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5580 Nichtamtlicher Teil 282, 28 Oktober 1889. Nichtamtlicher Teil Brandenburg - Ponnnerscher Buchhändler-Verein. Bericht über die Hauptversammlung zu Freienwalde a/O. am 22. September 1889. Infolge Einladung durch Cirkular vom August d. I. er schiene» die Herren: Achilles-Freienwalde, Bode-Fra»kf»rt a/O, Cabos-Potsdam, Frommann-Frankfurt aD., Harnecker- Franksurt a/O., Katter-Stettin, Oesterwitz-Frankfnrt a/O., Pech-Spandau, Pusch jun.-Potsdam, Reiter-Krossen, Voß- Potsdam, Wittenhagen-Stettin. Der Vorsitzende Herr Bremer- Stralsund war leider durch Krankheit verhindert an der Ver sammlung teil zu nehmen. Bei Eröffnung d r Sitzung um I2r/z Uhr heißt Herr Achilles die erschienenen Kollegen herzlich willkommen. Der stellvertretende Vorsitzende, Kollege Witlenhagen, begann sofort mit Punkt 1 der Tagesordnung, dem Jahresberichte. Die Mitgliederzahl beträgt in diesem Jahre 70, also 4 Mit glieder mehr als im Vorjahre. Herr Wittenhagen war als Abgeordneter zur Kantate-Ver sammlung, Herr Bode zur Delegierien-Versammlung in Leiozig. Da wegen der Kürze der Z.it ein ausführlicher Bericht über die Verhandlungen in Leipzig nicht möglich war, so beleuchtete Kollege Wittenhagen nur das Endresultat dieser Verhandlungen. Im großen und ganzen sind alle eingelaufcnen Beschwerden auf gütlichem Wege erledigt worden; nur in einzelnen Fällen mußte der Börsenvereins-Vorstand einschreitcn. Hierauf wurde der Antrag gestellt, Punkt 3 der Tages ordnung am Schluß der Sitzung zu bespreche», was auch ein stimmig angenommen wurde. Die Kollegen Cabos und Voß übernahmen die Revision der Kasse, fanden alles in Ordnung, und es wurde dem Kollegen Frommann Decharge erteilt. Der Beitrag von 6 wird nicht erhöht. Bei der Wahl des Vorstandes wurde» sämtliche Herren wiedcrgewählt und nahmen die Wahl dankend an. Zum Abgeordneten für die nächste Kantate-Versammlung wurde Herr Bremer in Stralsund gewählt. Als Ort für die nächste Hauptversammlung wurde ein stimmig Frankfurt a/O. bestimmt. Der Antrag Petrenz-Neu-Ruppin, »die Rabatt-Normen dahin zu ergänzen, daß in bestimmten Ausnahmesällen die Ge währung eines Rabattes von loo/g gestattet ist«, wurde abge lehnt mit der Begründung: Der Rabattsatz von 5h/o ist in den meisten Städten unseres Bezirks durchgeführt und auch von den Behörden acceptiert. Es wird daher mit Majorität beschlossen, bei 5°/g zu beharren und Ausnahmen hiervon nicht zu gestatten. Schluß der Sitzung ca 2 Uhr. Nach einem heiteren, gemeinsamen Mittagsmahl im Hötel Bellevue wurde ein Spaziergang in der herrlichen Umgegend von Freienwalde unter gütiger Führung des Kollegen Achilles veranstaltet. Ein darauf folgendes gemütliches Beisammensein in der Stadt hielt die Festgenossen bis spät des Abends zu sammen, so daß sicherlich allen Teilnehmern der Tag noch lange eine schöne Erinnerung sein wird. Der Vorstand. Georg Hermann Weber 1». Der »Jllustrirten Zeitung« entnehmen wir den folgenden Nachruf an den uns durch einen tiefbeklaglen frühen Tod ent rissenen Berussgenossen Hermann Weber, dessen fruchtbare und gediegene verlegerische Thätigkeit, wie seine liebenswürdigen per sönlichen Eigenschaften im Gedächtnis des Buchhandels und aller ihm Nahegestaudenen unvergessen bleiben werden. »In der Morgenfrühe des 19. Oktober verschied auf seiner Besitzung zu Klein-Zschachwitz bei Dresden der Verlngsbuchhänd- ler Georg Hermann Weber, Mitinhaber der Firma I. I. Weber in Leipzig, im achtundvierzigsten Lebensjahre. Unter der Obhut seines Vaters, des verdienstvollen Be gründers der »Jllustrirten Zeitung«, herangebildet und von dein regen Geiste desselben durchdrungen, übernahm Hermann Weber in Gemeinschaft mit seinen Brüdern Johannes und Felix nach dem Tode des Vaters im März 1880 das umfangreiche Ge schäft. Während Johannes an die Spitze der bald nachher in Berlin gegründeten Zweigniederlassung der Firma trat und Felix seine Thätigkeit der »Jllustrirten Zeitung« widmete, wendete der zum Buchhändler und Buchdrucker ausgebildete Hermann seine Fürsorge dem Bücherverlag und der Druckerei zu und entfaltete mit unermüdlichem Eifer eine von Erfolg gekrönte Verleger- thätigkeit. Unter den größeren Jllnstrationswerken, welche ihm ihre Ent stehung und Fortführung verdanken, stehen obenan die »Meister werke der Holzschneidekunst«, jenes aus dem reichen Jllustrations- schatz der »Jllustrirten Zeitung« hervorgegangene Sammelwerk, das mit Recht als eine Musterleistung deutscher Mflographie und Druckkunst bezeichnet werden kann, und das gegenwärtig zu einem umfangreichen, elf prächtig ausgestattete Foliobände umfassenden Unternehmen gediehen ist. An dieses Werk schließen sich die »Bilder für Schule und Haus«, die »Gallerie schöner Frauen köpfe«, die »Meisterwerke der christlichen Kunst«, das »Album sür Jäger und Jagdfreunde«, »Der Zoologische Garten« u. a m. Die von seinem Vater geschaffene, sür die Volksbildung so überaus wichtig gewordene Sammlung der »Jllustrirten Kate chismen« hat Hermann Weber mit Glück fortgefnhrt und die nötig gewordenen neuen Auflagen zeitgemäß ausgestattet, wie er denn überhaupt der Ausstattung der Verlagswerke nach dem Vorbilde seines Vaters ganz besondere Sorgfalt angedeihen ließ. Unter der Anzahl wertvoller größerer Bücher, welche der Verlagsthätigkeit Hermann Webers zu verdanken sind, nennen wir noch das »Jllustrirte Lexikon der Verfälschungen der Nah rungs- und Genußmittel« von Otto Dämmer, das »Bäderlexikon« von Flechsig, die vollständige Neubearbeitung des »Wörterbuches der deutschen und französischen Sprache« von Schuster und Regnier, Maurers »Entscheidungsschlachten der Weltgeschichte«, die Fort setzung der Sammlung der »Jllustrirten Gesundheitsbücher« und die »Novellen-Bibliothek der Jllustrirten Zeitung«. Die von I. I. Weber begründete Buchdruckerei hat Her mann Weber beträchtlich erweitert und auch für das Gedeihen dieses Geschäftszweiges — er hatte in einer großen Leipziger Buch druckerei das Gewerbe praktisch erlernt — war er unablässig bemüht. Zu Anfang dieses Jahres ergriff de» rastlos Thätigen, der im Kreise seiner Familie glücklich und zufrieden lebte, eine sich immer gefährlicher gestaltende Herzkrankheit, welche jetzt nach langem, standhaft ertragenem Leiden seinem Leben ein Ziel ge setzt hat. Alle, welche den Dahingeschicdenen, der sich durch edle Eigenschaften des Geistes und Herzens auszeichnete, gekannt haben, werden seinen frühzeitigen Tod tief beklagen. Auch die »Jllustrirte Zeitung« verliert in ihm einen allezeit bewährten Pfleger und Berater und wird ihm ein treues Andenken bewahren. Friede seiner Asche!« lieber die Beerdigung des Enlschlafenen brachte das -Leipziger Tage blatt» folgenden Bericht: Hosterwitz bei Pillnitz, 22. Oktober. Heute nachmittag bewegte sich ein langer Leichenzug mit den Ueberesten des verstorbene» Buchhändlers Hermann Weber aus Leipzig von dem lieblichen Villendorfe Klein-Zschach witz herab an das Ufer der Elbe: die kö iizlcche Fisre na an den reich - geschmückte» Trauerwagen und die Begletlwagen der prächtig ausgestatteten