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38, 16. Februar 1914. Redaktioneller Teil. Guatemala, Haiti, Honduras, Japan, Liberia, Montenegro, Nieder lande, Panama, Paraguay, Peru, Rußland, Salvador, San Marino, Tunis, Ungarn, Uruguay, Venezuela. Gar kein Schutz wird fremden Werken in folgenden Ländern ge währt: Abessinien, Afghanistan, Bulgarien, Marokko, Oman, Persien, Serbien, Siam, Türkei. Ein vier Seiten langer Anhang verzeichnet, nach Sachgruppen ge sondert, die inhaltreiche Folge andrer urheberrechtlicher Werke und Abhandlungen des geschätzten Verfassers, die meisten in deutscher Sprache, eine beträchtliche Minderheit aber auch in französischer, der Sprache des internationalen Amtes in Bern, in dem er seit dessen Schaffung unermüdlich wirkt. Gewidmet hat er dieses neueste Werk seinem einsichtigen Waffen gefährten im Kampfe für die internationale Weiterbildung des Ur heberrechts Herrn Wirklichen Geheimen Legationsrat vr. Goebel von Harrant, Vortragendem Rat im Auswärtigen Amte des Deutschen Reiches. Dem deutschen Buchhändler, insbesondere dem Verleger wird das nützliche Buch bald eiu unentbehrlicher Ratgeber sein; gern auch dürsten Rechtsanwälte, Ncchtsgelehrte und Richter sich seiner bedienen, um das schwierige, vielen noch fernlicgende Nechtsgebiet zu beherrschen, nicht weniger auch manche Autoren jeglicher Richtung. Auf diesem Umwege wird auch das Sortiment es schätzen lernen und gern zu dem vollen Erfolge beitragen, der seinem großen Nutzungswerte ent spricht und ihm aus innigster Überzeugung gewünscht sein soll. Kleine Mitteilungen. Einweihung des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel. — Am Frei tag, den 20. Februar findet in Kiel die Einweihung des neuen In stituts für Seeverkehr und Weltreise statt. Das Institut ist das erste dieser Art. Leiter dieses Instituts ist Professor 71r. Bernhard Harms, Professor der Staatswisscnschaften an der Universität Kiel und Dozent an der Marineakademie. Ein Otto Ludwig-Verein. — Ein Komitee von Gelehrten und Künstlern, dem u. a. Graf Seebach, Max Grube, Or. Paul Zciß augc- höreu, erläßt einen Aufrnf zur Gründung eines Otto Ludwig-Vereins, dessen Aufgabe es sein soll, dem längst gewürdigten thüringischen Dich ter die ihm noch fehlende Popularität zu verschaffen. Zunächst soll all jährlich ein Otto Ludwig-Kalender ins Land gehen, in dem in populärer Form, aber auf wissenschaftlicher Grundlage alle auf den Dichter bezügliche Fragen erörtert, hervorragende Stücke seiner Werke abgedruckt und ungedruckte Sachen, die dem Komitee schon zur Verfügung stehen, bekanntgegeben werden sollen. Jedoch sollen auch jüngere, ringende Talente in Thüringen und Franken zu Wort kommen, sowie zu Unrecht vergessene Werke heimischer Dichter (Jean Paul, Schaumberger u. a.) wieder zu Ehren gebracht werden. Dazu soll den Mitgliedern als jährliche Beigabe ein besonders wertvolles oder unbekannteres Werk Otto Ludwigs in eigener Ausgabe ge liefert werden, auch sollen in dieser Form ungedruckte Werke anderer heimischer Dichter (I. H. Löffler u. a.) herausgebracht werden. Als Beitrag sind für das Jahr drei Mark vorgesehen. Die Geschäftsstelle des Otto Ludwig-Vereins befindet sich in Eisfeld i. Thür., Bahnhof straße 109e. Lessing und der Streit um lateinische oder deutsche Schrift. — Daß Wieland, der vielleicht meistgelesene Dichter unserer Klassikerzeit, seine einzelnen Werke, seit seiner Rückkehr aus der Schweiz (1760), woselbst mit Vorliebe lateinisch gedruckt wurde, mit deutscher Schrift druckte, ist bekannt, und daß er später den verminderten Absatz seiner Gesamtausgabe bei Göschen in Leipzig (1794) auf deren Lateindruck zurückführte, ebenfalls. Nachstehend aber ein noch früheres Zeugnis zu diesen Fragen, das weniger bekannt sein dürfte, und zwar aus dem Jahre 1751, und von Lessing, dein man wohl nicht den Vorwurf kleinlicher Engherzigkeit machen kann. Er schreibt in »Kritischen Nachrichten« (Stück 27, vom 2. Juli 1751): »Gleichwie I. I. Bodmer in seinem neuen Epos .Jakob und Joseph' dem Verfasser des Messias in der Versart (Hexameter) nach- gcahmt hat, also hat er es dem Verfasser des .Frühlings' (Ewald von Kleist) in den lateinischen Buchstaben nachgetan. Aber warum will man denn unsere ursprüngliche Sprache in das Joch fremder Charak tere zwingen? Laßt uns doch das ehrwürdige Altertum unserer Mut tersprache auch in den ihr eigenen Buchstaben behaupten! Man wirft unfern Buchstaben vor, daß sie soviel Ecken haben. Welch ein Vor wurf! Gleich als ob die Ecken nicht so ehrlich wären, als die Run dungen, und als ob die lateinischen Charaktere nicht ebensoviel Ecken hätten! Denkt man dadurch die Ausländer zur Erlernung unserer Sprache anzulocken, so irrt man sich sehr. Wenn sic bis auf die Buch staben, welche doch meistens den lateinischen sehr ähnlich sind, kommen, so kommen sie auch weiter!« Zur Erklärung des Folgenden sei erwähnt, daß Bodmer und alle Schweizer damals fast durchweg das ü mit y druckten, also z. B.: Zyrich, Gcmyt, Frylingsblyte. »Es ist übrigens ohne Zweifel wegen des Mangels an ü in dein Antiquaschriftkastcn geschehen, daß man statt derselben lauter y genom men hat, und weil hierdurch auch das Fach des y leer geworden, so hat man notwendig anstatt des y, welches sonst ein guter alter ehrlicher deutscher Buchstabe ist, allemal ein i genommen. Dergleichen Sprach- verbesserungen können wir für nichts anderes als für Kindcrspjele an- sehen, welchen gesetzte deutsche Schriftsteller nachzuäffen sich jederzeit schämen werden; und das von Rechts wegen.« Cäsar F l a i s ch l e n. »Insel« Verein jüngerer Buchhändler, Tübingen. — Das Jahr 1913 war für die »Insel« reich an Ereignissen und Erinnerungen, trat sie doch in diesem Jahre in das Schwabcnalter ein. 40 Jahre waren vergangen, seit sich nach dem großen Kriege die Tübinger Buchhand- lungsgchilfcu zusammengeschlossen hatten, um berufliche Fragen mit einander zu besprechen und gesellschaftlich einen Halt und Heim, eine »Insel« zu haben. Und eine »Insel« ist sie den wandernden Kollegen immer gewesen und geblieben. Freud und Leid haben die Insulaner geteilt und ihren Beruf durch den innigen freundschaftlichen Verkehr besonders schätzen gelernt. Im Sommer 1912 sah sich die »Insel« genötigt, andere Versamm- lungsräumlichkeitcn zu suchen. Es fand sich ein Häuschen in der Neckarhalde, das im Mai 1912 als »Jnselhaus« feierlich bezogen wurde. In den zwei Versammluugszimmern wurde ein Teil des Be sitzes, so die Handbibliothek und die Bilder, untergebracht. Die um fangreiche Vereinsbibliothek fand leider keinen Platz. Zwei Zimmer im ersten Stock wurden an Kollegen vermietet, doch wurde dies im Sommer 1913 wegen Umbaus des Hauses wieder aufgegebcn. An den Versammlungsabenden fanden zur Weiterbildung der Kollegen Vor träge über berufliche Fragen und Literaturabende statt. Durch ge sellige Abende, die auch von den Familienangehörigen der Mitglieder und Freunden des Vereins besucht wurden, war für abwechslungs reiche Unterhaltung gesorgt. Am 9. und 10. August wurde dann das 40. Stiftungsfest festlich begangen. Viele alte Insulaner hatten sich eingefunden, so die Herren H. Hambrecht-Olten, F. Hoffmeister-Stutt gart, H. Bahr-Tübingen, W. Jahraus-Straßburg, N. Pirngruber-Linz, K. Seithcr-Barcclona u. v. a. m. Der Stuttgarter Buchh.-Gehilfen- Vereiu und der Buchh.-Verein Lichtcnsteiu-Reutliugen hatte seine Mit glieder geschickt. Unvergeßlich werden allen Teilnehmern die fröh lichen Stunden bleiben: der Festkommers am Samstagabend im Mu seumssaal mit musikalischen Vorträgen und Aufführungen aller Art, und am Sonntag das Festmahl und der Festzug durch das alte Tübin gen zum Schloß, ivo der Insel der große Saal, in dem bis vor kurzem die Bücherschätzc der Universitätsbibliothek standen, zur Verfügung ge stellt war zur geselligen Unterhaltung und zum Tanz. (Uber das »Jnselsest« hat Kollege Wille einen ausführlichen Bericht geschrieben, der auf Wunsch kostenlos abgegeben wird.) Die Sonntage im Sommer und Herbst wurden zu Wanderungen in die schwäbische Alb benützt. Jedem Kollegen, der auf seiner Wanderschaft in Tübingen landet, wird die Insel auch ferner eine Zuflucht sein, wo er sich von den Mühen des Tages erholen kann. Gerhard Ruthe m ann. Der 19. Kirchlich-soziale Kongreß findet vom 21. bis 23. April in. Wiesbaden statt. Die Eröffnungsansprache hält der Präsident der' Freien Kirchlich-sozialen Konferenz Gehcimrat Professor I). I)r. Sec- berg-Berlin. Die Hauptthemcn sind: »Bildung und Christentum«, Referent: Dr. Lepsius-Potsdam, und »Die Notwendigkeit der Ver mehrung des deutschen Bauernstandes mit Rücksicht auf die Erhaltung der Volks- und Wehrkraft der Gesamtbevölkerung«, Referent: Pro fessor vr. Dade-Berlin, Generalsekretär des Deutschen Landwirtschafts rates. Deutsche Shakespeare-Gesellschaft. — Das nunmehr fcstgestelltc genaue Programm besagt: Am 22. April, nachmittags 5 Uhr, Niedcr- lcgung eines Kranzes am Sarge der Großherzogin Sophie in der Wei marer Fürstengruft durch den Vorsitzenden Geh. Reg.-Rat Professor I)r. Alois Brandl (Berlin); abends 6 Uhr Begrüßung der Festteil- nchmer und Vortrag des Geh. Rats Professor I>. Albert Köster (Leip zig) über »Die Einrichtung der Bühne zu Shakespeares Zeit« mit Lichtbildern im großen Armbrustsaale: abends 8 Uhr gemeinschaft liches Abendessen im Russischen Hof mit musikalischen Darbietungen aus der Elisabethauischcn Zeit. Am 23. April, vormittags 10 Uhr, Fest sitzung mit Festrede des Vorsitzenden und daran anschließend Jahres versammlung der Gesellschaft: nachmittags 3Z^UHr Festtafel im Erb- 257