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8434 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teü. ^ 163, 17. Juli 1909. * I. österreichischer Schulreform-Tag. — Der Erste Öster reichische Schulreformtag wird in den Tagen vom 20. bis 22. Juli d. I. in Gmunden (Salzkammergut) abgehalten werden. Die Beratungen finden im Nathaussaale statt. Die Berichte und Verhandlungen werden sich mit der Reform der Volks- wie der höheren Schulen befassen und das ganze moderne Erziehungs problem behandeln. Richard Wagner-Museum. — In Tribschen bei Luzern, wo die wichtigsten Teile des »Rings des Nibelungen« entstanden, die »Meistersinger« vollendet wurden, und wo Richard Wagner der Meister von 1866 bis 1872 gelebt hat, zu einem Richard Wagner-Museum ausgestaltet werden. (»Musikhandel u. Musikpflege.«) Beethoven - Handschrift. — Eine wertvolle Handschrift Beethovens wurde von Frau Amtsgerichtsrat Homann (Wies baden) dem Beethovenhause in Bonn geschenkt: ein Rondino in Fagotte. Das kleine Werk fällt augenscheinlich noch in die Bonner Zeit des Meisters, erschien aber erst nach Beethovens Tode 1829 bei Diabelli in Wien als Nachlaßwerk. (Musikhandel u. Musikpflege.) *37. Stiftungsfest des Buchhandlungs-Gehilfenvereins »Darm« in Darmstadt. — Anläßlich seines 37. Stiftungsfestes veranstaltete der Buchhandlungsgehilfenverein »Darm« in Darm stadt am 10. d. M. im Kaisersaal einen Unterhaltungs abend, zu dem sich ein zahlreiches und ansehnliches Publikum, in erster Linie die Vertreter des Darmstädter Jungbuchhandels und der verwandten Berufe, eingefunden hatte. Das künstlerische Gewand der Einladung hatte die Erwartung der Gäste hoch gespannt, und man kann wohl sagen, daß diese Erwartungen nicht nur erreicht, sondern übertroffen wurden. Nach der Begrüßung des Vorsitzenden eröffnete ein begabter junger Geiger, Herr Zimmermann, mit einer Cavatine von Raff das Programm. Hieran schlossen sich zwei Klaviervorträge von Fielitz bzw. Rubinstein, vorgetragen von Herrn Max Bender, einem talentvollen jungen Künstler, die von gutem musikalischem Empfinden zeugten. Auch die treffliche Wiedergabe des Menuetts der 9. Symphonie von Haydn und des Schubertschen Impromptu des ehemaligen Hofopernsängers Bernhard Schultheiß aus Weimar in Anspruch, der mit seltener Frische und einem klang vollen Organ in dem Gebet König Heinrichs aus Lohengrin und der Arie Figaros aus Figaros Hochzeit den Anwesenden großen künstlerischen Genuß bot. Ganz besonders beifällig wurden auch seine Schubertschen Lieder: »Der Wanderer« und »Der Linden baum« ausgenommen, wie auch das Porterlied aus »Martha« und Falstaffs Champagnerlied. Nachdem noch heimische Dichtungen und fröhliche Beiträge einiger Gäste dargeboten waren, begann ein flotter Tanz, der alle die vielen Anwesenden noch bis zum Morgengrauen beisammen hielt. Die Kollegenvereine aus Frankfurt, Heidelberg, Mainz und Mannheim waren zu allgemeiner Freude durch größere Abord nungen vertreten, telegraphische Glückwünsche anderer befreundeter Vereine (aus Halle a/S., Heidelberg, Karlsruhe, Landau, Mann heim, Tübingen, Wien, Wiesbaden) und der Kollegen Dullo, Höber (M.Gladbach) und Martini (Konstanz) zeigten, daß man auch in der Ferne des Festes freundlich gedachte. Mit dieser Veranstaltung bezweckte der Buchhandlungsgehilfen verein »Darm« seine Absicht kundzutun, künftig etwas aus der bescheidenen Zurückhaltung herauszutreten, um seinen Mitgliedern und vielleicht auch weiteren Kreisen durch Veranstaltungen ge selliger und künstlerischer Art Anregung und Unterhaltung zu bieten. Die Mitglieder sind überzeugt, daß sich der Verein bei seiner Arbeit in diesem Sinne den Dank und die Gefolgschaft weiterer Kreise erwerben wird. — Der Sonntag brachte nach dem Besuch des Museums und der Künstlerkolonie eine Nachfeier im herrlich gelegenen Ober waldhaus bei Darmstadt, die noch manchen künstlerischen Genuß bot. Fräulein M. Detree sang herrliche Partien aus dem Frei schütz und zeigte ein fein empfindendes Organ und gute Stimm mittel, auch Herr Schultheiß bot noch dies und jenes seines reichen Repertoires. Tanz und Spiel hielten die Gäste fröhlich beisammen, bis der Abend zum Abschied mahnte. Schöne Tage, die den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben werden. * Neue Bücher, Kataloge ufw. für Buchhändler. Die moderne Leihbibliothek. Von Wilhelm von Knoblauch. 8°. 52 S. Leipzig, Verlag von Herrn. Beyer. Brosch. 1^l50H; geb. 2 Das literarische Echo. Halbmonatsschrift für Literaturfreunde. Herausgeber: Dr. Josef Ettlinger. Verlag von Egon Fleische! L Co. in Berlin. 11. Jahr. Heft 20. 15. Juli 1909. 4". Sp. 1413—1484. Mit 2 Portraits. Inhalt: Willy Rath, der Ausgang der Moderne. — Rudolf Krauß, Alfred Bock. — Walter Harlan, Märchen, keine Märchen. — Heinrich Spiero, Julius Grosse. — Wilhelm Lobsien, zwischen zwei Meeren. — Echo der Zeitungen / Echo der Zeitschriften / Echo des Auslandes / Echo der Bühnen / Kurze Anzeigen / Nachrichten / Der Büchermarkt. 'Isebniseb-volks^virt^ebaktliolw NouoArapbien. IIsrausASAsden von Von Dran/. Zobätnr, Doktor clor 8taat3vvirt8ebakt. 8". 284 8. DoixaiA 1909. VsrlaA von Dr. V/ernsr Liinkllarät. 7 Agb. 8 No. 161: National-Ökonorais. 8". 114 8. 3106 Nrn. 2659 Nrn. No. 166: R,6ellt8wi886N8diakt. I. Isil. 8. 1—128. No. 1—3321. No. 167: Usebts'iviEnsoliLkt,. Il.'I'sil. 8.129—256.No.3322—6732. Personalnachrichten. * JuleA Chaplain 1-. — Am 13. Juli ist in seiner Wohnung im Institut äo Kranes Jules Chaplain, Mitglied des Instituts, einer der berühmtesten französischen Graveure, gestorben. Er war am 12. Juli 1839 in Mortagne im Orne - Departement ge boren und hatte also soeben sein siebzigstes Lebensjahr vollendet. Er war ein Schüler Oudines und Jouffroys, widmete sich der Medaillenstecherei und erhielt im Jahre 1863, mit 24 Jahren den großen Rompreis. Als er im Jahre 1867 von Nom nach Paris zurückkehrte, begann er mit Erfolg seine eigentliche Künstlerlaufbahn, indem er die Erinnerungsmedaille für die damalige Pariser Weltausstellung ausführte. Es folgte eine Menge hervorragender Werke, worunter die Denkmünze der »ke- g-reeguss«, die Preismedaillen der Pariser Weltausstellung 1878, der Zeichenschulen, des Pariser Konservatoriums, der Elektrizitäts ausstellung 1882 rc. Er lieferte auch die prächtige Serie von Denkmünzen, die die einzelnen Phasen des Russenbündnisses ver herrlichten. Populär wurde sein Name durch die Ausführung der französischen Goldstücke. Chaplain war ein ausgezeichneter Porträtist. Er übte die Kunst des Porträtierens in den verschiedensten Formen und hinter läßt Zeichnungen, die an künstlerischem Geschmack mit denjenigen von Ingres wetteifern. Besonders bekannt wurden seine Por träts der Gemahlin des Staatsmannes Jules Simon und des Komponisten Massenet. Was seine Münzporträts betrifft, so sind be sonders zu erwähnen diejenigen des Malers Schnetz, Direktors der französischen Kunstakademie in Rom, der verschiedenen Präsidenten der Republik, Victor Hugos, Gambettas, des Malers und Bild hauers Gärome, des Administrators der Loroääio-Dran^aiso Jules Claretie u. a. In letzter Zeit widmete sich Chaplain auch der Denkmalkunst mit Geschick. Das kürzlich im 8guars Olun^ ent hüllte Denkmal des Akademikers und ehemaligen Rektors der Pariser Universität Octave Greard stammt von ihm. — Chaplain war seit 1881 Mitglied der ^eaäemis ckes Doaux-Xrts. Nach der Ausführung der französischen Goldmünzen wurde er zum Komtur der Ehrenlegion ernannt.