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Nr. 38. Leipzig, Montag den 16. Februar 1914. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Schweizerischer Buchhändlerverein. Folgende Herren wurden Mitglieder unseres Vereins: Herr Carl Strübin-Blattmer in Zug. „ W. Schneider-Dornin Firma W. Schneider L Cie., vorm. L. Kirschner-Engler in St. Gallen. Bern u. St. Gallen, 11. Februar 1914. Namens des Schweizerischen Buchhändlervereins. Der Präsident. Der Schriftführer, vr. A. Francke. OttoFehr. Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig. Extraner- (Vollschüler-) Abteilung): I. Einjähriger höherer Fachkurs für Buchhandlungsgehilfen und junge Leute mit gehobener Schulbildung. Der Lehrplan dieses Kurses wird von Ostern 1914 an nach der rein buch händlerischen Seite (Buchhandelsbe triebslehre, doppelte Buchführung, Buchhändler-Korre spondenz, buchhändlerische Rechtskunde, Buchgewerbekunde, Literatur usw.) bedeutend erweitert und vertieft. >1. Vorschule (einjährig) für schulentwachsene Knaben zur Vorbereitung auf die praktische Lehre. Prospekte und Anmeldungen bei dem Unterzeichneten. Leipzig, Platostratze 1a, I. Direktor vr. Curt Frenzel. (Sprechstunde wochentags 9—10 Uhr.) Aus dem englischen Buchhandel. i. Die Biichcrproduktion 1813. — Eindämmung der Biicherproduktion in Amerika. — Das Weihnachtsgeschäft. — Neuerscheinungen. Das so sehr gefürchtete Jahr 1913 ist zu Ende. Die schreck liche in Frankreich fabrizierte Prophezeiung Mer den Untergang des Deutschen Reiches hat sich als eine Fälschung herausgestellt, und der Eindruck, der durch die vielen Kriegsgerüchte in ängst lichen und abergläubischen Gemütern hervorgerufen wurde, ist durch den friedlichen Anbruch des Jahres 1914 verwischt worden. Geschäftlich war das Jahr 1913 im großen und ganzen durchaus befriedigend. In Deutschland und Großbritannien herrschte Hoch konjunktur. Die von den Regierungen beider Länder veröffent lichten statistischen Tafeln zeigen eine stetige Zunahme des Ausfuhr- und Einfuhrhandels und die Staatsrevenuen ein erfreu liches Wachstum. Auch dem Buchhandel kam die im großen und ganzen günstige Lage zu statten, zumal die Verleger beider Länder eine rege Tätigkeit bekundet haben, die auch das Sortiment zu erneutem Fleiße anspornte. In England wurden 312 Bücher mehr als im Vorjahre verlegt, worüber die dem Lublibers' Kir- euiar vom 3. Januar entnommenen vergleichenden Zusammenstel lungen der im Jahre 1912 und 1913 erschienenen Bücher nähere Auskunft geben. (Tabelle siehe nächste Seite.) Die folgenden Literaturzweigc wiesen die größte Anzahl von Neuerscheinungen aus: Sozialökonomie 921 Werke Technologie 699 „ Romane und Novellen 2504 „ Jugendbücher 668 „ Geschichte 523 „ Reisebeschreibungen 712 „ Die neuen Auflagen betrafen 2838 Werke. Unter die sen nehmen besonders die billigen Kollektionen ä 1/—, 7 ck und 6 ck netto eine wichtige Stelle ein. Der Zuwachs der neuen Werke beträgt etwa 10°/!>, der der b i l l i g en Neudrucke etwa 50"/» der Gesamtproduktion. Der Verdienst an den letzteren ist der Sach lage nach ein äußerst geringer, obgleich der Absatz numerisch ein größerer ist als früher. Man darf aber dabei nicht außer acht lassen, daß bei dem geringeren Verdienst für den Sortimenter die Arbeitslast um so bedeutender gewachsen ist. Auch die leben den Autoren werden durch die Neuherausgabe der alten, zum Teil in wohlverdiente Vergessenheit geratenen Romane usw. in ihrem Erwerb geschädigt. Ein Vergleich der englischen Bücherproduktion mit der deut schen weist eigentümliche Resultate auf. Mr. Price Collier hat in seinem Buche »Ksrmanv anck tds dermans« festgestellt, daß Deutschland dreimal soviel Bücher druckt wie Großbritannien und zweimal soviel wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Es wurden nämlich nach dieser Quelle 1911 in England 10 941 Werke, 1910 in den Vereinigten Staaten 13 470 Werke, in Deutsch land dagegen 1910 die enorme Anzahl von 31281 Werken veröf fentlicht. Dabei muß berücksichtigt werden, daß das deutsche Ab satzgebiet naturgemäß kleiner ist als das Englands und Amerikas, da Deutschland im großen und ganzen auf das Deutsche Reich, Österreich und die Schweiz angewiesen ist, während England sein Absatzgebiet außer in Großbritannien und seinen reich bevöl kerten Kolonien auch zum Teil in den Vereinigten Staaten fin det. Die amerikanischen Bücher haben, wie das bei der bei den Nationen gemeinsamen Sprache nur natürlich ist, in England selber einen immer größeren Markt. Anscheinend ist man in Amerika darauf bedacht, die so gefürchtete Überpro duktion durch künstliche Mittel zu verhindern, wenigstens soll sich Mr. Doubleday in diesem Sinne nach einer Meldung der »dlsv älork 8un« geäußert haben. Zum Zwecke der Einschränkung der Überproduktion haben sich neun der größten amerikanischen Ver lagsfirmen zusammengeschlossen und ein sogenanntes »Koopera tivs Lnrsau« gebildet. Sie vereinbarten, jährlich nur eine kleine Anzahl guter Neuigkeiten zu Nettopreisen zu veröf fentlichen und, um deren Verkauf zu fördern, neue Absatzgebiete zu schaffen. Zuerst wollen sie an alle möglichen größeren Ge schäfte herantreten, um diese zu bestimmen, sogenannte »üooü- ckspartmsuts« einzurichten, wie es unsere Warenhäuser schon getan haben. Diese Maßnahme scheint ein für Verleger und Sortimenter gleichermaßen zweischneidiges Schwert zu sein und für die amerikanischen Sortimentsbuchhändler einen scharfen Konkurrenzkampf in Aussicht zu stellen. Das kublisiisrs' Kir- eular vom 3. Januar veröffentlichte hierüber einen längeren sehr interessanten Artikel. 253