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nur nöthig,die Herstellung von Vertriebsmaterial aus etwa 2000, statt aus 3500 Firmen zu calculiren, und das, dünkt mich, ist sür den Verlagsbuchhandel eiu großer Gewinn, Wer demnach aber an alle Sortimentsfirmen einen Prospekt versenden will, der hat die selben in Liste L.und L.für 2 Mark vereinigt und mag von der Zu gabe der bezeichneten Firmen mit hervorragendem Absatz durch Notiznahme in seinen Büchern Nutzen ziehen. Das sind die Ursachen, weshalb sich meine Listen eines lebhaften Umsatzes zu erfreuen haben. Es ist leicht, eine Liste über den Gesammtbuchhandcl herauszugeben; schwerer ist es, wenn man die Geschäfte classificiren will, obgleich man in dem Schulischen Material eine gute Grund lage hat; diese allein genügt jedoch nicht, um die Geschäfte, welche hervorragenden Absatz von Licferungswerken haben, zu bezeichnen, denn viele derartige Geschäfte haben sich nicht unter „Colpor- tagehandel" in der II, Abthlg, eingetragen, viele schon deshalb nicht, weil sie Absatz auf anderem Wege: durch Versendung erster Hefte, durch Prospectc, oder durch Boten erlangen. Wer in Ver- lagsgeschästen mit Lieferungsverlag gewesen ist und sich diese Firmen gemerkt hat, dem steht darüber ein Urtheil zu, und deshalb darf ich davon mitreden. Meine Legitimation zur Herausgabe derartiger Listen ist dem Buchhandel durch frühere Listen, die sich reichen Beifalls er freuten, bekannt Es ist mir wohl gestattet, nach der Legitimation des Hrn, Julius Zwißler in Wolfenbüttel zu fragen, der in wenig wohl wollender Weise meine Listen beurtheilte, Sehen wir uns einmal Hrn, Zwißler etwas näher an; er sängt seine Besprechung mit den Worten an: „Hr, Aug, Bolm, der sich gern als Reformator im Buchhandel auswirft, hat neulich den Buchhandel mit neuen Adressen beglückt," Schon diese Einleitung läßt aus eine ganz andere Absicht, als die der Besprechung von Adressen-Listen schließen, Hr, Zwißler gesteht dann zu, daß er sich nur Liste L, kommen ließ, und er getraut sich dennoch über beide Listen, auch über Liste L,, die er gar nicht kennt, den Stab zu brechen. Da er nur den zweiten Satz aus meinem Prospectc anführt, worin ich dieListen ankündige, so unterschlägt erden vorhergehenden Satz, der den Zweck derselben darlegt, behauptet aber frischweg, es sei ihm nicht klar geworden, nach welchen Prinzipien die Listen bearbeitet worden seien. Der Vordersatz lautet aber: Die Listen L, und L, unterscheiden sich von den bislang üblichen dadurch, daß ich die reinen Sortiments- geschäfte (Liste L, 169K Firmen) von den Colportage-, Papier- und Schreibwaaren - Sortiments - Geschäften trennte u, s, w, Hr, Zwißler hatte in seinem Briese an mich vom 22, Februar auch die Firmen: Conrad in Gotha, Frotscher in Arnstadt, Pohlenz in Carlsbad und Heinrichshosen in Magdeburg ausgeführt, die drei erstercn nachträglich aber wieder gestrichen. Hätte Hrn, Zwiß ler diese Correctur nicht schon ans die Schwierigkeit seines Unter fangens hinführen müssen? Heinrichshosen indeß findet sich in seinem Angriff im Börsenblatt unter den angegebenen Firmen nicht mit aufgesührt; Datum des Artikels und des Briefes ist der 22, Februar; wer hat diese Firma, deren Commissionär, nicht wie Hr,Zwißler brieflich behauptet, G, E, Schulze, sondern H, Fries ist, nachträglich im Artikel fortgelassen? Ist die Correctur auf dem Wege von dem Commissionär zur Redaction geschehen?! Wie dem auch sei, Hr, Zwißler hat dargcthan, daß ihm die Fähigkeit, eine Liste herauszugeben, mangelt; denn wenn an einem einzelnen Commissionär schon so mancherlei Korrekturen zu machen sind, so hat man ihm die Befähigung, eine genaue Liste des ganzen Sorti mentsbuchhandels herauszugeben, abzusprechen, und erkläre ich somit, daß ihm die Legitimation sür das Urtheil fehlt; denn wer aburtheilen will, muß die Fähigkeit besitzen, es besser machen zu können, sonst belastet man sich mit dem Vorwurf leichtfertiger oder gehässiger Kritik, Diesen Vorwurf kann ich Hrn, Zwißler, der schon Eingangs seine Absicht zu stark verricth, nicht ersparen, und ich bedaure nur, daß die Redaktion d. Bl, mir von dem Angriff nicht vorher Kenntniß gab, um demselben in der gleichen Nummer zu begegnen, Berlin, den 4, März 1882, August Bolm, Misccllen. Zur Ergänzung der neulichen Notiz über die Verbreitung der bekannteren Berliner Blätter nach auswärts (Nr, 50) haben wir heute noch die im Verlage von B, Brigl erscheinende, von Friede, Bodenstedt herausgegebene „Tägliche Rundschau" zu erwähnen, die gegenwärtig 12,690 Postabonnenten (in 2362 Orten) hat, also unter den Berliner „Zeitungen" in Bezug auf deren auswärtige Verbreitung die zweithöchste Stelle einnimmt. Im Ganzen erfreut sich die „Tägliche Rundschau" nach nunmehr sechsmonatlichem Erscheinen bereits eines Absatzes von 18,381 Exemplaren, Zu Vollstreckern des literarischenTestaments Berthold Auerbach's sind, wie die Blätter berichten, die Hrn, Friedrich Spielhagen, 0,, A, Bettelheim — Feuilleton-Redacteur der Wiener „Presse" — und der zweite Sohn des Verstorbenen, Rechtsanwalt Auerbach, ausersehen worden. Der literarische Nachlaß Auerbach's soll nicht unbedeutend sein, Personalnachrichten. Herrn Heinrich Lorentz und Herrn Otto Keil, Besitzern der Firma Lorentz L Keil in Constantinopel, ist vom Sultan der Medjidjv-Orden verliehen worden, Herr Ludwig Littorin in Christianstad in Schweden feierte am 19. Febr, sein 50jährigcs Etablissementsjubiläum und gleich zeitig seinen 82. Geburtstag, wozu ihm aus den weitesten Kreisen Glückwünsche zutheil wurden. Unser College, Herr Joses Klemm in Wien, bis vor kurzem Besitzer der Wallishausser'schen Buchhandlung, ist nach mehr monatlichem Krankenlager am 27, Febr, im 61, Lebensjahre einem Herzleiden erlegen. Er war am 24, April 1821 in Wiener-Neu stadt geboren, kam jedoch schon als Kind mit seinen Eltern nach Wien, wo er sich dem Buchhandel widmete und im Jahre 1856 die Wallishauffer'sche Buchhandlung erwarb, die er bis kurz vor seinem Tode leitete und in der er hauptsächlich den theatralischen Verlag cultivirtc. Als Beweis der Achtung und des Vertrauens, das Klemm als Buchhändler genoß, gilt seine Wahl in den Vor stand des Wiener Buchhändler-Gremiums, welches Ehrenamt er durch mehrere Jahre bekleidete. Im Jahre 1861 wurde Klemm weiter in die Gemeindevertretung Wiens gewählt, in der er sich besonders in der Frage der Wasserversorgung der Residenz bemerk bar machte und für seine bezüglichen Verdienste auch vom Kaiser durch Verleihung des Franz-Josef-Ordens ausgezeichnet wurde. Ebenso wurde Klemm von der Stadt Wien in den niederoesterreichi- schen Landtag entsendet, dem er bis zu den letzten allgemeinen Neu wahlen angehörte. Leider raubten ihm aber auch diese Ehren ämter einen großen Theil jener Zeit, die er sonst seinem Geschäfte und seiner Familie gewidmet haben würde. Das Leichenbegängniß Klemm's, an dem sich die Vertreter aller Stände Wiens zahlreich betheiligten, legte am besten dar, welcher Beliebtheit sich der Ver storbene in allen Kreisen erfreute, und welche Achtung allseitig dem charakterfesten Manne entgegengebracht wurde,