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6956 vvrsenvlatt f. d. Ltschn. Buchhandel, Nichtamtlicher Teil. 130, 7. Juni 1912. eines verbotenen Buches: »Memoiren einer Sängerin«. Die Ge schworenen beantworteten die erste Schuldfrage mit sieben Stimmen Ja gegen fünf Stimmen Nein, die zweite Schuldfrage mit acht Stimmen Ja und vier Stimmen Nein. Auf Grund dieses Verdikts wurde Carl Wilhelm Stern von der Anklage wegen Vergehens gegen die öffentliche Sittlichkeit frei gesprochen, dagegen wegen Übertretung des § 24 des Preß- gesetzes zu einer Geldstrafe im Betrage von 100 Kronen, eventuell zehn 10 Tagen Arrests, verurteilt. — Diesem kurzen Bericht der Osterr.-ungar. Buchhändler.Correspondenz sollen noch weitere Mitteilungen über den Verlauf des Prozesses folgen. Frankreich auf der Internationalen AnSstellnug für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914. — Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten der französischen Republik hat dem Direktorium der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914 durch das französische Konsulat in Leipzig die offizielle Mitteilung zugehen lassen, daß die fran zösische Regierung das Protektorat über die französische Abteilung der Internationalen Ausstellung Leipzig 1914 übernommen hat. Das französische Komitee hat inzwischen unter dem Vorsitz des M. Lucien Layus seine Arbeit ausgenommen. Dem Komitee gehören weiter 26 Mitglieder an, u. a. auch die Präsidenten des Oomite ckes Lxpogitions ä. 1'LtrLv^er: MM. Emile Dupont und Alphonse Pinard. Eine großzügige Beteiligung Frankreichs an der Ausstellung Leipzig 1914 steht hiernach in sicherer Aussicht. Postscheck und Fernsprechanschlutz. — Unter Bezugnahme auf diese Notiz in Nummer 125 des »Börsenblattes«, daß den Fernsprechteilnehmern jetzt von der Postverwaltung nahegelegt wird, die Einrichtungen des Postscheckverkehrs nutzbar zu machen, wird uns aus Bayern geschrieben, daß die bayerische Post verwaltung wie in der Frage der Barfrankierung auch hierin der Reichspost längst voraus »st. In München und also wohl auch in den übrigen bayerischen Städten können Fernsprechteil nehmer, die ein Postscheckkonto haben, schon seit Jahr und Tag ihre fälligen Fernsprechgebühren von ihrem Konto ab- schreiben lassen. Eine Ausstellung von Miniatur-Malereien wurde Ende Mai in Lemberg eröffnet. Die Ausstellung enthält mehr als 1000 Miniaturen, über die ein ausführlicher Katalog mit 85 Autotypien und 20 farbigen Reproduktionen erschien. Die Buchhandlung Karl Juffy in Lemberg hat bei dieser Ge- legenheit eine Sammlung von verschiedenen Werken über Miniatur-Malerei ausgestellt. Eugen Bracht-AuSstellung i« Dresden. — Der Sächsische Kunstverein zu Dresden hat beschlossen, zu Ehren Eugen Brachts, der am 3. dss. seinen siebzigsten Geburtstag feierte, eine große Ausstellung zu veranstalten, die gegen 300 Werke des Meisters aus allen seinen Schaffensperioden enthalten wird. Die Aus- stellung soll aus Galerien, fürstlichem und Privatbesitz die besten Schöpfungen Brachts umfassen, und der Künstler wird aus seinem Atelier sie so vervollständigen, daß sie zum erstenmal ein über sichtliches Bild der Entwicklung des gefeierten Dresdner Akademie- Professors gewähren wird. Die Ausstellung wird im Monat November in sämtlichen Räumen des Sächsischen Kunstvereins in Dresden stattfinden. Der Geschäftsführer des Vereins, Hof- kunsthändler Herrmann Holst, ist bereits mit den Vorarbeiten beschäftigt. Dresdner HygieneauSstelluug. — Die Bilanz der Dresdener Hygieneausstellung 1911 entspricht ganz den hohen Erwartungen, die man an den großen Erfolg dieser Ausstellung knüpfte. Sie schließt mit dem 30. April 1912 ab und zeigt ein Plus von 1 066 066 Die Eintrittsgelder ergaben 2 365 474 die Platz- mieten 2 295 672 Die Zinsen, die das bare Geld brachte, be trugen 38 000 ^t. Die in die Kalkulation eingestellten Einnahmen wurden um das Doppelte, einige fast um das Dreifache überholt. Unter den Ausgaben stehen die Löhne mit 963 000 zu Buche. Die Baulichkeiten und Inneneinrichtungen kosteten 2 351 747 ^c, die Gartenanlagen 110 000 >. Die Propagandakosten betrugen über eine halbe Million Mark; darunter fallen' die Bureaubedürf nisse mit 141484 die Porti mit 68 000 ^ usw. Für Briefmarkensammler. — Eine auffallend strenge Strafe erhielt ein praktischer Arzt in Regensburg, der von einer Postpaketadresse, die bekanntlich die Post zurückbehält, die Marke abgelöst hatte. Im Dezember vorigen Jahres erhielt der Arzt ein Postpaket. Die 50-Pfennigmarke, die auf die Postpaketadresse geklebt war und die er in seiner Sammlung noch nicht besaß, entsernte er von der Adresse in der Absicht, die Marke seiner Sammlung einzuverleiben. Der Postbote warnte ihn, trotzdem entfernte der Arzt die Marke, und der Postbote erstattete nun mehr die Anzeige. Das Amtsgericht Regensburg verurteilte daraufhin den Arzt, wie verschiedene Tageszeitungen berichteten, zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten und einem Tage. Die echten Briefmarkensammler sammeln auch beim Druck verpfuschte Briefmarken, sogenannte Fehldrucke. Infolge eines Maschinendefekts sind nun, wie die »Invention« Illugtrse«« berichten, vor kurzem in Frankreich anläßlich eines Neudrucks mehrere Blätter mit blauen 25Centimes-Marken derartig zerschnitten worden, daß die punktierte Linie, die unter normalen Umständen zwei nebeneinander befindliche Marken trennt, sich in der Mitte der Marke befindet, so daß jedes einzelne Exemplar aus zwei durch kleine Löcher ge trennten Markenhälften besteht. Auf die Beschwerde eines großen Finanzinstituts, dem diese Markenblätter geliefert worden sind, er klärte die Postverwaltung, daß sie jene Marken als gültig annehmen werde, und sie sind denn auch benutzt worden. Es gab Blätter mit je 150 Marken, die so perforiert waren, daß jedes Blatt anstatt zwanzig einundzwanzig vertikale Markenreihen enthielt, d. h. fünfzehn Marken zuviel. Die Reihe an der äußersten Linken enthielt allerdings nur den Teil der Vignette, auf dem sich der Wertausdruck, 25 Centimes, befindet, während in der Markenreihe rechts dieser Aufdruck fehlte. Auch diese Marken sind von der Postverwaltung für vollgültig angesehen worden, und Briefe mit solchen Marken wurden selbst im internationalen Verkehr anstands los befördert. Ein Bücherschüßindler. — Ein Unbekannter, der sich Christian Weingart nannte, gab in Leipziger Buchhandlungen Bestellungen auf wertvolle wissenschaftliche Werke auf und ließ sich diese in seine kurz vorher gemietete Wohnung schicken, wo er dem Über bringer die Bücher unter einem Vorwand abnahm und damit verschwand. Der Betrüger ist etwa 25 Jahre alt, hat schwarzes Haar und Anflug von Schnurrbart und trägt u. a. aschgrauen weichen Filzhut. Ne«e Bücher, «atckloge «fw. für B«chhS«vlerr 66^ 576 Kon^tr^s 29. 8. Lnrton unck ilikuncköv. 8". 70 Z. 1663 kirn. 8°. 65 8.' 1395 I-irn. ^ Personalnachrichten. Gestorben: am 21. Mai, wie wir verspätet erfahren, im Alter von 66 Jahren, Herr Th. Gotthardt, Inhaber der Firma seines Namens, in Wittenberge (Bez. Potsdam). Der Verstorbene hat das 1838 gegründete Geschäft, das Ver lags-, Sortiments- und Papierhandlung, Buchbinderei und Buch druckerei umfaßt, am 2. Januar 1881 übernommen und mit treuem Fleiß geführt. Seine Frau und sein Sohn setzen das Geschäft fort.