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Redaktioneller Teil. Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig. Mitteilung an die Herren Prinzipale im Leipziger Buchhandel. Die Anmeldungen neuer Schüler für das kom mende Schuljahr 1822/23 werden am 24., 25. und 26. April (Montag, Dienstag, Mittwoch) vormittags von 9 bis l2 Uhr im Lehrerzimmer der Anstalt (Platostr. l -> I, Zimmer 2) entgegen- genommcn. Bei der Anmeldung sind vorzulegen: l. der vom Lehrherrn — bei Vollschülern vom Vater — unterschriebene Anmeldeschein (zu entnehmen bei der Geschäftsstelle des Vereins der Buchhändler), 2. der Ge Kurts- oder, der Taufschein und 3. die letzten Schulzeugnisse des Lehr lings oder ein anderer Ausweis über Art und Umfang der ge nossenen Vorbildung. Die Anzumeldenden haben persönlich zu erscheinen. Die Aufnahmeprüfung der angemeldeten Schüler findet Mittwoch, den 3. Mai, vormittags von ^8 bis 12 Uhr statt; pünktliches Erscheinen aller Prüflinge ist unbedingt notwendig. Der Unterricht im neuen Schuljahre beginnt nach der Buchhändler-Messe, Dienstag, den 16. Mai, früh °/.7 Uhr; hierzu haben sich am ersten Schultage auch die für die Nachmittagsklassen angemeldeten Schüler einzufinden. Schüler, die das Freiwilligenzeugnis besitzen, werden in die erste Klasse ausgenommen zur Teilnahme an den fachwissenschaft lichen (buchhändlerischen und buchgewerblichen) Fächern. Leipzig, den 18. April 1922. Der Ausschuß für die Lehranstalt des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. H. Degener, Vorsitzender. Oberstudienrat Prof. vr. Frenzel, Direktor. Korporation der Berliner Buchhändler. Jahresbericht über die Zeit vom l. Januar bis 3l. Dezember 1921, erstattet für die Hauptversammlung am 14. März 1922 von dem Vorsteher der Korporation Georg Ernst. (Abgcdrmkt mit Weglassung der Mitgliederliste der Korporation »nd der Veränderungen im Mitglicdcrstand.) Sehr geehrte Herren! Wieder ist ein Jahr vergangen, ein Jahr voller wirtschaft licher Schwankungen und Unruhen und Streiks. Unter solchen Verhältnissen ist es schwer, in wenigen Wor ten einen Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr und gleich zeitig ein Bild über den allgemeinen Geschäftsgang im Berliner Buchhandel zu geben. Gerade im Buchhandel hat man sich noch gar nicht daran gewöhnen können, daß im Durchschnitt Wohl alles inzwischen um das Fünfzehn- bis Zwanzigfache, das Buch da-^ gegen wohl höchstens bis zum achtfachen Preis gestiegen ist. Nur allmählich aber kommt jetzt die Erkenntnis, daß, ist ein Buch vom Lager verkauft, die Einnahme oft nicht hinreicht, um ein Ersatz exemplar dafür zur Aufrechterhaltung des Betriebes wieder ein kausen zu können. Dieser überaus starken Markentwertung muß der Verlag rechtzeitig durch entsprechende Preisgestaltung Rech nung tragen, damit nicht dem Verlage wie dem Sortiment eines Tages das nötige Betriebskapital fehlt. Ohne dieses, ohne den nötigen Nutzen am Exemplar kann unser Gewerbe seine Ausgabe, der Kulturträger zu sein, nicht erfüllen. Nachdem im vorigen Jahr allmählich mit schweren Opfern die Auswirkungen des unheilvollen Kapp-Putsches überwunden waren, hatte es den Anschein, als ob dieses Geschäftsjahr ohne schwere wirtschaftliche Störung zu Ende gehen werde. In einem Teil des Buchhandels kam durch Vereinbarungen von Firma zu Firma eine gewisse Ruhe und Ordnung wieder zur Geltung. Es begann die Wiederaufrichtung des durch allerlei Arten von Teuerungszuschlägen verlorengegangenen festen Ladenpreises. Die im Spätsommer für den Herbst vorbereitete Ausstel lung »Buch und Bild» im staatlichen Kunstgewerbe- Museum, die die tatkräftigste Unterstützung des Verleger-Vereins, ferner der Vertretung des Gesamtbuchhandels, des Börsenver eins der Deutschen Buchhändler und aller Fachvereine fand, hatte das erfreuliche Ergebnis, daß das Publikum sich in ergiebigem Maße von dem immerhin preiswerten Buch überzeugte und bis in die letzten Tage vor Weihnachten reichliche Einkäufe für seinen Bedarf an geistiger Nahrung machte. Trotz alledem stand der Buchhandel, ganz besonders der Zeit schriftenverlag, unter dem Druck der sprunghaften Verteuerungen der Herstellungskosten, die gerade bei den Zeitschriften infolge des zu späten Bekanntwerdens bei Festsetzung des Laden preises für den neuen Jahrgang nicht berücksichtigt werden konnten. Wie der Bericht im einzelnen zeigt, ist Wohl die Umsatz, summe — zufolge der Entwertung der Mark — gestiegen, da gegen aber ist das Gewicht der beförderten Bücher im Vergleiche gegen das Vorjahr zurückgegangen. Hiernach muß man Wohl zu dem Schluß kommen, daß die frühere Bücherkäuferzahl noch immer nicht erreicht ist. Andererseits aber kann die erfreuliche Tatsache festgestellt werden, daß die Benutzung der Bestellanstalt mit Sendungen durch unseren Leipziger Kommissionär wie bereits im Vorjahr gegen früher weiter gestiegen ist, ein Zeichen, daß die Bestellanstalt besser, schneller und billiger für ihre Mitglieder arbeitet, als dies durch die Spediteure der Fall ist. Im Berichtsjahr 1921 hat sich die Annahme, daß die Preise für Papier, Buchdrucker-, Buchbinder-, Ätzarbeiten im Jahre 1920 ihren Höhepunkt erreicht haben, nicht bestätigt; die Preise sind auf allen Gebieten weiter stark gestiegen, und vorerst ist leider wohl auch kein Stillstand in absehbarer Zeit zu erwarten. Und trotz alledem bricht sich die Meinung immer mehr Bahn, daß es besser ist, die Bücher möglichst in einer Aufmachung her- zustellen, die mehr und mehr sich der ehemaligen Friedensaus stattung nähert, also Verwendung von holzfreiem Papier und Leineneinbänden, anstatt wie bisher stark holzhaltiges Papier und Papiereinbände. Das Publikum sucht die bessere Ausstattung und ist nunmehr bereit geworden, die Preise, die derartig sorg fältig hergestellte Bücher und Werke erfordern, gern anzulegen. Dieser Umschwung, dieser Erfolg darf sicher auch der Ausstellung »Buch und Bild- zugeschriebcn werden. 517