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239, 13, Oktober 1904, Nichtamtlicher Teil 8779 mädchen aus der Pleißestadt mit Heller Stimme ihr Liedchen, nachdem sie Tonübungen zum besten gegeben hatten und eins der Kinder das Lied: »Preisend mit viel schönen Reden«, und zwar ohne Dialekt hergesagt hatte, eine Erläuterung zu dem von andrer Seite angewendeten Ausspruch: »Gut ge sprochen, ist halb gesungen«. — Der Schluß des Kongresses brachte den Dank des Vorsitzenden für das lebhafte Interesse, das alle Teilnehmer bekundet halten, und endete mit ^ einer der sorgsamen ^Pflegerin aller bildungsfähigen Keime^auf dem Gebiet der Künste und Wissenschaften. (Deutscher Reichsanzeiger.) Pädagogische Zentralbibliothek (Comenius-Vibli o- thek) in Leipzig. — An der Schenkendorfstraße in Leipzig Comenius-Bibliothek. Die Frontlänge beträgt nach Angabe der Leipziger Zeitung, der wir hier folgen, 20^, die Tiefe 15*/,. die Höhe bis ^zur Oberkante des Hauptsimses 1^ w. ^m^ Erdgeschoß eingebaut. Eine im Kellergeschoß untergebrachte Niederdruck- Zentralheizung erwärmt alle Räume. Der Geschäftsgang zeigte im letzten Jahre folgende Be wegung: Der Bücherbestand erhöhte sich um 5203 Nummern auf 111 436. Neu eingestellt wurden 1150 Programme, 283 Disser tationen, 125 Zeitungen und 3645 Bücher; davon wurden er worben durch Ankauf 2105, durch Schenkung 3098. Ausgeliehen wurden 14 933 Bände an 4426 Entleiher, davon 5128 an 1701 Leipziger, während 9805 Bände in 2725 Sendungen nach sich auf 7965 ^ 17 o), die Ausgaben auf 7319 ^ 85 H. In der oben gegebenen Ausdehnung kann das neue Haus mehr als 300000 Bände ausnehmen und wird für lange Zeit ausreichend sein. Der von der Stadt Leipzig unentgeltlich über lassene Bauplatz ist 1268 cim groß und besonders durch den Um stand in seiner Vebauungsfähigkeit begünstigt, daß er an den weiten Hof des Carola-Gymnasiums grenzt. Der Neubau wurde durch einen von Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser befohlenen Reichszuschuß von 10 000^- und durch das weitgehende Entgegen kommen der Unterrichtsverwaltungen fast aller Bundesstaaten, voran derjenigen Sachsens, ermöglicht. U. Die ältesten Kursbücher. — Das erste deutsche Kursbuch wurde, so berichtet die »Deutsche Verkehrszeitung«, bald nach dem »Narrenschiffs«, Sebastian Brant, der von 1458 bis 1521 lebte, verfaßt. Er machte Aufzeichnungen über die Richtungen der Straße der damaligen Zeit unter Angabe der Entfernungen der berührten hauptsächlichen Orte. Brants Arbeit wurde 1543 von dem Straßburger Prediger Kaspar Hedio, der sich auch Vöcklin nannte, veröffentlicht. Die alten Römer besaßen in ihren »Jtinerarien« Ähnliches. Nach diesen Jtinerarien hat auch der bekannte Martin Zeilcr, der sich oft Zeiller schreibt, sein im Jahre 1651 erschienenes Reisebuck), wie folgt, genannt: »Itivsrariuru ^lov Antigua«, das ist: »Neyßbuch durch Hoch- und Nider- Teutschland auch benachbarter Königreiche, Fürstenthumb und Länder, als Ungarn, Siebenbürgen, Dännemark, Schweden, Polen u. s. w. so vor alters zu Deutschland gerechnet worden seyn.« Von diesem Werk besitzt auch die königliche Bibliothek zu Dresden einen »im Jal^re 1674 beym Buchhändler Simon Pauli Handbuch. In den beiden Teilen — der e^ste reicht bis zum Jahre 1632, der zweite bis 1639 — werden von dem damals in Ulm lebenden Zeiler in ausführlicher Weise die Reisen durch Städte und Flecken beschrieben und sogar die damals vorhande nen Bibliotheken angegeben. Das Sachregister am Ende jeden Teils ist sehr praktisch angelegt und genau geführt. Auch die Bezeichnung der Quellen für das »Reyßbuch« und der früher er schienenen Bücher über Reisen und Länderbeschreibung am Anfang der beiden Teile dürfte sowohl Quellenforschern als auch Länder kundigen von großem Interesse sein. Dem Reisebuch sind zwei schöne, in Kupfcrdruck ausgeführte Karten beigefügt. Besonders die zweite Karte enthält in deutlicher Schrift fast alle größeren Orte des damaligen weiteren Deutschland. (Wiener Ztg.) Wereschtschagin-Ausstellung. — In St. Petersburg, in den Sälen der kaiserlich russischen Gesellschaft zur Förderung der Malerei, sind zurzeit Bilder aus dem Nachlaß des bei Port-Arthur mit dem russischen Schlachtschiff »Petropawlowsk« verunglückten berühmten Malers Wasilij Wereschtschagin ausgestellt. Unter den ausgestellten neuen Bildern sind es hauptsächlich Kriegs bilder, die Aufmerksamkeit finden und zum Teil Aufsehen machen. Das Bild »Ein Tiger an der Leiche eines Soldaten«, das Wereschtschagin während seiner Reise in Turkestan gemalt hat, zeichnet sich durch Farbenpracht und Gewalt des Eindrucks aus. Zu den andern größern Bildern gehören: »Der Angriff«, eine nern Bildern, die alle großes Interesse bieten, verdienen die Bilder aus dem Kriege auf den Philippinen hervorgehoben zu werden. Außerordentlich wirkungsvolle Bilder sind: »Das Verhör des Spions«, »Der verwundete Reiter« und »Die amerikanischen Standarten«. Alle diese Bilder zeichnen sich durch Reichtum der Farben und durch eindrucksvolle Stimmung aus. Auch aus dem russisch-französischen Kriege von 1812, in denen Wereschtschagin bekanntlich zahlreiche Episoden aus dem Ringkampf Rußlands mit Napoleon I. verewigt hat, haben sich neue Bilder im Nachlaß des Künstlers gefunden, die sich seinen berühmten großen Bildern aus demselben Kriege würdig anreihen. Auch viele mit aus gestellte Skizzenbücher und Alben Wereschtschagins finden große Be achtung. Vortrag. — Der von Herrn Buchhändler Oskar Leuschner in Wien verfaßte Skioptikonvortrag »Die graphischen Künste«, zu dem die Firma A. Pichlers Witwe L Sohn (Wien) einige achtzig prachtvolle Lichtbilder beigestellt hatte, wurde am 6. d. M. in der Lehrlingsausstellung (Rotunde — großer Vortrags saal) zu Wien vom Direktor der Fachschule für Buchdrucker und Lithographen, Herrn Dichler, nach dem Manuskript des Herrn Verfassers gelesen. Die Korporation der .Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler hatte hierzu besondre Einladungen er gehen lassen. Der Vortrag wird am 14. und 16. Oktober für Gehilfen und Lehrlinge in der Rotunde wiederholt werden. F. Berger. Volkstümliche Lehrkurse. — Der Verein für volkstümliche Kurse von Berliner Hochschullehrern wird mit den Kursen für das kommende Wintersemester in Kürze beginnen. Die erste Kurs reihe geht durch die Monate Oktober, November, Dezember und umfaßt die neuerdings erhöhte Zahl von 15 Kursen. Im »Deutschen Neichsanzeiger« wird dazu bemerkt: Es ist erfreulich, zu beobachten, wie sehr das Interesse für die volkstümlichen Kurse von Jahr zu Jahr gestiegen ist, und wie infolgedessen auch die Zahl der Kurse stetig gesteigert werden konnte. Im Jahre 1898/99 fanden 12Kurse mit 3497 Teilnehmern statt, im Jahre 1903/04 stieg die Zahl der Kurse auf 24 mit 7250 Teilnehmern. — Von den Hörern des letzten Winters stellten die Arbeiter 53,4 Prozent, die unselbständigen Kaufleute 15,6 Pro zent, die Subaltern- und Unterbeamten 5,9 Prozent, Ingenieure und Techniker 5,6 Prozent, die liberalen Berufe 3,5 Prozent, Lehrer 3,1 Prozent, Studenten und Schüler 2,2 Prozent, selbst ständige Kaufleute 1.5 Prozent, selbständige Handwerker 0,9 Pro zent. Unter den 59 Prozent Frauen, die ihre Berufsstellung angaben, befanden sich 27,4 Prozent Arbeiterfrauen und Ar beiterinnen, 16,2 Prozent Beamtinnen und kaufmännische Ge hilfinnen und 14,2 Prozent Lehrerinnen. Die Beteiligung der Arbeiter unter den Männern schwankte in den letzten Jahren zwischen 53,4 und 54,8 Prozent, die der Arbeiterfrauen zwischen 34,5 und 35 Prozent. — Was das Alter der Besucher anbetrifft, so befanden sich die sechs Jahre hindurch rund 70 Prozent aller Hörer im Alter von 24 bis 40 Jahren; sie sind demnach der Fortbildungsschule längst entwachsen. — Mehr als die Hälfte der männlichen Besucher hat keine andre Vorbildung genossen als die der Volksschule. Wie tief aber in ihnen Teilnahme und Auf merksamkeit auch gegenüber schwierigen Themen wurzeln, ersieht man aus den Berichten, die die Vortragenden über den Verlauf der Kurse erstattet haben. Immer von neuem heißt es darin, »daß die Hörer mit Aufmerksamkeit und Interesse folgten, die Sache ernst nahmen und regelmäßig kamen.« — Die Vorträge dauern von 8^ bis 10 Uhr abends und umschließen jedesmal sechs Abende. Jede Karte für eine vollständige Vortragsreihe 1154*