollegen in den einzelnen Städten selbst zusammentreten, um uns gegen etwaige Schleuderet wirksames Material zu beschaffen. Sie können versichert sein, meine Herren, daß, wenn Sie uns solches Material zu stande bringen, wir unnachstchtlich gegen den Betreffenden Vorgehen werden. Ich muß sie aber auch versichern, daß es uns unmöglich ist, Fälle zu untersuchen, die nur aus Ver mutungen, auf Hörensagen oder in Gesprächen ihren Grund haben. Sie wissen, daß wir in der letzten