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253, 2S. Oktober 1S12. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt t. d. Dtschn. Buchhandel 13357 Sie treten außer Kraft, sobald seitens eines oder meh rerer gewerbsmäßiger Zwischenhändler dem Börsenvereins- vorstande nachgewtesen wird, daß ein oder mehrere Verleger den bisher gewährten Rabatt gekürzt oder aufgehoben haben oder die an Stelle des Rabatts gewährten Freiexemplare gekürzt oder gestrichen haben, und die Summe der davon be troffenen Lieferungen mehr als IO"/, seines resp. ihres Ge samtumsatzes in einem Quartal erreicht hat, so versichere ich Sie: heule ist diese Wiederverkäuferordnung in Kraft getreten, und in den nächsten 24 Stunden ist sie auf Grund dieser Bestimmung wieder erledigt. Das muten uns die Herren zu, ihnen zu konzedieren, sie wünschen von uns, daß wir ihnen daraufhin einen Vertreter im Vereinsausfchuß geben und ihren Verein als Organ anerkennen. Nein, meine Herren, so wenig bewandert sind wir denn doch nicht, um auf diese Brülle zu treten. Ich habe in aller Freundschaft mit Ihnen zu verhandeln gesucht, ich habe lein einziges scharfes Wort gebraucht, und jetzt kommen Sie mit derartigen Anfor derungen und lehnen alles, was wir Vorschlägen, ab. So kom men wir doch nicht weiter! Herr Hermann Streller, Leipzig: Meine Herren, ich möchte kurz auf die Worte des Herrn Schöpping entgehen und möchte Sie bitten, diese für Sie und für uns so wichtige Frage gründlich zu erörtern. Eine Ab stimmung über Punkt e hat meiner Ansicht nach, da Sie einig sind, und wir nur zu dreien sind, gar keinen Wert. Sie wissen, was Sic fordern wollen, und wir haben unsere Gegen vorschläge gemacht. Herr Kommerzienrat Stcgismund hat von Verhandlungen gesprochen, und ich kann nur sachlich nachtragen, daß die Besprechungen, die mit meiner Person stattgefunden haben, ausdrücklich und lediglich Privataus sprachen gewesen sind. Die einzige Verhandlung, die man als solche bezeichnen könnte, war am 2. Dezember, und das war eigentlich auch nur eine Aussprache; denn wie Herr Kom merzienrat Siegismund selbst sagte, wurden wir gebeten, unsere Vorschläge auszuarbeiten. Diese Vorschläge werden nun Zumutungen genannt, wahrscheinlich, weil es fast wört lich Ihre Vorschläge sind? Mir geht tatsächlich der Verstand durcheinander, ich verstehe absolut nicht, wie man so gründlich mißverstanden werden kann. Ich könnte vielleicht die Frage stellen, wo denn die Kommission geblieben ist, die Sie in Eisenach wünschten. Von dieser Kommission weiß ich nichts, Sie haben ja selbst in Ihrem Jahresbericht geschrieben, daß die Kommission nicht ernannt worden ist. Herr Kommerzienrat Siegismund hat mich bitter gekränkt mit der Bemerkung, daß 14 Tage nach dem Inkrafttreten der Wiederverkäuferordnung die Ordnung wieder gekündigt werden würde. Herr Kommer zienrat Siegismund ist da aus einen kleinen Abweg geraten, er hat uns hier borgelesen, daß der Grossist nach unseren Vor schlägen den Beweis bringen müsse, daß sein Umsatz in einem Quartal sich so verschlechtert hat, daß er nur noch 107» beträgt. Das ist es ja, was ich auch vorgelesen habe, wir hatten na türlich den Wunsch, daß, wenn wir uns nach 4üjähriger freier Geschäftsgebarung mit freiem und gutem Gewissen verpflich ten wollen, wir dann auch die Sicherheit dafür hätten, daß wir an dieser Sache nicht schließlich zugrunde gingen. Sie können von einem Geschäftsmann, dessen Geschäft Jahrzehnte besteht, dessen Vater darin in Ehren alt geworden ist und dessen Fa milie, Geschwister usw. davon mitleben müssen, nicht verlangen, daß er dieses Unternehmen dem guten Willen eines Dritten, der jetzt dieses Recht für sich in Anspruch nimmt, ohne wei teres anheimgibt. Wir verlangen weiter nichts, als daß die Garantie, die Sie mit solcher Bestimmtheit und mit einem für uns so verletzenden Beiton fordern, aus einfachem Gerechtig keitsgefühl auch uns gegeben wird. Bedenken Sie, meine Her ren, wir sind ja doch in der Minderheit; ist Ihnen nicht klar, daß Sie hier eine ganz neue Sache ins Werk setzen und daß Börsenblatt flir den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. Sie uns, wozu große Lust vorhanden zu sein scheint, mit die sem Instrument zwingen, ja vernichten können? Anscheinend wollen dies auch einige von Ihnen, und da sollen wir ruhig zusehen? (Zuruf: Kein Mensch will das!) Wenn Sie das nicht wollen, wie Herr Kommerzienrat Sie gismund einwirft, warum können Sie uns denn nicht auch eine Garantie geben, aus demselben Gefühl heraus, aus dem Sie eine Garantie fordern? Ich habe schon erklärt — wahrschein lich hat Herr Kommerzienrat Siegismund es überhört —, daß über das Wiederverkäuferverzeichnis, das uns innerlich als Großkausleuten zuwider ist, weil wir unsere Geschäftsgeheim nisse damit herausgebcn sollen, unter den Bedingungen, die Herr Nitschmann vorgebracht hat, noch geredet werden könnte, wenn Sie uns diese Garantie in irgendeiner Form, die wir noch nicht kennen und die Sie am besten wissen müssen, geben kön nen. Also von einen Abbruch der Verhandlungen ist nicht die Rede, sobald Sie nicht einfach über uns hinweggehen und diese Ihre Forderung durch brutale Gewalt durchsetzen wollen. Borsitzendcr: Ich möchte doch den Herrn Redner bitten, nicht von bru taler Gewalt zu reden. Herr Hermann Streller, Leipzig: Wenn man die Verleger gegen eine Branche des Buch handels und gegen Mitglieder des Börsenvereins zusammeu- bringt und davon spricht, daß man auf dem besten Wege sei, die Leute für die Sache zu gewinnen, und wenn Herr Schöp ping von einem cingekrcisten Löwen spricht, der um sich schlägt, weil er sich nicht mehr zu wehren weiß, ist das nicht Gewalt? Das ist nicht mehr freie Vereinbarung, das ist Gewalt. Wenn ich gesagt habe: brutale Gewalt, dann nehme ich den Ausdruck zurück und kann ihn durch einen anderen ersetzen. Wenn ge sagt worden ist, unser Vorschlag, die 1VOO zu zahlen, sei nicht gangbar, weil das Ermittelungsverfahren große Mühe machen würde, so müssen Sie doch bedenken, daß sich für 1000 sehr viel ermitteln läßt. Aber können wir die Sache nicht so stel len: Garantie gegen Garantie, — und können Sie uns nicht auch Ihrerseits etwas entgegenkommen, wenn Sie sich sagen: wir können von den Leuten nicht verlangen, daß sie sich uns mit gebundenen Händen ausliefern? Wir haben bis zum letz ten Moment um Frieden gebeten, und ich komme sogar, was ganz gegen meine Natur geht, ins Betteln. Ich bin aber der Meinung, daß wir ganz falsch verstanden worden sind, ich habe den Irrtum, der zwischen Herrn Kommerzienrat Siegis mund und mir besteht, aufgedeckt. Wir sind nicht verstanden worden, und es ist nicht unsere Schuld, daß in die Kriegs- trompete gestoßen worden ist. Ich möchte Sie also nochmals in Ihrem und in unserem Interesse bitten: würdigen Sie un sere Vorschläge durch eine Kommission, die auch wirklich er nannt wird. (Fortsetzung folgt.) Kleine Mitteilungen. Die Biirsenblattbcsiimmungcn, mit denen sich das Inserat des Hyperionverlags Hans von Weber, München, in dieser Nummer beschäftigt (siehe Seite 13378), sind bekanntlich anläßlich der Reform des Börsenblattes einer Revision unterzogen worden, die das, was sich wirklich Überlebt hat, vom 1. Januar nächsten Jahres über Bord werfen wird. Wenn die an der Reform beteiligten Organe dazu nicht die Be stimmung rechnen, daß »alle Titel, die im Bestellzettel aufgeführt werben sollen, auch in der Anzeige genannt sein müssen«, so erklärt sich diese Stellungnahme daraus, daß der Bestellzettel sdas Inserat ergänzen, aber nicht ersetzen soll. Es hieße dem Geiste der Bestimmungen sowohl als auch der Natur des Inserats und des begleitenden Bestellzettels Zwang antun, lwenn zur Aufgabe des Bestellzettels gemacht würde, was Ausgabe des Inserats ist. Zudem liegt es auch — von der materiellen Seite hier abgesehen — nicht im Interesse der^Herren Inserenten, die Hauptsache zur Neben- 1738