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^ 140, 2», Juni 1913. Rcdaklioncller Teil. Böls-ndI»U s. d. Dtschn. Duchl,a>U>-I. 6559 ist nicht gesagt, daß das Publikum besonders merke» müßte, wenn in der Ausstellung nach den Prinzipien des modernen Warenhauses oder den kaufmännischen Grundlagen des Spezial geschäftes gearbeitet würde. Die besonderen Eigenheiten unseres Berufes, das Fachliche, das den Buchhändler immer noch vom Kaufmanne trennt, ließe sich sogar unterstreichen, und es wäre Wohl das Ideal, wenn jeder Besucher der Ausstellung zu dem Ergebnisse käme, Laß der moderne Buchhändler zwar genug Kauf mann ist, um seine Arbeit lohnend zu gestalten, aber auch seinen Verpflichtungen gegenüber der Kultur voll und ganz nachtommt. Die Personalfrage für die Verkaufsausstellung ist nach den bereits angeführten Richtlinien zu lösen. Es kommt darauf an, einen Leiter zu finden, der fast ein Universalgenie sein muß. ,Er muß unbedingt über ein großes buchhändlerisches Wissen verfügen, er muß Organisationstalent haben, es darf ihm nicht an Geschmack und ebensowenig an dem notwendigen Verkaufs- geschick fehlen. Er muß Sortimenter sein und doch auch den Vcrlagsbetrieb vollständig beherrschen, weil er die Verantwor tung für die ganze Abteilung hat. In den schwierigsten Fragen soll er die entscheidende Antwort geben können, er wird die Alusterbetriebe erklären müssen, wenn Interessenten kommen, die nicht mit einer flüchtigen Darstellung zufrieden sind, er mutz aber ebenso einen nicht gerade leichten Verkauf zu stände bringen, wenn der Verkäufer bereits am Ende seiner Kunst angelangt ist. Zu seiner Unterstützung wird in erster Linie ein tüchtiger Verlags gehilfe vorhanden sein müssen, der im Musterbetriebe des Ver lages arbeitet, also auch über ein ziemliches Können zu ver fügen hätte. Für die Leitung des Verkaufes wird außerdem eine erste Kraft tätig fein. Je nach der Größe der Ausstellung müßte die Anzahl der Verkaufskräfte sein. Es würde sich empfehlen, nicht nur Herren, sondern auch Damen anzustellen, die allerdings gleichfalls gelernte Buchhändlerinnen sein sollten, wenn sie nicht nur reine Stenotypistinnenarbeit verrichten sollen. Daß sämtliche Angestellte durch eine besondere Umsatzvergütung am Verkaufe interessiert werden, möchte ich Vorschlägen, auch hier sollten die Einrichtungen des Warenhauses vorbildlich sein. Es braucht kaum erwähnt zu werden, warum das Personal den Beweis liefern mutz, daß der Buchhändler nicht mehr der weltfremde Mensch ist, als der er für nur zu viele Leute gilt, die sich unter einem Buchhändler nur zu oft einen Menschen vorstellen, der zwar über ein ganz bedeutendes Wissen verfügt, auf seine Klei dung und seine Manieren aber nicht soviel hält, wie man heut zutage von einem tüchtigen Kaufmann verlangt. Bei einer Berechnung der mit der Verkaufsausstellung ver bundenen Unkosten wird sich eine ganz beträchtliche Summe er geben. Zu den Beträgen für die Einrichtung kommen die Gehäl ter, die Herstellung des Katalogs wird auch, namentlich bei einer größeren Auflage, ziemlich viel kosten, die Platzmiete und die Versicherung sind zu berücksichtigen, die Instandhaltung der Aus stellung verschlingt manche Summen, für Reklame und Porto, für Rückfracht des Ausstellungsgutes ist eine größere Ausgabe vorzusehen, und wenn man dazu noch einen Betrag für Unvorhergesehenes rechnet, wird leicht eine fünf-, vielleicht auch sechsstellige Zahl herauskommen. Auf der anderen Seite wird man allerdings auch insofern sparen können, als sich die Einrichtung weiter verwerten läßt, es wird möglich sein, fast den größten Teil des Materials für die Musterbetriebe leihweise von den betreffenden Fabrikanten zu erhallen, die Her stellungskosten des Katalogs werden durch den Verkauf gedeckt, und schließlich sollten auch die Einnahmen entsprechend groß werden. Die Aufnahmegebühr müßte für das einzelne Buch kaum weniger als 1 -F, im Höchstfälle vielleicht 4 bis 6 <^k betragen, die Berechnung erfolgt am besten nach dem Verkaufspreise. Für Sammlungen würden natürlich besondere Vereinbarungen getroffen werden. Auf jeden Fall müßte sehr genau kalkuliert werden, wie auf der einen Seite die Gebühren möglichst niedrig zu halten sind, damit die Verleger an den Preisen keinen Anstoß nehmen, auf der anderen Seite sollte in Betracht gezogen werden, daß ein Defizit der Ausstellung von vornherein möglichst auszuschlietzen wäre. Eine weitere Ein nahmequelle würde die Verkaufsprovision bringen. 49 bis 59 "/» dürste das richtige Maß sein. Mit diesem Nachlasse hätte der Verleger alle Werke zu liefern, so wie er es ja schon seinen bevor zugtesten Kunden gegenüber tut. Der Ausstellungskatalog wird soviel wie möglich an die Besucher verkauft werden, außerdem ist an zunehmen, daß auch das deutsche Sortiment den Musterkatalog vertreibt. Es wird möglich sein, durch die Aufnahme von An zeigen die Unkosten der Herstellung zum Teil zu decken. Auch aus den Rückseiten der Verkaufscoupons läßt sich eine Reklame anbringen und dadurch eine Einnahme erzielen. Alle diese Be träge werden nicht ausreichen, die Unkosten der Ausstellung zu decken, und deshalb wäre es außerordentlich wünschenswert, die buchhändlerischen Vereinigungen leisteten größere Zuschüsse, da mit die richtige Durchführung der Verkaufsausstellung nicht dar an scheitert, daß von vornherein mit einem Defizit gerechnet werden muß, dessen Tilgung zu Schwierigkeiten führen tönnte. Soweit die praktischen Vorschläge für die Durchführung. Ich bin mir darüber klar, daß nicht alle Einzelpläne, viel leicht nicht einmal der Gesamtplan, Beifall finden werden. Das ist erklärlich, weil das Unternehmen einer großen Ausstellung des deutschen Buchhandels derart schwierig ist, daß der Einzelne gar nicht alle Möglichkeiten übersehen kann. Es wäre jedenfalls außerordentlich wünschenswert, wenn meine Anregungen den Erfolg hätten, daß ihre Schwächen durch Verbesserungen ergänzt würden, damit das Ganze die Grundlage für den Erfolg der Aus stellung geben könnte. Ergibt es sich, daß die ganze Anlage meines Planes durch einen besseren Gedanken ersetzt werden kann, so möchte ich wünschen, daß vielleicht eine oder die andere Einzelheit meines Planes verwandt werden kann. Wenn ich oft das Waren haus als Vorbild nahm, möchte ich zum Schluß nicht verfehlen, zu betonen, daß ich damit nicht sagen wollte, daß ich ein Anhänger des Warenhauses bin. Ich bin mir Wohl bewußt, daß gerade das Warenhaus es ist, welches unserem Beruf manchen Schaden zugefügt hat. Aber ich schreibe meine Vorschläge in erster Linie mit der Absicht, daß in Leipzig bei einer Verkaufsausstellung das kaufmännische Prinzip nicht vernachlässigt werden sollte, da rum betonte ich die kaufmännische Durchführung verhältnis mäßig viel stärker als die fachliche Seite, und nahm mir die Warenhausorganisation als Vorbild, die sich in der Praxis ausgezeichnet bewährt. Ich sagte bereits oben, daß ich gern das eine oder andere Einzelglied der Organisation, wie ich sie Mir denke, näher ausführen werde, wenn Wert darauf gelegt wird. Die Grundzllge sind alle bereits in Aufsätzen niedergelegt, weshalb ich hier die einzelnen Stellen anführe, wenn sich In teressenten dafür -finden: Im »Börsenblätter: IMS: Nr. 2S4, 231, 238: Vereinfachungen Im Sortiments- . betriebe. 1910: Nr. 91: Vervielfältigungsapparate. Nr. 191: Fakturiermaschinen. Nr. 202: Kartotheken. 1911: Nr. 88: Graphische Absatzstatistik. Nr. 99: Kundcnregister im Sortiment. Nr. 118: Durchschreibeversahren. Nr. 135/38: Buchfiihrung des Sortiments. Nr. 217: Kopiermaschinen. 1912: Nr. 35: Loses Blattsystem. Nr. 189: Verwendung moderner Bureauhilssmittel im Buchhandel. Nr. 190: Registratur. München. Rudolf Rother. Kleine Mitteilungen. Eine retrospektive Ausstellung von Werken der Malerei und Plastik von den im 18. Jahrhundert in bayerischen Landen lebenden Künstlern wird, wie aus München gemeldet wird, unter dem Protek torat des Prinzen Ruprecht von Bayern im September in den Räumen des Münchener Knnstvereins von diesem und dem Verein bayerischer Kunstfreunde veranstaltet werden. Die kunstwissenschaftliche Leitung liegt in den Händen des Direktors der Pinakothek Or. Braune und des Konservators I)r. Hoffmann. Es werden vor allem die hervorragenden Künstler jener Zeit, wie Asam, Tiepolo, Knoller, Günther, Amigoni, Holzer u. a. m., vertreten sein.