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7« Nr. 147 (R. 88). Leipzig, Dienstag den K. Juli 1920. 87. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Bekanntmachung. Zur Erlangung der immerwährenden Mitgliedschaft seines am 18. Februar 1919 verstorbenen Vaters, des Herrn Guskad Heinrich Knorrn, übergab uns Herr Gustav Wil helm Knorrn in Waldenburg i. Schlesien .« 300.—. Wir danken herzlichst in treuem Gedenken an den Heimgegan genen, der seit 1861 unser Mitglied war. Der Vorstand des UnterstützungS-Vereins Deutscher Buchhändler und Buchhandlungs-Gehülfen. Or. Georg Paetel. MaxPaschke. Max Schotte. ReinholdBorstell. Wilhelm Lobeck. Die Stuttgarter Iunimesse 20.-23. Juni 1920. Trotz der gegenwärtigen Reiseschwierigkeilen hatte sich wieder eine ganz stattliche Anzahl auswärtiger Kollegen in der schwäbischen Hauptstadt eingefunden, um in gemeinsamen Be ratungen und kollegialem Zusammensein langjährige Bekannt schaften aufzufrischen, gemeinsame Sorgen zu besprechen und über das Wohl und Wehe des Standes zu beraten. Die Stutt garter Junimesse hat sich seit alters einen familiären Charakter bewahrt, und dieser Eigenschaft verdankt sie es, wenn sich die Getreuen regelmäßig wieder einstellen, wenngleich heute der eigentliche frühere Zweck der Messe, die Abrechnung, ganz in den Hintergrund getreten ist. Am Sonntag abend (20. Juni) war in dem schmucken Garten- Hof des Kunstgebäudcs, dessen Wirtschaftsbetrieb zurzeit voni Hotel Marquardt geführt wird, «ine lange Tafel gerichtet, um die zahlreich erschienenen Kollegen, die zum Teil mit ihren Damen gekommen waren, aufzunehmen. In der stimmungsvollen Um gebung verbrachte mau unter gemütlichem Plaudern die rasch dahineilenden Stunden eines schönen, angenehm kühlen Sommerabends. Der Montag (21. Juni) begann wie üblich mit der Haupt versammlung des Süddeutschen Buchhändler vereins, die ein besonders feierliches Gepräge erhielt durch das 7 5j ä h r i g e I u b i l ä u in d e s V e r e i n s. Obwohl inAn- betracht der ernsten Zeit von allen außerordentlichen festlichen Ver anstaltungen abgesehen war, so kam doch die Bedeutung des Tages den anwesenden Vereinsmitgltedern voll zum Bewusstsein. Da tiert ja die Bedeutung Stuttgarts als Mittelpunkts des süd deutschen Buchhandels aus der Grllndungszeit des Vereins. 8 1 seiner Statuten bezeichnet« als den Zweck seines Bestehens -das Wohl des deutschen Buchhandels im allgemeinen und Pflege des süddeutschen Buchhandels insbesondere«. Seine Haupttätigkeit entfaltete der Verein in der Ordnung des süddeut schen Spedition?- und Zahlungswesens, zu dessen Erleichterung er seinen Mitgliedern in früheren Jahren als jährliche Vcreins- gabe eine nord- und süddeutsche Vcrscndungsliste, sowie je 12 Be gleitavise verabreicht«. Die Jubiläumshauptdersammlung leitete diesmal Herr Kom merzienrat Alfred Bonz, Nach Würdigung der Tätigkeit der im letzten Vereinsjahr verstorbenen Mitglieder, sowie der jenigen Kollegen, die im vergangenen Jahr ihr Jubiläum feiern konnten, äußerte sich der Jahresbericht über die augenblickliche Lage des Buchhandels, die als wenig befriedigend dargestellt wurde. Dies kommt auch in der zurückgehenden Gewichtsmenge der von Stuttgart abgehenden Eil- und Frachtsendungen zum Ausdruck, der freilich eine vermutliche Zunahme der Postpaket sendungen gegenübersteht. Über den Bermögensstand legte der Schatzmeister Herr Paul Schumann Rechenschaft ab. Eine eingehende Besprechung wurde der Valutaordnung zuteil. Herr Getz -Konstanz wies darauf hin, daß die Grenze noch zahlreiche Lücken aufweise, für deren Schließung der Börsenverein schleu nigst Sorge tragen müsse. Herr Gustorff brachte die im Sprechsaal des Börsenblattes wtedergegebene Auslassung der Firma Borngräbcr gegen Herrn vr, Ruprecht, den verdienten Vorkämpfer gegen Schmutz und Schund, zur Sprache und bean tragte eine Resolution, die unter allgemeiner Zustimmung vön der Versammlung angenommen wurde und folgenden Wort laut hat: Die heute in Stuttgart tagende Hauptversammlung des Süddeutschen Buchhändler-Vereins nimmt mit Entrüstung Kenntnis von den Verunglimpfungen des wackeren Vor kämpfers gegen Schmutz und Schund Herrn vr. Ruprecht in Göttingen durch den VerlagWilhelm Borngräber in Berlin in Nr. 131 des Börsenblatts. Die Versammlung ist der Meinung, daß der Buchhandel in diesen traurigen Zei len sich seiner hohen Verantwortung doppelt bewußt sein muß und die Pflicht hat, jede Literatur, die unserem Volke moralischen Schaden zuzufügen geeignet ist, selbst wenn sie in anspruchsvollerer Forni austritt, nnt allen Mitteln zn be kämpfen. Die hier versammelten Buchhändler würden es be dauern, wenn tatsächlich eine größere Zahl von Kollegen sich mit diesen Tendenzen des Borugräberschen Verlags cinverstan den erklärte, und hoffen, daß die Neuregelung der Satzungen des Börsenvercins es ermöglichen wird, Elemente, die das Ansehen des Buchhandels untergraben, in Zuknnft auszu schließen. Von verschiedenen Herren wurde dann noch die Frage der Auchbuchhändler und des Vereinsbuchhandels beleuchtet, deren Konkurrenz für das Sortiment besonders in Zukunft, wenn die Umsätze zurückgehen, sehr empsindlich spürbar sein wird. Herr Schumann stellte den Standpunkt des Börsenvereins, Herr SPemann den des Verlegervereins in dieser Angelegenheit fest. Von berufener Seite wurde noch über die Sequestrierungen durch die französischen Behörden im Elsaß berichtet, die den dort wohnenden Deutschen den schwersten wirtschaftlichen Scha den zugefügt haben. Daran schlossen sich interessante Ausfüh rungen über die Anstrengungen der Pariser Buchhändler, dem französischen Buche weitere Verbreitung zu verschaffen. Leider sah sich Herr Kommerzienrat Bonz genötigt, in Anbetracht seines Alters und seines Gesundheitszustandes den Vorsitz im Süddeutschen Buchhäudlerderein niederzulegen. An 7LS