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Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 253, 30. Oktober 1916. sk. Ein Verlagsbuchhändler und sei« weisender als Erpresser. Ur teil des Reichsgerichts vom 17. Oktober 1916. (Nachdruck verboten.) Der Verlagsbuchhändler Gustav Fritzsche und der kaufmännische Vertreter Rudolf Ochler in Leipzig wurden am 12. August 1916 vom Landgericht Leipzig wegen Betrugs mit Erpressung in je zwei Fällen zu 1 Jahr 6 Monaten bzw. 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Im April 1915 lernten sich die Angeklagten kennen, und Kr. be stellte den O. als kaufmännischen Vertreter in seitdem Großvertrieb von Postkarten und kunstgewerblichen Ansichtskarten. Kn dieser Eigen schaft reiste O. im Krühjahr für Fr. in größeren Gebieten Deutschlands und schloß Verträge für Fr. ab. Im Sommer erfuhr O. von einem beleidigenden Briefe eines Onkels seiner Frau, des Pastors Schroedcr, der gegen ihn und seine Frau gerichtet war. Schr. warf darin seinem Bruder, den, Schwiegervater des O., vor, daß dieser viel zu nachgiebig gegen die O/schen Eheleute sei. Diese schleppten regelmäßig, wein, sie auf dem Gute des Schwiegervaters seien, das in der Nähe Halber- ßadts gelegen ist, viele Vorräte mit nach Hause. Den Inhalt dieses Schreibens teilte O. dem Fr. mit. Dieser erklärte, daß er ihn unter solchen Umständen nicht länger beschäftigen könnte. Nach einigen Ver handlungen erklärte sich Fr. bereit, den O. in seinem Vorgehen gegen Pastor Schr. zu unterstützen. Jetzt setzten seitens des Fr. und O. regel rechte Erprcssungsversuche gegen Schr. ein. In mehreren Briefen verlangten sie Ehrenerklärung und Ersatz des dem O. durch Kündigung des Vertrages mit Fr. entstandenen Schadens von 39 660 Mark. Schr., der einer angedrohten Beleidigungsklage aus dem Wege gehen wollte, entschloß sich nach mündlichen Verhandlungen mit den Ange klagten, ihnen 1666 Mark bar nnd einen Wechsel über 1666 Mark zu geben. Ein energisches Dazwischentreten der Frau Pastor be nutzte nun Fr. wiederum seinerseits, um durch versteckte Drohung 166 Mark Vergütung von Schr. zu erlangen, da er, wie er schreibt, infolge des beleidigenden Verhaltens der Frau Schr. jetzt jeder »kava liermäßigen« Verpflichtung ledig sei. Als Schr. seinen Bruder von dem mit Fr. und O. geschlossenen Vertrag unterrichtete, benutzte Fr. nochmals die Gelegenheit zu erneuter Erpressung, indem er Schr. Vertrauensbuch vorwarf. Er verlangte 3606 Mart nnd sofortige Ein lösung des Wechsels, da dieser »notleidend« sei. Die Strafkammer sah in der Kündigung des Fr. gegenüber dem O. lediglich ein Schcin- geschäft zu dem Zweck, einen Schadensersatzanspruch gegen Schr. gel tend machen zu können. In seiner Nevision rügt Fr. unter anderem, daß das Verfahren überhastet worden sei nnd daß das Gericht zu Unrecht eine Erpres sung in dem Fall der Vergütung von 106 Marl und des Verlangens der sofortigen Wechscleinlösnng angenommen habe. Das Reichsgericht verwarf jedoch die Revision als unbegründet- (Alten,'.eichen 4 I). 629/16.) Post-Schcck-Kouto Von beachtenswerter Seile wird dem Bör- senpercin ans einer großen Stadt der Provinz Sachsen, geschrieben: In letzter Zeit habe ich, den ergangenen Aufforderungen ge mäß, Zahlungen an verschiedene Buchhändler durch Zahltarte lei sten wollen, jedoch von den betreffenden, z. D. hervorragenden Firmen die Auskunft erhalten: »Post-Schcck-Konto haben nur nicht« Ich gestatte mir, Ihnen dieses zur Kenntnis zu bringen, damit Sic bei Ihren Mitgliedern vielleicht nach Ermessen einen zeitgemäßen Fortschritt veranlassen können. An Bemühungen zur Herbeiführung dieses »zeitgemäßen Fort schritts«, der ja auch im nationalen Interesse liegt, hat es das Bör senblatt nicht fehlen lassen. Nun der Wunsch nach Errichtung von Postscheck-Konten auch in den Kreisen des Publikums laut wird, gelingt vielleicht diesem Einflüsse, was Vorstellungen nnd Bitten ein sichtiger Kollegen bisher nicht oder nur in beschränktem Maße er reichen konnten. Änderungen im Postvcrtchr Deutschlands mit Österreich, Ungarn und Bosnien-Herzegowina. Verschiedene Anfragen aus dem Leser kreise über die neue Postordnung für den Verkehr mit Österreich, Un garn usw. möchten wir an dieser Stelle mit dem Hinweise beantworten, daß die jetzt geltenden Bestimmungen in Nr. 223 des Bbl. (S. 1235/36) abgedruckt wurden. Eine freie literarische Gesellschaft von Schriftstellern nnd Künst lern hat sich in Hamburg gebildet. Unter Leitung von Walter H. Becker will sie sich der Entwicklung des literarischen Geschmacks in weiteren Kreisen der städtischen Bevölkerung widmen. Uber die Absichten im besonderen verlautet nur, daß Vortragsabende jeglicher Art veranstaltet werden sollen. Zur Ordnung des Verkehrs mit dem Publikum. — In der inMar - burß erscheinenden »Oberhessischen Zeitung« vom 16. Oktober lesen wir die nachstehende »Kundgebung«, deren geistiger Urheber unschwer aus dem Hinweis auf die Käufe gegen Abschlagszahlung zu erraten sein dürfte: Durch die Erhöhung der Zeitschrifteupreise sind wir genötigt, die seitherigen Bezugspreise für den Z e i t s ch r i f t e n - L e s e z i r k e l ebenfalls entsprechend — und zwar um mindestens 10 A — zu erhöhen. Die für den Buchhandel sich immer schwieriger gestal tenden Wirtschaftsvcrhaltnisse zwingen uns ferner zu der Bitte, in Zukunft alle Beziige m ö g l i ch st bar zu bezahlen. Jeglicher Rabatt oder Bar-Skonto fällt von jetzt an auch hier, wie bereits fast überall in Deutsch land, fort. Der Vierteljahrskredit für ständige Kunden bleibt bestehen. Bei länger anstehenden Beträgen werden 5°/> Zinsen und Nechnungsporto (im Stadtverkehr 16 ^Z) in Anrechnung gebracht. Käufe gegen Abschlagszahlungen unterliegen besonderer Vereinbarung. Durch Einschränkung des Kredits zugunsten schnel leren Barumsatzes hoffen wir in der Lage zu sein, von dem andernfalls auch für uns dringend gebotenen allgemeinen Tcuernngszuschlag absehen zu können. Marburg, Oktober 1916. Adolf Ebel, früher O. Ehrhardts Universitäts-Buch handlung. N. G. E l w e r t'schc Universitäts-Buchhandlung (G. Braun). Robert Reese, Buchhandlung. Moritz Spieß, Buchhandlung. Paul Trenner , Buchhandlung (H. Hallwig). Begleitet wird diese Anzeige von folgenden Zeilen im redaktio nellen Teile: »Die hiesigen Buchhandlungen wenden sich in der heu tigen Nummer mit einer Bekanntmachung an das Publikum. Wäh rend alle übrigen Gewerbebetriebe, wohl ohne Ausnahme, in der Lage sind, der ständigen Teuerung der Lebenshaltung, der Erhöhung der Geschäftsunkosten usw. bei der Preisbildung Rechnung zu tragen, bestehen im deutschen Buchhandel einheitlich festgesetzte Verkaufspreise Wie aus der Kundmachung hervorgeht, sollen auch diese Verkaufs preise ohne Tcuernngszuschlag in Geltung bleiben. Eine Verteue rung der Bücher soll also möglichst nicht cintreten. Lediglich der im Buchhandel, und besonders im Buchhandel der Universitätsstädte, tief eingewurzelten Unsitte des langen Borgens soll ein Ende gemacht werden. Jeder billig Denkende wird diesen Schritt als durchaus gerechtfertigt ansehen.« Wie uns mitgetcilt wird, können ein Plakat ähnlichen Inhalts wie die Anzeige und die neuen Bezugsbedingungen bei Abzahlungs geschäften mit Studenten gegen Einsendung von 26 ^ in Marken von der N. G. Elwert'schen Universitätsbuchhandlung (G. Braun) in Mar burg i/H. bezogen werden. Verdächtiges Büchcraugcbot. — Einem Leipziger Händler wurden vor einigen Tagen von einem jungen Manne mit blauer Schülermütze und grauem Jackettauzug 12 vollständig neue Bücher, betitelt »Der rote Bart, Kriminalroman von Gruuert Linke«, für 1 .// zum Kaufe augeboten. Wahrscheinlich sind die Bücher, von denen eins bei der Kriminalabtcilung der Leipziger Polizei verwahrt wird, irgendwo entwendet worden. Geschädigte wollen sich melden. Personalniichrlchtell. Arthur v. Hippel ^ Der frühere Direktor der Göttinger Uni- versitätsaugenklinik Geh. Medizinalrat Prof. I)r. August v. Hippel ist daselbst kurz nach Vollendung seines 75. Geburtstages gestorben. Er hat eine reiche schriftstellerische Tätigkeit auf dem Gebiete der Augenheilkunde entfaltet, aus der hervorgehoben seien: »über die Wirkung des Strychnins auf das gesunde und kranke Auge« (1693), »Über den Einfluß hygien. Maßregeln auf die Schulmnopie« (1889) und »Über totale angeborene Farbenblindbeit« (189-1). Karl Mouhaupt ck. - Der auch in Deutschland bekannt gewordene Komponist Karl Monhaupt ist im Alter von 62 Jahren in Nöhmisch- Leipa gestorben. Die hervorragendste Seite seiner Begabung zeigte sich in den Chorlicdcrtondichtnngen, von denen viele, z. B. »Unter dem Machandelbanm«, zum Bestand der Gesangvereine ganz Deutschlands Bcraniwortltcher Redakteur: EmilThomaS. — Verlag: Ter Vdrscnvcrcin der Deutschen Buchhändler zu Leiu-ig. Deutsches Buchs,/indlerkiauS. Druck: Ramm k, Seemann. SämtUch in Leipzig. — Adresse berNcdaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 sBuchliäiidlerhauS). l356