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^ 108 12 Mai ISOS. Mchlamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 5735 Zweig der kapitalistischen Unternehmungen, wobei es natürlich wie überall große Risiken gibt. Das Risiko des Verlegers wird aber durch eine sachkundige Auswahl der Verlagswerke erheblich vermindert In der Haupt sache aber kommt es daraus an, daß die gediegenen Arbeiten, die auch sonst einen Verleger finden, von uns selbst ver legt und verbreitet werden, und dadurch der Verleger gewinn dem Verfasser und der Gesamtheit verbleibt.» Also Herr Soldan ist so gütig dem Verlagsbuchhandel wenigstens die weniger gediegenen Arbeiten oder solche, die wahrscheinlich einen Gewinn nicht bringen, zu überlassen. Noch ein anderer Gegner ist dem Wirtschaftlichen Ver band in Justizrat Georg Zelter in Stettin erwachsen. Er kommt in Nummer 2 des Jahrgangs 1S> S der Deutschen Rechtsanwaltszeitung zum Wort. Er hält es nicht für wünschenswert, daß ein Rechtsanwalt, der in seinem Beruf alles vermeidet, was seine Tätigkeit irgendwie als eine ge schäftsmäßige erscheinen läßt, nunmehr selbst einen Geschäfts betrieb einrichten soll. Auch er teilt die finanziellen Be denken. In seiner ausführlichen Erwiderung aus die Aus führungen des Herrn Zelter versucht Herr Soldan die Ansicht zu widerlegen, daß ein Verein von Konsumenten ein kaufmännischer Betrieb sei und sein Zweck dem »Zwecke des gewerblichen Erwerbs» entspräche. Er habe wohl davon ge sprochen, daß der Gewinn des Einlaufsverbandes erheblich sein würde; damit habe er aber keinen Gewinn im Sinne eines gewerblichen oder kaufmännischen gemeint, »sondern lediglich die indirekte Besteuerung, die jeder Einkaufsverband seinen Mitgliedern zur Erhaltung der gemeinsamen Einrichtungen auferlegen muß.» Auch das finanzielle Risiko hält er nicht für bedeutend und erwähnt, wie er dieses umgehen will. Aus meinen Ausführungen geht schon hervor, daß der Buchhandel vorläufig nicht nötig hat, sich durch den Wirt schaftlichen Verband deutscher Rechtsanwälte Schrecken ein jagen zu lassen. Immerhin dürfte es nützlich sein, auf diesen Verband ein wachsames Auge zu haben, damit seine Maßnahmen eines Tages den Buchhandel nicht ungerüstet finden. Zu solcher Vorsicht zu mahnen, ist der Zweck dieser Zeilen. Der Weltverkehr. Je mehr die allgemeine Bildung in den Kulturländern fort schreitet, desto mehr nimmt der Buchhandel einen internationalen Charakter an. Es gibt heutzutage Deutsche in allen Ländern der Welt, und deshalb kommen Verleger und Sortimenter immer häufiger in die Lage, Bücher nach dem Ausland und selbst nach den fernsten Zonen schicken zu müssen. Es gibt sogar Export buchhandlungen, die sich speziell mit der ausländischen und über seeischen Kundschaft befassen. Diese besteht nicht bloß aus den zeitweilig oder dauernd aus der Heimat geschiedenen Deutschen, sondern auch aus den Gelehrten, Literaturfceunden und Bibliotheken der verschiedensten Länder. Während ehemals für den Export schöngeistiger Bücher fast nur die französische Literatur in Betracht kam und die englische nur, insoweit die handeltreibenden Briten in den Kolonien Bücher brauchten, hat in neuester Zeit auch die deutsche Literatur sich in der ganzen Welt Beachtung verschafft. Die Statistiken über deil Export von Büchern, die von Zeit zu Zeit im Börsenblatt erscheinen, beweisen uns, daß vom deutschen Büchermarkt schon ganz erhebliche Mengen ins Ausland und in die überseeischen Länder ausgcführt werden. Es sind dies teils wissenschaftliche Werke, die bei der bekannten deutschen Gründlichkeit für die Ge lehrten und die Bibliotheken unentbehrlich sind, teils schöngeistige Werke: denn die Zeit ist vorbei, wo die Gebildeten der Welt nur französische Belletristik genießen wollten. Auch den deutschen Dichtern ist die Ausbreitung der deutschen Sprache zugute ge kommen, und durch das, was sie in inhaltlich anziehenden und zum Teil geradezu formvollendeten Werken der Welt zu sagen wußten, tragen sie wiederum dazu bei, das Gebiet der deutschen Sprache und der deutschen Kultur zu erweitern. Diese Gedanken weckt in mir die Betrachtung einer neuen Karte des Weltverkehrs, die mit ihren vielen farbigen Linien über die Kontinente und durch die Meere ein lebhaftes Bild von der Tätigkeit des weltumspannenden Handels gewährt. Im Gegen satz zu früheren Zeiten, wo nur materielle Güter Gegenstand des Handels waren, sind jetzt zahllose Bücher, in Paketen, Ballen und Kisten verpackt, fortwährend auf den großen Heerstraßen des Verkehrs unterwegs und vermitteln den Austausch geistiger Güter zwischen den Angehörigen der fremden Länder. So kommt es, daß, während früher der Buchhändler sich für seinen Geschäftsverkehr mit einer Karte von Deutschland be gnügen konnte, er jetzt schon einen umfangreichen Atlas oder zur raschen Orientierung eine große Verkehrskarte braucht, die, an der Wand seines Geschäftszimmers hängend, ihn auf den ersten Blick die Route erkennen läßt, die eine Sendung nach fernen Gegenden einschlagen muß. Eine Karte des Weltverkehrs wurde früher nur von wenigen Geschäften gebraucht. Heutzutage zählen die Firmen des Handels, der Industrie und der Gewerbe, die einer solchen be dürfen, nach Tausenden, und deshalb ist es, zumal dank den Fortschritten der modernen Kartographie, möglich, eine solche Karte trotz ihrer kostspieligen Herstellung zu einem Preise zu liefern, der in früheren Zeiten undenkbar gewesen wäre. Die vorhin erwähnte neue Karte, die im Verlage von G. D. Baedeker in Essen erschien, ist betitelt: VVanäieLrie äss VV slivsriesllrs uvä äss llo^ottiLldsöliass Kanals 1 : 3,000,000. 2. Vsrlrsllrslcai ts cks8 Nitlsllanäiselisu unck Lolnvarrsn Llssres I : 6,000,000. 3. Verlrebrslrarts von Nittslamsrilra unck ^Vestinäisn I: 10,000,000. 4. vis ^lssrsnAs von Oidraltar 1 :600,000. 5. Va8 Kiautsebou-Osdist 1:^600,000. 6. vsr vanaiua-kanal 1 : 750,000. 7. vsr pro- vorrielitunA 40 vk. Diese Karte ist die größte und inhaltreichste der jetzt be stehenden Weltkarten. Sie ist in 21 Farben ausgeführt und bietet einen prächtigen Wandschmuck, denn die Farben sind in keiner Weise schreiend aufgetragen; das Ganze macht einen durchaus harmonischen Eindruck. Im einzelnen ist über die Karte folgendes zu bemerken: Die Orte mit über 500 000 Einwohnern, mit über 100—500 000, mit über 50—100 000, mit über 25—50 000 und unter 25 000 Ein- frachtung, Vertragshäfen in Japan, China und Korea haben be sondere Kennzeichen erhalten. Die großen Überlandeisenbahnen (Weltverkehrsbahnen) im Betriebe sind in starken roten Linien, die im Bau begriffenen oder projektierten in starken punk tierten roten Linien gehalten. Andere Bahnen im Betriebe weisen schwächere rote Linien, im Bau begriffene oder projektierte Bahnen schwächere durchbrochene rote Linien auf. Karawanenstraßen, Kanäle, unterseeische Kabel- und Über- landtelegraphen sind mit verschiedenen Zeichen versehen, auf die eine Erklärung auf der Karte selbst eingehend hinweist. Die von Dampfschiffen befahrenen Flußstrecken haben blaue Wellen linien erhalten. Die Postdampferlinien der verschiedenen Länder der Welt treten in ihren verschiedenartigen Ausführungen sehr deutlich hervor. Die Sitze der deutschen Konsulatsbehörden sind rot, die der österreichisch-ungarischen schwarz unterstrichen. Die Meerestiefen bis zu 200 Meter, von 200 bis 2000 Meter, von 2000 bis 4000 und über 4000 Meter sind durch vier verschiedene blaue Farben ausgedrückt. Der Kolonialbesitz der einzelnen Staaten ist im gleichen Kolorit gehalten wie das des Mutterlandes. Maß- 745*