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^ A«ile^^erechnet. — 2n dem illust'tterlcn Teil: für Mit^ieder ^ kl^aUm 15für Nicht" ^ Nr. 253. Leipzig, Montag den SO. Oktober i»I6. 83. Jahrgang Des Reformationsfester wegen erscheint die nächste Nummer Mittwoch, den 1. November, Redaktioneller Teil Badisch-Pfälzischer Buchhändler-Verband. Heidelberg, Zlveibrücken, 26. Oktober 1916. Unsere Hauptversammlung findet am 12. November nach mittags 3 Uhr in Karlsruhe im Friedrichshof statt. Tagesordnung: 1. Bericht über das verflossene Pereinsjahr. 2. Kassenbericht. 3. Bericht über bnchhandlcrischc Persaininlnngen nnd Ereignisse des Jahres. 3. Teuerungsznschlag nnd Warennmsahsteinpe!. 5. Abschaffung des Knndcnrabatts und Änderung der Satzungen. 6. Feldbüchcreicn und fahrbare Büchereien. 7. Gehilfenfrage und Ausbildung des buchhändlerischen Nach wuchses. 8. Schulbücher schmerzen. 9. Beschluß über Stiftungen. 10. Neuwahl des Vorstandes. 11. Etwaige Anträge und Anregungen ans der Versammlung. Bei der Wichtigkeit der Tagesordnung bitten wir um zahl reichen Besuch. Gäste sind herzlich willkommen. Joh. Heinr. Eckardt, Jacob Peth, 1. Vorsitzender u. 1. Schriftführer. 2. Vorsitzender u. 2. Schriftführer, vr. R u d o l f W o l f f, Schatzmeister. Eindrücke eines feldgrauen Nicht-Buchhändlers über Lesen im Felde. Der Überschrift mutz ich eine Erläuterung hinzufllgcn: wenn auch Nicht-Buchhändler, so darf ich mich doch als Buch händlerssohn in gewissem Matze als zur Zunft gehörig betrach ten, denn ich weiß, was »Remittenden«, »fest« und »in Kom mission« ist, und habe oft mit dem Staunen des Fachmanns die Unwissenheit mancher Bücherfreunde über buchhändlerische Dinge belächelt, — Zur Zeit bin ich Kriegsfreiwilliger-Kavallerist, im Felde seit November ISI4, Ich glaube, man kann sagen, daß nirgendwo so wahllos gelesen wird wie im Felde, Das erklärt sich aus dem oft herr schenden Mangel an Lesestoff; da leihen sich Offiziere und Mannschaften gegenseitig Bücher, ganz gleich welcher Art, Denn das Bedürfnis nach Lektüre ist im allgemeinen nicht gering. Zu Hause wurde mal erzählt, datz die drei am häufigsten ins Feld gesandten Bücher folgende wären: Faust, Neues Testa ment und Zarathustra, Ich fragte darauf meinen Vater, ob er alle drei gemeinsam zu empfehlen Pflege, Das wurde natür lich energisch zurllckgewiesen; aber aus dem Obengesagten kann man doch schließen, datz sich diese drei Bücher oft genug bei einem Leser vorsinden mögen, der je nach Sümmung und Laune — seiner selbst oder seiner Vorgesetzten! — nach dem einen oder andern greift. Aber ich will gleich hinzufügen, daß alle strebsamen jungen Leute nicht ohne ein kleines Büchlein auskommen: F,O,: Feld- dienstordnung. Das ist die Bibel des denkenden Soldaten, - Einem Nichtmilitär wird vieles darin Gesagte meinem Em- ; Psindcn nach als ganz selbstverständlich erscheinen, aber, uni j mit Clausewitz zu reden: »Jeder Plan zu einem Feldzüge ist die Auswahl eines Weges unter tausend denkbaren«. Das gilt nicht nur vom Feldzugsplan, sondern von jeder kleinen Haird- lung. Und dafür gibt die F,O, dem deutschen Soldaten die leitenden Grundsätze in allerkürzesten Worten, verblüffend genau. Ich bin als Kriegssr,-Dragoncr mit folgenden drei Büchern ins Feld gerückt: F,O,, Neues Testament und Zola, VSKLele in französischer Ausgabe, Letzteres habe ich gelesen in den Winter monaten 1914/15 in Polen, an die sich, ganz besonders für den Kavalleristen und Meldereiter, die schlimmsten und doch schönsten und stolzesten Erinnerungen knüpfen. Wenige Bücher interes sierten mich in dieser Zeit so wie Zola — die von Erlebnissen dieses Krieges handelnden schon gar nicht! — In Zola sah ich gewissermaßen aus der Perspektive, was ich in veränderter Form miterlebte, übrigens hat sich mein Exemplar des vebäeio dank polnischen Verhältnissen vollständig aufgelöst infolge derzeitigen großen Papiermangcls bei uns, , , Manchen andern Büchern, die dies Schicksal schon vorm Lesen verdienten, ergeht es leider viel besser. Damit bin ich bei dem unliebsamen Kapitel der Schundliteratur, Gerade für die einfachen Leute, die hier des öfteren mehr Zeit zum Lesen finden, als sie gewohnt waren, sind diese »spannenden« Schauergeschich ten nur zu oft die einzige Lektüre, Aber auch die teurere, innerlich wertlose Literatur macht sich recht breit. Das mag daher rühren, datz manche, die sonst Lesen als überflüssigen Luxus betrachtet haben, im Felde oft geradezu zum Lesen als einzig möglichem Zeitvertreib gezwungen werden (besonders wenn der »dritte Mann« fehlt). Ich will dabei auch nicht unerwähnt lassen, datz das, was in Feld- und (Feld-)Bahnhofsbuchhandlungen geboten wird, manchmal recht minderwertig ist. Aber der lange Stellungskrieg hat auch sein Gutes, Die verschiedensten Studien aus populären Werken werden da von Leuten der Praxis betrieben, wie ja überhaupt durch den Krieg viele ganz neue Interessen erst geweckt worden sind, wie z, B, das mancher Städter für Landwirtschaft, Naturgeschichte usw. Die von vielen beschriebene »Psyche des Feldgrauen« ist Wohl ein Gegenstand, den niemand umfassend behandeln kann. Ebenso verhält es sich mit der Frage der Lektüre im Felde, Aber trotzdem sind die Beobachtungen eines einzelnen vielleicht nicht ganz ohne Interesse, G, A, Delbanco, Leutnant in e, Kavall,-Regt, Aus «reinen Erinnerungen. Von Gustav Wie d, IV, (I—III siche Nr, LSN-L52,) Nörrcsögadc/ (Nachdruck verboten,) Da mich niemand anders als Dichter anerkennen wollte, so tat ich es selbst. Ich ließ Haar und Schlips wachsen. Weiß nicht, was von beiden zuletzt am längsten war. I35Z