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Redaktioneller Teil. Die Bibliotheksausgabe des Wöchentlichen Verzeichnisses, Von vi. Walther Frieser (Sachs, Landesbibliothek), In bibliothekstechnisch interessierten Kreisen war es von jeher als eine rechte Vergeudung von Zeit und Arbeitskraft und damit schließlich auch von Geld betrachtet worden, daß bei der Aufnahme der Titel der neu erschienenen Bücher an Hunderten von Bibliotheken dieselbe Arbeit immer wieder vorgenommcn werden, ja daß an ein- und derselben Bibliothek derselbe Titel mehrmals abgeschrieben werden mußte, wenn er in mehrere Kata loge einzutragen war. Zahlreich sind die Vorschläge, die gemacht worden sind, um diesem Übelstande zu begegnen, und die Erörte- rungen und Versuche, die sich daran anschlosscn. Die für die Bi bliotheken wohl wünschenswerteste Lösung, daß jedem ne» er scheinenden Werke eine bestimmte Anzahl von Zetteldruckcn in einer für alle Bibliotheken verwendbaren Form und Fassung beigcgcben wird, hat sich nicht verwirklichen lassen, obwohl 'dan kenswerterweise eine ganze Anzahl Verleger auch dieser Anregung nachgegangcn ist und Versuche in dieser Hinsicht gemacht hat; sic wird sich heute, wo die Kostcnfragc noch eine ganz andere Rolle spielt als früher, wohl erst recht nicht erreichen lassen. So mußte man nach einem anderen Ausweg suchen; man mußte versuche», schon bestehende Einrichtungen dem erstrebten Ziele nutzbar zu machen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte war von Bibliothekaren mehrfach darauf hingewiesen worden, daß man sich der Hinrichsschen Bibliographien bedienen könnte, um allgemein verwendbare Katalogzcttel zu erhallen, und es ist nicht das geringste Verdienst der Deutschen Bücherei, daß sie diesen Ge danken verwirklicht und so die mannigfachen Pläne und Versuche zu einem sehr erfolgversprechenden Abschluß gebracht hat. Seit Juli 1921 erscheint eine einseitig bedruckte Ausgabe des Wöchentlichen Verzeichnisses auf dünnem holzfreien Papier, seitlich perforiert. Diese -Biblio theksausgabe- ist in erster Linie für die Kataloge der Bi bliotheken bestimmt, sie kann aber auch Verlegern, Buch händlern und Büchersammlern bei der Herstellung von Kartotheken und Bücherverzeichnissen gute Dienste leisten. Die Breite der Titel gestattet ein Aufkleben auf Karten des inter nationalen Formats von cm. Infolge eingesetzter Sperrzeilen lassen sich die Titel bequem ausschneiden. Die Deutsche Bücherei, in deren Händen seit Ende April 1921 die Be arbeitung des Wöchentlichen Verzeichnisses liegt, besorgt auch die Bearbeitung der Bibliotheksausgabe, Die Titelaufnahmen er- folgen nach einheitlichen Katalogisierungsrcgeln, die zwischen Vertretern des deutschen Buchhandels und den Bibliothekaren der Deutschen Bücherei unter Zustimmung der Preußischen und Baye rischen Staatsbibliothek im Herbst 1920 vereinbart worden sind. So liefert die Bibliotheksausgabe den Bibliotheken und anderen Interessenten katalogfertige Titel, welche nur ausgeschnitten und aufgeklebt zu werden brauchen. Es wäre nun erwünscht, zu erfahren, wieviele Bibliotheken diese Ausgabe beziehen und in welcher Art und Weise sie davon > Gebrauch machen. An der Sächsischen Landesbibliothek in Dres-1 den werden diese Titeldrucke seit September 1921 benutzt, und sie haben sich, soweit sich bis jetzt übersehen läßt, als eine sehr nütz liche Einrichtung erwiesen, die in beachtlichem Maße die Vorteile bringt, welche man von den gedruckten Katalogzetteln erhofft und erwartet hatte: Ersparnis an Zeit und Arbeit, Unabhängigkeit von den verschiedenen Handschriften und vor allem auch biblio graphische Genauigkeit und Richtigkeit, wie sie sich bei von Hilfs kräften geschriebenen Titelausnahmen manchmal erst nach mehr maliger Durchsicht und Verbesserung erzielen lassen. Die Bibliotheksausgabe wird vorläufig in sechs Exenrplaren bezogen und 1, für den allgemeinen Standoriskaialog, 2. für den alphabetischen Katalog, der im Lesesaal ausgestellt ist und die wichtigsten Neuerwerbungen verzeichnet, 3. für den Schlagwort katalog, 4. für den biographischen Katalog, 5, für den Realkatalog der Kunstwissenschaft, 6, für den alphabetischen Katalog einer ge planten Ausleihcbücherei und 7, für ein Reserveexemplar ver wendet (Titel 1—7), Sechs Exemplare genügen, da Wohl kaum Titeldrucke gleichzeitig für alle sieben Zwecke benötigt werden. Die Benutzung der Bibliotheksausgabe vollzieht sich ungefähr in folgender Weise: Nachdem die neu erworbenen Bücher in den alphabetischen Katalog und in die Zugangslisten eingetragen, ihrem Wissenschaftsfache zugetcilt, gebunden, gestempelt und mit dem Signaturschild beklebt worden sind, werden diejenigen seit 1921 erschienenen Werke ausgesondcrt, von denen man annehmen kann, daß sie im Wöchentlichen Verzeichnis angezeigt werden, bis — ungefähr am Ende der Woche — eine größere Anzahl ange sammelt worden ist. In diese legt ein wissenschaftlicher Beamter, je nachdem sie für den alphabetischen Katalog des Lesesaals, den Schlagwortkatalog, den biographischen Katalog oder den Kunst katalog in Frage kommen, orangefarbene, gelbe, blaue oder rote Streifen ein. Nun werden die Bücher alphabetisch geordnet und in den letzten Wöchentlichen Verzeichnissen, dann, zurückgehend bis Juli 1921, in den Monatsrcgistern gesucht. Bei den gefundenen Büchern werden die Hestnummer und die Titelnummer (die soge nannte -bibliographische Nummer», z. B, 10, 4993) auf der Rück seite des Titelblattes vermerkt. Bei den übrig bleibenden wird nachgesehen, ob sie etwa bereits im Halbjahrsverzeichnis 1921, 1 oder 1920, 2 verzeichnet, also schon früher erschienen sind; bei die sen macht sich dann eine schriftliche Aufnahme nötig. Der noch verbleibende Rest wird zurückgestellt, in der Hoffnung, daß man die Bücher bald in einem der nächsten Wochenverzeichnisse findet, eine Hoffnung, die sich leider nicht immer erfüllt. Ich werde darauf später noch zurückkommen. Um das immerhin zeitraubende Suchen zu ersparen, ist man neuerdings noch auf den Ausweg verfallen, daß man bei den Werken, welche aus Grund der Wöchentlichen Verzeichnisse fest be stellt werden, die bibliographische Nummer schon auf dem Be stellzettel vermerkt. Nach Eingang des Buches wird dann die Nummer sofort in dieses eingetragen. Auch zur Ansicht bestellt die Sächsische Landesbibliothek jetzt an der Hand der Wöchent lichen Verzeichnisse, indem die gewünschten Bücher in den Ver zeichnissen angestrichen und diese an den Buchhändler geschickt werden. In diesem Falle schreibt der Buchhändler die bibliogra-