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231, 5. Oktober 1910 Nichtamtlicher Teil. Betrag in der Landeswährung, ohne Unterschied des Gewichts des Briefes, erhoben, im Verkehr mit den deutschen Postanstalten in China der doppelte Betrag des Portos. Für unfrankierte Postkarten wird stets der doppelte Betrag des Portos erhoben. Unfrankierte Drucksachen, Geschäftspapiere, Warenproben oder Zusammengepackte werden nicht abgesandt. Unzureichend fran kierte Briefe im Verkehr mit den deutschen Schutz, gebieten und den deutschen Postanstalten in China und Marokko werden wie unfrankierte Briefe taxiert, doch wird der Wert der verwendeten Freimarken angerechnet. Unzureichend frankierte Postkarten, Drucksachen, Warenproben, Geschäftspapiere und Zu- sammengepackte unterliegen dem doppelten Betrage des fehlen den Portos, im Verkehr mit den deutschen Schutzgebieten auch unter Abrundung auf eine durch 6 teilbare Zahl aufwärts. Im Grenzverkehr (30 km) mit Belgien, Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz beträgt das Briefporto 10 «Z für je 20 F; ferner beträgt im Grenzverkehr mit Dänemark die Mindesttaxe für Geschäftspapiere 10 H. — Die ermäßigte Taxe für Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika (10 H für je 20 x) auf „direktem Wege" ohne Vermittlung fremder Länder ist allseitig bekannt. Kleine Mitteilungen. Zum fünfundzwanzigjährigen Jubelfest von »Book Lrioss Ourrsnt«. — Trotz der großen Verbreitung der Bücher liebhaberei in England hat doch fast keine der nicht wenigen bibliographischen Zeitschriften und regelmäßigen Veröffentlichungen Englands ein langes und noch weniger glückliches Dasein führen können. Ob die Schuld daran bei den Verlegern lag, die an geblich die Mitarbeiter nicht genügend bezahlten, oder bei den Sammlern, die vielfach auf Grund ihrer Sammlereigenschaft ein Recht auf den unentgeltlichen Bezug dieser Blätter zu haben glaubten, mag dahingestellt bleiben. — Tatsache ist jedenfalls, daß von den zahlreichen bibliographischen Veröffentlichungen, die England in den letzten Jahrzehnten entstehen sah, keiner einzigen außer den Look Lrieeg Lurrsnt ein längeres Leben beschieden war. Daß gerade diese Veröffentlichung, die mit dem laufenden Jahrgang in ihr fünfundzwanzigstes Jahr eintritt, so vom Glück begünstigt mar, ist eigentlich aus zwei Gründen verwunderlich. Zunächst nämlich, weil gerade die Kreise, an die sie sich zunächst wandten, nämlich die des englischen Altbuchhandels, dem Erscheinen des Werkes anfänglich heftigen Widerstand entgegensetzten. Die englischen Antiquare be haupteten nämlich, daß die Versteigerungspreise der Bücher ihr Geschäftsgeheimnis bleiben müßten, und daß die Veröffentlichung derselben für weitere Kreise ihrem Geschäft Schaden bringen würde. Dieser Widerstand war anfänglich sehr stark, ließ indessen bald nach und schlug endlich fast allgemein in bedingungslose Unterstützung des Werkes um. Sodann aber, weil der Heraus- geber des Werkes, Mr. I. H. Slater, der das Werk von Anbeginn geleitet hat, von Beruf gar nicht Buchhändler, sondern Rechts- anwalt ist und somit auch aus diesem Grunde gewisse Widerstände zu überwinden hatte. Dank seinen umfassenden Kenntnissen und seiner vorzüglichen Eignung auf diesem Gebiete hat Mr. Slater freilich nicht nur diese Widerstände überwunden, sondern auch mehr als jeder andere dazu beigetragen, daß die Neigung zum Büchersammeln und Verständnis für wertvolle alte Bücher sich immer mehr ausgebreitet hat und heute fast ein notwendiges Zubehör unter den Neigungen und Betätigungen des vornehmen Engländers bildet. Ein Blick in die jetzt vorliegenden 25 Bände von »Look Lrioee Larreut«, so entnehmen wir den »Times«, zeigt deutlich, wie sehr Bücher auch heute noch ihre Schicksale haben und ihre Eigenschaft als Verkaufswerte dem Wechsel unterworfen ist Vielleicht der auffallendste Fall solchen Wechsels sind die Preise des Buches »Schulknabenlyrik« (Lodool-bo^ l^ries), das 1881 erschien. Das erste Stück dieses Buches, das auf dem Markte erschien, wurde, als angeblich »einzig«, im April 1899 mit 135 Pfund bezahlt; immerhin war es doch nicht so einzig, daß nicht bald darauf im Juli des gleichen Jahres weitere Exemplare ausgeboten wurden, so daß sein Verkaufswert sofort auf 3 Pfund 5 Schilling fiel und das Buch heute überhaupt aus dem Verzeichnis verschwunden ist. Die kleinen Hefte aus Davos, mit denen Stevenson seine An hänger so sehr ergötzte, wurden einst mit Gold ausgewogen; heute haben sie noch weniger kaufmännischen als literarischen Wert und können lediglich als Seltsamkeiten des literarischen Lebens ge würdigt werden. Anderseits find freilich gegenüber der Zeit, wo der erste Band des Werkes erschien, die Preise für die meisten Klassen von seltenen und alten Büchern so gestiegen, daß ein Vergleich geradezu Erstaunen Hervorrufen kann. Der amerika nische Sammler, der zu Beginn der Veröffentlichung des Werkes noch eine verhältnismäßig seltene Erscheinung auf dem eng lischen Büchermarkt war, ist jetzt zur beherrschenden Macht ge worden und hat, da bei ihm das Geld keine Rolle spielt, namentlich auf gewissen Gebieten, wie ^worieana und Erstausgaben englischer Dichter, den englischen Käufer voll- ständig ins Hintertreffen gedrängt. Diese Entwicklung kommt in dem erzielten Preise deutlich zum Ausdruck. Während die letzte Ausgabe der »Look kriee8 Lurrent« 9584 Einträge gegen über 8122 in der ersten zählt, ist der Gesamterlös des letzten Jahres wahrscheinlich mehr als das Doppelte des Betrages, dtzr im Geschäftsjahr 1886—87 erzielt wurde. Im ersten Bande steht beispielsweise ein 48blättriges Blockbuch aus der Versteigerung Lord Crawfords mit 500 Pfund verzeichnet; bei der Versteigerung Amherst vor zwei Jahren brachte dagegen genau das gleiche Buch 2000 Pfund — nicht zur Enttäuschung des Vorbesitzers; denn als damals der Hammer gefallen und Lord Amherst glücklicher Besitzer des Buches geworden war, beglückwünschte ihn Lord Crawford zu der guten Kapitalanlage. Eine durchaus wohl erhaltene Ausgabe der Shakespeareschen Folios konnte, als die »Look Lriee8 Lurreut« ins Leben traten, noch um 600 Pfund, etwa das Viertel vom heutigen Preise, erworben werden, während besonders gut erhaltene Exem plare wie das von Mr. Locker Lampson es schon auf 3600 Pfund gebracht haben. Die Perkinssche Ausgabe von Heinrich IV., Teil 2 (1600), wurde 1889 um 225 Pfund abgegeben, etwa ein Fünftel des heutigen Wertes; und nahezu im gleichen Verhältnis haben nicht nur Erstausgaben der Shakespeareschen Dichtungen, sondern auch solche der übrigen großen Dichter der älteren englischen Literatur Preissteigerungen erfahren. Frühausgaben der Dramatiker der Restaurationszeit z B., die vor 25 Jahren noch der arme Student als kostbaren Schatz erwerben konnte, sind schon längst Jagdstücke der Millionäre geworden und erzielen heute ebenso viele Guineen wie damals Schillinge. Die erste Ausgabe von Bunyans »?il- ^iilv'8 krosre88<, die vor 25 Jahren zwischen 50 und 100 Pfund »notierte«, hat heute bereits 1475 Pfund erreicht, und es ist keines wegs ausgeschlossen, daß für bestimmte Exemplare dieses Werkes, wenn sie überhaupt einmal auf den Mark kommen sollten, noch höhere Preise bezahlt werden. Waltons »Oowplete Xuxler«, wo von ein sehr schönes Exemplar wenige Jahre vor dem Entstehen der »Look krioee Larrsut« von Quaritch um 60 Pfnnd er worben wurde, hat es heute auf 1000 Pfund gebracht. Natürlich stehen diesen riesigen Wertsteigerungen auch auf anderen Gebieten Rückgänge gegenüber, beispielsweise in theologischen Werken und manchen Klassikerausgaben. Valpys berühmte Ausgaben in u8um velpdiui, z. B. die vor 25 Jahren nicht unter 36 Pfund abgegeben zu werden pflegten, können heute oft genug für 5 Pfund keinen Käufer finden. Auch die Meisterwerke der Kelmskottpresse haben ihre Auf- und Nieder gänge gehabt, und sind gegewärtig etwas zurückgegangen, doch ist kein Zweifel, daß diese hochkünstlerischen Bücher in kurzer Zeit wieder im Wert steigen werden. Durch all diese und so viele interessante Entwickelungen auf dem englischen Büchermarkt haben sich die »Look Lrieeg Lurreut« als ein zuverlässiger Führer und damit sowohl von wirtschaftsgeschichtlichem wie von buch geschichtlichem Standpunkt überaus wertvoll erwiesen. (Nach: lüs 1im68.) Die neuen Geschäftsräume einer New Yorker Verlags- firma. — Am Freitag der dritten Augustwoche wurde in Garden City, Long Island, in der Vorstadt Queens Boro von New d)ork, der Schlußstein zu dem großen Gebäude der »Louutr^-Like?re88« (wörtlich: Landleben-Presse) der Firma Doubleday, Page L Co. gelegt, von dem im Börsenblatt 1910, Nr. 67 bereits berichtet wurde. Ehrengast und Hauptanziehungspunkt der Feier war dabei Theodore Roosevelt, der als alter Freund des Hauses bei diesem Anlaß eine kurze Rede hielt. Er führte u. a. aus: »Ich hatte das Gefühl, daß ich hierher kommen und diesem Unternehmen Glück wünschen müsse, nicht nur weil ich die Leute hochschätze, die es leiten, sondern auch, weil ich überzeugt bin, daß es von so großer 1494*