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11514 Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — SprechsaÄ. .G 231, 5 Oktober 1910. Herrn Geheimen Kommerzienrat Emil Jacob, dem verdienten Vorsitzenden der Lagerei - Berussgenossenschaft, der ja bekanntlich auch der Buchhandel zugehört, ist aus Anlaß des Jubiläums der Rote Adlerorden II. Klasse mit Eichenlaub verliehen worden. Die Lagerei-Berufsgenossenschaft ist die zweitgrößte deutsche Berufsgenossenschaft und umfaßt gegenwärtig fast 80 000 Betriebe mit mehr als 400 000 versicherten Personen Herr Geheimrat Jacob gehört seit dem Bestehen der Berufsgenossenschaft ihrem Vorstande an. Sonette von Racine.—In der Kaiserlichen Bibliothek zu St. Petersburg wurde, wie dem »Tago berichtet wird, eine sehr interessante Entdeckung gemacht. Der französische Gelehrte Bonnet fand ein Manuskript von 130 Sonetten Racines auf, die nach den Psalmen Davids gedichtet sind. Das Werk ist 1678 entstanden, nachdem Racine das Theater verlassen hatte. Von dieser Zeit an schrieb er bekanntlich zwanzig Jahre hindurch nur religionsphilosophische Werke. Auf der Linksseite des Manuskripts finden sich kurze Kommentare, auf der rechten Seite jedes Blattes oben ist der lateinische Text von jedem Gedicht angegeben. Darunter steht das Sonett. Zahlreiche Korrekturen rühren von Racine persönlich her. Stiftung für Literaturzwecke. — Der Bonner Uni- versität hat Geheimer Kommerzienrat vr. Emil vom Rath in Köln zur besonderen Pflege rheinischer Literatur einen Fonds von 30 000 zur Verfügung gestellt. Es soll damit die Er forschung der Vergangenheit der Rheinlande gefördert, die Ver schleppung wertvoller Schriftdenkmäler, die rheinischer Herkunft sind oder das Rheinland betreffen, nach Möglichkeit verhindert und der Rückkauf bereits nach auswärts gewanderter Hand schriften, alter Drucke und wertvoller Werke rheinischen Ursprungs erleichtert werden. Das Kapital wird bei der Uni versität als besondere Stiftung verwaltet werden. Die Buchproduktion Ceylons. — Nach einem Bericht des englischen Vizekonsuls Chester A. Davis in Colombo über die literarische Tätigkeit dieser Insel wurden im Jahre 1909 auf der ganzen Insel 422 Bücher, Zeitschriften usw. gedruckt und ver zeichnet. Von diesen erschienen 245 in singhalesischer Sprache, 106 in englischer, 43 in Tamul, 7 in Pali, 4 in Sanskrit, 2 in Arabisch und 16 in anderen Sprachen. Unterrichtsbücher nahmen mehr als ein Viertel der Gesamtproduktion ein, während gleich an zweiter Stelle Bücher und Schriften religiösen Inhalts folgten. (Nach: »l'de l'abliebs:^' VVssKI^«.) Personalnachrichten. Jubiläum. — Am 2. Oktober feierte der Hauptkassierer der Bestellanstalt für den Berliner Buchhandel, Herr Wilhelm Krause, sein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum als Beamter der Bestellanstalt. Vom Vorstande der Korporation der Berliner Buchhändler waren der erste und zweite Schatzmeister, Herr Bernhard Fahrig und Herr Albert Seydel, zur Feier in der Bestellanstalt erschienen. Herr Fahrig beglückwünschte den Jubilar namens der Korporation und überreichte ein Geldgeschenk. Der Geschäftsführer der Bestell anstalt, Herr Thuleweit, der 17 Jahre mit dem Jubilar zusammen arbeitet, feierte ihn als lieben Kollegen und sprach im Namen des Personals die herzlichsten Glückwünsche aus. Auch der Verein Markthelfer der Berliner Buchhändler hatte es sich nicht nehmen lassen, durch eine Deputation dem Jubilar die Anteilnahme an seinem Ehrentage zu bekunden. Todesfälle in Schweden. — Nach längerer Krankheit ist am 20. September, 44 Jahre alt, Herr Theodor Quensel, seit 1890 Besitzer, zuletzt Verwaltungsdirektor der altangesehenen, kürzlich in eine Aktiengesellschaft umgewandelten Sortimentsbuchhandlung ^.IrtisboIgAsd 1.unck6gui8t'8l<u. anclsl u in Upsala ge storben. — Ferner verschied Ende September, 40 Jahre alt, Herr Verlagsbuchhändler A. Gleerup, Verwaltungsdirektor der ^.Kt-iebolk^at 6. VV. L. Lllssrupg ^'öi 1u^8doIrda.näs1 in Lund (gegründet 1826). 6. Sprechsaal. Bezug der Zeitschriften ans einer Hand. (Vgl. Nr. 205, 212, 214, 215, 219 d. Bl) Der »Sortimenterfreund«, der im Sprechsaal der Nr. 219 des Börsenblattes zur Frage des Zeitschriftenbezuges das Wort ge nommen hat, scheint einen recht wenig »sortimenterfreundlichen« Katalog durchgesehen zu haben. Ich beziehe von Louis Naumann einen großen Teil meiner Zeitschriften und bin mit dieser Bezugs art sehr zufrieden. Im Jahresdurchschnitt beziehe ich für 2200 und muß für provisionspflichtige Zeitschriften insgesamt etwa 17 ^ pro Jahr bezahlen, also nicht einmal die Summe, die ich für Inkassospesen zu tragen hätte. Das Gewicht der Zeitschriften- Ballen, die ich emballagefrei erhalte, beträgt aber zirka 1700 Kilo, der Mindestsatz für Kommissionär-Emballage 5 pro Kilo Eine Diskussion darüber, ob durch den Bezug aus einer Hand Er sparungen gemacht werden, ist danach für jeden, der rechnen kann, eigentlich überflüssig Ein Sortimenter, der leider erst recht spät rechnen gelernt hat. Seit einigen Wochen geht eine Artikelserie durch das Börsen blatt, in der der Bezug der Zeitschriften aus einer Hand erörtert wird. Es wird uns da ziffernmäßig vorgerechnet, wieviel all jährlich durch diese Bezugsweise gespart wird. — Wir Sortimenter sind wohl alle geneigt, unsere Spesen zu verringern, wie es nur geschehen kann. Der Vorwurf, daß der Buchhandel nicht kauf- männisch rechne, trifft heute nicht mehr in dem Umfange zu, wie vor Jahren. Aber abgesehen davon, daß diese Berechnungen nicht in allen Fällen stimmen werden — es wird auch hier, wie so oft, der Schein trügen (vgl. B.-Bl. Nr. 219) —, möchte ich die ganze Sache doch einmal von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachten. Es scheint mir wirklich an der Zeit zu sein, einmal einen Mahnruf an das deutsche solide Sortiment zu richten, Lockungen dieser Art nicht zu folgen. Wer die letzten Verhandlungen des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine gehört hat, dem kann es keinen Augenblick zweifelhaft sein, ob es im Interesse des regulären Sortiments liegt, mit Umgehung des eigenen Kommissionärs Zeitschriften vom Grosspbuchhändler zu beziehen. Auf der einen Seite verlangen wir von den Leipziger Kommissionären die regste Mitarbeit bei Reinigung des Adreß- buches und bei anderen schwerwiegenden Fragen (welche es sind, will ich nicht erörtern, um nicht vorzugreifen, schon die allernächste Zukunft wird meine Angaben bestätigen), auf der anderen Seite sollen wir die Stellung der Leipziger Großsortimenter stärken?! Ich meine, es gibt in dieser Frage einen höheren Gesichts punkt, als er bisher zum Ausdruck gekommen ist. Der kleinere Vorteil ist ziffermäßig zu berechnen, der andere dagegen nicht, er liegt auf anderem Gebiete, nicht zuletzt auf dem der geschäftlichen Rücksichtnahme, der meines Erachtens alle Beteiligten teilhaftig werden müssen. Möge mein Mahnruf nicht ungehört verhallen und von jedem vorurteilsfrei denkenden Kollegen im Sortiment beachtet werden. Rostock i. M., den 3. Oktober 1910. H. Warkentien. Zur Lieferungopflicht des Verlegers. <Vgl. Nr. 218, 221, 22Z, 2Lg d. Bl.> Obgleich ich nicht die Absicht hatte, nochmals wegen meiner Streitsache mit der Firma Axel Juncker, Verlag, Charlotten burg, an die Öffentlichkeit zu treten, veranlassen mich doch die sich ständig mehrenden Zuschriften aus Sortimenterkreisen, noch nachträglich auf einen mir zunächst entgangenen Punkt der »Erwiderung« obiger Firma hinzuweisen. Dieselbe behauptet, daß ihre Lieferungsbedingungen ordnungsmäßig im Müllerschen, wie auch im Offiziellen Adreßbuch stünden. Letzteres ist nicht der Fall, und nach § 30 der neuen Verkehrsordnung haoen nur Anzeigen im »Offiziellen Adreßbuch« Geltung. Weimar, den 3. Oktober 1910. Alexander Huschke Nachf. (N. Buch mann).